Monika Seleš

Monika Seleš
Monica Seles
Monica Seles 2005 bei einem Interview
Nationalität: Bundesrepublik Jugoslawien Jugoslawien
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Geburtstag: 2. Dezember 1973
Größe: 178 cm
1. Profisaison: 1989
Rücktritt: 15. Februar 2008
Spielhand: Links (beidhändig)
Preisgeld: 14.891.762 US-Dollar
Einzel
Karrierebilanz: 595-122
Karrieretitel: 53
Höchste Platzierung: 1 (11. März 1991)
Wochen als Nr.1: 178 Wochen
Grand-Slam-Bilanz
Grand-Slam-Titel: 9
Australian Open S (1991, 1992, 1993, 1996)
French Open S (1990, 1991, 1992)
Wimbledon F (1992)
US Open S (1991, 1992)
Doppel
Karrierebilanz: 89-45
Karrieretitel: 6
Höchste Platzierung: 16 (22. April 1991)

Monica Seles (* 2. Dezember 1973 in Novi Sad, Jugoslawien, heute Serbien; ung.: Szeles Mónika, serbokroatisch Monika Seleš/Моника Селеш) ist eine ehemalige jugoslawische und US-amerikanische Tennisspielerin ungarischer Abstammung. Seles gewann 53 Turniere im Einzel, darunter neun Grand-Slam-Turniere, und sechs Turniere im Doppel. Die Karriere der ehemaligen Weltranglistenersten wurde 1993 durch ein Attentat überschattet. Monica Seles gilt als eine der besten und erfolgreichsten Tennisspielerinnen aller Zeiten.

Inhaltsverzeichnis

Spielweise

Die 1,79 Meter große Seles ist Linkshänderin und benutzte sowohl ihre Vorhand als auch ihre Rückhand beidhändig. Noch ungewöhnlicher ist, dass sie nicht umgriff, wenn sie die Seiten wechselte. Angesichts ihrer beidseitig beidhändigen Spielweise war es Seles möglich, extrem spitze Winkel zu spielen, die die gegnerische Seite weit öffnen. Die beidhändige Spielweise sorgte auch für eine stark verdeckte Schlagausführung, die die Antizipation der Schläge erschwerte. Eines ihrer Markenzeichen waren ihre kräftigen Lautäußerungen bei harten Schlägen während sie den Ball spielt. Dieses Charakteristikum hat wiederholt für Kontroversen mit Kontrahentinnen (u. a. Nathalie Tauziat, Martina Navrátilová, Katerina Maleewa) gesorgt, die sie aufforderten, es während des Spieles zu unterlassen.

Karriere

Aufstieg

Monica Seles begann mit sechs Jahren Tennis zu spielen. Angeleitet wurde sie dabei von Vater Karoly. Das erste Turnier gewann sie mit neun Jahren. Aus dieser Zeit ist von ihr selbst jene nette Episode überliefert, dass Seles, die noch nicht in der Lage gewesen war, bei Wettkampf-Spielen den Spielstand selbst zu erfassen, von Zeit zu Zeit ihrem Vater fragend zugerufen habe: „Gewinne ich?“

1985, mit elf Jahren, gewann Seles die prestigeträchtige Orange Bowl in Miami, eines der weltweit bedeutendsten Nachwuchsturniere. Hierbei erweckte das beidhändig spielende Mädchen das Interesse des weltbekannten amerikanischen Tenniscoachs Nick Bolletieri. 1986 zog Familie Seles in die Vereinigten Staaten, wo Monica für zwei Jahre unter der bekanntermaßen harten Ägide Bolletieris ihr Spiel weiter verbesserte. Bolletieri war von der absoluten Außergewöhnlichkeit seiner Athletin und ihrer ungewöhnlichen Spielweise von Anfang an überzeugt. So ließ er eigens für Seles einen von hohen Wänden umgebenen Platz errichten, um so von neugierigen Blicken der potenziellen Konkurrenz ungestört Seles’ Powerspiel zur Perfektion zu entwickeln.

