Museal

Museal
Dieser Artikel erläutert die Institution Museum; zur Endung .museum im Internet siehe Top Level Domain.
Ägyptisches Museum in Kairo
Naturhistorisches Museum Wien, eines der größten Museen in Österreich
Museum der Natur Gotha, errichtet 1879

Das Museum ([alt]griechisch μουσείο[ν], musío - ursprünglich das Heiligtum der Musen, welche Schutzgöttinnen der Künste, Kultur und Wissenschaften waren) ist eine Institution, die eine Sammlung interessanter Gegenstände für die Öffentlichkeit aufbewahrt und Teile davon ausstellt.

Das Wort „Museum“ taucht zum ersten Mal in der hellenistischen Antike auf im 4. Jahrhundert v. Chr. in Alexandria und bezeichnet dort einen ganzen Stadtteil, der den Musen gewidmet war und vor allem der Bibliothek. 1546 erscheint der erste gedruckte „Museums“-Katalog von dem Humanisten Paolo Giovio über einen Teil seines Hauses in Como: „Musaei Joviani Descriptio“ [1]. Von da an diente das Wort der Bezeichnung verschiedener Sammlungen. Als allgemeiner Begriff in der Öffentlichkeit fungiert die Bezeichnung erst seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert (neben Pinakothek oder Glyptothek).

Der Kurator ist der Verantwortliche einer Sammlung oder Ausstellung eines Museums. Meistens wird heute von den Besuchern ein Eintrittsgeld erhoben, das dem Erhalt der Sammlung und der Anlage zugute kommt; oftmals ist es an einem Tag in der Woche oder wenigstens zu bestimmten Stunden eines Tages möglich, einzelne Museen unentgeltlich zu besuchen.

Die in der Fachwelt weitgehend anerkannte Beschreibung der Museumsfunktionen stammt vom International Council of Museums (ICOM), das ein Museum bezeichnet als „eine gemeinnützige, ständige, der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung im Dienst der Gesellschaft und ihrer Entwicklung, die zu Studien-, Bildungs- und Unterhaltungszwecken materielle Zeugnisse von Menschen und ihrer Umwelt beschafft, bewahrt, erforscht, bekannt macht und ausstellt“. Diese Funktionsbeschreibung wird in der Literatur vielfach als Definition bezeichnet.[2]

Inhaltsverzeichnis

Übersicht

Ziel eines Museums ist es, Gegenstände, Musealien aus zumeist vergangenen Zeiten zu einem bestimmten Thema fachgerecht und dauerhaft aufzubewahren und den Besuchern zugänglich zu machen. Erst hierdurch werden aus Deponaten Exponate. Dies geschieht in Dauer- und Wechselausstellungen; Bestände, die man aus Platzmangel nicht ständig zeigen kann (Deponate), werden im Depot verwahrt.

In einem Konzept des museum of ideas geht es - statt der Gegenstände - um Ideen, Konzepte o.ä. Es dient außerdem als Ort der Diskussion und des thematischen Austausches.

Nach der Überzeugung der Wissenschaft sollen Museen Zeugnisse aus der Geschichte der Menschheit bewahren und zeigen: zum Ablauf unserer historischen, technischen, soziokulturellen, unserer physischen, psychischen und philosophischen, auch unserer künstlerischen Entwicklung.

Nach Auffassung des Deutschen Museumsbunds von 1978 darf ein öffentliches Museum keine kommerzielle Struktur aufweisen (dies gilt jedoch nicht für Privatmuseen), muss fachlich geleitet und wissenschaftlich betreut werden und eine wissenschaftliche Sammlung führen. Im Zentrum muss stets das originale Objekt stehen. Hieraus folgt, dass zum einen einmalig eingerichtete Dauerausstellungen, zum anderen Ausstellungen mit überwiegendem Multimedia-Einsatz, aber auch Ausstellungshallen ohne eigene Sammlungsbestände nicht als Museen verstanden werden dürfen.

Ein Museum, das Teil einer Universität ist, wird auch Universitätsmuseum genannt. Meist wird dort die Geschichte der Universität dargestellt und entsprechende Exponate gezeigt. Zu den bekanntesten solcher Universitätsmuseen in Deutschland zählt das Museum der Universität Heidelberg. Ein anderes Konzept verfolgt das 2006 gegründete dezentrale Museum der Universität Tübingen. Das vor allem wissenschaftsgeschichtlich und kulturwissenschaftlich ausgerichtete MUT will die besondere Bedeutung der Forschungs-, Lehr- und Schausammlungen Tübingens in temporären, interdisziplinären und forschenden Ausstellungen vermitteln. Damit sollen die lange Geschichte, große Vielfalt sowie außergewöhnliche Vollständigkeit und Qualität der wissenschaftlichen Sammlungen der Universität Tübingen unterstrichen und in einen neuen, wissensorientierten Kontext gestellt werden.

