- Moora
-
Das Mädchen aus dem Großen Moor, genannt Moora, ist eine Moorleiche, die im Jahre 2000 im Großen Moor im Uchter Ortsteil Darlaten im Landkreis Nienburg/Weser, Niedersachsen bei Torfstecharbeiten gefunden wurde.
Inhaltsverzeichnis
Fundumstände
Als die Leiche im Jahre 2000 entdeckt wurde, nahm die Polizei zunächst an, es handele sich um eine vor kürzerer Zeit verstorbene junge Frau und ermittelte wegen Mordes, auch weil sie aufgrund fehlender Gürtelschnalle oder Knöpfe vermutete, dass das Mädchen unbekleidet war, was sich jedoch als falsch herausstellte. Die Leiche war durch eine Torfstechmaschine zerteilt worden. Erst im Januar 2005 wurde bei neuen Torfstecharbeiten die Hand der Toten entdeckt und erst bei diesem zweiten Fund wurde die Leiche als historische Moorleiche erkannt, so dass Archäologen hinzugezogen wurden. Die Beschädigungen an der Leiche beeinträchtigten allerdings die wissenschaftlichen Untersuchungen.
Dies ist seit 1955 der erste Fund einer Moorleiche in Deutschland. Seit der Mechanisierung des Torfabbaus werden kaum noch Moorleichen entdeckt, da diese leicht übersehen werden.
Befund
Da zur Zeit ihres Todes Feuerbestattungen üblich waren, bietet der Fund dieser Moorleiche einzigartige archäologische Einblicke. Die Untersuchung der Knochen ergab, dass die zum Todeszeitpunkt etwa 1,50 m große Moora 15 bis 19 Jahre alt war. An ihren Knochen konnten keine Spuren von Gewalteinwirkungen gefunden werden, die auf eine unnatürliche Todesursache hindeuten, jedoch zeigen Harris-Linien deutlich an, dass sie bereits mehrere Hungersnöte erlitten hatte. Mittels der C14-Datierung konnte der Todeszeitpunkt des Mädchens auf etwa 650 Jahre v. Chr. in die vorrömische Eisenzeit datiert werden. Es handelt sich somit um die älteste bisher gefundene Moorleiche in Niedersachsen.
Seit Sommer 2008 sind die Überreste des Mädchens Gegenstand eines interdisziplinären Forschungsprojekts unter Beteiligung zahlreicher Institute wie dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, dem Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen, dem Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung, sowie dem Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Die auf drei Jahre angesetzten Forschungen sollen neue Erkenntnisse zu den Lebensumständen der Menschen am Ende der Bronzezeit liefern. Nach Abschluss Untersuchungen soll Moora neben dem Roten Franz im Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover ausgestellt werden. Es ist jedoch eine Diskussion darüber entstanden, ob die Moorleiche in einem Heimatmuseum in Uchte ausgestellt werden sollte, um auch in der Nähe des Fundortes eine touristische Attraktion zu schaffen.
Literatur
- Andreas Bauerochse, Henning Haßmann und Klaus Püschel (Hrsg.): "Moora" - Das Mädchen aus dem Uchter Moor. Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens. Verlag Marie Leidorf, Rahden/Westf. 2008, ISBN 978-3-89646-970-0.
Weblinks
- Forschungsprojekt Moora - das Mädchen aus dem Uchter Moor
- Bericht im Magazin Stern
- Archäologie Online Artikel
- Artikel des Verbandes der Landesarchäologen
Koordinaten fehlen! Hilf mit.
Wikimedia Foundation.