Morelia viridis

Morelia viridis
Grüner Baumpython
Grüner Baumpython (Morelia viridis)

Grüner Baumpython (Morelia viridis)

Systematik
Unterordnung: Schlangen (Serpentes)
Überfamilie: Wühl- und Riesenschlangenartige (Boidea)
Familie: Riesenschlangen (Boidae)
Unterfamilie: Pythons (Pythoninae)
Gattung: Rautenpythons (Morelia)
Art: Grüner Baumpython
Wissenschaftlicher Name
Morelia viridis
(Schlegel, 1872)

Der Grüne Baumpython (Morelia viridis) ist eine baumbewohnende Schlange aus der Unterfamilie der Pythons (Pythoninae). Die Art kommt auf Neuguinea, den vorgelagerten Inseln sowie auf der Kap-York-Halbinsel im Norden Australiens vor.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der Grüne Baumpython zeichnet sich durch einen verhältnismäßig schlanken Körper aus, auf den relativ langen Schwanz entfallen etwa 14 % der Gesamtlänge. Der Kopf ist groß und deutlich vom Hals abgesetzt. Er ist auf der Oberseite posterior stark aufgewölbt, die Schnauze ist groß und eckig. Der Körper ist im Querschnitt dreieckig mit deutlich sichtbarer Wirbelsäule. Die Art erreicht eine Gesamtlänge von 150 bis 180 Zentimeter, große Weibchen erreichen eine Länge bis 200 Zentimeter. Die Größe variiert je nach Herkunftsgebiet. Das Gewicht hängt stark vom Ernährungszustand des Tieres ab. Männchen können etwa 1100 bis 1400 Gramm schwer werden, Weibchen bis 1600 Gramm, besonders große Exemplare bis 2200 Gramm. Die Weibchen sind, wie bei den meisten Schlangen, etwas größer und schwerer als die Männchen.

Beschuppung

Das Rostrale ist groß, deutlich abgesetzt und oft so tief eingekerbt, dass die Schnauze vorn oft wie gespalten wirkt. Die Nasalia sind gewölbt und haben große, nach hinten und oben gerichtete Nasenlöcher. Die beiden Internasalia sind rund und durch mehrere kleinere Schuppen voneinander getrennt. Die Kopfoberseite zeigt sonst keine größeren Schuppen, zwischen den Augen können sich 20 kleine Schuppen befinden.[1]

In der Seitenansicht befinden sich zwischen dem Nasale und dem Auge 60 oder mehr kleine, unregelmäßig geformte Lorealia. Es gibt keine deutlich ausgebildeten Präocularia oder Postocularia; um das Auge liegen 11-19 kleine Schuppen und zwei Supralabialia grenzen von unten an des Auge. Die Anzahl der Supralabialia kann zwischen 12 und 16 liegen, die ersten zwei zeigen tiefe, schräge Labialgruben, die dritte zeigt eine flache Mulde. Die hinteren 6-7 der insgesamt 14-18 Infralabialia zeigen tiefe Labialgruben.[1]

Die Anzahl der Bauchschuppen (Ventralschilde) variiert zwischen 219 und 254, die Zahl der Subcaudalia zwischen 68 und 129 und die Anzahl der dorsalen Schuppenreihen in der Körpermitte zwischen 55 und 57.[1]

Grüner Baumpython während der Umfärbung

Färbung

Die Grundfarbe adulter Tiere ist oberseits ein satter Grünton, der in vielen Schattierungen vorkommen kann, sehr selten treten auch rein blaue Exemplare auf. Auf diesem Grund sind etwa eine Schuppe breite, weiße Flecke verteilt, die häufig besonders konzentriert auf dem kielartigen Rücken auftreten und dort manchmal ein fast durchgehendes Band bilden. Gelegentlich sind diese Flecke zu größeren, flächigeren Flecken vereint. Die Färbung des Bauchs und der Lippen schwankt zwischen beige-weiß bis hin zu gelb. Die Schwanzspitze ist bräunlich oder schwarz. Die Pupillen sind senkrecht geschlitzt. Die Iris ist silberfarben.

