Muschkote

Muschkote
Inspektion der französischen Musketiere. Ölgemälde Revue des mousquetaires aus dem Jahr 1729.

Musketier bezeichnete im Laufe des 16. Jahrhunderts bis Ende des 17. Jahrhunderts schwerbewaffnete Fußsoldaten und Teile der Kavallerie. Benannt wurden sie nach ihrer Waffe, der Muskete. Bekannt ist der Begriff vor allem durch den Roman Die drei Musketiere des Franzosen Alexandre Dumas.

Inhaltsverzeichnis

Aufkommen

Arkebuse, Vorläufer der Muskete.

Erwähnung fand die Muskete erstmals im Jahre 1567 in Spanien. Die Wortherkunft ist strittig. Entweder leitet sich das Wort aus dem italienischen Moschetto („Sperber“) ab oder vom spanischen Begriff Mosca für „Funken“.

Das im Vergleich zur Arkebuse wesentlich größere Kaliber verlieh der Muskete eine für die damalige Zeit enorme Durchschlagskraft. Dieser ballistische Vorteil zeichnete sie vor allem im Kampf gegen Harnische und hochgerüstete Gegner aus. Im Vergleich zur Arkebuse verschoss sie das doppelte Kugelgewicht; zu Beginn rund 60 Gramm pro Schuss. Wegen ihres Gewichts von meist mehr als 10 Kilogramm und ihrer Länge von 1,70 Metern wurde sie auf eine Gabel gestützt. Zur Nahverteidigung diente den Landsknechten der Degen, später auch das Bajonett.

Entwicklung in Europa

Spätes 16. Jahrhundert

Die französischen Könige erkannten früh das Potenzial der „Panzerbrecher“ und führten unter Karl IX. die neue Waffe in der Armee ein. Heinrich IV. hob neue Regimenter aus und rüstete knapp die Hälfte der französischen Soldaten mit dem Gewehr aus. Diesem Beispiel folgten bald alle europäischen Großmächte. Es setzte ein Verdrängungsprozess in den Truppenteilen ein, bei dem Bogen, Armbrust und sonstiges mittlerweile veraltetes Kriegsmaterial zu Gunsten der neuen Feuerwaffen aufgegeben wurden. Aufgrund der Feuerwaffen erhielten die Kavalleristen schwerere Harnische, wobei dies durch größere Munition ausgeglichen werden konnte und die Kosten im Gegensatz zu der teuren Verarbeitung der Rüstungen verschwindend gering waren.

17. Jahrhundert

Verwendung für die neuen Soldaten hatten vor allem die Regenten im Dreißigjährigen Krieg. Diese neue Art von Kriegsführung mit großen Armeeverbänden, Söldnern und einer Vielzahl schlecht ausgerüsteter Truppen ließ auch das Kaliber der Gewehre auf rund 30 Gramm zurückgehen, da es nicht mehr erforderlich war, dicke Panzerung zu durchschlagen. Die Folge waren leichtere Feuerwaffen zu geringeren Herstellungspreisen. Zudem erschienen auf den Schlachtfeldern die Dragoner: Berittene Infanteristen mit Pike oder Musketen als leichte Kavallerie zu niedrigen Kosten.

Ludwig XIII. errichtete 1622 in Frankreich die Musketiere der Garde als Teil des Maison du Roi.

Eine typische Muskete des 18. Jhdts., hier eine Brown-Bess mit Bajonett.

Durch Erfindung des Steinschlosses wurde die Muskete weiterentwickelt und übertraf ihre Vorgänger an Zuverlässigkeit. Sie wurde im gesamten 18. Jahrhundert nur mehr verwendet und später auch als Flinte bzw. Steinschlossflinte bezeichnet. Die alten Musketierregimenter wurden im Zeitraum von 1680 bis 1700 auf die neuen Waffen umgestellt und wurden zu Füsilieren.

Manche europäische Staaten behielten die Musketierregimenter als Ehrentitel bei, darunter auch Preußische Musketierbataillone.

20. Jahrhundert

Noch während des Ersten Weltkriegs gab es in der deutschen Armee als untersten Dienstgrad der Infanterie den „Musketier“. Die Dienstgrade allgemein – mit dem Musketier – waren 1808 während der napoleonischen Besetzung in der preußischen Armee eingeführt worden.

