Mont-St -Michel

Mont-St -Michel
Dieser Artikel beschreibt die französische Ortschaft Mont-Saint-Michel am Ärmelkanal. Den gleichnamigen Berg in den Vogesen ersehen sie unter Saint-Jean-Saverne.
Le Mont-Saint-Michel
Wappen von Le Mont-Saint-Michel
Le Mont-Saint-Michel (Frankreich)
DEC
Le Mont-Saint-Michel
Region Basse-Normandie
Département Manche
Arrondissement Avranches
Kanton Pontorson
Koordinaten 48° 38′ N, 1° 31′ W48.635833333333-1.511111111111175Koordinaten: 48° 38′ N, 1° 31′ W
Höhe 5 bis 80 m
Fläche 3,97 km²
Einwohner
– mit Hauptwohnsitz
– Bevölkerungsdichte
(2006)
41 Einwohner
10 Einw./km²
Postleitzahl 50116
INSEE-Code 50353
Website www.mont-saint-michel.net
Der Mont Saint-Michel bei Sonnenuntergang
Der Mont Saint-Michel bei Sonnenuntergang
Der Mont Saint-Michel von Süden
Mont Saint-Michel und Tombelaine aus der Luft
Mont Saint-Michel
Mont Saint-Michel
Blick vom Mont Saint-Michel über den großen Parkplatz für die Touristen (linke Bildseite)
Die Stadt unterhalb des Klosters
Besucherandrang in den engen Gassen des Mont Saint-Michel
Buchmalerei aus den Très Riches Heures du Duc de Berry um 1415
Mont Saint-Michel umgeben vom Watt
Plan der Insel

Der Mont Saint-Michel ist eine felsige Insel im Ärmelkanal an der Mündung des Couesnon etwa einen Kilometer vor der Küste im Wattenmeer der Normandie, nahe Avranches und der Grenze zur Bretagne.

Die ohne Bauten rund 46 Meter hohe Insel ist berühmt für das auf ihr erbaute Benediktinerkloster, das die nur ca. 55.000 m² (Umfang ca. 830 m) große Insel dominiert. Es ist eines der besten Beispiele für französische normannische Architektur (Beginn um 1022) und für eine befestigte Abtei. Mont-Saint-Michel ist auch eine Stadt (Département Manche, Region Basse-Normandie), die schon 708 gegründet wurde, im Mittelalter von Pilgern und heute vom Tourismus lebt.

Im Kloster leben und arbeiten noch heute etwa ein Dutzend Benediktinermönche, und der Mont hat sich wieder zu einer großen Touristenattraktion und auch erneut – noch in geringem, aber wachsenden Umfang – zu einem Pilgerort entwickelt, unter anderem im Zusammenhang mit dem Jakobsweg. Er wird jährlich von etwa 3,5 Millionen Menschen besucht. Der Berg und seine Bucht gehören seit 1979 dem Weltkulturerbe der UNESCO an. Außerdem wird er auch seit 1998 als Teil des Welterbe „Jakobsweg in Frankreich“ aufgeführt.

Der Mont Saint-Michel kommt auch in der Artussage vor: Hier soll ein Riese gelebt haben, den Artus erschlug.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vor dem Bau des ersten Sakralbaus im 8. Jahrhundert trug die Insel den Namen Mont-Tombe. Die Bewohner der Umgebung erklären diesen Namen mit dem Ausdruck für eine grabähnliche Erhebung, franz. tombe. Dies stimmt überein mit indo-europäisch tum (Erhebung), woraus dann tumba bzw. tumulus wurde. Tombelaine, der Name der kleinen, etwas nördlich gelegenen Insel, ist die Verkleinerungsform von Mont-Tombe.

Nach der Legende erschien 708 der Erzengel Michael dem Bischof Aubert von Avranches, mit dem Auftrag zum Bau einer Kirche auf der Felseninsel. Aber der Bischof folgte auch der mehrfach wiederholten Aufforderung nicht, bis der Engel ihm mit seinem Finger ein Loch in den Schädel brannte. [Der Schädel von Aubert mit dem Loch wird in der Kirche St-Gervais in Avranches aufbewahrt; in Wahrheit dürfte es sich jedoch um einen neolithischen, trepanierten Schädel handeln.] Im Zeitraum 708-709 errichtete der heilige Aubert dann ein erstes Sanktuarium zu Ehren des heiligen Michael.