Ungewöhnlich ist die Umfärbung der Jungtiere (ontogenetischer Farbwechsel), wie sie auch bei einigen anderen Schlangenarten vorkommt. Als Jungtier in einem leuchtenden Gelb oder Rot bis Rot-Braun gefärbt, nehmen die Tiere erst im Alter von sechs bis zehn Monaten ihre endgültige Färbung an. Die Schwanzspitze ist hellgelb und wird zum Anlocken von Beutetieren benutzt. Dieses Verhalten nimmt mit zunehmendem Alter ab, konnte aber auch bei adulten Tieren beobachtet werden. Der komplette Farbwechsel kann aber auch innerhalb weniger Wochen vollzogen werden oder bei manchen Tieren auch 2 bis 3 Jahre dauern. Warum die Jungtiere so eine leuchtende Farbe haben, ist nicht gänzlich geklärt. Man vermutet, dass auf diese Weise eine optimale Tarnung im Licht- und Schattenspiel des Regenwaldes möglich ist, oder dass verschiedene natürliche Feinde das Jungtier für eine giftige Pflanze halten.

Verbreitung und Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet des Grünen Baumpython erstreckt sich über die tropischen Regenwälder auf Papua-Neuguinea, dessen vorgelagerte Inseln sowie auf der Kap-York-Halbinsel in Australien. Es wurden Vorkommen bis 2.000 Meter über dem Meeresspiegel nachgewiesen. Als westlichster Fundort wird die Insel Gag verzeichnet, als östlichster Punkt wurde die Insel Normanby gemeldet, eine vorgelagerte Insel Neuguineas. Die Entfernung dieser beiden Punkte beträgt circa 3.000 Kilometer Luftlinie.

Die Regenmenge schwankt dort standortbedingt zwischen 2.100 und 3.400 Millimeter im Jahr. In den Regenwaldgebieten ist keine Veränderung des Klimas in Zusammenhang mit der Jahreszeit zu verzeichnen, die Niederschlagsmenge ist deutlich höher als die Verdunstungsrate. Entsprechend ist auch die relative Luftfeuchtigkeit sehr hoch und beträgt tagsüber 70 bis 85 Prozent und steigt nachts auf Werte von 95 bis 100 Prozent an. Die Temperatur schwankt tagsüber zwischen 27 bis 32 Grad Celsius und sinkt nachts auf 22 bis 25 Grad ab.

Grüner Baumpython in Ruhestellung

Verhalten

Der Grüne Baumpython verbringt den Großteil seines Lebens in Bäumen oder Sträuchern. Im Nordosten Australiens hielten sich Jungtiere in Höhen bis maximal 10 m auf, adulte Individuen nutzten Bäume hingegen über die gesamte Höhe und hielten sich oft in Höhen über 25 m auf.[2] In den Ruhephasen nimmt die Art eine charakteristischen Haltung ein, dabei hängt der Körper in mehreren engen Schlingen über einen Ast, wobei der Kopf in der Mitte aufliegt.

Jagdweise und Ernährung

Die Art ist ein Lauerjäger, die wesentliche Jagdstrategie ist das bewegungslose Warten an einer geeigneten Stelle, bis Beute in Reichweite kommt. Der Grüne Baumpython ist dabei sehr standorttreu, an einer geeigneten Stelle halten sich die Tiere bis zu 14 Tage lang auf. Bei der Lauerjagd formt der Python etwa mit dem vorderen Körperdrittel in einer Ebene eine annähernde "8", so dass er mit dem Kopf sehr schnell eine bestimmte Distanz überbrücken und zubeißen kann. Für Jungtiere beträgt diese Distanz etwa 10 cm, bei größeren Tieren etwa 40 cm.

Grüner Baumpython beim Verschlingen eines Beutetieres

Detaillierte Untersuchungen zur Jagdaktivität und Ernährung wurden bisher nur im Nordosten Australiens durchgeführt.[3] Die tageszeitliche Jagdaktivität war hier sowohl vom Geschlecht als auch von der Körpergröße abhängig. Jungtiere jagten überwiegend am Tag. Mit zunehmender Größe wurde die Jagdaktivität von beiden Geschlechtern immer stärker auf die Nacht verlegt. Männchen mit einer Kopf-Rumpf-Länge über 100 cm jagten fast ausschließlich nachts, Weibchen dieser Größe jagten noch zu 10-20 % am Tag. Das kleinräumige Jagdhabitat war alters- und tageszeitabhängig unterschiedlich. Jungtiere wurden niemals in Lauerposition am Boden angetroffen, immature und erwachsene Exemplare tagsüber in weniger als 1 % der Fälle. Nachts erfolgten bei immaturen Schlangen 15 % aller Nachweise in Lauerstellung auf dem Boden, bei adulten Tieren stieg dieser Anteil auf 29 %.