Wie gut diese Taktik aufging, erwies sich bereits zwei Jahre später, als Seles im Alter von 15 Jahren Tennisprofi wurde. Im Mai desselben Jahres errang sie in Houston ihren ersten großen Titel. Im Finale schlug Seles die Weltranglisten-Dritte Chris Evert. Die meisten Gegnerinnen hatten dem beidseitigen Powerspiel von Monica Seles nichts entgegenzusetzen. Ihre beidhändige Spielweise ermöglichte zudem ein ungewöhnlich verdecktes Winkelspiel, das es den Gegnerinnen schwer machte, Seles’ Spielzüge zu antizipieren. Für viele gilt sie als die eigentliche Begründerin des modernen Power-Tennis.

Einen Monat später erreichte Seles bei ihrem ersten Grand-Slam-Turnier bereits das Halbfinale der French Open, wo es der Weltranglisten-Ersten Steffi Graf bedurfte, um den Shooting-Star zu stoppen. Es war nach diesem umkämpften Spiel, als Grafs Vater Peter zu Protokoll gab, dass Seles die Herausforderin seiner Tochter sein werde. Eine große Rivalität deutete sich an. Seles beendete ihr erstes Profijahr auf dem sechsten Platz in der Weltrangliste.

1990: Durchbruch

Das Jahr 1990 brachte den Durchbruch Monica Seles’. Bereits im Mai hatte Seles bei den German Open in Berlin erstmals Steffi Graf bezwungen. Graf hatte in den Vorjahren das Welttennis dominiert wie kaum eine andere Spielerin zuvor und war seit 66 aufeinander folgenden Spielen unbesiegt. Zwei Wochen später gelang Seles die Wiederholung des Triumphs: Bei den French Open besiegte sie in einem umkämpften Finale erneut die Weltranglisten-Erste, die im Tie-Break des ersten Satzes vier Satzbälle nicht verwerten konnte. Seles gewann in zwei Sätzen. Sie ist mit 16 Jahren und 6 Monaten die bis heute jüngste French-Open-Siegerin aller Zeiten.

1991–1993: Weltranglisten-Erste und Dominanz

Das Jahr 1991 war das erste von zwei Jahren, in denen Monica Seles das Welttennis dominierte. Seles startete mit dem Gewinn der Australian Open im Januar, wo sie bei ihrer ersten Teilnahme Jana Novotná im Finale schlug. Im März gelang es ihr, Steffi Graf als Weltranglistenerste zu entthronen. Im Juni verteidigte sie ihren French-Open-Titel in Paris gegen Arantxa Sánchez Vicario, die Siegerin von 1989. Während der sich zeitlich anschließenden Wimbledon Championships nahm Seles eine überraschende sechswöchige Auszeit. Im September aber erreichte sie auf Anhieb das Finale ihrer ersten US Open, in dem sie Martina Navrátilová schlug.

Auch das Jahr 1992 verlief in ähnlich erfolgreicher Weise: Monica Seles gelang es, ihre drei Grand-Slam-Titel zu verteidigen. Einen Höhepunkt bildete hierbei das Finalspiel in Roland Garros, wo sie erneut der wieder erstarkten Graf gegenüberstand und diese in einem legendären Spiel mit 10:8 im dritten Satz niederrang. Seles erreichte auch erstmals das Wimbledon-Finale, unterlag auf Rasen aber deutlich ihrer Vorgängerin Steffi Graf. Graf siegte mit 6:2 und 6:1.

