Moskitos

Moskitos
Stechmücken
Gelbfiebermücke (Aedes aegypti)

Gelbfiebermücke (Aedes aegypti)

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Unterklasse: Fluginsekten (Pterygota)
Überordnung: Neuflügler (Neoptera)
Ordnung: Zweiflügler (Diptera)
Unterordnung: Mücken (Nematocera)
Familie: Stechmücken
Wissenschaftlicher Name
Culicidae
Meigen, 1818

Die Stechmücken (Culicidae), in Teilen der Schweiz und Süddeutschlands: Schnaken, Staunsen oder Stanzen, im größten Teil Österreichs: Gelsen, sind Insekten, die innerhalb der Ordnung der Zweiflügler eine Familie bilden. Der mittlerweile recht häufig verwendete Name Moskito ist von dem spanischen und portugiesischen Wort Mosquito (wörtlich: kleine Fliege) abgeleitet, das ebenfalls Mücke bedeutet. Weltweit gibt es mehr als 2.500 Stechmückenarten[1], in Europa kommen 104 Arten vor, von denen fast alle auch in Mitteleuropa zu finden sind[2].

Stechmücken sind Überträger verschiedener Krankheiten (z. B. Malaria, Gelbfieber, Dengue-Fieber usw.). Allein die weiblichen Stechmücken saugen Blut, das sie für die Produktion ihrer Eier benötigen. Ansonsten ernähren sie sich, wie auch die Männchen, von Nektar und anderen süßen Pflanzensäften.

Die bisher älteste weitgehend moderne Stechmücke wurde in etwa 79 Millionen Jahre altem Bernstein beschrieben.[3] Eine ursprünglichere Schwesternart heutiger Stechmücken wurde in 90 bis 100 Millionen Jahre altem Bernstein gefunden.[4]

Anders als im süddeutschen regionalen Sprachgebrauch werden im zoologischen Sinne unter dem Begriff Schnaken die Arten einer völlig anderen Familie der Zweiflügler zusammengefasst, die kein Blut saugen.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen

Abgesehen von den Polargebieten, Wüsten und Höhenlagen über 1500 m kommen sie insgesamt gesehen weltweit meist in der Nähe von Wasserstellen jeder Größe vor. Allerdings haben die verschiedenen Arten auch sehr unterschiedliche Verbreitungsgebiete.

Merkmale

Die Gelbfiebermücke Aedes aegypti, eine Vertreterin der Unterfamilie Culicinae. Links das Männchen, rechts davon Weibchen. Beachte die buschigeren Fühler und die längeren Mundtaster (Palpen) beim Männchen. Rechts allerdings eine untypische Ausrichtung einer ruhenden Stechmücke – normalerweise sitzen die Tiere an senkrechten Flächen mit dem Kopf nach oben.

Erwachsene Stechmücken sind feingliedrige, abhängig von Art und der Ernährung der Jugendstadien unterschiedlich große zweigeflügelte Insekten, aber selten größer als 15 mm. Ihre Flügel sind häutig, teilweise beschuppt, dazu verfügen sie als Zweiflügler über zwei Schwingkölbchen oder Halteren. Ihre Fühler sind mittellang und vielgliedrig, sie haben einen etwa ebenso langen Saugrüssel, haben einen schlanken Körper und lange Beine. Stechmücken wiegen nur etwa 2 bis 2,5 mg.

Die Männchen sind meist kleiner als die Weibchen. Man erkennt sie vor allem an ihren buschigeren Fühlern. Weibliche Vertreter der Unterfamilie Culiciane haben zudem Mundtaster (Palpen), die erheblich kürzer sind als der Stechrüssel. Bei Vertretern der Unterfamilie Anophelinae sind die Palpen bei beiden Geschlechtern etwa so lang wie der Rüssel.

Verwechselungen

Eine Verwechselungsmöglichkeit besteht mit anderen Zweiflüglern, vor allem mit Zuckmücken und Wiesenschnaken, die Stechmücken in ihrer Erscheinungsform besonders ähneln, aber nicht blutsaugen. Teilweise werden auch verschiedene Hautflügler für Stechmücken gehalten.

