- Mursili II.
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Muršili II. bzw. Murschili (akkadisch Mu-ur-ši-li) war ein hethitischer Großkönig. Während seiner Herrschaft weitete er das Reich nach Arzawa hin aus, unternahm Feldzüge nach Syrien und gegen die Kaskäer. So festigte er das von einer Seuche gepeinigte Land, die in seiner Regentschaftszeit langsam abebbte. In Pestgebeten bat Mursili um das Nachlassen dieser Seuche und zeigte immer weniger Verständnis für diese Plage.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Muršili war der Sohn des Großkönigs Šuppiluliuma (sein Geburtsdatum ist unbekannt, man nimmt an, dass er bei seiner Thronbesteigung etwa 20 Jahre alt war). Als dieser um 1321 v. Chr. starb, wurde Muršilis Bruder Arnuwanda II. Herrscher. Seine älteren Brüder Šarri-Kušuh und Telipinu sorgten als Vizekönige in Karkemiš bzw. Halpa für Stabilität im Reich, waren aber, wohl aufgrund ihres Amtes, von der Thronfolge ausgeschlossen. Während Arnuwandas Herrschaft blieben die Assyrer vermutlich Feinde, da sie dies bereits unter Schuppiluliuma gewesen waren und unter Murschili bei dessen Regierungsantritt sein sollten. Von Muršili ist während Arnuwanda Großkönig war, nur eine Aktion im Westen überliefert. Aus dem Land am Fluss Seha war der Königssohn Manapa-Tarhunta durch seine Brüder vertrieben worden und in die Stadt Karkissa geflohen, wo ihm sein Besitz abgenommen wurde. Arnuwanda und Muršili sandten nun Geschenke an die Stadt und erreichten damit, dass diese Manapa-Tarhunta beschützte.
Zu dieser Zeit wütete eine nicht näher bekannte Seuche im Land, an der schon Šuppiluliuma gestorben war, und der nun Arnuwanda und sein Sohn erlagen. Letzterer war ursprünglich als Thronfolger vorgesehen, aber er starb noch vor seinem Vater. Muršili, wahrscheinlich noch sehr unerfahren, [1], wurde nun um 1321 v. Chr. Großkönig.
1. - 2. Regierungsjahr
„Als ich mich noch nicht auf den Thron meines Vaters gesetzt hatte, da wurden mir die benachbarten Feindesländer alle feindlich. Als mein Vater Gott geworden war (d. h. starb), da setzte sich mein Bruder Arnuwanda auf den Thron, aber danach erkrankte er. [...] Als aber Arnuwanda, mein Bruder, Gott geworden war, da begannen auch alle Feindesländer, die noch nicht feindlich geworden waren ebenfalls feindlich zu werden [...] und [...] sprachen so: ´[...] Der sich jetzt aber auf den Thron seines Vaters setzte, der ist noch jung, und das Hatti-Land und die Grenzen des Hatti-Landes wird er nicht bewahren!“
– Annalen des Muršili II.[2]
Die Kaskäer griffen im 1. Jahr von Muršilis Regierungszeit das Land Hatti an. Der gegen sie nach Išupitta geschickte Hannutti war auf dem Weg dorthin verstorben. Muršili feierte zu dieser Zeit Feste zu Ehren der Sonnengöttin von Arinna, die sein Vater versäumt hatte. Anschließend zog er nach Norden, zerstörte die Kaskäerstädte Halila und Dudduska und kehrte nach Hattusa zurück. Nun verweigerten Kaskäer aus Išupitta Waffenhilfe, zu der sie verpflichtet waren. Während des 2. Jahres der Regierungszeit Muršilis griff Assyrien Karkemiš an und drangen ins Untere Land vor. Muršili kämpfte mit Šarri-Kušuh gegen Arzawa. Weiterhin attackierte Muršili die Kaskäergebiet Tipiya, welches obligatorische Truppensendungen unterlassen hatte. Die Stadt Kathaidwa wurde durch ihn zerstört, worauf er wiederum nach Hattuša zog. Ehemalige Untertanen Muršilis, Pazzanna und Nunnuta, rebellierten nun in Išupitta. Der Großkönig unternahm einen weiteren Feldzug nach Norden und verfolgte die beiden Rebellen. Hierbei plünderte und brandschatzte er Palhwišša und sandte erobertes Getreide in die Hauptstadt. Pazzanna und Nunnuta flohen nach Kammamma. Muršili verlangte ihre Auslieferung und bedrohte die Stadt mit Zerstörung. Daraufhin wurden Pazzanna und Nunnuta getötet und Kammamma unterwarf sich. Muršili überwinterte in Ankuwa.