Zwischen Januar 1991 bis Februar 1993 gewann Monica Seles 22 Turniere und erreichte 33-mal das Finale – bei insgesamt 34 gespielten Turnieren. Sie kam hierbei auf die Bilanz von 159 Siegen bei 12 Niederlagen (92,9 %). Bei Grand-Slam-Turnieren stand Seles’ Quote bei 55 Siegen und einer Niederlage. Innerhalb ihrer ersten vier Jahre auf der Tour (1989–1992) erreichte sie bei 30 Turniersiegen eine Siegesquote von 231:25 Spielen (90,2 %). Nur Chris Evert kann mit 91,4 % und 34 Turniersiegen zwischen 1971 und 1974 auf einen besseren Karrierestart zurückblicken.

Monica Seles ging als stärkste Spielerin ins Jahr 1993. Im Januar startete sie erneut mit einem Titelgewinn über Graf bei den Australian Open. Sie schlug sie in drei Sätzen und verbuchte in Down Under ihren dritten Titelgewinn in Folge.

Erbitterte Rivalität bis 1993: Monica Seles und Steffi Graf

Die sportliche Rivalität zwischen Steffi Graf und Monica Seles zwischen 1989 und 1993 gehörte zu den großen Kapiteln des Tennissports. Die meist hart umkämpften Duelle der beiden hinsichtlich ihrer Persönlichkeit und ihres Spielsystems so unterschiedlichen Athletinnen markierten Höhepunkte in beider Karrieren und haben das Damentennis auf ein höheres Niveau geführt.

In ihren Auseinandersetzungen trafen nicht nur sehr unterschiedliche Persönlichkeiten aufeinander: Hier die introvertierte stille Graf, die jeden Medienrummel scheute und sich anfangs jedes Lächeln verkniff. Dort die extrovertierte Seles, die ihre Gegnerinnen zur Begrüßung als 15-Jährige mit Rosensträußen beehrte, um sie dann vom Platz zu fegen. Auch die so unterschiedlichen Spielsysteme nährten die große Rivalität: Hier die schnörkellos spielende, schnelle Graf mit ihrer gewaltigen Vorhand und der den Ball tief eingrabenden unterschnittenen Rückhand. Dort Monica Seles, die stöhnend jeden Ball mit maximaler Härte spielte und die Gegnerinnen mit raffiniertem Winkelspiel aus dem Platz zwang. Beider absoluter Anspruch, die Beste sein zu wollen, machte die Aufeinandertreffen der beiden Dominatorinnen zu emotional aufgeladenen Sternstunden des Tennissports.

Bis zum Erscheinen der jungen Monica Seles hatte Steffi Graf das Welttennis nach Belieben beherrscht und als nahezu unbesiegbar gegolten. Dies hatte sich 1990 im zweiten Jahr von Monica Seles auf der Tour geändert, in der Graf erstmals unterlag und sieglos blieb. Im Jahr 1991, in dem Grafs Form insgesamt kriselte und sie für ihre Verhältnisse auch ungewöhnlich oft gegen andere Spielerinnen verlor, hatte Seles die Führung in der Weltrangliste übernommen und drei der vier möglichen Grand-Slam-Turniere gewonnen, wobei sich beide in keinem einzigen der Grand-Slam-Finals gegenüberstanden. Graf hatte Seles in den einzigen beiden Aufeinandertreffen des Jahres bei zwei kleineren Turnieren besiegt, jedoch – mit Ausnahme des Sieges in Wimbledon – kein anderes Major-Endspiel erreicht. Auch 1992 gewann Seles drei der vier Grand-Slam-Turniere. Beide standen sich im Verlaufe des Jahres zweimal gegenüber, nun wieder in den Endspielen von Grand-Slam-Turnieren. Bei den French Open siegte Seles über Graf mit 10:8 im dritten Satz. In Wimbledon gewann die Deutsche gegen Seles. Seles revanchiert sich, neuerlich in einem Grand-Slam-Finale, Anfang 1993 bei den Australian Open mit einem Drei-Satz-Sieg.

