Mor Gabriel

Mor Gabriel

37.32198441.5384487Koordinaten: 37° 19′ 19″ N, 41° 32′ 18″ O

Das Kloster Mor Gabriel

Das syrisch-orthodoxe Kloster Mor Gabriel (aramäisch ܕܝܪܐ ܕܡܪܝ ܓܒܪܐܝܠ) ist eines der ältesten christlichen Klöster der Welt. Es liegt im Tur Abdin in der Türkei und ist bis heute eines der bedeutendsten Klöster der Syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien und Sitz des Metropoliten des Tur Abdin.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Das Kloster liegt ca. 20 km südöstlich der Stadt Midyat in der kargen Berglandschaft des Tur Abdin (übersetzt "Berg der Knechte [Gottes]"). Es liegt auf dem Gebiet der türkischen Provinz Mardin im Landkreis Midyat.

Name

Über der Pforte des Klosters

Im 7. Jahrhundert bekam das Kloster seinen noch heute üblichen Namen: Kloster Mor Gabriel, indem es den Namen des Bischofs Mor Gabriel (Mor: Heiliger) bekam, der von 634 bis 668 dort residierte.

Das Kloster (türkisch: Deyrulumur Manastiri) wird auch als Kloster von Qartmin bezeichnet. Qartmin (türkisch Yayvantepe) ist der Name des benachbarten, heute muslimischen Dorfes. Dayro d-’umro ist eine typische syrische (aramäische) Bezeichnung für ein Kloster.

Geschichte

Gegründet wurde das Kloster im Jahre 397 von Shmuel (Samuel) und seinem Schüler Samun (Simon). Seine Bedeutung wuchs schnell und im 6. Jahrhundert lebten hier bereits bis zu 1000 sowohl einheimische als auch koptische Mönche. Zwischen 615 bis 1049 befand sich hier der Bischofssitz des Tur Abdin. Einem der Bischöfe, Mor Gabriel (im Amt von 634 von 668), verdankt das Kloster seinen Namen. Im 7. Jahrhundert wurde es nach ihm benannt.

Das Kloster war ein wichtiges Zentrum für die syrischen Christen des Tur Abdin. Es unterhielt eine bedeutende Bibliothek, von der heute jedoch nichts mehr erhalten ist (einige Manuskripte werden jedoch unter anderem in der British Library verwahrt), und die Klosterschule spielte nicht nur eine wichtige Rolle für die theologische Ausbildung in der Region und der gesamten syrischen Kirche, sondern bildete auch viele hochrangige Kleriker und Wissenschaftler aus, unter anderem vier Patriarchen, einen Katholikos und 84 Bischöfe. Weithin bekannt wurde Mor Philoxenos von Mabug († 523), ein Gegner des Chalkedonismus. Ein Zitat von ihm beschreibt die damalige Bedeutung des Klosters: Wer siebenmal mit Ehre und Furcht das Kloster besucht, das vom Engel gegründet wurde, erwirbt denselben Verdienst, als ob er Jerusalem besuchen würde.

Die Anfang des 6. Jahrhunderts errichtete Kuppel des Klosters besteht aus radial geschichteten Ziegeln und ruht auf Mauern aus Quaderwerk und Mörtelkern. Der Kuppelinnendurchmesser beträgt 11,50 m.[1]

Das Kloster war bis 1915 eine selbständige Diözese. In diesem Jahr wurden während des Genozids an den christlichen Minderheiten alle Bewohner des Klosters auf Veranlassung der osmanischen Regierung durch Kurden umgebracht. Erst 1919 konnte es wieder von syrischen Christen bezogen werden. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde mit Renovierungs- und Erweiterungsbauarbeiten begonnen und ein Priesterseminar eingerichtet (welches 1980 von der türkischen Regierung wieder geschlossen wurde). In den folgenden Jahrzehnten wurde die Wasser- und Stromversorgung eingerichtet und eine Straße zum Kloster gebaut. Auch wurde ein Garten zur Selbstversorgung der Bewohner angelegt. Zum Schutz der ausgedehnten Klostergärten und der für die Autarkie des Klosters wichtigen Flächen vor einfallenden Viehherden wurde vor einigen Jahren eine Mauer um das Kloster gebaut.

Heute sind die syrisch-orthodoxen Christen eine Minderheit im Tur Abdin. Das Kloster ist soziales und religiöses Zentrum der Erzdiözese Tur Abdin und Wallfahrtsort. Mit der Weihe des Abtes Mor Timotheos Samuel Aktas zum Erzbischof wurde es 1995 faktischer Bischofssitz des Tur Abdin (anstelle von Midyat). Im Jahre 2007 lebten neben dem Bischof drei Mönche, ungefähr 15 Nonnen, 40 Schüler sowie drei Familien der Lehrkräfte und der das Kloster bewirtschaftenden Arbeiter innerhalb der Klostermauern.

Aktuelles

2007 wurde der amtierende Abt des Klosters St. Jakob in Salah Daniel Savci zwei Tage lang entführt.[2]

2008 wurde das Kloster Mor Gabriel von drei kurdischen Dörfern wegen „rechtswidriger Ansiedelung“ verklagt.[3]

Aktuell ist im Rahmen des daraus resultierenden Gerichtsverfahrens das Kloster seitens staatlicher Behörden in der Türkei durch Enteignung und Auflösung des Klosterbetriebes bedroht.[4] Die Kläger werden durch lokale Politiker der regierenden AKP unterstützt. Die Europäische Union hat zu dem Prozess Beobachter entsandt.

Äbte von Mor Gabriel

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jürgen Rasch: Die Kuppel in der römischen Architektur. Entwicklung, Formgebung, Konstruktion, in: Architectura, Bd. 15 (1985), S. 117–139 (126)
  2. „Der Abt des Klosters im Tur Abdin Daniel Savci befreit“, Suryoyo Online, 30. Npvember 2007
  3. „Kurdische Bauern klagen gegen syrisch-orthodoxes Kloster Mar Gabriel“ (lesbar nach kostenloser Registrierung), KAP in kath.web, 29. August 2008
  4. „Rettet das zweite Jerusalem!“ FAZ.net, 27. April 2009

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