3. - 4. Regierungsjahr
Muršili und Šarri-Kušuh eroberten Huwassanassa und eine andere Stadt, deren Name nicht überliefert ist. Allerdings flüchteten einige aus diesen Städten nach dem im Westen gelegenen Arzawa. Dieses hatte noch unter Muršilis Vater den Thronfolger Mašhuiluwa vertrieben und er war Hattuša aufgenommen worden. Šuppiluliuma hatte ihm eine seiner Töchter zur Frau und das Versprechen gegeben, dass er Arzawa für ihn zurückerobern werde. Dieses Versprechen scheint Muršili einzulösen gewollt haben, obwohl es ihm wahrscheinlich eher um Macht gegangen sein wird. Mašhuiluwa beherrschte zu diesem Zeitpunkt lediglich die etwa Hälfte des Gebiets von Mira und Kuwaliya. Muršili forderte von dessen König Uhhaziti, ein Bruder Mašhuiluwas, die Auslieferung der Flüchtigen, die dieser ablehnte. Er verbündete sich mit Millawanda, Hapalla, Wilusa, der anderen Hälfte von Mira und Kuwaliya und mit Manapa Tarhunta, der inzwischen im Land am Seha herrschte. Gulla und Malla-ziti führten ein hethitisches Heer gegen Milluwanda und besiegten es. Sie kehrten anschließend nach Hattuša zurück und Uhhaziti griff das von Mašhuiluwa regierte Impaya an, eine Besetzung gelang jedoch nicht, worauf er Hapanuwa bekämpfte.
Währenddessen wurde Palhwissa von Pišuru wiederaufgebaut und von Muršili erneut niedergebrannt. Ein Überfall der Kaskäer auf Kuzastarina wurde durch die Rückeroberung desselben und Besetzung von Anzihisa durch Muršili kaschiert.
Nachdem die Kaskäer so vorläufig besiegt waren, beteiligte sich Muršili am Krieg gegen Arzawa. Als er mit seiner Armee den Berg Lawasa erreichte, trat folgendes Ereignis ein, bei dem es sich um einen Meteoriten gehandelt haben könnte.
"Der mächtige Sturmgott, mein Herr, zeigte seine göttlich rechte Kraft und schleuderte einen Donnerbolzen. Alle meine Truppen sahen den Donnerbolzen. Das ganze Land von Arzawa sah den Donnerbolzen. Der Donnerbolzen passierte (uns) und schlug das Land von Arzawa. Er schlug Uhhazitis (Hauptstadt) Abasa. Er ließ sich in Uhhazitis Knien nieder und er wurde krank." (Annalen des Muršili §17)
In Sallapa vereinigte sich Muršili mit Šarri-Kušuh, der Unterstützung aus Karkemiš brachte, in Aura traf er Mašhuiluwa. Uhhazitis Sohn Piyama-Kurunta wurde nahe Walpa am Fluss Astarpa geschlagen und floh nach Abasa, wo sich auch Uhhaziti aufhielt. Von dort flohen die beiden, Piyama-Kurunta nach Ahhijawa. Uhhaziti starb im nächsten Jahr.
Andere Geflüchtete besiegte Muršili nach einer Belagerung im Arinnanda-Gebirge, da er dort seine Streitwagen nicht einsetzen konnte. Er soll von diesem Ort 15.500 Gefangene nach Hattuša gebracht haben. Nachdem die Stadt Puranda eine Übergabe verweigert hatte, verbrachte er den Winter am Astarpa und feierte ein Fest. Im folgenden Jahr belagerte Muršili die Flüchtlinge in Puranda, dessen Wasserzufuhr abgeschnitten wurde. Im Frühling war Uhhazitis Sohn Tapalazunawali aus dem Exil in diese Stadt zurückgekehrt. Nachdem auch Purunda erobert worden war und Muršili 65.000 Gefangene (die Zahl ist nicht gesichert) gemacht hatte, floh Tapalazunawali mit seinen Kindern und anderen, woraufhin der Großkönig sie verfolgen. Den Hethitern gelang es, seine Kinder zu fangen, während Tapalazunawali nach Ahhijawa entkam. Muršili verlangte vom König von Ahhijawa seine Auslieferung und hatte Erfolg. Tapalazunawali wurde nach Hatti gebracht.