Im April des Jahres 1993 wies die Gesamtbilanz für Graf sechs und für Seles vier Siege aus, wobei Seles sechs der letzten acht Grand-Slam-Turniere gewonnen hatte. Angesichts des allmählichen Wiedererstarkens von Graf deutete sich Anfang 1993 eine langjährige sportliche Rivalität an, die in ihrer Emotionsgeladenheit, Brisanz und Spannung ein Versprechen für die Zukunft zu sein schien: Ein Kampf um die Vormachtstellung im Damen-Tennis, der eine ähnliche Qualität versprach, wie man sie vorher zwischen Chris Evert und Martina Navratilova erlebt hatte.

Doch diese hoch gespannten Erwartungen fanden im April des Jahres 1993 ein unvorhergesehenes, jähes Ende, über das die frühere Weltklasse-Spielerin Pam Shriver sagte: „Man hat uns um das Duell einer Generation betrogen.“

1993–1995: Attentat und Rückzug von der Tour

Das Jahr 1993 hatte für Monica Seles mit der erfolgreichen Titelverteidigung bei den Australian Open begonnen. Ein Turniersieg in Chicago gegen Martina Navrátilová folgte. Doch es war etwas später die amerikanische Altmeisterin Navrátilová, die Seles 34 Matches umfassende Siegesserie im Finale der Paris Indoor Championships beendete. Eine hartnäckige Virusinfektion zwang die Weltranglistenerste im Anschluss zum Verzicht auf die Turniere von Indian Wells, Miami, Hilton Head und Barcelona.

Ihre erfolgreiche Rückkehr zur Tour feierte Seles beim Tennisturnier in Hamburg. Am 30. April 1993 wurde Monica Seles während ihrer Viertelfinalbegegnung gegen die Bulgarin Magdalena Maleewa von dem psychisch gestörten Günter Parche, einem damals 38-jährigen deutschen Fan ihrer stärksten Kontrahentin Steffi Graf, beim Seitenwechsel in den Rücken gestochen. Seles, die zu dieser Zeit Platz eins in der Weltrangliste hatte, bestritt nach dem Attentat zwei Jahre lang keine professionellen Spiele mehr. Wenige Wochen später übernahm Graf erneut die Führungsposition der Weltrangliste.

Die Nachrichten über eine mögliche Rückkehr von Monica Seles wechselten. Zwar schienen die physischen Verletzungen des Messerattentats schon bald verheilt, doch anders verhielt es sich mit der Psyche: Seles litt unter einer posttraumatischen Belastungsstörung und in der Folge unter depressiven Verstimmungen. Comeback-Ankündigungen folgten immer wieder Absagen. Am 17. Mai 1994 wurde Seles US-Bürgerin.

1995: Das Comeback

1995 verdichteten sich die Anzeichen für das lange In Frage stehende Comeback der Monica Seles. Seles war zu Gast bei den French Open, präsentierte sich als Zuschauerin der Spiele erstmals wieder der Öffentlichkeit und deutete eine mögliche Rückkehr auf die Tour an.

Den ersten Schritt auf dem Weg zum Comeback als Profispielerin machte die ehemalige Weltranglistenerste am 29. Juli 1995 in Atlantic City mit einem Schaukampf gegen Martina Navrátilová. Um Seles einen fairen Wiedereinstieg ins Profigeschehen zu ermöglichen, hatte die WTA ihre Regularien geändert. Mit Zustimmung der aktuellen Weltranglistenersten Steffi Graf wurde die Neu-Amerikanerin für die ersten sechs gespielten Turniere als Co-Nummer 1 im Ranking geführt. Sinn dieser Regelung war, Seles zu ermöglichen, ohne den Druck einer zunächst niederen Weltranglistenplatzierung Ranglistenpunkte sammeln zu können, aus denen sich dann ihre tatsächliche Weltranglistenposition ergeben sollte.

Im August feierte Seles ein furioses Comeback bei den Canadian Open in Toronto. Seles siegte triumphal, gab im Turnierverlauf keinen Satz und nur 14 Spiele ab und bezwang unter anderem Gabriela Sabatini mit 6:1 und 6:0.

