Monty Python's Flying Circus

Monty Python's Flying Circus

Monty Python’s Flying Circus war eine englische Comedy-Show der Komikertruppe Monty Python. Ursprünglich wurde sie von 1969 bis 1974 vom britischen Sender BBC ausgestrahlt. Die Pythons zeigten hier in vier Staffeln und insgesamt 45 Folgen Sketche, welche sich durch hintersinnigen und vor allem schwarzen Humor auszeichneten. Die Serie gilt sowohl formal als auch inhaltlich als wegweisend für das Genre der Comedy; insbesondere der Verzicht auf eine Pointe im Anschluss an eine besonders absurde Szene war revolutionär und wirkte stilbildend.

Inhaltsverzeichnis

Beliebte Themen der Serie

In zahlreichen Parodien und Persiflagen wurde in einer bis dahin im TV nie gesehenen Direktheit und Offenheit fast alles aufs Korn genommen, was die britische Gesellschaft und Medienöffentlichkeit der späten 1960er und frühen 1970er Jahre prägte und bewegte. Staatliche und gesellschaftliche Autoritäten (z. B. Polizisten, Politiker, Soldaten, Wissenschaftler, Richter) wurden mit Hingabe parodiert und demontiert. Auch andere typische und stereotype Gestalten der Gesellschaft kamen immer wieder vor, wie z. B. die einfältige britische Hausfrau, der frustrierte und/oder neurotische Angestellte, Arzt oder Verkäufer oder der hochnäsige Oberklassen-Angehörige. Skandinavier, Franzosen und Deutsche wurden ebenso parodiert wie reale historische Gestalten wie z. B. Oscar Wilde, die Gebrüder Montgolfier, Kardinal Richelieu, Jean-Paul Sartre oder die deutsche Nazi-Elite. Auch ausgesprochene TV-Tabuthemen wie z. B. Gewalt, Tod und Sexualität wurden von Monty Python’s Flying Circus nicht ausgelassen. Beliebtes Ziel des pythonschen Spottes war immer wieder auch die BBC selbst. Zahlreiche Sketche parodieren damalige Fernsehsendungen, z. B. Talkshows, Nachrichtensendungen und Dokumentarfilme, wobei die Eitelkeit und Ignoranz sowie der Voyeurismus ihrer Moderatoren aufgezeigt werden. Auch wurde die Prüderie des damaligen Fernsehprogramms durch provokante Späße mit sexuellen Anspielungen und (halb-)nackten Menschen häufig auf die Probe gestellt.

Die Entstehung des Titels

Bevor der markante Titel gefunden war, gab es einige andere Vorschläge, darunter „Owl Stretching Time“, „Bum, Wackett, Buzzard, Stubble and Boot“ und „A Horse, A Spoon and a Basin“. Der Leiter der Abteilung „Komödie“ der BBC bestand dann darauf, dass der Titel der Serie das Wort „Circus“ enthalten müsse, weil die Komikertruppe durch die Büros des Senders zog, ähnlich wie ein Circus. Um keine falschen Erwartungen zu wecken, wurde daraus „Flying Circus“. In einem Telefonbuch waren Michael Palin und Terry Jones dann auf den Namen „Gwen Dibley“ gestoßen und wollten die Serie nun „Gwen Dibley’s Flying Circus“ nennen, weil sie es witzig fanden, sich vorzustellen, wie die Familie von Gwen Dibley eines Tages die Fernsehzeitung liest und feststellt: „He, Gwen, Du hast eine eigene Fernsehshow!“ Die BBC verlangte allerdings, dies zu ändern, und so entstand der Kunstname „Monty Python“.

Die Entwicklung der Serie

Der späte, oft geänderte Sendeplatz, das kleine Sendegebiet und das ungewohnte Format sorgten dafür, dass die Serie zunächst nur von einem kleinen Publikum beachtet wurde. Nach Aussage von Michael Palin bestand die Zuschauerschaft in der Anfangszeit aus Leuten mit Schlafstörungen, Intellektuellen und arbeitslosen Einbrechern. Erst nach der Absetzung der Serie stellte sich der Erfolg ein. 1974 wurde die Show in den USA zum ersten Mal gesendet und gewann dort eine große Anhängerschaft – sehr zur Überraschung der Pythons, die ihren Humor als nicht exportfähig betrachteten.