Im Jahr 933 annektierten die Normannen die Halbinsel Cotentin, wodurch die Insel strategisch bedeutsam an die Grenze zur Bretagne zu liegen kam. Eine erste Kirche im vorromanischen Stil wurde errichtet, und die festungsartige Insel widerstand den Raubzügen der Wikinger. 965/966 gründete eine Gruppe von Benediktinermönchen das Kloster. In den folgenden Jahrhunderten finanzierten Herzöge und Könige die großartige Architektur des Klosters. 1017 begann Abt Hildebert II. mit dem Bau der zentralen Klosteranlage, die erst 1520 fertiggestellt sein sollte. Von 1023 bis 1084 wurde eine erste romanische Abteikirche errichtet.

Im 12. Jahrhundert war die Abtei Ziel großer Pilgerströme. Sie verfügte über große Macht und bedeutenden Einfluss, was sich auch in der Gründung zahlreicher Tochterabteien niederschlug, so z. B. St. Michael’s Mount in Cornwall. Die Normandie kam zum französischen Königreich, und Philippe Auguste, König von Frankreich, ermöglichte im 13. Jahrhundert den Ausbau des Klosters im gotischen Stil (das Gebäudeensemble La Merveille). Die Abtei hatte bedeutende Äbte, die sie zu höchsten Höhen führten; der bedeutendste unter ihnen war Robert von Torigni (ca. 1110 - 1186). Sie hatte aber auch eine Reihe von "Aebten", die sie als Kommende erhalten hatten und regelrecht ausplünderten. Der auf diese Weise eingeleitete Niedergang setzte definitiv mit dem Hundertjährigen Krieg ein. Der Mont Saint-Michel wurde von den Engländern, die sich 1423 auf der Insel Tombelaine festgesetzt hatten, bis 1434 belagert. Er wurde zwar zu keinem Zeitpunkt eingenommen, aber vor allem die Ortschaft wurde durch die englische Artillerie fast vollständig zerstört. Trotzdem zog das Kloster in der Mitte des 15. Jahrhunderts weiterhin Pilger an. Ein besonders bemerkenswertes Phänomen sind die zahlreichen Kinderwallfahrten aus Deutschland in den Jahren um 1456 bis 1458. Allein aus der süddeutschen Reichsstadt Schwäbisch Hall zogen 1458 etwa 100 Knaben zum Mont Saint-Michel. 1469 wurde die Abtei Sitz des neu gegründeten Ritterordens Ordre de Saint-Michel.

Zwar wurde noch 1520 der Chor im spätgotischen Stil (Flamboyant) fertig gestellt, aber in der Folge der Reformation und der anderen Umwälzungen der Neuzeit ging es mit dem Mont Saint-Michel bergab. 1790 verließen die Benediktiner das Kloster (erst 1969 sollten die Mönche zurückkehren). Im Zusammenhang mit der Französischen Revolution wurde die Abtei in ein Gefängnis umgewandelt, das ursprünglich für Regimegegner aus den Reihen des Klerus gedacht war. Der Berg erhielt den Namen Mont-Libre, was dem Verwendungszweck zweifellos Hohn sprach. Zwischen 15 000 und 18 000 Menschen saßen hier ein, auch einige wichtige politische Häftlinge wie Raspail und Barbès.

Während Jahrhunderten hatte der Mont zu den herausragenden europäischen Pilgerzielen gehört, das Menschen aus dem ganzen Kontinent anzog, und er hatte als Kloster mit Skriptorium weit über die Normandie hinaus höchste Wirkung entfaltet. Jetzt aber sprach niemand mehr vom Kloster als spirituellem und als Pilger-Ort; dem Mont haftete nur noch der Ruf eines der abscheulichsten Gefängnisse Frankreichs an, und deshalb wurde er jetzt in jeder Beziehung gemieden. Damit hatte der Mont seinen absoluten Tiefpunkt erreicht; viele Bauten waren am Zerfallen und teilweise bereits Ruinen, die Bevölkerung der Ortschaft war total verarmt, und der Fortbestand des Mont insgesamt war akut gefährdet.