Muršili marschierte nun in das Land am Fluss Šeha, um Manapa-Tarhunta zu bekriegen. Dieser bat in einem Brief um Schonung, doch Muršili ignorierte ihn. Erst als Manapa-Tarhunta seine alte Mutter und andere alte Frauen zu ihm sandte, damit Muršili ihn als Vasall akzeptierte, gab dieser nach. Er gliederte die eroberten Länder. In Mira wurde Mašuiluwa, der eine Art Oberherrschaft über die anderen Vasallen ausübte, Herrscher. Hapalla ging an Targašnalli und Manapa-Tarhunta bekam das Land am Šeha und Appawiya. Außerdem schloss er einen Vertrag mit Alaksandu von Wilusa, der möglicherweise mit dem Paris aus der Ilias identisch ist. In Hapalla wurden Truppen stationiert.
Schätzungsweise siedelte Muršili in seinen ersten Regierungsjahren 100.000 Menschen um, die wohl in entleerte Gebiete oder zur Armee geschickt wurden. Insbesondere das hethitische Kernland benötigte Menschen, da die Seuche, an der sein Großvater und Onkel gestorben waren, immer noch nicht abgeklungen war.
5. - 6. Regierungsjahr
Muršili zog erneut gegen die Kaskäer, die Asharpaja besetzt hatten und damit den Weg nach Pala blockierten. Dieses Land wurde erobert und der Großkönig hielt sich zeitweilig in Šamuha auf. Das Land Arawanna, dem Muršili vorwarf, Kissija überfallen zu haben, wurde ebenfalls erobert. Wieder machte er viele Gefangene. Im darauffolgenden Jahr besiegte Muršili die Kaskäer in Ziharrija und Tarikarimu, die seit den Zeiten seines Vaters Überfälle durchführten, und verschleppte die Bevölkerung.
7. Regierungsjahr
Muršili bekämpfte Pihhuniya, den ersten und letzten König der Kaskäer. Dieser hatte die Kaskäer geeinigt und überfiel das Untere Land und die Stadt Ištitina. Muršili verlangte in einem Schreiben Pihhuniyas Rückzug, welchen jener ablehnte. So vertrieb Muršili ihn aus dem Unteren Land und brannte Städte in Tipiya nieder, worauf sich Pihhuniya unterwarf. Muršili begab sich ins Untere Land und baute einige von den Kaskäern zerstörte Städte, darunter Ištitina, wieder auf.
Der Großkönig forderte hiernach vom Herrscher von Azzi-Hajasa, Anniya, die Auslieferung einiger unter seinem Vater zu diesem geflohener Menschen und griff nach Anniyas Absage das Land Azzi-Hajasa an.
Im 16. Regierungsjahr des ägyptischen Pharaos Haremhab brach im Gebiet von Karkemiš ein Aufstand aus. Diese Situation nutzte Haremhab kurzentschlossen und zog mit seinen Truppen in das Krisengebiet. Muršili konnte den ägyptischen Angriff in der Schlacht bei Karkemiš abwehren, so dass Nordsyrien weiter unter seiner Kontrolle blieb.[3]
Šarri-Kušuh besiegte in diesem Jahr einen Feind, der wahrscheinlich mit Nuhasse in Verbindung stand. Während Muršili Feldzüge im Norden führte, versuchte Tette, König von Nuhasse, die hethitische Oberhoheit abzuschütteln. Hilfe fand er bei EN-urta von Barga, während Abi-radda von Barga die Hethiter unterstützte. Möglicherweise intervenierten auch die Ägypter zugunsten Nuhasses, wurden aber besiegt. Aufgrund seiner militärischen Gebundenheit schlug Muršili dem Bruder Tettes, Summittara, einen Staatsstreich gegen diesen vor, der mit seiner Anerkennung als König von Nuhasse verbunden sein sollte. Summittara willigte ein und warf seinen Bruder ins Gefängnis. Die restlichen Aufständischen wurden besiegt. Da Tette jedoch nicht, wie es üblich gewesen wäre, nach Hattuša gebracht worden war, setzte er nach dem hethitischen Abzug Summittara ab und führte den Aufstand fort. Der General Kantuzzili wurde dem Vizekönig von Karkemiš, Muršilis Bruder Šarri-Kušuh, zu Hilfe gesandt, der den Aufstand niederwerfen sollte. Der König von Ugarit verweigerte ihm allerdings seine Unterstützung
8. Regierungsjahr
Muršili zog gegen die Grenzstadt Ura, weswegen die Einwohner Azzis ihm die Herausgabe der gesuchten Menschen anboten. Wiederholt machte er Anniya daraufhin denselben Vorschlag. Dieser verweigerte sich jedoch erneut. Währenddessen führte Hutu-piyama, der Statthalter von Pala, Krieg mit der Stadt Wašumana. Mursili schickte Nuwanza zu seiner Unterstützung und dieser brannte die Wašumana nieder. Muršili reiste nun nach Kizzuwatna und überließ Nuwanza die nördlichen Operationen, was die Azzis veranlasste, die Stadt Ištitina zu zerstören und Kannuwara zu belagern.