Anfang der 1970er Jahre entdeckte Alfred Biolek die Show; daraufhin entstanden zwei deutsche Folgen namens Monty Pythons fliegender Zirkus, die sogenannten German Episodes. Eine Folge war komplett deutsch gesprochen und die andere mit deutschen Untertiteln versehen. Später (1972) wurde die Original-Show erstmalig in Deutschland im Fernsehprogramm des WDR ausgestrahlt. Da der Humor der Sendung als unübersetzbar galt, wurde sie in Deutschland von den dritten Programmen ausschließlich im Originalton mit deutschen Untertiteln ausgestrahlt. Mitte der 90er Jahre wagte Sat.1 eine deutsche Synchronisation – mit jungen Schauspielern/Synchronsprechern, da die gewohnten deutschen Stimmen aus den Monty-Python-Filmen zu alt gewesen wären. Das Ergebnis war aber umstritten. Aufgrund der schlechten Quoten wurde die Serie schnell aus dem Programm genommen.

Der Titelsong war ein Ausschnitt aus John Philip Sousas Liberty Bell March. Der Grund für diese Wahl war nicht die Vorliebe für diese Musik, sondern ein Produkt des Zufalls. Nach eigenen Angaben hörte die Gruppe eine Musikkapelle dieses Stück spielen, als sie gerade auf der Suche nach einem Titellied für ihre Sendung war. Die Rechte an diesem Song waren frei und somit mussten keine Tantiemen gezahlt werden.

Wiederkehrende Charaktere

Innerhalb der Serie gab es nur wenige Charaktere, die in mehreren Sketchen wiederkehrten, aber diese erlangten einen gewissen Kultstatus. Diese Figuren sind:

  • Der „It’s“-Man, gespielt von Michael Palin: Es handelt sich dabei um einen Mann mit zerrissenen Kleidern, langen Haaren und langem Bart. Sein Erscheinungsbild erinnert an einen Schiffbrüchigen. Er taucht vor allem in den ersten Folgen in der Szene unmittelbar vor dem Vorspann auf. Meistens läuft er auf die Kamera zu, wobei er Hindernisse wie Unterholz oder Wasser zu überwinden hat. Bei der Kamera angekommen, sagt er: „It’s …“, es folgt ein Schnitt und der Vorspann beginnt mit dem Titel der Sendung.
  • Der BBC-Ansager, dargestellt von John Cleese, der an einem Schreibtisch sitzt. Dieser Schreibtisch steht zumeist in einer unpassenden Gegend, z. B. in einem Wald oder einem Fluss. Er taucht meist in einer Szene zwischen zwei Sketchen auf und liefert dabei den markanten Satz: „And now for something completely different.“ (Deutsch Und nun zu etwas völlig anderem.).
  • Die Gumbys, respektive Mister Gumby (Terry Jones), ein geistig zurückgebliebener Mensch mit einem verknoteten Taschentuch auf dem Kopf, einer Nickelbrille, einem kleinen Schnurrbart, Hochwasserhosen und Gummistiefeln (daher auch der Name, vom Englischen Gum Boot).
  • Die Pepperpots (Deutsch: Pfefferstreuer). So bezeichneten die Schreiber im Drehbuch weibliche Rollen, die von einem der männlichen Python-Mitglieder dargestellt werden. John Cleese meinte dazu in dem Film How to Irritate People, dass die typische Figur einer englischen Mittelschichtshausfrau einem Pfefferstreuer ähnlich sehe. So entstand der Name.
  • Ein kurzer Filmausschnitt in Schwarzweiß, ungefähr drei Sekunden lang, der applaudierende Frauen mittleren Alters zeigt. Der Ausschnitt entstammte dem BBC-Archiv und wurde beim Treffen des englischen Fraueninstituts gedreht.
  • Ein Ritter in voller Rüstung, dargestellt von Terry Gilliam, der in der ersten Serie die Sketche beendet, indem er den Leuten mit einem rohen, gerupften Huhn auf den Kopf schlägt.
  • Ähnliche Funktion erfüllt der Colonel (Graham Chapman): Er beendet Sketche, wenn sie zu albern werden.
  • Ein Ungar, gespielt von Cleese, der die Menschen sexuell beleidigt – allerdings nur, weil er in alltäglichen Situationen einen Sprachführer benutzt, in dem normale Sätze falsch (als sexuelle Beleidigungen) übersetzt werden.
  • Ken Shabby (Palin), ein ziemlich abgerissener Mann, der ständig hustet. Hatte einen eigenen Sketch, tauchte dann von Zeit zu Zeit auf, um seine Meinung zu gewissen Themen kundzutun.
  • Eric Praline (Cleese), ein meist verärgerter Mann im Regenmantel, der sich bei jemandem (häufig Palin) über irgendetwas beschwert. Viele seiner Sketche gehören zu den bekannteren: Dead Parrot, Cheese Shop oder Fish License.
  • Luigi Vercotti (Palin), ein Mafioso. Taucht beim ersten Mal mit seinem Bruder Dino auf, um Schutzgelder von der Armee zu erpressen. Hatte seitdem nur noch einzelne, kürzere Auftritte.
  • Ein nackter Orgelspieler (die ersten beiden Male von Gilliam, dann von Jones gespielt), der nur dazu da ist, Sketche irgendwie zu verbinden.
  • Der empörte Zuschauer. Eine Stimme aus dem Off liest einen eingeblendeten (frei erfundenen) Zuschauerbrief vor, der voller moralischer Empörung auf den zuvor gesendeten Sketch Bezug nimmt und ihn aufs schärfste verurteilt. Der Inhalt des Briefes entlarvt den Schreiber aber als Heuchler oder Voyeur.