Die Nahrung besteht vor allem aus kleinen Säugetieren und Echsen, daneben werden auch Vögel und Insekten gefressen. Über Zufallsbeobachtungen hinausgehende Daten zur Ernährung liegen bisher wiederum nur aus Nordostaustralien vor, dort wurde das Beutespektrum anhand von acht Kotproben und vier direkten Beobachtungen ermittelt.[3] Hauptbeutetier immaturer und adulter Tiere war die zu den Mosaikschwanzratten gehörende Melomys capensis, die in fünf der acht Kotproben nachgewiesen wurde, weitere Beutetiere waren ein unbestimmter Skink, zwei unbestimmte Vögel sowie zwei Schmetterlinge. Für Jungschlangen wurden einmal der Skink Carlia longipes, ein unbestimmter Skink und ein Käfer als Beute nachgewiesen.

Fortpflanzung

Grüner Baumpython (Morelia viridis), Jungtier

Wie alle Pythons ist auch der Grüne Baumpython eierlegend (ovipar). Er ist eine nichtsaisonale Schlange. Das bedeutet, dass die Paarung, die Eiablage oder der Schlupf der Jungtiere zu jeder Zeit des Jahres erfolgen kann. Die meisten Paarungen finden im September bis Ende Oktober statt. Nachdem sie ihre Geschlechtsreife nach zweieinhalb bis drei Jahren erreicht haben, begeben sie sich auf die Suche nach einem Geschlechtspartner. Trifft das Weibchen mehrere Männchen zur Paarung an, sind auch Mehrfachpaarungen mit wechselnden Geschlechtspartnern möglich. Die Weibchen stellen einige Zeit nach der erfolgreichen Paarung die Nahrungsaufnahme ein. Sie beginnen nun mit der Suche nach einem geeignetem Eiablageplatz. Bevorzugt werden höher gelegene Höhlen in Bäumen aufgesucht, wobei aber jede versteckte Stelle, die genügend Schutz vor Feinden und ausreichende Feuchtigkeit bietet, als Brutplatz angenommen wird. Das Weibchen legt gegen Februar bis März, nach 70 bis 90 Tagen Trächtigkeit ihre 5 bis 35 Eier im Versteck ab. Die Größe des Geleges hängt mit der Größe und dem Alter des Weibchens zusammen. Wie die meisten Pythonarten betreibt auch der Grüne Baumpython Brutpflege. Nun legt das Weibchen 45 bis 65 Tage seine Körperschlingen um das Gelege und hält mit kräftigen Muskelkontraktionen die Temperatur bei 29,5 Grad Celsius. Steigt die Temperatur darüber, lockert es die Schlingen und lässt Luft an die Eier. Die Weibchen fasten bis zum Schlupf der Jungtiere für einen Zeitraum von vier bis fünf Monaten. Die Männchen nehmen dagegen bereits nach der erfolgreichen Paarung wieder Nahrung auf. In freier Natur lebende Tiere haben vermutlich nur alle zwei Jahre Nachwuchs. Bei einigen Weibchen kann es mit Beginn der Trächtigkeit zu einer Umfärbung ins Blaue oder Türkise kommen. Nach dem Schlupf der Jungtiere färben sie sich dann zurück in den ursprünglichen Zustand. Selten bleibt auch eine leicht blaue Färbung erhalten. In Gefangenschaft gehaltene Exemplare werden etwa 15 bis 20 Jahre alt. Die durchschnittliche Lebenszeit frei lebender Tiere ist unbekannt.

Systematik

Die Erstbeschreibung des Grünen Baumpython erfolgte durch Hermann Schlegel im Jahre 1872 unter der Bezeichnung Python viridis. Morelia viridis wurde lange Zeit als einzige Art der monotypischen Gattung Chondropython geführt, da er durch den Greifschwanz mit geteilten Schuppen auf der Schwanzunterseite und das Fehlen der vorderen Oberkieferzähne sehr ausgeprägte Eigenmerkmale besitzt und sich von allen anderen Rautenpythons (Gattung Morelia) unterscheidet. Nach heutiger Erkenntnis handelt es sich dabei lediglich um Anpassungen an die baumbewohnende Lebensweise, die innerhalb der Gattung Morelia entstanden sind, und somit ist der Grüne Baumpython nicht als eigene Gattung abzugrenzen, sondern muss in diese Gattung eingestellt werden. Dabei steht er im Schwestergruppenverhältnis zum Rautenpython (Morelia spilota).

