- Mord im Orient Express (Film)
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Filmdaten Deutscher Titel: Mord im Orient-Expreß Originaltitel: Murder on the Orient Express Produktionsland: UK Erscheinungsjahr: 1974 Länge: 128 Minuten Originalsprache: Englisch Altersfreigabe: FSK 12 Stab Regie: Sidney Lumet Drehbuch: Paul Dehn Produktion: John Brabourne, Richard B. Goodwin Musik: Richard Rodney Bennett Kamera: Geoffrey Unsworth Schnitt: Anne V. Coates Besetzung - Albert Finney: Hercule Poirot
- Lauren Bacall: Mrs. Hubbard
- Martin Balsam: Signor Bianchi
- Ingrid Bergman: Greta Ohlsson
- Jacqueline Bisset: Gräfin Andrenyi
- Jean-Pierre Cassel: Pierre Paul Michel
- Sean Connery: Colonel Arbuthnot
- John Gielgud: Mr. Beddoes
- Wendy Hiller: Prinzessin Dragomiroff
- Anthony Perkins: Hector MacQueen
- Vanessa Redgrave: Mary Debenham
- Rachel Roberts: Hildegarde
- Richard Widmark: Mr. Ratchett
- Michael York: Graf Andrenyi
- Colin Blakely: Mr. Hardman
- George Coulouris: Dr. Constantine
- Denis Quilley: Antonio Foscarelli
Mord im Orient-Expreß (Murder on the Orient Express) ist ein Spielfilm von Sidney Lumet aus dem Jahre 1974 nach dem gleichnamigen Roman von Agatha Christie.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Der belgische Detektiv Hercule Poirot möchte noch ein paar Tage das winterliche Istanbul durchstreifen, doch ein Auftraggeber will ihn so schnell wie irgend möglich in London haben. Als er ein Abteil im Kurswagen Istanbul-Calais des nächsten Orient-Expresses buchen will, stellt sich heraus, dass der Zug ausgebucht ist. Mit Hilfe seines Freundes Signor Bianchi, dem Direktor der Eisenbahngesellschaft, bekommt Poirot doch noch einen Platz im Schlafwagen. Mitten in der Nacht zwischen Vinkovci und Brod in Jugoslawien wird der Amerikaner Samuel Edward Ratchett durch zwölf Messerstiche ermordet und am Morgen tot aufgefunden.
Der Expresszug ist inzwischen auf freier Strecke auf jugoslawischem Gebiet im Schnee steckengeblieben. Keiner kann den Zug verlassen; auch der Mörder nicht. Der Telegraf streikt, und die jugoslawische Polizei kann nicht benachrichtigt werden. Daher bittet Signor Bianchi, der sich ebenfalls im Zug befindet, Hercule Poirot um die Aufklärung des Falles. Im Abteil des Toten findet Poirot einen fast verbrannten Brief, aus dem er auf die wahre Identität des Toten schließen kann. Es handelt sich um den Verbrecher Casetti, der die kleine Daisy Armstrong entführt hatte und Schuld an ihrer Ermordung ist, sich aber der gerechten Strafe in den USA entziehen konnte. Der Fall Daisy Armstrong wird zu Beginn des Filmes in einer Collage aus Szenen, Zeitungsausschnitten und Kommentaren beschrieben. Er weist starke Parallelen zum Entführungsfall des Charles Lindbergh-Babys auf.
Casetti wurde mit zwölf Stichen getötet, und das Sonderbare daran ist: Jeder Stich ist verschieden tief und verschieden kraftvoll ausgeführt worden. Am Tatort werden außerdem ein Taschentuch und ein Pfeifenreiniger gefunden. Des weiteren wird in einem der Koffer der Mitreisenden die Uniform eines Schlafwagenschaffners gefunden.
Alle Menschen im Zug werden verhört, aber es befindet sich niemand an Bord, der zugibt, den gefundenen Pfeifenreiniger und das Taschentuch zu besitzen.
Poirot hat den Verdacht, dass alle Zuginsassen unter einer Decke stecken.