Das Ende des Flying Circus und die Folgen

Zwischen der zweiten und dritten Staffel erschien 1971 der Film Die wunderbare Welt der Schwerkraft, eine Auswahl von neu produzierten Sketchen der bisherigen Serie. Nach der dritten Staffel verließ John Cleese die Sendung. Die vierte Staffel bestand nur aus sechs Episoden und mit der Ausstrahlung der letzten Folge am 5. Dezember 1974 wurde die Serie abgeschlossen. Weitere gemeinsame Fernsehproduktionen gab es nur noch zu Jubiläen (Parrot Sketch not included mit Steve Martin zum 25-jährigen und bei einer Preisverleihung im amerikanischen Fernsehen zum 30-jährigen Jubiläum). Dafür produzierten die Mitglieder von Monty Python zusammen mehrere Kinofilme und Bühnenshows.

Die Kinofilme:

Die Bühnenshows:

Die ersten drei Bühnenshows bestanden zum größten Teil aus Sketchen des Flying Circus, neu arrangiert und kombiniert mit neuem Material, Monty Python Live at Aspen ist an sich die Verleihung eines US-Comedypreises an die überlebenden Pythons, die sich jedoch als knapp einstündige Bühnenshow zum Thema Monty Python entpuppt, an der sogar der verstorbene Graham Chapman in Form einer Urne mitwirkt, die sich durch Klappern bemerkbar macht. (Quelle: US-DVD Monty Python Live)

Berühmte Sketche

  • Der Papagei ist tot (Dead Parrot)
  • Nerviger Gast im Pub (Nudge nudge)
  • Spam-Sketch (The Spam sketch). Auf diesen Sketch geht die heutige Bezeichnung Spam für unverlangte und massenweise versendete Werbe-E-Mails zurück.
  • Das Ministerium für Dumm Gelaufen (The Ministry of Silly Walks)
  • Holzfäller-Lied (The Lumberjack-Song)
  • Knusperfrosch (Crunchy Frog)
  • Kommunisten-Quiz-Sketch (World Forum)
  • Der tödlichste Witz der Welt (The Funniest Joke in the World)
  • Die Spanische Inquisition (The Spanish Inquisition)
  • Nachwahlen in Minehead (Minehead by-election)
  • Gumby Hirnchirurg (Gumby brain specialist)
  • Dennis Moore
  • Entdecke den Verrückten (Spot the Loony)
  • Johann Gambolputty
  • Das Goldene Zeitalter des Ballonfahrens (The Golden Age of Ballooning)
  • Election Night Special. Der Charakter Tarquin Fin-tim-lin-bin-whin-bim-lim-bus-stop-F’tang-F’tang-Olé-Biscuitbarrel inspirierte später einen Studenten, unter diesem Namen bei einer Wahl zu kandidieren.
  • Party Political Broadcast (choreographed). Dieser Sketch zu Beginn der Folge 38 zeigt den damaligen Premierminister Sir Edward Heath in einem rosa Ballett-Kleid, der durch den Sketch tanzt. Dies war der BBC jedoch zu heikel, so dass dieser Sketch herausgeschnitten wurde. Er taucht in Just The Words als Text weiterhin auf, fehlt aber nach wie vor bei Ausstrahlungen und auf der kompletten DVD-Collection des Flying Circus von 2007.

Auszeichnungen

1971Goldene Rose von MontreuxSilberne Rose

Literatur

  • Roger Wilmut: Monty Python's Flying Circus: Just The Words. Volume One and Two in One Book., Methuen / Mandarin, London 1989. ISBN 0-7493-0226-7.
  • Reinhard Gratzke: Monty Python’s Flying Circus Selected Sketches, Reclam Fremdsprachentexte, Stuttgart 1995. ISBN 3-15-009023-7
  • Bernd Eilert (Übersetzer): Der Sinn des Lebens, Drehbuch, Heyne, München 1995; Übersetzung von The meaning of life, Methuen Ltd, London 1983. ISBN 3-453-08855-7
  • Sven Böttcher u. a.: Monty Python’s Flying Circus Sämtliche Worte, Band 1, Heyne, München 1995. ISBN 3-453-09235-X

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