9. - 11. Regierungsjahr
Im 9. Regierungsjahr (18. Regierungsjahr des Haremhab) folgte Niqmepa VI. auf den Thron in Ugarit. Sein politisch markantestes Dokument stellt die Erneuerung des Friedensvertrages mit Muršili dar, der weiterhin die Oberherrschaft Hattis über Ugarit garantierte.[4] Im gleichen Jahr starb, trotz Anrufs der Unterweltgöttin Lelwani, seine Frau Gassulawija. Ihm kam der Verdacht, dass Malnigal sie vergiftet haben könnte und er befragte die Orakel. Diese bestätigten den Vorwurf und erklärten, dass die Götter es gutheißen würden, wenn er sie töten ließe. Die Tawananna wurde vor ein Gericht gestellt und für schuldig befunden, ihrer Funktionen enthoben und verbannt. Ob sie Gassulawija wirklich, wie die Anklage lautete, verhext hat, ist nicht gesichert und natürlich unwahrscheinlich. Eine Vergiftung ist allerdings nicht auszuschließen. Muršili heiratete Tanuhepa, deren Schicksal dem Malnigals ähneln sollte. Außerdem erwähnt z. B. Muršili II. zu Beginn seines 10. Regierungsjahr eine Sonnenfinsternis. In Frage kommen die in den Jahren 1335 v. Chr. und 1312 v. Chr. aufgetretenen totalen Sonnenfinsternisse.[5]
Die Ereignisse des 7. Regierungsjahres wirkten noch nach, als der Großkönig zu Beginn des 10. Regierungsjahres ein Fest zu Ehren der Göttin Hepat von Kummanni in Kizzuwatna veranstalten wollte. Auf dem Weg nach Kizzuwatna erhielt Muršili II. jedoch die Nachricht, dass sein Bruder Šarri-Kušuh in in Kummanni gestorben war. Šarri-Kušuhs Nachkommen folgten ihm in Karkemiš als Vizekönige nach. Von Kummanni aus beauftragte Mursili Kurunta mit Verhandlungen mit Nuhasse und der Vernichtung von dessen Getreide. Da entsagte Aitakama von Kadesch den Hethitern und Kurunta belagerte Kadesch. Während dieser Belagerung ermordete Niqmadu seinen Vater Aitakama und unterwarf sich den Hethitern.
Nuwanza, der Kannuwara entsetzen sollte, hatte unterdessen Bedenken wegen schlechter Omen und so wurden durch den Prinzen Nanaziti Botschaften zwischen ihm und dem Großkönig ausgetauscht, welcher gute Omen betreffs Kannuwaras hatte. Nachdem das Problem so gelöst war, besiegte Nuwanza die angreifenden Kaskäer.
Muršili selbst eroberte Karkemiš zurück, setzte Šarri-Kušuhs Sohn Šahurunuwa als Statthalter ein und Sarruwa als Herrscher von Halap. Außerdem zog er nach Aštata, gründete die Stadt Emar, die die Wege von Syrien ins Zweistromland kontrollierte, und ließ dort eine Garnison. Er zerstörte Yahressa nach einem nächtlichen Überraschungsangriff und besiegte die Kaskäer im Land Piggainaressa. Danach begab er sich nach Hattusa und Hakpiš.
