Morphologisches Marktformenschema

Morphologisches Marktformenschema

Markt bezeichnet in der Wirtschaftswissenschaft das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage nach einem Ökonomischen Gut (einer Ware oder Dienstleistung). Der Mindestmarkt besteht aus einem Nachfrager, einem Anbieter und einem Handelsgut. Eine auf Märkten basierende Ökonomie bezeichnet man als Marktwirtschaft.

Das Grundprinzip des Marktes ist der Tausch. Durch Verwendung eines allgemein anerkannten Tauschmittels (zum Beispiel Geld) kann der Tausch der Güter gegen Geld (der Leistungsaustausch) zeitlich voneinander getrennt werden.

Derjenige Preis eines Gutes, der zur Übereinstimmung von angebotener und nachgefragter Menge führt, dem sogenannten Marktgleichgewicht, wird als Marktpreis bezeichnet.

Im Modell erreicht eine kompetitive Ökonomie, d. h. eine Wirtschaft, in der alle Güter auf Märkten frei getauscht werden, eine pareto-effiziente Allokation der Ressourcen. (Erster Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomik). Eine Marktsituation, in der die Allokation der Ressourcen nicht pareto-effizient ist, wird in der Wirtschaftswissenschaft als Marktversagen bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Arten von Märkten

Qualitative Einteilungen

Die Marktformen werden qualitativ nach drei Kriterien unterteilt.

Vollkommener Markt und Unvollkommener Markt

Siehe Hauptartikel: Vollkommener Markt

Organisierte und nichtorganisierte Märkte

Auf organisierten Märkten richtet sich das Zusammentreffen und Zusammenspiel von Anbietern und Nachfragern nach bestimmten, festgelegten Regeln. Beispiele hier für sind die durch Makler organisierten Effektenbörsen, oder die Durchführung von Auktionen nach gewissen Regeln wie bsp. mit Versteigerungsuhren bei Obst und Gemüseauktionen. Bei nichtorganisierten Märkten fehlen diese Regeln. [1]

Märkte mit beschränktem und unbeschränkten Zugang

Beschränkungen können rein rechtlicher Natur sein wie z.B. bei Investitions-, Neugründungs- , Niederlassungs- oder Filialgründungsverboten, und Konzessionierungen. Rechtlich-wirtschaftliche Behinderungen können durch spezielle Steuern gegeben sein. Rein wirtschaftliche Barrieren sind mangelndes Kapital oder Qualifikation.

Kombinationen der drei Formen

Diese Kriterien können in verschiedener Kombination auftreten. Ein Beispiel für einen vollkommenen, organisierten Markt mit beschränktem Zugang ist bsp. die Börse.

Arten von Märkten nach der Anzahl der Marktteilnehmer - Marktformenschema

Märkte lassen sich quantitativ nach der Zahl der Anbieter und Nachfrager in verschiedene Marktformen unterteilen. Die gebräuchlichste Einteilung des Marktes geht dabei auf Heinrich Freiherr von Stackelberg zurück. Dieser teilte in seinem (morphologischen) Marktformenschema den Markt nach der Anzahl an Anbietern und Nachfragern, im Sinne des Wettbewerbs, in folgendes Thema ein:

Nachfrager
viele wenige ein
Anbieter viele Polypol Nachfrageoligopol/Oligopson Nachfragemonopol/Monopson
wenige Angebotsoligopol zweiseitiges/bilaterales Oligopol beschränktes Nachfragemonopol/Monopson
ein Angebotsmonopol beschränktes Angebotsmonopol zweiseitiges/bilaterales Monopol/Monopson

Bei Vorhandensein vieler Anbieter und vieler Nachfrager mit jeweils kleinen Marktanteilen spricht man auch von einer atomistischen Marktstruktur oder einem Wettbewerbsmarkt.

Sind hingegen nur wenige, voneinander unabhängig agierende Anbieter vorhanden, spricht man auch von monopolistischem Wettbewerb.

Arten von Märkten nach der Nachfrageintensität

Neben diesen Marktformen gibt es in der Betriebswirtschaftslehre noch:

starke Nachfrage schwache Nachfrage
starke Konkurrenz Massenmarkt Schrumpfmarkt
schwache Konkurrenz Zukunftsmarkt Nischenmarkt

Märkte nach räumlicher Ausdehnung

Je nach Art des Gutes und der rechtlichen Rahmenbedingen variieren die Preise des Gutes regional unterschiedlich stark. Hieraus ergeben sich unterschiedliche Teilmärkte für das gleiche Gut. Diese Teilmärkte können nach räumlicher Ausdehnung gegliedert werden:

  • Lokale oder regionale Märkte sind typisch für Produkte mit hohen Transportkosten, schneller Verderbnis und von personalen Dienstleistungen. Beispiele sind Immobilienmärkte und personale Dienstleistungen wie Friseure. Da eine Substitution der lokal angebotenen Waren und Dienstleistungen durch die gleichen Waren und Dienstleistungen an anderen Orten nicht möglich ist, stellen die lokalen Märkte den Ort der Preisfindung dar. Die Preise sind aufgrund der geringen Faktormobilität lokal sehr unterschiedlich.
  • Nationale Märkte entstehen typischerweise durch die nationalen rechtlichen Rahmenbedingen. Unterschiedliche Steuergesetze und Normen erschweren einen Warenaustausch über nationale Grenzen hinaus und sorgen für das Entstehen nationaler Märkte. Hinzu kommen nationale Traditionen, Usancen und Sprachbarrieren. Dadurch haben gleiche Produkte in unterschiedlichen Ländern verschiedene Preise.
  • Der Weltmarkt stellt den globalen Markt dar, an dem weltweit gehandelte Güter und Dienstleistungen einen weltweit einheitlichen Weltmarktpreis haben. Diese Weltmarktpreise können durch Transportkosten, Subventionen, Zölle und nichttarifäre Handelshemmnisse stark von den nationalen und lokalen Preisen abweichen.

Der Preisausgleich zwischen räumlich getrennten Märkten erfolgt durch Arbitrage. Sofern die Märkte durch unterschiedliche rechtlichen Rahmenbedingen entstehen, erfolgt ein Preisausgleich zwischen den Märkten über Schwarzmarkt und Schmuggel.

Güter- und Faktormärkte

Gütermarkt (auch Produktmarkt) ist die Sammelbezeichnung für alle Märkte für Waren und Dienstleistungen. Er wird unterteilt in

  • Investitionsgütermarkt
  • Konsumgütermarkt

Faktormarkt ist die Sammelbezeichnung für alle Märkte für Produktionsfaktoren. Dazu gehören:

Marktgrößen

Marktgrößen dienen der quantitativen Beschreibung von Märkten. Bekannte Beschreibungsinstrumente für Marktgrößen sind:

  • Marktkapazität: Theoretische Maximalgröße des Marktes, Preise und Kaufkraft bleiben unberücksichtigt
  • Marktpotenzial: Gesamte mögliche Absatzmenge eines Marktes. Das Marktpotenzial ist die obere Grenze für das Marktvolumen
  • Marktvolumen: Summe der tatsächlich erzielten Umsätze
  • Marktanteil: Relativer Anteil eines Anbieters am Marktvolumen
  • Marktausdehnung: Konkrete räumliche Ausdehnung des relevanten Markts

Ohne die Festlegung der Marktausdehnung, des Marktraumes, können die anderen vorstehend genannten Marktgrößen nicht quantifiziert werden. Zum Beispiel findet im stationären Einzelhandel ein Filialunternehmen für seine einzelnen Betriebe lokal, regional, national, ggf. auch international und global höchst unterschiedliche Marktsituationen und Wettbewerbsverhältnisse vor. National muss es u.U. in polypolistischer, lokal kann es u.U. in quasi-monopolistischer Situation agieren und es können seine nationalen Marktanteile gering, seine lokalen Marktanteile hoch sein.

Marktverhalten

Unter Marktverhalten versteht man die Zielsetzungen, Strategien, Taktiken, unmittelbare Aktionen und Reaktionen der einzelnen Wirtschaftssubjekte am Wettbewerbsmarkt.

Es gibt prinzipiell drei mögliche Kategorien von Verhaltensweisen der Anbieter und der Nachfrager, die jeweils auch als Konkurrenten untereinander auftreten können:

  • zu agieren, d. h. bestimmte Marktparameter Preis, Qualität, Service etc. zu setzen und sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen
  • auf Aktionen eines Konkurrenten zu reagieren (d. h. bestimmten Marktparameter-Änderungen zu folgen. Dies ist der typische Weg in einem funktionierenden Wettbewerb)
  • nichts zu tun (dies ist ökonomisch fast immer unvorteilhaft, da Wettbewerbsnachteile entstehen)

Marktsättigung

Unter Marktsättigung versteht man die Erreichung eines bestimmten Marktaufnahmevolumens. Ist dieses Volumen erreicht, so können keine weiteren Güter auf jenem Markt abgesetzt werden, d. h. der Markt ist gesättigt.

Der Grad der Sättigung wird durch das Verhältnis von Marktvolumen zu Marktpotenzial bestimmt.

\mathrm{Markts\ddot{a}ttigung} = \frac{\mathrm{Marktvolumen}}{\mathrm{Marktpotenzial}}\ \cdot 100

Marktfunktionen

Einzelnachweise

  1. Willi Albers, Anton Zottmann: Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft (HdWW), Band 5, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1980, S. 106

Literatur

  • Niklas Luhmann: Der Markt als innere Umwelt des Wirtschaftssystems, Kapitel 3 (S.91-130) in Die Wirtschaft der Gesellschaft, 1988, ISBN 3518287524
  • Hans-Otto Schenk: Wettbewerbsverhältnisse im Handel, in: Handelsforschung 1989. Jahrbuch der FfH, hrsg. von Volker Trommsdorff, Heidelberg 1989, S. 93-117.

Weblinks


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