Mulvany

Mulvany
William Thomas Mulvany

William Thomas Mulvany (* 11. März 1806 in Dublin, Irland; † 30. Oktober 1885 in Düsseldorf) war ein irischer Unternehmer in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mulvany war eines von sieben Kindern einer bürgerlichen katholischen Familie in Dublin. Sein Vater war Kunstmaler. 1832 heiratete er Alicia Winslow, die Tochter eines Großgrundbesitzers aus Fermanagh. Er hatte fünf Kinder mit ihr. Von 1855 bis zu seinem Tode lebte Mulvany in Düsseldorf. Er starb 1885 und wurde auf dem Nordfriedhof beigesetzt. Die Stadt Gelsenkirchen ernannte ihn bereits 1880 zum Ehrenbürger.

Laufbahn in Irland

Mulvany qualifizierte sich durch praktische Erfahrungen zum Ingenieur. Er lernte technisches Zeichnen bei einem Architekten und trat im Alter von 20 Jahren als Landvermesser in die Dienste des Irischen Vermessungsamtes. 1836 wurde er Mitarbeiter des Board of Public Works, einer dem britischen Schatzamt unterstellten Behörde zur Verbesserung der Infrastruktur im rückständigen Irland. Mulvany war nacheinander für Projektionierung von Wasserstraßen und die Modernisierung des Fischereiwesens zuständig, vor allem aber für die Entwässerung großer Flächen zwecks landwirtschaftlicher Nutzbarmachung. Während der großen irischen Hungersnot 1845 - 1849 waren die Unternehmungen des Board of Works gleichzeitig Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für die leidende Landbevölkerung. Die Kosten wurden vom Staat und den Großgrundbesitzern getragen. 1853 wurden die Arbeiten wegen zu hoher Kosten eingestellt, und Mulvany quittierte den Staatsdienst.

Unternehmer

1855 kam Mulvany als Repräsentant und Teilhaber einer irischen Investorengruppe nach Deutschland, um am Steinkohlebergbau im Ruhrgebiet zu partizipieren. Zur Erschließung der Zechen Hibernia in Gelsenkirchen und Shamrock in Herne stellte er englische Fachleute an und ließ von ihnen neue Abbaumethoden einführen.

Sein besonderes Augenmerk richtete Mulvany auf Transport, Vertrieb und die Erschließung neuer Märkte für die im Ruhrgebiet geförderte Kohle. Das trug ihm die Anerkennung der Öffentlichkeit ein, optimierte aber nicht die Rendite der Zechen. 1864 wurde er von den Eigentümern von Hibernia und Shamrock entlassen. Als 1873 die Bergwerksgesellschaft Hibernia verkauft wurde, setzte die neue Aktiengesellschaft Mulvany als Vorstandsvorsitzenden ein.

Grab von William Thomas Mulvany in Düsseldorf

Bereits neben seiner Tätigkeit für die Investoren hatte Mulvany neue Bergwerkserschließungen auf eigene Rechnung geplant. 1866 gründete er zusammen mit anderen Unternehmern die `Preußische Bergwerks- und Hütten-Aktiengesellschaft´ (PBHAG). Die PBHAG umfasste die Zechen Hansa und Zollern und die neu angelegte Erin, sowie Erzbergwerke und die Eisenhütte `Vulcan´. Aufgrund kostenintensiver technischer Probleme beim Ausbau der Zechen und aufgrund eines stockenden Ausbaus der Eisenbahnverbindungen machte die PBHAG Verluste und musste während der Gründerkrise 1877 Konkurs anmelden.

Verbandspolitiker

Schon als Unternehmer arbeitete Mulvany eng mit den deutschen Bergbaubehörden zusammen und informierte sie regelmäßig über die unter seiner Leitung durchgeführten Arbeiten. Daher ist der Transfer englischer Bergbautechnologie, die den Bergbau im Ruhrgebiet nachhaltig modernisierte, besonders mit seiner Person verbunden.

Als Verbandsmitglied und mit Denkschriften setzte sich Mulvany weiterhin für den Ausbau des Verkehrswesens ein und gewann somit einen gewissen Einfluss auf die im Entstehen begriffenen industriellen Interessenverbände. 1871 wurde er Vorsitzender des „Verein zur Wahrung der Interessen rheinischer und westfälischer Unternehmer Rheinland und Westfalen“, für den Bismarck die Bezeichnung „Langnamenverein“ prägte.

Literatur

  • William Otto Henderson: William Thomas Mulvany - ein irischer Unternehmer im Ruhrgebiet 1806-1885. (= Kölner Vorträge zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Heft 12). Forschungsinstitut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität zu Köln, Köln 1970 (Digitalisat)
  • Olaf Schmidt-Rutsch: William Thomas Mulvany - Ein irischer Pragmatiker und Visionär im Ruhrgebiet 1806-1885. (= Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte, Bd. 42). Köln 2003

Weblinks


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