Munsell Color System

Munsell Color System
Munsell-Farbsystem

Das Munsell-Farbsystem ('Munsell Color System oder Munsell Color Order System) geht zurück auf den Künstler Albert H. Munsell, der sein System 1898 bis 1905 veröffentlichte. Munsells Farbatlas wurde durch die Optical Society of America 1929 nachgemessen und nachkalibriert und ist eines der am weitesten verbreiteten und heute noch genutzten Farbsysteme.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Albert Henry Munsell (1858-1918) erarbeitete aus seiner Tätigkeit als Künstler heraus ein Farbsystem, welches er 1905 veröffentlichte. Das Munsell-System ist ein dreidimensionaler Farbraum und besteht aus einer endlichen Anzahl von Farbmustern, die in einem Farbatlas präsentiert werden. Auf Grundlage von psychovisuellen Experimenten, durch ständigen Abgleich und Nachmischung erarbeitete er bis 1905 sein empfindungsgemäß gleichabständiges Farbenordnungssystem. Das Munsell-System ist uniform und unabhängig von Beleuchtung oder der Größe der betrachteten Farbfläche.

Grund für sein Bemühen war das Streben am Ende des 19. Jahrhunderts Farben übersichtlich und einheitlich zu bezeichnen. Damit sollte eine über die Redundanz der Farbnamen hinausgehende Kommunikation über Farben möglich werden. Insbesondere wollte der Kunstlehrer Munsell auch seine Kenntnisse zu Farbharmonien allgemein bekannt machen.

Als Kunstmaler war es dabei sein Anliegen Farbmuster so zu präsentieren, wie es der Empfindung entspricht. Die Abstände zwischen benachbarten Proben sollten als gleich empfunden werden, die Harmonie benachbarter Farbproben sollte stimmen.

Am Beginn seiner Untersuchungen nutzte Munsell unter dem Einfluss von Roods als Basisebene seines Systems den Farbkreis. Das Munsell Book of Colors besteht aus zwei Repräsentationen: 1277 Farbmustern auf mattem Material und 1452 Farbmustern auf glänzendem Material.

Das Munsell-System, in dieser Vollständigkeit das erste, ist das bekannteste Farbordnungssystem.

Dieses System wurde später für die Normlichtart C und den 2° Normalbeobachter neu veröffentlicht. Weil es bei den verschiedenen Bunttönen unterschiedliche Buntheits- und Helligkeitsstufen gibt, entstand ein unregelmäßiger Körper.

Munsell Farbsystem

Erstmals wurde es 1915 im „Munsell Book of Colors“ veröffentlicht, worin die Farbmaßzahlen der „Munsell Book Notations“ definiert sind. 1943 wurde in den Munsell Renotations der American Optical Society jede Farbe durch die CIE-Farbmaßzahlen x, y und Y definiert und an einigen Proben nachgebessert.

Das Munsell-System ist vor allem in den USA verbreitet, auch in Japan. Branchen in denen es verbreitet ist sind die Architektur und der Maschinenbau und der Konsumgüterbereich. Im deutschsprachigen Raum findet das Munsell-System im Schwermaschinenbau (Schiffbau), in der Kosmetik und vor allem in der Bodenkunde Anwendung.

Systemaufbau

Die drei Ordnungsprinzipien sind Hue (Farbton), Chroma (Sättigung) und Value (Wertigkeit, Helligkeit).

Vorrangiges Kriterium dieses Systems ist der Farbton.

Munsell wählte fünf Hauptbunttöne:

  • Rot (R)
  • Gelb (Y)
  • Grün (G)
  • Blau (B)
  • Purpur (P)

Zwischenbunttöne unterteilen die wahrnehmbaren Farbnuancen weiter

  • YR (Gelb-Rot)
  • GY (Gelb-Grün)
  • BG (Blau-Grün)
  • PB (Purpur-Blau)
  • RP (Rot-Purpur)

Diese Anordnung ergibt eine 10-teilige Farbfläche. Diese zehn Farbtöne werden abermals in zehn Abstufungen unterteilt. Für die Kennzeichnung der Bunttöne werden zu den Buchstabensymbolen noch Zahlen (0 bis 10) zugesetzt: so werden die Farbtöne (Hue) mit 1RP, 5P, 3Y oder auch 7,5 GY, 2,5 PB, und ähnlich bezeichnet.

Jeder Linie liegen Orte nach außen steigender Sättigung (Chroma).

Der Value kommt als dritte Dimension des Farbkörpers hinzu, die senkrechte Mittelachse. Diese reicht von V = 10 dem idealen Weiß bis V = 0 dem (durch Farbmittel wiedergebbaren!) Schwarz, so ergibt sich dann eine 10-teilige Grauskala.

Zur Benennung erhält jedes Farbmuster im Munsell-System, also jede dargestellte Farbe ein Farbzeichen der Form H V/C, wobei H (Hue) für Buntton, V (Value) für Helligkeit und C (Chroma) für Sättigung steht.

Beispielhaft sei die Farbe 2,5 YR 5/10 beschrieben, ein Gelbrot das ein bisschen zum Gelb tendiert, eine mittlere Helligkeit hat und maximal gesättigt erscheint.

Systemeigenschaften

Auf Grund der Entstehung des Systems ist das System uniform und gleichabständig.

  • Uniform ist das System, da sich Änderungen eines Parameters nicht auf die anderen beiden Parameter auswirken.
  • Gleichabständig ist das System, da Munsell zur Festlegung benachbarter Muster mit Auge und Empfindung kontrolliert hat. Der Farbabstand zwischen allen benachbarten Farbmustern wird mithin gleich empfunden.
  • Hue: Die Drehung in der Basisebene um einen festen Betrag ergibt eine gleich empfundenen Farbtonänderung (ohne Änderung von Helligkeit oder Sättigung).
  • Chroma: Sättigungstufen je Farbton sind in unterschiedlicher Anzahl vorhanden. Die Distanz vom Mittelpunkt zum Farbpunkt (zum Rand hin) ergibt eine zunehmende Sättigung, ohne Änderung von Helligkeit. Entsprechend der (visuellen) Konstruktion bleibt der Farbton erhalten und ändert sich nicht. Da die Intensität der Farbigkeit bei unterschiedlichen Tönen verschieden ist (wie bei Gelb und Blau), ist die Anzahl der Farbmuster entsprechend unterschiedlich.
  • Value: Die Stufen zwischen Weiß und Schwarz liegen auf der Achse durch den Mittelpunkt der Basisebene. Dies ist eine (neutrale) Grauwertskala und repräsentiert die Helligkeit (Value). Sättigung oder Farbton der Muster werden dabei nicht geändert, das System ist so angelegt worden.

Die Farben des Munsell-Farbsystems lassen sich nicht in CIE-Farbwerte umrechnen. Nur der Value-Wert kann als CIE-Normfarbwert Y nach einer Umrechnungsformel ermittelt werden. Für Konvertierungen werden deshalb Tabellen benutzt.

Ein Farbatlas kann nur Remissionsfarben darstellen.

Literatur

S.M.Newhall, D.Nickerson, D.B.Judd: Final Report of O.S.A. subcommitee on the spacing of the Munsell Colors. In: Journ. Opt. Soc. Americ., Bd. 33, Heft 7, S.385ff., o.a.O. 1943.


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