Flugeigenschaften

Sie können mit einer Geschwindigkeit von etwa 1,5 bis 2,5 km/h fliegen. Die Flughöhe einer Stechmücke ist im Allgemeinen abhängig von der jeweiligen Art, von der Höhe des Aufenthaltsortes über Meeresspiegel, vom Wetter, Luftdruck, der Temperatur und den Lichtverhältnissen. Bei warmem, windstillem Wetter mit leichter Bewölkung ohne starke, direkte Sonneneinstrahlung kann von einigen Arten eine große Flughöhe erreicht werden, denn sie benutzen auch thermische Aufwinde und können so an manchen Orten in Höhen von über 100 m über Boden gelangen. Bei kühler, windiger oder gar regnerischer Witterung fliegen viele Stechmücken, wenn überhaupt, nur kurze Distanzen und verbleiben eher in Bodennähe.

Ernährung

Detailvergrößerung einer blutsaugenden Stechmücke mit den für die weiblichen Vertreter der Unterfamilie Culicinae typischen kurzen Mundtastern. Rot-orange das Stechborstenbündel, im Bild rechts davon die nach hinten weggestauchte Unterlippe, die nicht in die Haut eindringt.

Die Weibchen müssen nach der Befruchtung durch die Männchen eine Blutmahlzeit zu sich nehmen, da sie Protein benötigen, um Eier zu bilden; die Aufnahme von Blut ist somit unverzichtbar für die Fortpflanzung der meisten Stechmücken. Die Blutmahlzeit wird mithilfe eines Stechrüssels aufgenommen. Dabei bilden verschiedene Mundwerkzeuge eine Struktur aus Stechborsten (Oberlippe oder Labrum, paarige Ober- und Unterkiefer oder Mandibel und Maxille sowie Schlundrohr oder Hypopharynx). Dieses Stechborstenbündel kann die Haut des Wirtes durchdringen und bildet im Inneren zwei Kanäle. Durch einen kann Speichel injiziert, durch den anderen das Blut aufgesaugt werden. In der Ruhestellung liegen die Stechborsten in einer von der Unterlippe Labium gebildeten Scheide verborgen. Beim Stich dringt die Unterlippe selbst nicht in die Haut ein, sondern wird gestaucht und biegt sich nach hinten.

Bei den Männchen sind die Stechborsten verkürzt, für einen wirklichen Stich ungeeignet und dienen nur zum Aufsaugen freiliegender Flüssigkeiten (Wasser und zuckerhaltige Pflanzensäfte). Auch die Weibchen decken ihren Energiebedarf normalerweise mit der Aufnahme von süßen Pflanzensäften. Die wichtigste Kohlenhydratquelle ist dabei Nektar, wobei bestimmte Nektarquellen anderen bevorzugt werden. Als effektive Bestäuber von Pflanzen sind Stechmücken bisher allerdings nur bei zwei Arten beschrieben worden: der Orchidee Habenaria (Platanthera) obtusata und dem Ohrlöffel-Leimkraut Silene otites, einem Nelkengewächs. Dabei scheinen auch bestimmte von den Blüten produzierte Duftstoffe für Stechmücken attraktiv zu sein.[5]

Eine Ausnahme zur der Regel, dass weibliche Stechmücken Blut für die Produktion ihrer Eier benötigen, bilden die Weibchen der Gattung Toxorhynchites, deren Mundwerkzeuge sich nicht für den Stich eines Blutwirtes eignen. Die Larven dieser Gattung fressen andere Mückenlarven und sind damit in der Lage, bereits als Jugendstadium genügend Protein für die Eiproduktion als erwachsenes Weibchens aufzunehmen und zu speichern. Auch bei anderen Arten oder Stämmen kann es vorkommen, dass Weibchen ohne Blutmahlzeit ein erstes Gelege produzieren (Autogenie).[6] Teilweise ist es sogar möglich, dass mehr als nur ein autogenes Gelege produziert wird.[7]