Auch bei den darauf folgenden US Open setzte sich Seles’ Siegeszug zunächst ungebrochen fort. Sie siegte gegen Anke Huber, schlug Jana Novotná und Conchita Martínez und zog in das mit Spannung erwartete Finale gegen ihre Vorgängerin und Nachfolgerin an der Weltranglistenspitze, Steffi Graf, ein. Seles unterlag in einem hochklassigen und von starken Emotionen geprägten engen Match mit 6:7 (6:8), 6:0 und 3:6.

Im Anschluss stoppten Verletzungsprobleme die Fortsetzung von Seles’ bemerkenswerter Rückkehr. Auf Grund von Überanstrengungserscheinungen im linken Knie und Fuß war die Amerikanerin gezwungen, auf die geplanten Starts in Oakland und bei den WTA-Championships zu verzichten.

1996–1998: Neunter Grand-Slam-Sieg, Verletzungspausen und Tod des Vaters

Dauerhaft gelang es Seles nicht, wieder an die überragende Form und die alten Erfolge anzuknüpfen. Chronische Verletzungsprobleme und der Tod des Vaters im Frühjahr 1998 warfen die Amerikanerin immer wieder zurück.

Nur bis zu den Australian Open 1996 schien die Karriere der Monica Seles nahezu nahtlos dort anzuschließen, wo sie zwei Jahre zuvor so abrupt unterbrochen worden war: Seles gewann das Vorbereitungsturnier in Sydney gegen die Amerikanerin Lindsay Davenport und wenig später in Melbourne auch ihr insgesamt neuntes Grand-Slam-Turnier. Sie blieb somit bei ihrem insgesamt vierten Start in Australien ungeschlagen. Mit den Spielen, die sie im darauf folgenden Jahr bei den Australian Open gewinnen sollte, brach Monica Seles den 73 Jahre alten Rekord der Tennis-Legende Suzanne Lenglen: Sie war seit ihrem ersten Auftreten bei den Australian Open für insgesamt 33 Spiele in Folge unbesiegt geblieben. Auf dem Weg zum Titel 1996 besiegte sie Spielerinnen wie Anke Huber, Conchita Martínez und Jana Novotná. Seles kehrte in die Top Ten der Weltrangliste zurück.

Eine Schulterentzündung zwang Seles zu einer erneuten Verletzungspause, die bis in den späten Mai andauerte. Bei ihrer ersten Rückkehr zu den French Open seit dem Attentat erreichte Monica Seles das Viertelfinale, in dem sie Jana Novotna mit 6:7 und 3:6 unterlag. Im Anschluss gelang ihr mit dem Sieg beim Wimbledon-Vorbereitungsturnier in Eastbourne der erste Turniergewinn auf Rasen. Weniger erfolgreich verlief Seles’ Rückkehr nach Wimbledon, wo sie bereits in der zweiten Runde der unbekannten Slowakin Studenikova unterlag.

Bei den US Open gelang es Seles erneut ins Finale einzuziehen, in dem sie wie im Vorjahr der alten Rivalin Steffi Graf mit 5:7 und 4:6 unterlag. Im weiteren Verlauf des Jahres gewann Seles die Turniere in Montreal und Tokio. Dann aber folgten elf Monate Wartezeit.

1997 blieb Monica Seles bis zum August sieglos. Eine Fingerverletzung zwang sie zur Absage der Frühjahrsturniere. Dann aber besiegte die Amerikanerin im Finale von Manhattan Beach die Weltranglistenerste Lindsay Davenport und triumphierte eine Woche später in Toronto. Es war dies ihr 40. Sieg bei einem WTA-Turnier. Weitere Finalteilnahmen in Miami und Hilton Head sowie der Halbfinaleinzug bei den French Open bescherten Seles kurzzeitig die Rückkehr auf den zweiten Platz der Weltrangliste. Sowohl in Hilton Head als auch in Paris unterlag die ehemalige Weltranglistenerste jeweils nur äußerst knapp der neuen Nummer eins des Rankings, Martina Hingis. Doch bereits eine Woche später führte eine Schulterverletzung erneut zur Absage der nächsten Einsätze. Bei den US Open unterlag Seles bereits im Viertelfinale Irina Spirlea. Die Presse berichtete erstmals über die schwere Krebserkrankung von Vater Karoly.