Entwicklung in Japan

Oda Nobunaga

1543 erreichte ein portugiesisches Schiff Japan und brachte im Gegenzug für Handelsgeschäfte Gastgeschenke. Darunter befanden sich auch einige portugiesische Waffen. Die japanische Kriegerelite der Samurai verdammte die Arkebusen bald als unehrenhaft und nicht mit dem Ehrenkodex Bushidō vereinbar. Das hielt aber die Stadt Sakai nahe Osaka nicht davon ab, zur japanischen Waffenschmiede für Handfeuerwaffen zu werden.

Oda Nobunaga sah als erster die ungeheuren Möglichkeiten, die ihm die Arkebuse im Kampf gegen die leicht gepanzerten Samurai bot. Mit einem Heer mit zirka 3000 Schützen gewann er die Schlacht von Nagashino und tat die ersten Schritte zur Einigung Japans mit Waffengewalt, die seine Nachfolger Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu vollendeten. Nachdem die Tokugawa-Dynastie sich als Alleinherrscher etabliert hatte, wurde dann aber während der Edo-Zeit der Besitz von Feuerwaffen den Samurais und Provinzfürsten ebenso wie dem gemeinen Volk verboten. Zudem schottete sich Japan fast völlig von der Außenwelt ab, so dass die Schusswaffen nicht weiterentwickelt wurden. Europäer, die nach der Öffnung Japans im späten 19. Jahrhundert in das Land kamen, erblickten mit Erstaunen die alte Technik, die seit 250 Jahren nicht verbessert worden war.

Taktische Rolle

Musketiere wurden zunächst als kostengünstige „Panzerbrecher“ gegen die Ritterheere eingesetzt. Je mehr sich die Kriegsführung änderte, desto komplizierter wurden ihre Formationen. Die Musketierkompanien wurden zu Bataillonen und Regimentern zusammengefasst und marschierten in möglichst großen geschlossenen Formationen auf dem Schlachtfeld. Das Ziel war es dabei, die Ungenauigkeit der einzelnen Musketen dadurch aufzuheben, dass man durch Salvenfeuer ganzer Einheiten die Trefferzahl erhöhte. Um jedoch in diesen taktischen Verbänden akkurat und genauestens agieren zu können, wurden die Musketiere/Füsiliere scharf einexerziert, damit das Salvenfeuer möglichst schnell und zum gleichen Zeitpunkt erfolgen konnte (siehe Enfilade (Militär) und Kontermarsch).

Bildeten anfangs noch alle mit Musketen ausgerüstete Einheiten geschlossene Verbände, die Reihe für Reihe ihre Salven verschossen, änderte sich das im 17. Jahrhundert, und es wurden neue Truppengattungen geschaffen, die so genannten Jäger, wobei letztere mit als Jägerbüchsen bezeichneten Vorderladern mit gezogenem kürzerem Lauf, sprich Scharfschützengewehren, ausgerüstet waren. Diese Jäger begannen im Gegensatz zur Infanterie im Gelände auszuschwärmen und Deckung zu suchen bzw. sich zu verschanzen. Sie stellten damit den Vorläufer der Infanterie des 20. Jahrhunderts dar. Der Vorteil gegenüber Bogenschützen und anderen Truppengattungen waren die einfache Handhabung und leichte Bauart der Waffe, deren geringer Beschaffungspreis sowie deren Herstellung aus leicht verfügbaren Materialien. Die Nachteile lagen in der langen Ladezeit: Auch ein geübter Musketier konnte nur zwei bis drei Kugeln pro Minute verschießen. Weitere Nachteile waren das billige, unzuverlässige Luntenschloss sowie die große Streuung der Schüsse. Bei 50 Metern Entfernung war nur eine Treffergenauigkeit von 60 Prozent gegeben, später wurde diese Rate auf eine Distanz von 75 Meter erreicht (Siehe auch Muskete).

Muschkoten

Eine spätere Bezeichnung für Fußsoldaten – Muschkoten – soll auf „Musketier“ zurückgehen; in Frage käme aber auch das russische Muschik.

Verweise

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Siegfrid Fischer: Kriegswesen und Kriegführung im Zeitalter der Landsknechte. Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1985, ISBN 3-7637-5462-8.
  • Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst, Teil 2 Die Neuzeit. 1. Auflage. Georg Stilke, Berlin 1920, Nachdruck der Neuausgabe Walter de Gruyter, Berlin 2000, ISBN 3-937872-42-6.

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