Auffindung der Nahrungsquelle

Durch Labor- und Freilandexperimente hat man herausgefunden, dass Stechmücken vor allem durch ausgeatmetes Kohlenstoffdioxid und Körperdüfte (z. B. verschiedene Fettsäuren und Ammoniak) zu ihren Blutwirten gelockt werden. Abhängig von Art und Wirtsspezifität der Mückenart können dabei einzelne Substanzen eine besondere Bedeutung haben. So ist beispielsweise bei der auf den Menschen spezialisierten Gelbfiebermücke, Aedes aegypti, die auf der menschlichen Haut auftretende Milchsäure ein zentraler Reiz für die Wirtsfindung.[8]

Bei der Wirtsfindung folgen die Stechmücken der Duftfahne ihres Wirtes bis zu ihrer Quelle. Dabei geben anscheinend neben der chemischen Zusammensetzung der Duftfahne auch ihre Größe, Struktur und Form der Mücke wichtige Informationen über den Wirt und seine Entfernung.[9][10] In Nahbereich spielen zusätzlich visuelle Hinweise und die Körperwärme eine Rolle.

Schmerzempfindung beim Stich

Beim Stich einer Stechmücke kann eine sehr geringfügige Schmerzempfindung zustande kommen, wenn der in die Haut eindringende Stechrüssel (Proboscis) einen Schmerznerv trifft oder streift und das betreffende Nahrungsopfer den Stich bewusst wahrnimmt. Allerdings spielen beim Menschen hinsichtlich der dabei dann empfundenen Schmerzintensität diesbezüglich im Gehirn abgespeicherte Vorerfahrungen und emotionale Bewertungen des miterlebten Stichs eine nicht unwesentliche Rolle.

Körperreaktionen und Behandlung

Erheblich lästiger ist die in der Regel kurze Zeit nach dem Stich auftretende und gewöhnlich auf die Einstichstelle begrenzte allergische Reaktion. Diese ist zumeist verbunden mit einem mehr oder minder starken Juckreiz. Beides wird von den Proteinen ausgelöst, welche die Stechmücke in die Saugstelle einspritzt, um das Blut vor dem Gerinnen zu bewahren. Oft bildet sich an der Einstichstelle für einige Stunden eine Quaddel. Diese Quaddeln entstehen nach dem Stich durch die Ausschüttung von körpereigenem Histamin.

Es wird gelegentlich behauptet, dass diese Proteine bei Temperaturen ab 45 °C zerstört würden, weshalb es als Hausmittel genügen sollte, eine nicht zu heiße Tasse Tee oder Kaffee für etwa eine Minute an die betroffene Stelle zu halten. Danach wäre lediglich der Einstich noch zu sehen, doch der Juckreiz sollte verschwinden und der Stich innerhalb von ein bis zwei Tagen verheilen. Bisher gibt es noch keine wissenschaftlichen Studien, die einen solchen Effekt eindeutig bestätigen.

Seit etwa 2007 sind stiftförmige Geräte mit AA-Batterie auf dem Markt, die frontseitig ein Heizelement mit etwa 5 mm Durchmesser tragen. Ein Timer ermöglicht die dosierte Erhitzung der Haut nach einem Stich, um denselben behaupteten Wirkmechanismus auszulösen.

Des Weiteren wird oftmals empfohlen, die juckende Stelle mit handelsüblichem Essig (keine Essigessenz!) oder Zitronensaft einzureiben. Der Juckreiz soll dann nach kurzer Zeit verschwinden und die Einstichstelle in den folgenden Tagen abheilen.

Begattung

Viele Stechmückenarten paaren sich in stationären Schwärmen, die zu bestimmten Tageszeiten (oft zur Dämmerung) gebildet werden. Diese Paarungsschwärme können aus tausenden Individuen bestehen; auch dies ist abhängig von der Art. Die einzelnen Teilnehmer fliegen dabei in Schleifen oder Zickzackbewegungen und orientieren sich normalerweise an auffälligen Landmarken. Die Schwärme bestehen zum größten Teil aus Männchen. Möglicherweise spielen bei der Schwarmbildung und dem Anlocken der Weibchen arteigene Duftstoffe (Aggregationspheromone) ein Rolle.[11]

Sich nähernde Weibchen fliegen in den Schwarm hinein und werden begattet. Dabei orientieren sich die Männchen wohl vor allem an dem Summton der Weibchen, den sie mithilfe spezieller Hörorgane an der Basis ihren buschigen Antennen wahrnehmen (Johnstonsches Organ). Obwohl die Antennen der Weibchen für den Empfang von Tönen weniger gut geeignet zu sein scheinen, wurde inzwischen nachgewiesen, dass auch die Weibchen auf den Flügelschlagton der Männchen reagieren – beide Partner passen während der Annäherung die Höhe ihrer Flugtöne aneinander an.[12]

Auch eine Vielzahl andere Insekten bilden Paarungsschwärme. Die meisten im Sommer angetroffenene Schwärme werden beispielsweise von Zuckmücken gebildet.