Zu diesem Zeitpunkt, ab 1836, begann sich eine Bewegung um Victor Hugo für die Wiederherstellung des ihrer Meinung nach architektonischen Schatzes von nationalem Rang einzusetzen. Die Romantik hatte den Mont entdeckt! Sie verherrlichte ihn in Gedichten, Romanen und Gemälden und machte ihn auf diese Weise wieder weitherum und zudem in einem neuen, positiven Licht bekannt. 1863 erfolgte die Schließung des Gefängnisses. 1874 wurde der Mont Saint-Michel zum nationalen Denkmal (Monument historique) erklärt. Was die bauliche Erhaltung des Mont anbelangt, stand man vor einer gigantischen und auch enorm komplexen Aufgabe. Nur herausragende, von ihrer Mission durch und durch überzeugte Fachleute waren fähig, sich einer solchen Herausforderung zu stellen, und nur eine staatliche Organisation wie die Caisse Nationale des Monuments historiques et des Sites besaß den erforderlichen jahrzehntelangen finanziellen "Schnauf" und die auch über zwei Weltkriege hinhaltende Beharrlichkeit, um die Ausführung der Arbeiten zu begleiten. Im Buch Le Mont-Saint-Michel, Histoire & Imaginaire, 1998 wird von ausgewiesenen Wissenschaftlern nicht nur die Geschichte und vielfältige Bedeutung des Mont, sondern auch die faszinierende Geschichte der Restaurierung beschrieben. Dieses Buch ist übrigens das momentan einzige existierende neuere Werk in thematisch umfassender und inhaltlich sowie wissenschaftlich hochstehender Art über den Mont.

1872 befasste sich Eugène Viollet-le-Duc mit dem Projekt einer umfassenden Restaurierung sowohl der Abteigebäude als auch der Ortschaft und der Befestigungsanlagen. Im gleichen Jahr wurde einer seiner Schüler, der Architekt Edouard Corroyer, beauftragt, den Zustand der Bauten zu analysieren und die konkreten Restaurierungsarbeiten vorzubereiten. Auf Corroyer, der von 1872 bis 1888 am Mont arbeitete, folgten weitere Architekten, welche die Arbeiten – bis auf den heutigen Tag – fortführten, die einen nur wenige Jahre lang, andere während 20 bis 25 Jahren, also während des Hauptteils ihres Berufslebens.

1879 erfolgte die Fertigstellung des Damms, der den Mont Saint-Michel mit dem Festland verbindet. Von 1901 bis ca. 1939 verkehrte auf dem Damm neben der Straße eine Schmalspur-Dampfeisenbahn; 1944 wurden die Gleise wieder entfernt.

Natur

Ursprünglich war die Insel nur bei Niedrigwasser von der Küste zu erreichen. Um 1877 wurde dann ein Damm gebaut, über den eine Straße die Insel gezeitenunabhängig mit der Küste verbindet. Allerdings kann es durch Sturmfluten noch heute dazu kommen, dass die Insel vom Festland abgeschnitten wird.

Durch den Bau des Dammes, der die natürlichen Meeresströmungen unterbricht, versandet die Bucht immer mehr. Zudem wurden jahrhundertelang Küstengebiete trockengelegt, um Ackerland zu schaffen. Durch die Kanalisierung des Flusses Couesnon wurde die Entwicklung nur noch verstärkt, so dass der Inselcharakter von Mont Saint-Michel immer mehr verloren ging.

Mit immensem Aufwand will Frankreich nun die Versandung der Bucht um die berühmte Benediktinerabtei Mont-Saint-Michel vor der Küste der Normandie stoppen. Der damalige Premierminister Dominique de Villepin gab am 16. Juni 2006 den Startschuss für die auf sechs Jahre angelegten Bauarbeiten, die 164 Millionen Euro kosten sollen.

Im Zentrum der Bauarbeiten steht bis 2008 der Bau eines Gezeitendamms an der Mündung des Flusses Couesnon. Die Sperre soll bei Flut Meerwasser in den Fluss lassen, das dann bei Ebbe mit gehörigem Druck wieder abgelassen wird und wie eine Toilettenspülung Sand und Sedimente aus der Bucht tragen soll. Ebenfalls bis 2008 soll der bisherige Damm, auf dem eine Straße den Mont Saint-Michel mit dem Festland verbindet, durch eine Stelzenbrücke ersetzt werden. Auf dieser sollen Personen und Material mit Pendelzügen transportiert werden. Im Jahr 2004 wurde auch beschlossen, dass die inselnahen Parkplätze entfernt werden. All dies soll dazu beitragen, dass das Wasser besser aus der Bucht ablaufen kann.

Nach rund zehn Jahren soll sich der Wasserstand in der Bucht damit um rund 70 Zentimeter erhöhen und der Berg wieder eine richtige Insel werden. Während der Bauarbeiten bleibt das Monument geöffnet.

