Multimediaguide

Multimediaguide

Ein Multimedia-Guide[1] ist ein mobiles, digitales Führungssystem, das in Form eines mobilen PDAs (Taschencomputer) verschiedene Medien zur Information anbietet.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsdefinition & Einleitung

Mit einem Multimedia-Guide können Informationen wie Text, Sprache, Bilder, Videos, Animationen, Geräusche, Musik und Grafiken vom Nutzer abgerufen werden, um Objekte, Sehenswürdigkeiten, Sachverhalte und Routen zu erklären. Er ist somit die Weiterentwicklung des Audioguides, der nur gesprochenen Text und Audiodateien wiedergeben kann. Die Steuerung ermöglicht ein Touchscreen (ein berührungssensitiver Bildschirm), der durch Fingerberührung aktiviert wird. Die Informationen können über eine Menüführung, über Nummerneingabe oder mittels Lageplänen abgerufen werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass Informationen über Signalgeber automatisch auf dem Multimediaguide abgespielt werden können. Dies geschieht, sobald der PDA in die Nähe eines Senders (z.B. Infrarot, RFID, Bluetooth o.ä.) gelangt.

Funktionen

Ein Multimedia-Guide geht in seinen Vermittlungsmöglichkeiten weiter als ein Audioguide. Verschiedene Medien können benutzt werden, um Sachverhalte anschaulicher zu vermitteln. In einer Ausstellung kann der PDA Fotos von Vergleichsobjekten anzeigen oder Detailansichten anbieten, die sonst im Verborgenen blieben. Durch Animationen oder kurze Videosequenzen können dem Nutzer Sachverhalte oder Prozesse leicht verständlich erklärt werden. Musik kann die Atmosphäre einer bestimmten Zeit vermitteln. Töne und Klänge können aber auch so eingesetzt werden, dass zum Beispiel Musikinstrumente, die sich in einer Ausstellung befinden, virtuell gespielt werden können. Ein Multimedia-Guide kann auch die Anforderungen bestimmter Nutzergruppen berücksichtigen. So können Führungen angeboten werden, die sich nach dem Vorwissen der Besucher richten, z.B. Kinderführungen, Expertenführungen, etc.

Einige Multimedia-Guides bieten Zusatzfunktionen. Besucher können bereits von zu Hause über das Internet eine eigene Führung zusammenstellen und diese im Web speichern. Ihnen wird automatisch ein Zahlencode mitgeteilt, über den die Führung am PDA individuell wieder aufgerufen werden kann.

Objekte oder Informationen, die dem Nutzer gefallen haben, kann er digital markieren. Diese können im Anschluss als persönlicher Ausstellungskatalog gedruckt oder auf CD gebrannt werden. So kann der Besucher seinen persönlichen Katalog oder CD zur Dokumentation, Nachbearbeitung oder als Erinnerung mitnehmen.

Barrierefreiheit

Beispiel des Gehörlosenguides NOUS-Guide auf Basis iPod touch

Multimedia-Guides haben gegenüber reinen Audioguides auch den Vorteil, dass Content in Gebärdensprache für gehörlose Personen darauf gespeichert werden kann. Dabei erscheint auf dem Bildschirm bei Aufruf einer Nummer ein Video in Gebärdensprache anstelle von Audio-Content. Diese 'Sign Language Guides' leisten damit einen wesentlichen Beitrag zum Abbau von Barrieren in Museen und Ausstellungen für die spezielle Zielgruppe der Gehörlosen. Aufgrund der guten Videoqualität werden derzeit häufig Apple iPhones oder iPod touch für Gebärdensprachguides verwendet.

Technik

Besucherortung

Infrarot-Bake als Signalgeber

Neben der Menüsteuerung am Gerät gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der automatischen Positionierung durch Signalgeber, wie z.B. Funk oder Infrarot. Beim technisch recht einfachen Einsatz von Infrarotsendern zur Standorterkennung wird eine Standortinformation von einem Infrarotsender an die Geräte in Reichweite gesendet. Bei diesem halbautomatischen System wird der zugehörige Inhalt über ein Lichtsignal aufgerufen. Der Besucher muss dazu mit seinem Gerät bewusst auf die Sender zeigen, die in max. zehn Metern Entfernung an Wänden oder Säulen montiert sind.

Die Platzierung von Induktionsschleifen in der Ausstellung stellt eine weitere Möglichkeit der Besucherortung dar. Hierbei werden Induktionsschleifen vor allem an exponierten Stellen im Boden verlegt. Sobald der Besucher eine solche Schleife erreicht, wird die zugeordnete Information auf dem mobilen Gerät aktiviert. Im Gegensatz zur Infrarot-Technik sind hierbei größere Eingriffe in die Bausubstanz notwendig.

Über GPS (Global Positioning System) kann der Standort des Nutzers außerhalb von Räumen festgestellt werden. Dieses Ortungssystem ermöglicht die Anwendung des Multimedia-Guides als digitalen Stadtführer oder Routenplaner zu bestimmten Themen.

Datenübertragung/Datenspeicherung

Es bestehen zwei Möglichkeiten Informationen auf dem PDA bereit zu stellen. Dateien können auf der Speicherkarte des Taschencomputers abgelegt werden und sind somit statisch. Die Datenübertragung über WLAN (drahtloses lokales Netzwerk) ermöglicht eine dauerhafte Aktualisierung der Informationen. Die Reichweite dieser Netze liegt je nach Umgebung zwischen 30 und 100 Metern. Inhalte können über CMS zur Verfügung gestellt werden.

Einsatzbereiche

  • Museen
  • Kunsthallen
  • Stadtführungen
  • Messen
  • Sehenswürdigkeiten
  • Tiergärten/Zoos
  • Showrooms/ Werksführungen

Einsatzorte Deutschland

Multimediaguides sind u.a. in folgenden Einrichtungen verfügbar:

Einsatzorte Österreich

Einsatzorte Italien

Einsatzorte Frankreich

  • Louvre Paris (Website zum Multimedia-Guide, Führung mit umfangreichen Lageplänen, erhältlich in sieben Sprachen und in französischer Gebärdensprache)


Literatur

  • Götz Mackensen: xpedeo im Überseemuseum Bremen – Einsatz eines multimedialen Ausstellungsführers. In: Mitteilungsblatt. Nr. 69, Museumsverband Niedersachsen und Bremen e.V., Hannover 2008, S. 81/82
  • Insa Lienemann u.a.:Entdeckern auf die Sprünge helfen. In: brand eins. Wirtschaftsmagazin. Jg. 10, Nr.4, 2008, S. 22/23
  • Interaktive Trends : Jahrbuch Deutscher Multimedia Award ; eine Gemeinschaftsproduktion von BVDW, MFG Baden-Württemberg und ONEtoONE ; die offizielle Dokumentation zum Deutschen Multimedia Award / Hrsg. Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.. - 2005/06(2005) -. - Hamburg : J-und-S-Dialog-Medien, 2005, S. 124/125

Anmerkungen

  1. Multimedia-Guide ist ein Kunstwort aus Multimedia (lateinisch„viele Medien“) und Guide (engl. „Führer,“ im Sinne von Museumsführer).

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