Entwicklung

Das Leben einer Stechmücke gliedert sich in vier verschiedene Stadien: Ei, Larve, Puppe und Imago (das ausgewachsene Tier).

Ei

Die Eier werden je nach Art entweder einzeln (z. B. Aedes oder Anopheles) oder in Eipaketen oder Schiffchen (z. B. Culex) abgelegt. Die Ablage erfolgt auf der Wasseroberfläche oder in Wassernähe. Die meisten Arten bevorzugen stehende Gewässer. Teilweise reichen bereits kleinste Wassermengen wie in Baumhöhlen, Felsmulden, Bromelien oder ähnlichen Behältern aus. Oft sind die Eier von Stechmücken mit solchen Eiablagebiotopen trockenheitsresistent und können so ein Austrocknen überstehen (z. B. Gelbfiebermücke oder Asiatische Tigermücke). Die Gattung Wyeomyia legt ihre Eier auch in die Fangbehälter insektenfressender Kannenpflanzen ab, Vertreter der Gattung Deinocerites verwenden normalerweise die Wasseransammlungen am Ende der Höhlen bestimmter Landkrabben.

Viele Vertreter legen ihre Eier in feuchten oder sumpfigen Biotopen ab, die Larven schlüpfen dann bei einer Überschwemmung (z. B. die Wiesenmücke oder Rheinschnake (Aedes vexans), die Auwaldmücke (Ae. sticticus) oder andere einheimische Vertreter der Gattung). In diesem Fall ist das Ei dann auch gemeinhin das überwinternde Stadium.

Larve

Seitliche Ansicht von Stechmückenlarven, in ihrer Futterhaltung an der Wasseroberfläche hängend: A: Anopheles (Unterfamilie Anophelinae); B: Culex (Unterfamilie Culicinae)

Es gibt vier Larvenstadien. Stechmückenlarven sind ausschließlich Wasserbewohner, atmen aber atmosphärische Luft. Vertreter der Unterfamilien Culicinae haben am achten Hinterleibsegment ein mehr oder weniger langes Atemrohr, durch das sie an der Wasseröberfläche hängend atmen. Als Ausnahme zapfen Larven der Gattung Mansonia mit ihren zähnchenbewehrten Atemsiphons die luftgefüllten Interzellularräume von Pflanzen an und sind so von der Wasseroberfläche unabhängig. Bei der Unterfamilie Anophelinae hängt die Larve horizontal unter der Wasseroberfläche und atmet durch eine ebenfalls am achten Hinterleibssegment befindliche Atemöffnung.

Detritus und Mikroorganismen dienen als Nahrung, die mithilfe bürstenartiger Mundwerkzeuge herbeigestrudelt und dann gefressen wird. Die Larven der Gattung Toxorhynchites leben dagegen räuberisch von anderen Stechmückenlarven. Bei Nahrungsknappheit kommt es bei diesen Larven sogar zu Kannibalismus, weshalb sich in den engen Brutplätzen – in den Tropen meist Bambusstümpfen – selten mehr als eine vollständig ausgewachsene Larve einer Art der Toxorhynchites befindet.

Bei Störung tauchen Stechmückenlarven schnell von der Wasseroberfläche ab. Sie bewegen sich dabei schlängelnd oder zuckend und mithilfe von ruderförmigen Haarbüscheln und -fächern fort.

Die Dauer des Larvenstadiums ist abhängig von der Art, der Temperatur und dem Nähstoffgehalt des Larvenbiotopes.

Abhängig von ihrer Jugendbiotopen können bestimmte Mückenarten als Larve überwintern (z. B. Mansonia).