Eine besondere Rolle spielen Sammlermuseen, Privatmuseen, kirchliche Museen und Firmenmuseen. Sie erhalten und präsentieren die historischen Sammlungen der Betriebe oder Konzerne. Damit sollen sie auch das Firmenbild in der Öffentlichkeit beeinflussen.

Heute leiden fast alle Museen unter Budgetknappheit. Die obige Definition sollte daher kein Hindernis sein, durch ansprechende Präsentationen bzw. Ausstellungsräume genügend Publikum anzulocken. In gewisser Weise müssen Museen auch dem Zeitgeschmack Rechnung tragen und den Besuchern eine klare Struktur, Querverbindungen und auch die Möglichkeit zu eigenem Tun bieten.

Geschichte

Museen gingen oftmals aus Wunder- bzw. Kunstkammern des Adels oder kirchlicher Würdenträger oder speziellen privaten Kunstsammlungen hervor. In Basel erwarb die Stadt 1661 eine private, vom Verkauf ins Ausland bedrohte private Sammlung, das Amerbach-Kabinett, und machte sie 1671 öffentlich zugänglich. 1688 eröffnete Johann Daniel Major in Kiel ein öffentliches natur- und kulturgeschichtliches Landesmuseum, das Museum Cimbricum. In einigen Städten im deutschen Sprachgebiet kam es im 19. Jahrhundert zu bürgerlichen Neugründungen: Kunsthalle Bremen, Städelsches Kunstinstitut in Frankfurt, Hamburger Kunsthalle, Kunsthalle Wien, Museum Wiesbaden etc. Vielfach sind jedoch Vereine - in kleinerem Stil bzw. für lokale Gegebenheiten tätig geworden, z. B. Bezirks- oder Bergbaumuseen. In Kassel wurde 1779 das Fridericianum gebaut. Es war nach dem Britischen Museum das zweite öffentliche Museum, aber das erste als Museum konzipierte Bauwerk der Welt.

Museologie, Museumskunde, Museographie

Gegenstand der Museologie ist nicht das Museum, auch wenn dies naheliegen mag. Museologie ist im echten Sinne eine Wissenschaft, die sich mit dem Phänomen der Musealität beschäftigt. Hierbei steht die Frage im Mittelpunkt, ob und in welchem Umfang ein Objekt Bedeutungsträger für seine Umwelt ist. Von zentralem Interesse ist dabei das Beziehungsgeflecht in dem ein Objekt wahrgenommen wird. Dies gilt sowohl für den Ursprungs- und Verbringungskontext des Objektes, wie auch für Konnotationen, die das Objekt bzw. dessen Bild durch den Wissens- und Erfahrungshintergrund des Betrachters erhält.

Von praktischer Relevanz sind die Erkenntnisse der Museologie vor allem für die Analyse und Ausgestaltung der objektgebundenen Kommunikation zwischen Ausstellungsmacher und Besucher. Als Begründer der wissenschaftlichen Museologie kann Zbynek Z. Stránský (Brno/Brünn) gelten. Fortgeführt und ausgeweitet wurden seine Arbeiten im deutschsprachigen Raum u.a. durch Friedrich Waidacher (Graz), dessen Handbuch für Allgemeine Museologie als eines der Standardwerke für die moderne Museologie gilt.

Museologie wird in Europa vor allem in Großbritannien, den Niederlanden, Finnland, der Tschechischen und Kroatischen Republik gelehrt. In der Schweiz gibt es einen Nachdiplomkurs „Museumspraxis“ mit dem Titel „Certificate of Advanced Studies“ an der Hochschule in Chur. Im Leipzig und Berlin gibt es einen Fachhochschulstudiengang.

Im Gegensatz zur Museologie im engeren Sinne beschäftigt sich die (z. B. an der FHTW Berlin gelehrte) Museumskunde mit museumspraktischen Fragen. Unter Museographie schließlich versteht man museale Inszenierungskunst. Hierbei handelt es sich um die Umsetzung der Szenographie auf die museale Ausstellung.[3]

Museumspädagogik, Vermittlung im Museum

Die Wissenschaft und Lehre von der Vermittlung des Sammlungsgutes ist die Museumspädagogik.

