Mord an einem chinesischen Buchmacher

Mord an einem chinesischen Buchmacher
Filmdaten
Deutscher Titel: Die Ermordung eines chinesischen Buchmachers
Originaltitel: The Killing of a Chinese Bookie
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 1976
Länge: 135/USA: 108 (director's cut) Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12
Stab
Regie: John Cassavetes
Drehbuch: John Cassavetes
Produktion: Phil Burton, Al Ruban
Musik: Bo Harwood
Kamera: Mitch Breit, Al Ruban
Schnitt: Tom Cornwell
Besetzung
  • Ben Gazzara als Cosmo Vitelli
  • Azizi Johari als Rachel
  • Virginia Carrington als Betty
  • Meade Roberts als Mr. Sophistication
  • Timothy Carey als Flo
  • Seymour Cassel als Mort Weil
  • Robert Phillips als Phil

Die Ermordung eines chinesischen Buchmachers (auch: Mord an einem chinesischen Buchmacher) ist ein 1976 erschienener Gangsterfilm des amerikanischen Independent-Filmers John Cassavetes.

Die dynamische Handkamera setzte Cassavetes schon 20 Jahre vor dem dänischen Dogma-Stil ein: Der Zuschauer nimmt hautnah teil an der brutalen Realität einer amerikanischen Großstadt - ohne den üblichen Glamour Hollywoods. In Amerika kommt der Film bei Kritikern und Zuschauern schlecht an, in Europa bewundert man die tiefgründige Psychologie der Figuren, die ohne jedes Psychologisieren auskommt, die hervorragenden Schauspieler mit Ben Gazzara in einer seiner Glanzrollen [1], und die Würde und Liebe, die Cassavetes seinen Protagonisten auch in diesem Film angedeihen lässt [2].

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Nachtclubbesitzer Cosmo Vitelli verspielt in San Francisco in einem Club 23.000 Dollar. Weil er die Spielschulden nicht bezahlen kann, wird er von den Inhabern der Spielhölle vor die Wahl gestellt, entweder selbst zu sterben, oder einen Ihrer Konkurrenten in Chinatown zu töten.

An sich gutherzig, aber mit den Regeln der Unterwelt vertraut, bleibt Cosmo Vitelli schließlich kein anderer Ausweg: Nahezu emotionslos und durchaus professionell ermordet der Korea-Veteran den chinesischen Buchmacher, selbst ein hochrangiger Gangsterboss. Den Mafiosi, die ihn zum Mord gezwungen hatten und ihn hinterher beiseite schaffen wollen, kann er entkommen.

Selber von einer Kugel getroffen, sehen wir Vitelli am Ende des Films vor seinem Club stehen – wie immer möchte man meinen, wäre da nicht das blutverschmierte Jackett.

Kritiken

„John Cassavetes […] wandte sich hier erstmals dem Gangsterfilm zu, ohne freilich dessen Regeln zu akzeptieren. Im Gegensatz zu seinen vorangegangenen Filmen stieß sein sehr auf die Schauspieler ausgerichteter Inszenierungsstil diesmal auf völlige Ablehnung − in den Staaten wurde Die Ermordung… fast einhellig verrissen. Die europäische Kritik jedoch war begeistert.“

Arne Laser: Das große Film-Lexikon : alle Top-Filme von A - Z [3]

„Atmosphärisch sehr dicht und differenziert in der Charakterzeichnung […]“

Lexikon des internationalen Films [4]

„Ben Gazzaras Nachtclubbesitzer Cosmo Vittelli ist ein trauriger Selfmademan, von einem obskuren Lebenstraum getrieben […] Cosmo macht mit seinen breiten Hemdkragen, dem selbstsicheren Auftreten und der roten Orchidee im Knopfloch einen windigen Eindruck, aber es ist diese ihm eigene Moralität, die ihn im Gangstermilieu wie einen Fremdkörper erscheinen lässt. […] Eine tragische Selbstbehauptungsgeschichte im Gewand eines Gangsterfilms.

Andreas Busche: The Killing Of A Chinese Bookie – Gangster im Dunkel aus der taz [5]

„John Cassavetes ist der unabhängigste der unabhängigen Filmemacher, nicht weil er mit den Versatzstücken des Thrillers spielen oder sich an ihnen abarbeiten würde. Cassavetes nimmt sich nicht die Freiheit, sondern er hat sie einfach. Es ist die Freiheit, Kamera, Schnitt und Musik völlig subjektiv und exzessiv für seine Themen und Obsessionen zu nutzen. […] Selten hat das Kino eindringlicher von der Verlorenheit eines Menschen erzählt.“

Anke Leweke: Die Einsamkeit im Strip-Lokal in DIE ZEIT [6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jonathan Rosenbaum: The Killing of a Chinese Bookie. In: Chicago Reader. : „(Ben Gazzara at his very best) […] fine performances by Timothy Agoglia Carey, Seymour Cassel, Azizi Johari, Meade Roberts, and Alice Friedland.“. Abgerufen am 29. Februar 2008 (englisch)
  2. Georg Seeßlen: Liebesströme, Todesbilder: Die Filme von John Cassavetes. In: epd Film 6/89. : „Jeder in […seinen Filmen] vorkommende Mensch hat den umfassenden Anspruch darauf, ernst genommen zu werden.“. Abgerufen am 29. Februar 2008 (bei www.filmzentrale.com)
  3. Dirk Manthey u. a. (Hrsg.): Das große Film-Lexikon : alle Top-Filme von A - Z. Verlagsgruppe Milchstraße, Hamburg, ISBN 3-89324-126-4, S. 797 f. 
  4. Katholisches Institut für Medieninformation (KIM) und Katholische Filmkommission für Deutschland (Hrsg.): Lexikon des internationalen Films. Kino, Fernsehen, Video, DVD.. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-86150-455-3, S. 2174. 
  5. Andreas Busche: The Killing Of A Chinese Bookie – Gangster im Dunkel. In: taz. Abgerufen am 29. Februar 2008 (bei www.filmzentrale.com)
  6. Anke Leweke: Die Einsamkeit im Strip-Lokal. In: DIE ZEIT. Abgerufen am 29. Februar 2008 (Nr. 18 vom 26. April 2007, S. 52)

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