Puppe

Mit der vierten Häutung schlüpft die Puppe, die als Ruhestadium keine Nahrung aufnimmt. In diesem Stadium atmet das Tier, normalerweise ebenfalls an der Wasseroberfläche durch zwei am Prothorax befindliche Atemhörnchen. Hier ist die Gattung Mansonia ebenfalls die Ausnahme; auch ihre Puppen zapfen Luft aus Pflanzen ab.

Stechmückenpuppen sind ebenfalls beweglich und können bei Gefahr schnell von der Wasseroberfläche abtauchen und fliehen.

Die Puppenruhe ist normalerweise kurz, nach wenigen Tagen schlüpft das erwachsene Tier.

Imago

Das Imago schlüpft innerhalb weniger Minuten aus einem dorsalen Riss in der Puppenhaut und ist nach etwa einer Stunde flugfähig. Männchen schlüpfen oft früher aus als die Weibchen.

Viele Anopheles-Arten und die Gattungen Culex und Culiseta überwintern in unseren Breiten als begattete Weibchen an kühlen, feuchten und geschützten Stelle, wie z. B. Keller, Höhlen oder Viehstellen. Die Männchen sterben im Herbst.

Stechmücken als Krankheitsüberträger

Beim Stich können mit dem Speichel der Stechmücke auch Krankheitserreger (Viren, Bakterien, einzellige oder mehrzellige Parasiten) übertragen werden, welche die Mücke bei einer vorangegangenen Nahrungsaufnahme aufgenommen hat.[13] Wichtig ist hierbei, dass sich die Krankheitserreger nach dem Stich eines infizierten Wirtes auch in der Mücke vermehren und in die Speicheldrüsen gelangen. Dafür müssen die Erreger, beziehungsweise ihre darauf spezialisierten Zwischenstadien, die Mücke ebenfalls infizieren. Deshalb kann auch nicht jede Mücke jeden Krankheitserreger übertragen. Die Zeitspanne zwischen der Aufnahme eines Kranheitserregers und der Möglichkeit, ihn weiterzugeben, wird bei Stechmücken und anderen Krankheitsvektorenextrinsische Inkubationszeit“ genannt. Sie ist temperaturabhängig und dauert meistens zwischen 10 und 14 Tagen. Sticht ein infizierter Vektor also vor Ablauf der extrinsischen Inkubationszeit einen Wirt, kann die Krankheit noch nicht weitergegeben werden.

Wie bei allen Vektoren ist potentiell auch eine mechanische Übertragung durch die Kontamination des Stechrüssels der Stechmücke möglich, wenn das Insekt während der Nahrungsaufnahme bei einer infizierten Person gestört wird und alsbald auf einer anderen nicht infizierten Person weitersaugt. In der Praxis ist jedoch eine erhebliche Menge von Erregern für eine Infektion erforderlich. Ob diese Mindestmenge zum Beispiel bei einer Kontamination des Stechrüssels allein erreicht werden kann, ist fraglich. Epidemiologisch gibt es auch bis heute zumindest bei den Stechmücken für diese Übertragungsart keine eindeutigen Anzeichen.

Zu den wichtigsten von Stechmücken übertragenen Krankheitserregern gehören Plasmodien (Malaria), im Lymph- oder Blutgefäßsystem lebende parasitäre Würmer (Filariose, Dirofilariose), Viren (Gelbfieber, Dengue-Fieber, West-Nil-Fieber, Chikungunya-Fieber, Rift-Valley-Fieber) oder Bakterien (Tularämie).

Auch in Europa kommen von Stechmücken übertragende Krankheiten vor. Zu den bekanntesten zählen das West-Nil-Fieber und das Chikungunya-Fieber. Zu den weniger prominenten von Mücken übertragenen Viruserkrankungen gehört zum Beispiel das in Skandinavien und Karelien vorkommende Sindbis-Virus, das Fieber, Hautausschläge und hartnäckige Gelenkschmerzen hervorrufen kann. Die entsprechend hervorgerufene Krankheit heißt je nach Untertyp des Virus in Norwegen und Schweden Ockelbo-Krankheit, in Finnland Pogosta-Krankheit und im russischen Teil Kareliens Karelisches Fieber.[14]