1998 starb Monica Seles’ Vater Karoly. Im Viertelfinale der Australian Open 1999 feierte Seles mit 7:5 und 6:1 den ersten Sieg über Steffi Graf seit ihrem Comeback, scheitert aber im Halbfinale an Martina Hingis. Das letzte Aufeinandertreffen der großen Rivalinnen Seles und Graf, deren Karrieren so schicksalhaft miteinander verflochten waren, fand im Jahr 1999 im Halbfinale der French Open statt. Graf gewann das Spiel mit 6:7, 6:3 und 6:4.

1999-2007: Höhen, Tiefen und ständige Verletzungsprobleme

Die nächsten Jahre waren von einigen Höhen und vielen Tiefen geprägt: Langen Verletzungspausen folgten immer wieder Turniersiege. Der letzte datiert vom Mai 2002, als Monica Seles die Madrid Open gewann. Es war der insgesamt 53. Turniererfolg der Amerikanerin.

Seles’ letzter Auftritt auf der Profitour fand bei den French Open im Jahr 2003 statt. Die dreifache Paris-Siegerin unterlag in der ersten Runde der French Open völlig außer Form der Russin Nadia Petrowa mit 4:6 und 0:6. Ständige Rücken- und Fußprobleme zwangen Seles zum Rückzug von der Tour. Eine auf Anraten ihrer Ärzte eingelegte neunmonatige Pause brachte, Seles zu Folge, nicht die erhoffte Verbesserung. Dem von Monica Seles in größeren Zeitabständen immer wieder geäußerten Wunsch, sie werde eventuell ein Comeback anstreben, folgten Monate des Schweigens. Spekulationen um ein stilles Ende ihrer Karriere ohne offizielle Rücktrittserklärung machten die Runde.

2008: Der endgültige Rücktritt

Am 3. Dezember 2007 erklärte Monica Seles gegenüber der Zeitung Los Angeles Times ihre Absicht, möglicherweise im März 2008 beim Turnier in Miami auf die Tour zurück zu kehren und ein Comeback zu versuchen. Seles betonte, dass sie sich nicht mehr im Stande sehe, eine komplette Saison zu spielen. Die mittlerweile 34-Jährige, deren letztes Spiel auf der Profitour mehr als vier Jahre zurück lag, erläuterte, deshalb nur noch die Grand-Slam-Turniere sowie einige weitere Veranstaltungen der zweithöchsten Kategorie in Angriff nehmen zu wollen.

Am 15. Februar 2008 fanden alle Spekulationen um eine mögliche Rückkehr der ehemaligen Weltranglistenersten ein Ende. Fünf Jahre nachdem Seles ihr letztes offizielles Match bestritt, ließ sie in Miami von ihrem Manager offiziell ihren Rücktritt vom Profitennissport erklären. Grund hierfür waren auch die weiterhin anhaltenden Schmerzen, welche ihr immer wieder Probleme bereiteten.

Bedeutende Matches

French Open 1990

(Finale: Seles - Graf 7:6 6:4)

Drei Wochen, nachdem Monica Seles die Weltranglistenerste Steffi Graf ausgerechnet bei deren erklärtem Lieblingsturnier in Berlin erstmals bezwungen hatte, trafen sich die beiden Spielerinnen im Endspiel der French Open wieder. Seles führte schnell mit 3:0 und 4:1, ehe das Match wegen Regens unterbrochen werden musste. Graf kam hoch motiviert aus der Kabine zurück und schien entschlossen zu zeigen, wer die beste Spielerin der Welt ist. Nach einer Aufholjagd führte Graf im Tie-Break mit 6:2 und hatte 4 Satzbälle. Doch Seles gelangen in dieser Phase alle folgenden sechs Punkte und somit der Gewinn des ersten Satzes. Durch diese verpasste Chance gehemmt musste Graf auch den zweiten Satz mit 4:6 abgeben und Seles feierte ihren ersten Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier.