Alle Pythons sind Bewohner der Alten Welt. Nach heutigem Kenntnisstand sind die Pythons in der australischen Region, möglicherweise auch auf Australien selbst entstanden und haben ihre Artenaufspaltung und Verbreitung dort begonnen.

Kopfstudie Morelia viridis (links) und Corallus caninus

Der Grüne Baumpython (Morelia viridis) hat eine starke anatomische Ähnlichkeit mit dem südamerikanischen Hundskopfschlinger (Corallus caninus), der in die Unterfamilie der Boaschlangen (Boinae) gestellt wird. Diese sind nicht miteinander verwandt und somit ein eindrucksvolles Beispiel für biologische Konvergenz.

Name

Von den Einheimischen auf Neuguinea wird der Grüne Baumpython als „Jamumong“ bezeichnet, auf der Indonesischen Seite der Insel wird von einigen Stämmen „Ular hijau“ benutzt. Frei übersetzt bedeuten beide Namen Grüne Schlange. Im Englischen Sprachraum wird er „Green Tree Python“ genannt. Der früher gültige Artenname Chondropython viridis wurde abgeleitet von den griechischen Wörtern kohndros (rauflächig) und puthon (Schlangenartiger Drache in der griechischen Mythologie). Der Zusatz viridis bedeutet schlicht Grün.

Beziehung der Einheimischen

Der Grüne Baumpython ist eine der wenigen Schlangenarten, vor denen sich die Einheimischen nicht fürchten. Dies liegt daran, dass er weder giftig noch aggressiv ist. Die Kinder dort ziehen den Python schon mal von seinem Ruheplatz und dann muss er als Spielzeug herhalten. Gefundene Tiere werden dennoch sofort getötet, denn er hat für diese Menschen auch eine andere wichtige Bedeutung. Er dient ihnen als Nahrungsquelle.

Grüner Baumpython

Gesetzliche Bestimmungen

Der Grüne Baumpython wurde in das Washingtoner Artenschutzabkommen Anhang 2 und in den Anhang B der europäischen Artenschutzverordnung aufgenommen. Deshalb darf er ohne Genehmigung privat gehalten werden, ist jedoch nach der Bundesartenschutzverordnung gegenüber der zuständigen Landesbehörde (Untere Naturschutzbehörde) meldepflichtig. Der Im- und Export dieser Tiere muss durch das Bundesamt für Naturschutz genehmigt werden. Vom Verkäufer oder Züchter wird ein Herkunftsnachweis ausgestellt, die Regelungen dafür sind von Bundesland zu Bundesland allerdings sehr unterschiedlich.

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b c J. G. Walls 1998: The Living Pythons. T. F. H. Publications, 1998: S. 185-189
  2. D. Wilson: Foraging ecology and diet of an ambush predator: the Green Python (Morelia viridis). In: R. W. Henderson and R. Powell (Eds.): Biology of the Boas and Pythons. Eagle Mountain Publishing Company, Eagle Mountain., 2007: S. 145
  3. a b D. Wilson: Foraging ecology and diet of an ambush predator: the Green Python (Morelia viridis). In: R. W. Henderson and R. Powell (Eds.): Biology of the Boas and Pythons. Eagle Mountain Publishing Company, Eagle Mountain., 2007: S. 141-150

Literatur

  • Greg Maxwell: Morelia viridis – Das Kompendium. Chimaria Verlag, Frankfurt am Main 2005. ISBN 3-930612-79-8
  • Markus Weier, Ralf Vitt: Der Grüne Baumpython. Herpeton Verlag, Offenbach 22003. ISBN 3-9806214-1-3
  • Ron Kivit, Stephen Wiseman, Andreas Kirschner: Grüner Baumpython und Grüne Hundskopfboa. Kirschner & Seufer Verlag, Karlsruhe 2005. ISBN 3-9804207-9-5
  • Zdenek Vogel: Riesenschlangen aus aller Welt. Westarp Wissenschaften. Spektrum Akademischer Verlag, Magdeburg-Oxford 41996. ISBN 3-89432-463-5
  • J. G. Walls: The Living Pythons. T. F. H. Publications, 1998: S. 185-194.
  • D. Wilson: Foraging ecology and diet of an ambush predator: the Green Python (Morelia viridis). In: R. W. Henderson and R. Powell (Eds.): Biology of the Boas and Pythons. Eagle Mountain Publishing Company, Eagle Mountain., 2007: S. 141-150. ISBN 978-0-9720154-3-4 (formal falsche ISBN)

Weblinks



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