Eine von Stechmücken gepeinigte Hand

Bekämpfung von Stechmücken

Seit 1987 wird entlang des Oberrheins das Bakterium Bacillus thuringiensis israelensis (BTI) zur Bekämpfung von Stechmücken (vor allem von Aedes vexans, die in dieser Gegend auch Rheinschnake genannt wird) eingesetzt. Das Mittel wird großflächig mit Hubschrauber als Eisgranulat ausgebracht und führt zu einem Absterben der Mückenlarven durch Schädigung des Verdauungstrakts. Naturschutzfachlich ist BTI umstritten[15], da es nicht, wie oft behauptet, ausschließlich auf Culiciden wirkt, sondern beispielsweise auch die harmlosen Chironomidae und die als Grundlage der aquatischen Nahrungskette überaus bedeutsamen Grünalgen abtötet. Die Artenzusammensetzung, auch bei Tieren, die von BTI nicht unmittelbar betroffen scheinen, kann sich durch dessen Einsatz in wenigen Jahren drastisch verändern.

Diese Art der Bekämpfung findet inzwischen auch in anderen Regionen Deutschlands (zum Beispiel am Chiemsee) Anwendung.

Es gibt des Weiteren verschiedene Einzelmaßnahmen des Insektenschutzes, mit denen man sich vor Mückenstichen schützen kann.

Wichtigstes Vorgehen in normalen Wohnsiedlungen ist das regelmäßige Leeren von Regentonnen oder kleinen Wasseransammlungen bzw. deren Abdeckung.

Arten und Gattungen (Auswahl)

  • Malariamücken (Anopheles)
  • Aedes
    • Wiesenmücke oder Rheinschnake (Aedes vexans)
    • Auwaldmücke (Aedes sticticus, seit neuerem auch Ochlerotatus sticticus)
    • Gelbfiebermücke (Aedes aegypti, seit neuerem auch Stegomyia aegypti)
    • Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus, seit neuerem auch Stegomyia albopicta)
    • Aedes mariae
    • Aedes pullatus
    • Aedes punctor
    • Aedes leucomelas
    • Aedes annulipes (seit neuerem Ochlerotatus annulipes)
    • Aedes cantans (seit neuestem Ochlerotatus cantans)
    • Aedes cinereus
    • Aedes rossicus
    • Aedes geniculatus
  • Culex
    • Gemeine Stechmücke oder Nördliche Hausmücke (Culex pipiens)
    • Südliche Hausmücke (Culex quinquefasciatus)
    • Culex modestus
  • Culiseta
    • Ringelschnake (Culiseta annulata)
    • Culiseta morsitans
  • Haemagoggus
  • Mansonia
    • Mansonia richiardii
  • Ochlerotatus
  • Psorophora
  • Sabethes
  • Toxorhynchites
  • Verralina
    • Verralina harbachius
    • Verralina neomacleaya
    • Verralina verralina
  • Wyeomyia
  • Zeugnomyia

Siehe auch

Literatur

  • N. Becker et al. (2003) Mosquitoes and their Control. Kluwer Academic/Plenum Publishers. New York, Boston, Dordrecht, London, Moscow 2003. 518 Seiten. ISBN 0-306-47360-7
  • H. Bellmann, K. Honomichl, W. Jacobs, M. Renner (2007) Biologie und Ökologie der Insekten: Ein Taschenlexikon. 4., überarbeitete Aufl. Spektrum Akademischer Verlag. 756 Seiten. ISBN 3-8274-1769-4
  • M. Chinery (2004) Pareys Buch der Insekten. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. ISBN 3-440-09969-5
  • J. D. Gillett (1972) The Mosquito: Its Life, Activities and Impact on Human Affairs. Doubleday, Garden City. ISBN 0-385-01179-2
  • W. Lechtaler (2005) Culicidae – Key to Larvae, Pupae and Males from Central and Western Europe. Bestimmungssoftware auf CD-ROM. EUTAXA, Wien. ISBN 3-9501839-2-2
  • E. Martini (1920) Über Stechmücken, besonders deren europäische Arten und ihre Bekämpfung. Verlag von Johann Ambrosius Barth, Leipzig. 267 Seiten.
  • W. Mohrig (1969) Die Culiciden Deutschlands. Untersuchungen zur Taxonomie, Biologie und Ökologie der einheimischen Stechmücken. Parasitologische Schriftenreihe, Heft 18. Gustav Fischer Verlag, Jena. 260 Seiten.
  • F. Peus (1951) Stechmücken. Die Neue Brehm – Bücherei Bd 22. Nachdruck der Auflage von 1951 bei Westarp Wissenschaften-Verlagsgesellschaft mbH, Hohenwarsleben. 80 Seiten. ISBN 3-89432-516-X
  • A. Rose & M. Geier (2004) Warum es nützt, den Feind zu locken: Stechmücken in die Irre geführt. Stechmücken als Krankheitsüberträger. In: Fürst W. & Bauernschmitt J. (Hrsg.) Biotechnologie in Bayern. Media Mind, München. 64–68. (pdf 145 kb)
  • F. Schaffner et al. (2001)The Mosquitoes of Europe / Les Moustiques d’Europe. Bestimmungssoftware auf CD-ROM. IRD Éditions, Paris & EID Méditeranée, Montpellier. ISBN 2-7099-1485-9
  • A. Spielman and M. D’Antonio (2001) Mosquito: A Natural History of Our Most Persistent and Deadly Foe. Hyperion Press, New York. ISBN 0-7868-6781-7