Masters 1990

(Finale: Seles - Sabatini 6:4 5:7 3:6 6:4 6:2)

Erstmals seit 1902 ging 1990 ein Damenmatch wieder über die Distanz von 5 Sätzen. Seles hatte zuvor in einem harten Dreisatzmatch Arantxa Sánchez Vicario besiegt, während Gabriela Sabatini Steffi Graf aus dem Rennen werfen konnte. Seles gewann den ersten Satz nach einer dreiviertel Stunde mit 6:4, ehe sich Sabatini zurück kämpfte und sich die Sätze 2 und 3 sichern konnte, womit ein normales Finale der Damen beendet gewesen wäre. Damals waren jedoch drei gewonnene Sätze zum Sieg beim Masters nötig. Seles kämpfte sich zurück in die Partie und ging letzten Endes nach nahezu vier Stunden Spielzeit als Siegerin vom Platz. Für Seles war es der erste Triumph beim Masters und bedeutete damals auch erstmals Platz 2 in der Weltrangliste.

French Open 1992

(Finale: Seles - Graf 6:2 3:6 10:8)

1992 stand Monica Seles zum dritten Mal in Folge im Endspiel der French Open. Wie schon 1990 hieß die Gegnerin Steffi Graf. Seles begann extrem druckvoll und ließ Graf beim 6:2 im ersten Satz kaum eine Chance. Doch Graf kämpfte sich zurück in die Partie und konnte den zweiten Satz mit 6:3 für sich entscheiden. Nun begann ein echter Schlagabtausch der beiden damals mit Abstand besten Spielerinnen der Welt. Seles gelang das erste Break im letzten Satz und sie hatte beim Stand von 5:3 Matchbälle. Diese konnte die Weltranglisten-Zweite Graf jedoch mit hervorragendem Spiel allesamt abwehren. Graf gelang das 4:5 und danach das Break zum 5:5. Vor einem begeisterten Pariser Publikum kämpften beide Spielerinnen weiter, ehe Seles bei einer 9:8 Führung erneut Matchbälle hatte, wovon sie den zweiten letztendlich nutzen konnte.

Wimbledon 1992

(Finale: Seles - Graf 2:6 1:6)

Einen Höhepunkt negativer Art in der sportlichen Laufbahn von Monica Seles stellte das Wimbledon-Finale 1992 dar. Seles zeigte sich von Debatten um ihre Stöhn-Geräusche beeindruckt. Ihre Gegnerinnen im Viertelfinale und Halbfinale, Tauziat und Navratilova, hatten sich mehrmals beschwert. Seles versuchte nun im Endspiel möglichst still zu sein, was ihr Spiel negativ beeinflusste. Umgekehrt schien Graf an jenem Tag auch extrem motiviert, die French-Open-Niederlage vier Wochen zuvor wett zu machen. Das Spiel wurde mehrmals wegen Regens unterbrochen, was zu einer Gesamtspielzeit von nahezu fünf Stunden führte. Die reine Spielzeit betrug jedoch nur 58 Minuten, in welchen Graf jederzeit die Kontrolle auf dem schnellen Untergrund hatte und ohne Probleme mit 6:2 und 6:1 siegte.

