Arginusenprozess

Arginusenprozess
Schlacht bei den Arginusen
Teil von: Peloponnesischer Krieg
Datum 406 v. Chr.
Ort bei den Arginusen
Ausgang Sieg der Athener
Konfliktparteien
Athen Sparta
Befehlshaber
Konon Kallikratidas
Truppenstärke
150 Trieren 170 Trieren
Verluste
25 Trieren 77 Trieren

Die Schlacht bei den Arginusen war eine der letzten großen Kampfhandlungen im Peloponnesischen Krieg zwischen Athen und Sparta (431-404 v. Chr.). Es war gleichzeitig die größte Seeschlacht, die sich Griechen jemals geliefert haben. Die athenische Flotte umfasst 130 Schiffe aus Athen, 10 aus Samos sowie 10 von den übrigen Bundesgenossen (nach Xen. Hell. I 6,25). Einer anderen Darstellung zufolge waren es 60 aus Athen, 10 aus Samos und 80 von den Verbündeten (Diod. XIII 97,1).

Eine spartanische Flotte unter dem Oberbefehl des Kallikratidas hatte die athenische Flotte auf Lesbos, die unter dem Befehl des Konon stand, eingekesselt. Athen konnte mit letzter Kraft eine neue Flotte aufbauen und nach Norden entsenden. Bei den Arginusen kam es zur Schlacht, die mit einem glänzenden Sieg für Athen endete: Die Spartaner verloren 77 Trieren, die Athener hingegen nur 25. Kallikratidas fiel in dieser Schlacht, was schließlich dazu führte, dass Lysander wieder den faktischen Oberbefehl erhielt.

Allerdings konnten die athenischen Kommandeure aufgrund eines einsetzenden Sturmes nicht mehr die Schiffbrüchigen und Toten bergen. Dies wurde den Strategen von der aufgehetzten athenischen Volksversammlung zum Vorwurf gemacht und führte schließlich zum Arginusenprozess.

Arginusenprozess

Die von Theramenes und anderen aufgehetzte Volksversammlung machte schließlich sechs der zehn Strategen – Perikles d. J., Diomedon, Lysias, Aristokrates, Thrasyllos und Erasinides – aufgrund der unterlassenen Bergung den Prozess (Konon wurde nicht angeklagt, Archestratos war bei Mytilene gefallen, Protomachos und Aristogenes entzogen sich dem Prozess und flohen). Die Quellenlage (Xenophon Hell. I 7 und Diodor XIII 101-103) ist allerdings bezüglich des Prozesses eher ambivalent: Theramenes soll nach Xenophons Darstellung mit der Rettung der Seebrüchigen und Toten beauftragt worden sein, nach Diodor wurde ihm die Schuld nur zugeschoben, aber auch in anderen Punkten sind die beiden Darstellungen nicht deckungsgleich.

Zunächst sprach man die Strategen frei, am nächsten Tag hatte sich die Meinung geändert. Nun wollte man alle sechs Strategen summarisch zum Tode verurteilen. Widerspruch gegen dieses Verfahren (viele, so auch Sokrates, hielten es offenbar für gesetzeswidrig, da normalerweise separate Verfahren vorgesehen waren) wurde niedergebrüllt: Es hieß, es sei doch schlimm, wenn das Volk nicht tun könne, was es wolle (Xenophon, Hellenika, I 7). Am Ende wurden die sechs angeklagten Strategen hingerichtet. Die entschiedene Haltung des Sokrates, der im Zusammenhang mit dem Prozess Mitglied des Ausschusses für die Durchführung von Volksentscheiden war und sich vehement gegen eine Verurteilung stellte, bezeugt der Historiker Valerius Maximus (Memorabilia 3,8,3)

Die Beweggründe für diesen Prozess, der oft als Justizskandal bezeichnet wird, lagen in dem Schock, den die Athener Bevölkerung nach dem Verlust so vieler erfahrener Seeleute erlitt. Auch wollte man wohl, zum ersten Mal nach dem oligarchischen Umsturz in Athen im Jahre 411 v. Chr., die Macht der Volksversammlung voll zum Tragen bringen. Dennoch "enthauptete" sich die Stadt damit faktisch selbst, da man mit der Hinrichtung der Strategen auch die militärische Spitze verlor. Außerdem kam es aufgrund des Prozesses zu einer Spaltung des Demos.

Siehe auch

Literatur

  • A. Andrews: „The Arginousai Trial“. In: Phoenix 28, 1974, S. 112–122.
  • Bruno Bleckmann: Athens Weg in die Niederlage. Die letzten Jahre des Peloponnesischen Krieges. Teubner, Leipzig/Stuttgart 1998. ISBN 3-519-07648-9
  • P. Cloché: „L'affaire des Arginuses“. In: RH 130, 1919, S. 5–68.
  • Adalberto Giovannini: „Xenophon, der Arginusenprozeß und die athenische Demokratie“. In: Chiron 32, 2002, S. 15-40.
  • Andreas Mehl: „Für eine neue Bewertung eines Justizskandals. Der Arginusen-Prozeß und seine Überlieferung vor dem Hintergrund von Recht und Weltanschauung im Athen des ausgehenden 5. Jhts. v. Chr.“ In: ZRG 99, 1982, S. 32–80.
  • György Németh: „Der Arginusen-Prozeß. Die Geschichte eines politischen Justizmordes“. In: Klio 66, 1984, S. 51–57.
  • Karl-Wilhelm Welwei: Das klassische Athen. Demokratie und Machtpolitik im 5. und 4. Jahrhundert. Darmstadt 1999, S. 235ff.
  • G. Wylie: „The battle of the Arginusae. A reappraisal“. In: Civiltá classica e christana 11, 1990, S. 234–249.

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