Einzelnachweise

  1. Mosquito Information. American Mosquito Control Association. Abgerufen am 9.12.2008.
  2. Culicidae. Fauna Europaea. Abgerufen am 29.07.2007.
  3. G.O. Poinar et al. (2000): Paleoculicis minutus (Diptera: Culicidae) n. gen., n. sp., from Cretaceous Canadian amber with a summary of described fossil mosquitoes. Acta Geologica Hispanica 35: 119–128. PDF 177 kb
  4. A. Borkent & D.A. Grimaldi (2004): The earliest fossil mosquito (Diptera: Culicidae), in Mid-Cretaceous Burmese amber. Ann Ent Soc Am 97: 882–888. [1] PDF 460 kb
  5. U.S. Jhumur, S. Dötterl & A. Jürgens (2008): Floral Odors of Silene otites: Their Variability and Attractiveness to Mosquitoes. J Chem Ecol 34: 14–25. PDF 275 kb
  6. E. Roubaud (1929) Cycle autogène d ’attente et générations hivernales suractives inapparentes chez le moustique commun, Culex pipiens L. C. R. Acad. Sci., Paris 188: S. 735–738
  7. T. Su & M.S. Mulla (1997) Physiological Aspects of Autogeny in Culex tarsalis (Diptera: Culicidae): Influences of Sugar-feeding, Mating, Body Weight, and Wing Length. Journal of Vector Ecology 22(2): S. 115–121
  8. Steib B. et al. (2001) The effect of lactic acid on odor related host preference of yellow fever mosquitoes. Chemical Senses 26: 523–528
  9. Geier M. et al (1999) Influence of odour plume structure on upwind flight of mosquitoes towards hosts. Journal of Experimental Biology 202: 1639–1648.
  10. Kröckel U. et al. (2006) New tools for surveillance of adult yellow fever mosquitoes: Comparison of trap catches with human landing rates in an urban environment. Journal of the American Mosquito Control Association 22: 229–238.
  11. M. Cabrera & K. Jaffe (2007) An aggregation pheromone modulates lekking behaviour in the vector mosquito Aedes aegypti (Diptera: culicidae). Journal of the American Mosquito Control Association 23(1): S. 1–10.
  12. G. Gibson & I. Russel (2006) Flying in tune: sexual recognition in mosquitoes." Current Biology 16(13): S. 1311–1316.
  13. Veterinärmedizinische Universität Wien: Epidemiologie Zugriff 20. Oktober 2008.
  14. M. Laine, R. Luukkainen & A. Toivanen (2004): Sindbis viruses and other alphaviruses as cause of human arthritic disease (review). Journal of Internal Medicine 256 (6): 457–471.
  15. Boisvert M. & Boisvert J. (2000) Effects of Bacillus thuringiensis var. israelensis on Target and Nontarget Organisms: a Review of Laboratory and Field Experiments. Biocontrol Science and Technology 10(5): 517–561

Weblinks


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