Im folgenden Jahr eroberte er die Städte Aripsa und Duskamma in Azzi und beging ein Fest in Hattuša. Im 11. Regierungsjahr organisierte er Azzi.
12. Regierungsjahr
Muršili schloss vielleicht einen Vertrag mit Haremhab und akzeptierte Azirus Sohn Du-Tesup (später auch dessen Sohn Tuppi-Tesub) als Statthalter von Amurru.
Mašhuiluwa, dessen Neffe Kubantakurunta wegen Mašhuiluwas Kinderlosigkeit von diesem adoptiert worden war, versuchte die Stadt Pitassa zu einem Anschluss zu bewegen, hatte jedoch keinen Erfolg. Von Šallapa aus machte ihm Muršili den Vorschlag einer gütlichen Einigung, doch Mašhuiluwa floh stattdessen ins Land Maša. Muršili verwüstete dieses und erhielt von diesem, nach Antrag, Mašhuiluwa. Letzterer wurde Herrscher einer Stadt am Šiyanta-Fluss. An Kubantakurunta richtete Muršili Folgendes:
"Weißt du, Kubantakurunta, nicht, dass wenn jemand im Land Hatti ein Verbrechen des Aufstands begeht, der Sohn eines jeden Vaters, der ein Verbrechen begeht, auch ein Verbrecher ist? Und dass sie ihm das Haus seines Vaters nehmen und es entweder jemand anderem geben oder es für den Palast nehmen? Jetzt, weil dein Vater, Mašhuiluwa, ein Verbrechen beging, und weil du, Kubantakurunta, Mašhuiluwas Sohn bist, hätten sie nicht, obwohl du in keiner Weise ein Verbrecher warst, das Haus deines Vaters und dein Land von dir fortnehmen und es jemand anderem geben können? Ich hätte jemand anderen zum Herrn im Land machen können!"
(übersetzt aus dem Englischen)
Trotzdem wurde Kubantakurunta Vizekönig in Mira. Muršili zog noch wohl noch mehrere Male gegen die Kaskäer, konnte diese aber nicht endgültig unterwerfen.
Er setzte auch die Tawananna Malnigal ab, deren Name allerdings nicht ausreichend gesichert ist, da sie auf Siegeln nur mit ihrem Titel unterschrieb. Sie war inzwischen Mitregentin von zwei Großkönigen gewesen und frönte, zumindest nach Ansicht Muršilis, einem extravaganten Lebensstil. Muršili machte ihr, der aus Babylon eingeheirateten Prinzessin, dies zum Vorwurf. Nach ihm soll sie ihre Schwiegertochter schikaniert, die Bevölkerung terrorisiert und sich an Tempeleigentum vergriffen haben. Muršili betonte, dass er sich trotz dieser Vorwürfe nicht schlecht ihr gegenüber verhalten und ihre Befugnisse nicht beschnitten habe.
13. - 19. Regierungsjahr
Die Ereignisse während der Jahre 13-18 der Regierungszeit Muršilis sind unbekannt. Im 19. Jahr berichten die Annalen davon, dass Muršili neue Truppen mobilisiert habe und in das Land Taggašta eingefallen sei, weil dieses die Länder Šadduppa, Karahna und Marišta überfallen hätte. Weiterhin sollen die Menschen von Taggašta Verstärkung erhalten haben und Muršili soll auf dem Weg nach Taggašta durch ein Omen vor einem Hinterhalt gewarnt worden sein. Der Text endet mit den Worten: "Als ich dies hörte, wartete ich."
Restliche Regierungszeit und Tod
Die Annalen betreffs der letzten Regierungsjahre Muršilis sind noch nicht gefunden.
Muršili starb um 1290 v. Chr. Nachfolger wurden sein Sohn Muwattalli und später auch sein Jüngster Hattušili. Dieser erkrankte einmal und wurde nach einem Traum Muršilis der Göttin Šaušgar anvertraut, woraufhin er genas. Muršili hatte noch einen weiteren Sohn namens Halpa-Sulupi, der womöglich Befehlshaber der Streitwagen war.