Die Lösung
Nach und nach erfährt Poirot von den Reisenden, dass sie entweder im Hause Armstrong angestellt gewesen waren oder nahe Verwandte oder Freunde der Familie waren. Allen war die kleine Daisy ans Herz gewachsen, und nach der Entführung schworen sie sich, den Täter zur Verantwortung zu ziehen. Sie sind nacheinander durch das Abteil von Mr. Ratchett gegangen, und jeder hat einmal auf ihn eingestochen.
Poirot stellt den Leiter der Eisenbahngesellschaft vor die Wahl, welche Theorie er der jugoslawischen Polizei für diesen Fall präsentieren möchte. Entweder die oben beschriebene, die sich auch in der Realität abgespielt hat, oder die Geschichte von einem in den Zug eingedrungenen und als Schaffner verkleideten Unbekannten, der Ratchett im Auftrag der Mafia ermordet haben soll.
Bianchi entschließt sich dazu, der jugoslawischen Polizei die einfachere Lösung mit dem ominösen Fremden zu präsentieren.
Deutsche Fassung
Die deutsche Synchronbearbeitung entstand 1975 in den Ateliers der Berliner Synchron GmbH in Berlin. Das Dialogbuch schrieb Hans Bernd Ebinger, Synchronregie führte Gert Günther Hoffmann. [1]
Rolle Darsteller Synchronsprecher Hercule Poirot Albert Finney Claus Biederstaedt Mrs. Hubbard Lauren Bacall Gisela Trowe Signor Bianchi Martin Balsam Martin Hirthe Greta Ohlsson Ingrid Bergman Dagmar Altrichter Gräfin Andrenyi Jacqueline Bisset Renate Küster Pierre Paul Michel Jean-Pierre Cassel Harry Wüstenhagen Colonel Arbuthnot Sean Connery Gert Günther Hoffmann Mr. Beddoes John Gielgud Friedrich Schoenfelder Prinzessin Dragomiroff Wendy Hiller Ursula Krieg Hector MacQueen Anthony Perkins Joachim Kerzel Mary Debenham Vanessa Redgrave Ute Meinhardt Hildegarde Rachel Roberts Sigrid Lagemann Mr. Ratchett Richard Widmark Arnold Marquis Graf Andrenyi Michael York Thomas Danneberg Cyrus Hardman Colin Blakely Klaus Sonnenschein Dr. Constantine George Coulouris Ernst Wilhelm Borchert Antonio Foscarelli Denis Quilley Joachim Kemmer A.D.C. Jeremy Lloyd Lothar Blumhagen Concierge Vernon Dobtcheff Eric Vaessen Auszeichnungen
1975 erhielt der Film sechs Oscar-Nominierungen:
- Albert Finney - Darsteller in einer Hauptrolle
- Ingrid Bergman - Darstellerin in einer Nebenrolle
- Geoffrey Unsworth - Kamera
- Tony Walton - Kostüme
- Richard Rodney Bennett - Musik
- Paul Dehn - Drehbuch
Ingrid Bergman gewann den Oscar.
Kritiken
- „Opulente Verfilmung des Christie-Klassikers (...); kammerspielartige All-Star-Produktion mit feinen Charakterstudien (...).“ (Wertung: 3 von 4 möglichen Sternen = sehr gut) - Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“(Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 582
- „Optisch brillante, ironisch getönte Verfilmung eines Romans von Agatha Christie. Eine heiter-parodistische Unterhaltung mit Hollywood-Touch und internationaler Star-Besetzung.“ - „Lexikon des internationalen Films“ (CD-ROM-Ausgabe), Systhema, München 1997
- „Elegant und stilvoll, ganz in der besten Agatha-Christie-Tradition.“ – Motion Picture Guide
- „Insgesamt ist Lumets Film wie der Schauplatz, der Pullman-Wagen im Orientexpress: gepflegt, luxuriös, und von beruhigend altmodischer Art.“ – Berliner Morgenpost, Berlin
- „Diese Wiederbegegnung mit Darstellergrößen (...) macht den einzigen Reiz des Films aus.“ – Süddeutsche Zeitung, München
- „Kein Reißer, sondern ein amüsantes Kammerspiel.“ – Rheinische Post, Düsseldorf
Weitere Versionen
2001 wurde unter der Regie von Carl Schenkel ein Fernsehfilm für das US-amerikanische Fernsehen produziert, in dem Alfred Molina die Hauptrolle des Hercule Poirot übernahm. Trotz internationaler Schauspieler wie Fritz Wepper, Kai Wiesinger oder Leslie Caron und einer Modernisierung der Story, die in die Gegenwart versetzt wurde, hatte diese Neuverfilmung keinen Erfolg bei Kritik und Publikum.