US Open 1995

(Finale: Graf-Seles 7:6, 0:6, 6:3)

Das Finale der US Open 1995 hat fraglos als einer der emotionalsten, spannendsten und härtesten Schlagabtausche in die Geschichte des modernen Tennis Einzug gefunden. Zum ersten Mal seit dem Attentat des Graf-Fans Parche im Jahre 1993 standen sich Graf und Seles erneut auf dem Platz gegenüber. Für Seles war der Einzug ins Endspiel die Krönung eines bis dahin makellosen Comebacks: Auf Anhieb hatte sie das Turnier in Toronto gewinnen können und auch bei den US Open war Seles nicht zu stoppen. Die Tenniswelt starrte gebannt auf das Duell zwischen den beiden Tennisköniginnen der neunziger Jahre. Für beide bedeutete dieses neuerliche Zusammentreffen eine besondere emotionale Herausforderung: Für Seles, deren glanzvolle Karriere durch den fanatischen Graf-Bewunderer Parche abrupt unterbrochen worden war. Für Graf, die immer in dem Bewusstsein und mit dem Makel hatte leben müssen, dass es Parches Absicht war, ihre schärfste Konkurrentin aus dem Weg zu räumen. Graf befand sich zudem inmitten eines Verfahrens wegen Steuerhinterziehung, das zur Verhaftung ihres Vaters Peter geführt hatte.

Die ersten Ballwechsel des Spiels machten Glauben, dass die Zeit stehen geblieben sei: Beide spielten auf allerhöchstem Niveau. Seles und Graf lieferten sich einen bedingungslos geführten Schlagabtausch. Schlaghärte und Schnelligkeit des Spiels waren atemberaubend. Beide zeigten keinerlei Schwäche. Fast folgerichtig endete Satz 1 im Tie-Break und auch dieser verlief sehr eng. Seles hatte schließlich Satzball. Ihr Aufschlag durch die Mitte landete im Bereich der Linie und wurde schließlich ausgegeben. Seles ist empört. Graf gewinnt die nächsten Punkte und so auch den ersten Durchgang.

Im zweiten Satz dominiert nur Monica Seles: Mit unglaublicher Härte produziert sie unerreichbare direkte Gewinnschläge aus allen erdenklichen Ecken des Platzes. Ihre Gegnerin ist in dieser Situation chancenlos. Es ist das erste Mal, dass Graf bei den US Open einen Satz 0:6 verliert.

Im Entscheidungssatz gibt sich keine der beiden eine große Blöße. Aber Graf gelingt ein frühes Break, das es ihr gelingt zu transportieren. Beim Stand von 5:3 für Graf kann Seles den ersten Matchball der Deutschen noch mit einem unerreichbaren Return abwehren. Beim zweiten Matchball landet eine beidhändige Vorhand von Seles im Netz: Graf siegt knapp mit 7:6, 0:6, 6:3.

Grand-Slam-Ergebnisse

Turnier 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Career
Australian Open - - S S S - - S - - HF - VF HF 2r 4
French Open HF S S S - - - VF HF F HF VF - VF 1r 3
Wimbledon 4r VF - F - - - 2r 3r VF 3r VF - VF - 0
US Open 4r 3r S S - - F F VF VF VF VF 4r VF - 2
WTA Tour Championships VF S S S - - - 4r 4r VF - F - VF - 3

Rekorde

Rekord-Weltranglistenerste im Damentennis
Rang Name Wochen
1. Deutschland Steffi Graf 377
2. CZECZE USAUSA Martina Navrátilová 331
3. Vereinigte Staaten Chris Evert 260
4. Schweiz Martina Hingis 209
5. FR-YUGFR-YUG USAUSA Monica Seles 178
  • Jüngste French Open-Siegerin aller Zeiten (16 Jahre 6 Monate)
  • Mit ihren drei aufeinander folgenden French Open-Siegen (1990–1992) stellt Monica Seles den Rekord von Helen Wills Moody (1928–1930) und Hilde Krahwinkel (1935–1937) ein.
  • Mit 33 Spielen, in denen Seles bei einem Grand-Slam-Turnier (Australian Open) vom ersten Auftritt an ungeschlagen bleibt, bricht sie den 73 Jahre alten Rekord von Suzanne Lenglen.

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