Muršilis Sprachfehler
Muršili besaß einen Sprachfehler, wobei es sich wahrscheinlich um ein Stottern gehandelt hat. Muršili führte dies wohl auf ein Erschrecken zurück.
"Da brach ein Unwetter los, fern donnerte der Wettergott schrecklich. Und ich erschrak. Da wurde mir das Wort im Mund drin wenig und das Wort ging mir etwas stockend herauf..." (zitiert nach Lehmann)
Muršilis Pestgebete
Muršilis Regierungszeit war von der nicht nachlassenden Seuche geprägt. Es ist nicht gesichert, um welche Krankheit es sich handelte, da Seuchen damals allgemein mit demselben Begriff (in der modernen Übersetzung Pest genannt) bezeichnet wurden. Muršili versuchte über Orakelanfragen den Grund für den Ausbruch der Seuche festzustellen.
1. Orakelanfrage
Und weil das Land dahinstirbt, fiel mir die Sache ein mit dem Tuthalija, dem Jungen, dem Sohn des Tuthalija III., der von Šuppiluliuma ermordet wurde.....Da kamt ihr, ihr Götter, meine Herren und diese Sache mit Tuthalija dem Jüngeren rächt ihr jetzt nachträglich.[6]
Muršili brachte nun Opfergaben dar und hoffte auf ein Ende der Pest. Da die Gebete und Opfer keine Wirkung zeigten, folgte die nächste Orakelanfrage.
2. Orakelanfrage
In das Hattiland habt ihr eine Pest eingelassen zu Zeiten meines Vaters und Bruders. Das ist nun das 20. Jahr, aber das Sterben ist vom Hattiland noch nicht genommen. Die Riten für den Euphrat machte ich im Hinblick auf die Pest zum Gegenstand dieser Orakelanfrage.[7]
Als möglichen Grund der Pest nannte Muršili nun den Racheangriff seines Vaters Šuppiluliuma I. auf den ägyptischen Vasallenstaat Amqa, der auf die Ermordung von seinem Sohn Zananza erfolgte.
Auswirkungen der Pestgebete
Muršili fleht die Götter lange Jahre in seinen Gebeten an, scheint aber immer weniger zu verstehen, warum diese Strafe so heftig ausfallen muss, denn seiner Meinung nach muss eine Strafe gerecht sein.
Meine Götter, meine Herren, es ist so: Man sündigt. Und auch mein Vater sündigte und übertrat das Wort des Wettergottes, meines Herrn; ich aber habe in nichts gesündigt ... Und weil ich meines Vaters Sünde gestanden habe ... jagt die Pest wieder aus dem Land Hattuša hinaus.
Die Pestgebete Muršilis, vergleichbar mit dem Buch Hiob, zählen sicher zur Weltliteratur und weisen eine erstaunlich moderne Sicht auf das Verhältnis von Schuld und Strafe auf.
Datierungshinweise
In der zweiten Orakelanfrage, die vor dem 9. Regierungsjahr vorgenommen wurde, weist die Angabe 20. Jahr auf einen Ausbruch der Pest in die Zeit des letzten Regierungsjahres von Echnaton. In der ersten Orakelanfrage wird leider keine Jahreszahl erwähnt, was eine Datierung schwieriger macht.
Quellen
Wichtigste Quellen für die Regierung von Muršili sind die Annalen seiner Regierung (Zehnjahresannalen (CTH #61.I); erweiterte Annalen (CTH #61.II)), die natürlich die offizielle Sicht der Dinge darstellen. Die die Jahre 1-7, 9-12 sowie das Jahr 19 seiner Regentschaft betreffenden Texte sind überliefert, während die Jahre 7-9 lückenhaft überliefert und die Jahre 13-18 sowie das Ende seiner Regierungszeit nicht überliefert sind. Das sprachliche Niveau der Annalen ist mit Zitaten und wörtlicher Rede stellenweise umfassend, jedoch auch teilweise aus reinen Aneinanderreihungen von Ereignissen bestehend, im Vergleich zu Annalentexten anderer Großkönige hoch. [8]
Weitere Quellen sind:
- Vertrag mit Duppi-Tešub von Amurru (CTH #62)
- Vertrag bezüglich Barga (CTH #63.a)
- Übereinstimmung mit Duppi-Tešub von Amurru (CTH #63.b: akkadische und hethitische Version)
- Niqmadu von Ugarit in seinen Grenzen bestätigende Edikte (CTH #64: akkadisch)
- einen Konflikt zwischen Ugarit und Šiyannu regulierendes Edikt (CTH #65: akkadisch)
- Vertrag mit Niqmadu von Ugarit (CTH #66: akkadisch)
- Vertrag mit Targašnalli von Hapalla (CTH #67)
- Vertrag mit Kubanta-Dlamma von Mira und Kuwaliya (CTH #68)
- Vertrag mit Manapa-Tarhunta vom Land am Fluss Šeha (CTH #69)
- Text über die Tawananna-Affäre (CTH #70)
- Text über die "Mutter-des-Gottes"-Priesterin-Affäre (CTH #71)
(aus dem Englischen übersetzt)
Außerdem wurden während der Regierungszeit Muršilis Annalentexte betreffs der Regentschaft und Feldzüge seines Vaters (auch schon unter Thudalija II.) verfasst.