Einige Details
- Anzumerken ist, dass der Orient-Express des Filmes deutsches Reichsgebiet nicht passiert. Der Betrieb durch Deutschland war nach der Ruhr-Besetzung 1924 zunächst eingestellt worden.
- Des weiteren gibt es den „Pick Me Up“, den Ratchett/Casetti am Morgen nach seiner Ermordung von seinem Diener Beddoes serviert bekommen soll, wirklich. Er ist ein Cocktail aus Crushed Ice, Curacao, Fernet und in erster Linie eisgekühltem Champagner mit etwas Zitrone. Warum Beddoes in der Verfilmung ein Fläschchen Tabasco mitserviert, ist unklar.
- Das Schlafmittel „Trional“, das Graf und Gräfin Andrenyi einnehmen und mit dem vermutlich Casetti/Ratchett betäubt wird, existierte in den 1930er-Jahren tatsächlich. Auch die im Film angegebene chemische Formel Diethylsulphon-Methylethylmethan- C2H5CH3—C—(SO2C2H5)2 stimmt, und das Mittel galt bereits in den 1930er-Jahren als eines der besten und wirksamsten Schlafmittel. In der Tat wurde es allerdings auch als Mordmittel eingesetzt. Tragische Verwendung fand es von den Nationalsozialisten als Mittel bei der Ermordung von psychisch Kranken.
- Der Roman „Love's Captive“, der von dem Butler Beddoes in der Mordnacht gelesen wird, ist, wie auch seine Autorin Arabella Richardson, frei erfunden.
- Signor Bianchi heißt in der Romanvorlage Monsieur Bouc.
- Gefilmt wurde in den Emi-Elstree-Filmstudios in Borhamwood, England.
- Die Kameras und Linsen stammten von Panavision, das Filmmaterial von Technicolor.
- Gedreht wurde im Bahnhof von Landy in der Nähe von Paris und auf einer nahe gelegenen Museumsbahn.
- Zuglok ist keine türkische Lok, sondern die 1922 gebaute französische Schnellzugslok 230 G 353 der SNCF.
- Bei der Abfahrt aus dem angeblichen Bahnhof Belgrad sieht man kurz eine andere französische Lokomotive.
Medien
DVD-Veröffentlichung
- Mord im Orient-Express. Kinowelt Home Entertainment 2003
Filmdokumentation
- Making „Murder on the Orient Express“. Video-Dokumentation von Laurent Bouzereau, USA 2004, 49 Minuten [ist auf der US-DVD-Veröffentlichung des Films enthalten]
Soundtrack
- Richard Rodney Bennett: Murder on the Orient Express. Original Motion Picture Soundtrack. Es spielt das Royal Opera House Orchestra unter der Leitung von Marcus Dods. auf: Poirot At the Movies. Music from the Agatha Christie Thrillers „Murder on the Orient Express“ & „Death On the Nile“. Cloud Nine Records / Silva Screen Records, London 1993, Tonträger-Nr. CNS 5007
- Richard Rodney Bennett: Murder on the Orient Express. EMI Classics 7243 5 86168 2 2 (Wiederveröffentlichung aus dem Jahr 2004, auf der CD ist auch Bennetts Soundtrack Lady Caroline Lamb enthalten)
Literatur
- Agatha Christie: Mord im Orientexpress. Roman (Originaltitel: Murder on the Orient Express). Deutsch von Otto Bayer. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-596-17422-5
- Georg Seeßlen: Agatha Christie im Film in ders.: Mord im Kino. Geschichte und Mythologie des Detektiv-Films. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1981, ISBN 3-499-17396-4
Weblinks
- Murder on the Orient Express in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Einzelnachweise
- ↑ Eintrag Mord im Orient Express '74 in der Synchrondatenbank von Arne Kaul; abgerufen am 19. August 2007
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