Argula von Stauff

Argula von Stauff
Argula von Grumbach auf einer Portraitmedaille, um 1520.

Argula von Grumbach, geborene Reichsfreiin von Stauff (* um 1492 in Burg Ehrenfels (Bayern); † 23. Juni 1568 in Kolitzheim) war eine evangelische Glaubensverfechterin und Reformatorin.

Wappen der Familie von Grumbach nach Siebmachers Wappenbuch

Leben

Argula wurde als Tochter des Reichsfreiherrn Bernhardin von Stauff und seiner Frau Katharina von Toerring zu Seefeld auf der Burg Ehrenfels im heutigen Beratzhausen geboren. Ihr Vater erhielt vom bayrischen Herzog Albrecht IV. (Bayern) das Amt eines Hauptmannes von Landshut. Argula kam dann als Hoffräulein an den Münchener Hof zur Herzogin Kunigunde, einer gebildeten Frau, der sie ihre Bildung verdankt. Als ihre Eltern 1509 an der Pest starben, nahm sich die Herzogin ihrer besonders an. 1516 heiratete sie den fränkischen Ritter Friedrich von Grumbach, der Pfleger in Dietfurt war. Ihm schenkte sie vier Kinder und die Ehe ende 1530 nach der Geburt von 4 Kindern.

Die Auseinandersetzungen der Reformation sind an ihr nicht unbeobachtet vorüber gegangen. Sie liest die Schriften Luthers und tritt mit Paul Speratus in Verbindung. 1523 konnte sie von sich sagen, von Dr. Martinus alles gelesen zu haben, was in deutscher Zunge ausgegangen sei. Sie schrieb auch selbst an Luther. Ebenso stand sie mit Georg Spalatin und Andreas Osiander in Briefwechsel.

Als in Ingolstadt der 18jährige Wittenberger Magister Arsacius Seehofer zum Widerruf gezwungen und ins Kloster Ettal verbannt wurde, reiste sie zu Osiander, um mit ihm zu beraten, was zu tun sei. Osiander war über die Bibelkenntnis dieser Frau erstaunt. Nun trat sie mit einigen Sendschreiben an den Herzog und an die Universität hervor, die großes Aufsehen erregten. Besonders bemerkenswert ist ihre Schrift „Ain christentlich schrifft ainer Erbarn Frauen vom Adel, darin sy alle christentliche obrigkeit ermant, bey der Warheit und dem Wort Gottes zu bleyben und solches auf christenliche pflicht ernstlicher zu handthaben“ (1523).

Ihr Eintreten für die Reformation sollte ihr viel Leid einbringen. Ihrem Gatten wurde das Amt genommen, die Familie geriet in Not, die Verwandtschaft trat scharf gegen sie auf. Diese Rückschläge konnten aber die tapfere Frau nicht bezwingen. Luther nannte sie in einem Brief an seinen Freund Johann Briesmann in Königsberg „ein einzigartiges Werkzeug Christi“ und betonte, dass sie ihren großen Kampf mit Geist und christlichen Erkenntnis führe.

Sie hatte ihre Hoffnung zuerst auf den 2. Nürnberger Reichstag gesetzt. Sie erschien auch dort und wurde vom Pfalzgrafen zu einem Gespräch gebeten. Ihre Hoffnungen sollten sich jedoch nicht verwirklichen. Luther, der ihr nicht unmittelbar schreiben konnte, bat Spalatin, der 1524 in Nürnberg weilte, sie von ihm zu grüßen und sie zu trösten. In den späteren Jahren trat sie publizistisch nicht mehr hervor. Es wird um sie still und einsam. Wir hören, dass sie 1530 Luther auf der Coburg besuchte und mit ihm ein Gespräch hatte.

Von ihrem späteren Lebensweg sind nur wenige Nachrichten erhalten. Nachdem ihr Gatte gestorben war, heiratete sie 1533 zum zweiten Mal, einen Grafen Schlick zu Passau, wurde aber bald wieder Witwe. Ihrer evangelische Gesinnung blieb sie treu.

Auf Grund der Angaben des Straubinger Urkundenbuches, erfährt man dass sie als 70jährige Greisin noch 1563 in Straubing in den Kerker geworfen wurde, weil sie ihre Untertanen in Köfing zum Abfall von der katholischen Kirche durch Vorlesen aufrührerischer Bücher veranlasst habe. Sie war zwar nicht die einzige Frau der Reformationszeit, die zur Feder griff, um für ihren Glauben einzutreten, wohl aber die bemerkenswerteste.

Literatur

  • Robert Stupperich: Grumbach, Argula von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, S. 212.
  • Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche. Band 18 Seite 779
  • Klaus Ganzer u.a. (Hrsg.): Lexikon der Reformationszeit. Herder, Freiburg im Breisgau 2002, ISBN 3-451-22019-9
  • Maria Heinsius: Das Bekenntnis der Argula von Grumbach (Christliche Wehrkraft; 34). Müller, München 1928.
  • Maria Heinsius: Das unüberwindliche Wort. Frauen der Reformationszeit. Kaiser, München 1951
  • Theodor Kolde: Arsacius Seehofer und Argula von Grumbach. In: Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte. Band 11, 1905, S. 47–77, 97–124, 149–188
  • Peter Matheson: Argula von Grumbach. A woman's voice in the reformation. Clark, Edinburgh, 1995, ISBN 0-567-09707-2 (zusätzl. online version: [1])
  • Herbert Spachmüller: Argula von Grumbach, Selbst ist die Frau; Christin, Draufgängerin, Publizistin. Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Martin, Schwabach 1992
  • Ludwig Geiger: Argula von Grumbach. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 7 f.
  • Argula von Grumbach. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).

Weblinks


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