Messen

Museen nach Orten oder Ländern

Museumsportale im Internet erlauben die weitergehende Recherche nach Museen.

Siehe auch

Literatur

  • Pierre Bourdieu, Alain Darbel: L'Amour de l'art, Les Editions de Minuit, Paris 1967
  • Christian Reder: Wiener Museumsgespräche. Über den Umgang mit Kunst und Museen (Stellungnahmen von Künstlern und Experten), Falter Verlag, Wien 1988, ISBN 3-85439-039-4
  • Jean-Louis Déotte: Le musée, l'origine de l'esthétique, L'harmattan, Paris 1993
  • Tony Bennett: The Birth of the Museum: History, Theory, Politics, Routledge, 1995
  • Douglas Crimp: Über die Ruinen des Museums. Das Museum, die Fotografie und die Postmoderne, mit Fotos von Louise Lawler, Verlag der Kunst Dresden, 1996, ISBN 3-364-00328-9
  • Klaus Minges: Das Sammlungswesen der frühen Neuzeit. Kriterien der Ordnung und Spezialisierung. Münster: LIT, 1998, Reihe Museen - Geschichte und Gegenwart Bd. 3, ISBN 3-8258-3607-X
  • Joachim Kallinich: Keine Atempause - Geschichte wird gemacht: Museen in der Erlebnis- und Mediengesellschaft, Antrittsvorlesung 12. Februar 2002, Berlin: Humboldt-Univ., 2003
  • Gottfried Korff: Museumsdinge. Deponieren - Exponieren, Köln/Weimar/Wien: Böhlau, 2002
  • Peter J. Bräunlein (Hrsg.): Religion und Museum. Zur visuellen Repräsentation von Religion/en im öffentlichen Raum. Bielefeld: transcript, 2004, 248 S., ISBN 3-89942-225-2
  • Grasping the world: the idea of the museum, ed. by Donald Preziosi and Claire Farago, Aldershot [u.a.] : Ashgate, 2004
  • Friedrich Waidacher: Museologie - knapp gefasst, Mit einem Beitrag von Marlies Raffler, Wien [u.a.] : Böhlau, 2005
  • Volker Kirchberg: Gesellschaftliche Funktionen von Museen: makro-, meso- und mikrosoziologische Perspektiven, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2005
  • Claudio Beccarelli: Finanzierung von Museen: Theorie und Anwendung am Beispiel der Schweizer Museumslandschaft, Bern: Haupt, 2005
  • Adam Lindemann: Collecting Contemporary, Taschen Verlag, Köln 2006, ISBN 978-3-8228-4938-5
  • Bénédicte Savoy (Hrsg.): Tempel der Kunst. Die Entstehung des öffentlichen Museums in Deutschland 1701-1815. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2006, ISBN 978-3-8053-3637-6
  • Hans F. Schweers: Gemälde in deutschen Museen. Katalog der ausgestellten und depotgelagerten Werke. Band 6-7: Verzeichnis der Museen mit ihren Bildern. 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, K. G. Saur Verlag, München 2005, ISBN 3-598-24166-6
  • Oswald Mathias Ungers: Allgemeines zum Museum Einräumige, richtunglose Bauten. In: Oswald Mathias Ungers Architekturlehre. Berliner Vorlesungen 1964-65 (archplus - Zeitschrift für Architektur und Städtebau - Sonderausgabe zum 80. Geburtstag von Oswald Mathias Ungers, Juli 2006, Band 179), Arch+-Verlag, Aachen 2006, ISBN 3-931435-08-3, Teil 2. O. M. Ungers: Vorlesung 1, Sommersemester 1964, S. 24-41
  • International Directory of Arts. K. G. Saur Verlag, München 2005, 29. Ausgabe, 3 Bände, ISBN 3-598-23104-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kemp, Wolfgang: Kunst kommt ins Museum. In: Funkkolleg Kunst, Studienbegleitbrief 3, S. 41
  2. Geschichte & Definition. Deutscher Museumsbund. Abgerufen am 17.5.2006.
  3. Roth, Martin: Scenographie. Zur Entstehung von neuen Bildwelten im Themenpark der EXPO 2000. In: Deutscher Museumsbund (Hg.): Museumskunde, Bd. 66, 2001, H. 1, S. 25: „Das wesentliche Grundelement der Scenographie ... ist die Interpretation der Inhalte mit künstlerischen Mitteln.“

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