Moša Pijade

Moša Pijade

Moše Pijade (serbisch Моше Пијаде; * 4. Januar 1890 in Belgrad; † 15. März 1957 in Paris) war ein jugoslawischer Kommunist und enger Vertrauter von Josip Broz Tito.

Obwohl Moše Pijade jüdische Vorfahren hatte, verstand er sich selbst als Serbe. Während des Ersten Weltkrieges war er als Kriegsreporter tätig und vertrat dabei serbische nationalistische Theorien. Nach dem Ersten Weltkrieg, nach verschiedenen Schicksalsschlägen, schloss er sich der Kommunistischen Partei Jugoslawiens an und wurde zu deren führenden Persönlichkeiten. Kurzzeitig war er Verleger einiger kommunistischer Zeitschriften. Nachdem die Kommunistische Partei in Jugoslawien verboten wurde, wurde er 1925 verhaftet und war bis 1939 inhaftiert. Im Gefängnis lernte er Josip Broz Tito kennen. Nach seiner Entlassung zog er sich nach Belgrad zurück, wurde anfangs 1941 neuerlich verhaftet und in ein Lager bei Bileća deportiert, wo er den Beginn des Krieges in Jugoslawien erlebte. Aus der Haft befreit schloss er sich der Widerstandsbewegung der Partisanen um Tito an.

Während des Zweiten Weltkriegs gehörte er zum engsten Beraterstab der Partisanen um Marschall Tito und war Mitglied des Zentralkomittes und des Politbüros der KPJ. In Montenegro wurde er Befehlshaber der dortigen Partisanen und ging dabei schonungslos gegen die dortigen Tschetniks und deren Familien vor, weswegen sich die KPJ genötigt sah, ihn von diesem Posten wieder abzuziehen. Mittlerweile sind nach dem Zerfall Jugoslawiens im Archiv der Staatsgemeinschaft Serbien und Montenegro auch Dokumente im Nachlass von Moše Pijade aufgetaucht, die eine Liste der „Konzentrationslager für die deutsche Bevölkerung“ enthalten. Ob Moše Pijade ursächlich mit den Konzentrationslagern in Zusammenhang stand, kann jedoch nicht als fester Beweis betrachtet werden.

Im sozialistischen Jugoslawien wurde Moše Pijade zum Helden des Volkes ausgerufen.

Ab 1945 war er Mitglied des Politbüros der KPJ und zugleich Stellvertretender Vorsitzender des Präsidiums der Skupština. 1953-54 war er einer von vier Vizepräsidenten des Bundesexekutivrates. Dort schied er am 30. Januar 1954 aus, um Präsident des Parlaments (Skupština) zu werden.

Neben seinen politischen Fähigkeiten, trat er auch als Künstler, Kunstkritiker, Übersetzer und Publizist in Erscheinung. Zudem übersetzte er Karl Marx' Kapital ins Serbokroatische.

Moše Pijade entwarf 1942 die Idee einer autonomen serbischen Krajina in Kroatien, um den dortigen Serben Schutz vor Verfolgungen zu gewährleisten. Dieser Vorschlag wurde von der KPJ abgelehnt. Stattdessen wurden die Serben Kroatiens zum zweiten Staatsvolk nach dem der Kroaten (dieser Status wurde 1991 von Franjo Tuđman aufgehoben).

1943 gründete er Tanjug, die nationale Presseagentur Jugoslawiens, heute Serbiens.


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