Anmerkungen und Einzelnachweise
- ↑ Jörg Klinger: Die Hethiter, S. 95
- ↑ Jörg Klinger: Die Hethiter, S. 95.
- ↑ Die Erwähnung des 16. Regierungsjahr des Haremhab verursachte kontroverse Diskussionen über die Datierung von Muršilis Regierungszeit. Redfort bezieht sich auf die Sonnenfinsternis 1335 v. Chr. im 10. Regierungsjahr Muršilis und setzt dessen Thronbesteigung auf 1344 v. Chr. sowie Haremhabs Beginn auf 1353 v. Chr.; Wente dagegen nennt 1332 v. Chr. als Haremhabs Akzessionsjahr und 1317 v. Chr. für den Feldzug im 16. Regierungsjahr; für Muršilis Beginn 1323 v. Chr.; TUAT 1 (Alte Folge) weist das Jahr 1338 v. Chr. für das 7. Regierungsjahr und ebenfalls 1344 v. Chr. für Muršilis Regierungsantritt zu. Aufgrund der Inschrift kann die Gleichsetzung 10. Regierungsjahr des Haremhab = 1. Regierungsjahr des Muršili vorgenommen werden.
- ↑ Dietz-Otto Edzard u.a.: Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Bd. 9, de Gruyter, Berlin 2001, ISBN 3-11-017296-8, S. 568-569.
- ↑ E.Forrer: Forschungen 2.Bd. 1.Heft und Eduard Meyer (siehe Literatur) S.339f.
- ↑ Der vollständige Text ist nachzulesen in: A.Götze ANET, S. 394 ff., vgl. hierzu auch TUAT II S. 803 ff.
- ↑ Der vollständige Text ist nachzulesen in: TUAT II S.808 ff.
- ↑ Diese Beurteilung findet sich bei Jörg Klinger: Die Hethiter, S. 78
Literatur
- Birgit Brandau, Hartmut Schickert: Hethiter - Die unbekannte Weltmacht. München: Piper. ISBN 3-492-04338-0
- Horst Klengel: Geschichte des hethitischen Reiches (HdO I/XXXIV)., S. 170-201. Leiden, Boston, Köln: Brill 1999. ISBN 90-04-10201-9
- Jörg Klinger: Die Hethiter, Beck, München 2007, ISBN 3-406-53625-5, S. 7, 37, 52-54, 64, 68, 77 f., 95-101, 105, 109
- Johannes Lehmann: Die Hethiter. Volk der tausend Götter. Herrsching: Pawlak 1986. ISBN 3-88199-269-3.
- Texte aus der Umwelt des Alten Testaments Band 2 Alte Folge, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1991
Weblinks
- Text der Annalen (auf Englisch)
- Sonnenfinsternis vom 28. Februar 1335 v. Chr. (13.März prolep. jul. Kalender)
- Totale Sonnenfinsternis vom 11.Juni 1312 v. Chr. (24.Juni prolep. jul. Kalender)
- Pestgebet Bo. 2541 (CTH379)
Vorgänger
Hethitischer Großkönig
1321 v. Chr. - etwa 1294 v. Chr.Nachfolger
Personendaten NAME Muršili II. ALTERNATIVNAMEN Murschili KURZBESCHREIBUNG hethitischer Großkönig GEBURTSDATUM um 1338 v. Chr. STERBEDATUM um 1290 v. Chr.
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