Die Gezeitenkräfte sind hoch in der Gegend um den Berg, Victor Hugo sprach sogar von Fluten „à la vitesse d'un cheval au galop“ („mit der Schnelligkeit eines Pferdes im Galopp“) - tatsächlich nähert sich das Wasser mit ca. 1 Meter pro Sekunde. Auch der Tidenhub liegt bei bis zu 14 Metern. Mittelalterliche Pilger gaben der hoch über dem Meer aufragenden Abtei deshalb auch den Namen „Mont-Saint-Michel au péril de la mer“ (lat. „Mons Sancti Michaeli in periculo mari“, „Mont Saint-Michel in den Gefahren des Meeres“), sie mussten schließlich noch ihren Weg durch die bei Ebbe zurückgewichenen Fluten suchen. Auch heute ist der Weg von der Küste über das Watt wegen der schnell kommenden Flut und Treibsänden immer noch gefährlich. Von Genêts in der Normandie vorbei an der unbewohnten Felseninsel Tombelaine gibt es geführte Wattwanderungen (7 km) zum Mont Saint-Michel.

Trivia

  • Auf seinem Album „Voyager“ widmete Mike Oldfield der Insel ein ca. zwölf Minuten langes Instrumentalstück.
  • In der Artus-Trilogie von Bernard Cornwell ist die Insel unter dem Namen „Ynys Trebes“ Hauptstadt und letzte Bastion des Britannischen Königreichs Benoic, welches von den Franken erobert wird. Die Stadt wird beschrieben als ein Hort von Kunst und Schönheit, der sich mit Rom und Jerusalem messen könne, und in dessen Bibliotheken (vergessen und falsch klassifiziert) das geheime Wissen Britanniens aufbewahrt wird, insbesondere über den Ort, an dem der Heilige Gral ("Kessel von Clyddno Eiddyn") versteckt sein soll. Historische Quellen dafür sind nicht bekannt (siehe auch nächsten Absatz).
  • Der Verlag Drei Magier Spiele aus Uehlfeld entwickelte ein Gesellschaftsspiel, welches auf der imposanten Insel spielt. Es handelt sich nach Aussagen des Verlages um ein taktisches Bluff- und Detektivspiel für zwei bis fünf Spieler ab acht Jahren. Das Ganze ist liebevoll illustriert von Rolf Vogt.
  • In dem Roman Das Waldröschen von Karl May, einem der bekanntesten Fortsetzungsromane des 19. Jahrhunderts, wird Graf Emanuel de Rodriganda auf dem Leuchtturm des Mont gefangengehalten.

Verbindung mit der Artussage

Die Artussage wird oft mit dem Heiligen Gral in Verbindung gebracht und der Heilige Gral mit Mont Saint Michel. Manche vermuten, dass der Heilige Gral in den tiefen Gemäuern des Klosters versteckt ist. Gefunden hat man ihn jedoch nie.

Literatur

  • Claude Quetel: Der Mont-Saint-Michel. 2005, ISBN 3-8062-1964-8
  • Le Mont-Saint-Michel. Histoire & Imaginaire. Caisse nationale des monuments historiques et des sites. Editions du patrimoine / Anthèse, Paris, 1998. ISBN 2-85822-223-1 / 2-912-257-02-6
  • The cartulary of the Abbey of Mont-Saint-Michel, ed. by Katharine Keats-Rohan. Donington: Tyas, 2006. ISBN 978-1-900289-69-6
  • Daniel Leloup: Le village du Mont-Saint-Michel. Histoire d'un patrimoine mondial. Douarnenez: Chasse-Marée, 2004. ISBN 2-9142-0842-1
  • Jean-François Seguin: Mont-Saint-Michel. La reconquête d'un site. Paris: Le Cherche Midi, 1998. ISBN 2-86274-584-7 [Projet de rétablissement du caractère maritime du Mont-Saint-Michel]
  • Germain Bazin: Le Mont Saint-Michel. Histoire et archéologie de l'origine à nos jours. Nouvelle éd. New York: Hacker Art Books, 1978. ISBN 0-87817-190-8
  • Millénaire du Mont-Saint-Michel 966 - 1966. Catalogue de l'exposition, Paris, 1966. Paris: Caisse nationale des monuments historiques, 1966.
  • Etienne Dupont: Les légendes du Mont Saint-Michel. Historiettes et anecdotes sur l'Abbaye et les prisons. Vannes: Dupont, 1926.
  • Paul Gout: Le Mont-Saint-Michel. Histoire de l'abbaye et de la ville. Etude archéologique et architecturale des monuments. 2 tomes. Paris: Colin, 1910; rééd. Bruxelles: Editions Culture et Civilisation, 1979.
  • Edouard Corroyer: Déscription de l'abbaye du Mont-Saint-Michel et de ses abords. Paris: Dumoulin, 1877.
  • Frédéric Lenoir und Violette Cabesos: Der Fluch des Mont-Saint-Michel; 2007

Weblinks


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