- Armagedon
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Harmagedon (auch Harmageddon, Armageddon oder Har-Magedon, griechisch Ἁρμαγεδών) bezeichnet in der Offenbarung des Johannes den Ort der endzeitlichen Entscheidungsschlacht im „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“. Im erweiterten Sinn bezeichnet der Begriff in der Theologie den eschatologischen Entscheidungskampf.
Inhaltsverzeichnis
Biblische Quelle
Der Verfasser der Offenbarung des Johannes beschreibt eine Serie von endzeitlichen Visionen als Engel, die Schalen des Zorns ausgießen. Beim sechsten Engel heißt es (Offb 16,13-16 ELB):
- (13) Und ich sah aus dem Mund des Drachen und aus dem Mund des Tieres und aus dem Mund des falschen Propheten drei unreine Geister kommen, wie Frösche; (14) denn es sind Geister von Dämonen, die Zeichen tun, die ausziehen zu den Königen des ganzen Erdkreises, sie zu versammeln zu dem Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen. … (16) Und er versammelte sie an den Ort, der auf Hebräisch Harmagedon heißt.
In der kritischen griechischen Ausgabe von Nestle-Aland (27. Auflage) lautet Offb 16,16 folgendermaßen:
- Καὶ συνήγαγεν αὐτοὺς εἰς τὸν τόπον τὸν καλούμενον Ἑβραϊστὶ Ἁρμαγεδών.
Die Handschriften dieser Stelle bieten eine Vielzahl von Schreibweisen des Wortes Harmagedon (Ἁρμαγεδών). Viele Textzeugen, auch der Mehrheitstext, lesen Μαγεδών bzw. Μαγεδδών, andere Αρμεγηδων, Αρμαγεδδων, Αρμεγεδδων, Αρμεγεδων, Αρμαγεδω, Αρμαγεδον, Αρμαγεδωμ, Μαγεδωδ, Μαγιδων, Μακεδδων.[1] Die wichtigsten und besten Handschriften (u.a. der Sinatiticus und der Alexandrinus) der Stelle lesen Ἁρμαγεδών.
Deutungen des Namens
Der Begriff Harmagedon kommt in der Bibel nur ein einziges Mal vor. Da sich diese Stelle noch dazu in einem apokalyptischen Buch befindet, ist es nicht möglich, den Ort eindeutig zu identifizieren. Mögliche Deutungen sind:
- Har Megiddô (hebräisch הר מגדו), Berg von Megiddo, ein südlicher Ausläufer des Karmelgebirges. In der Ebene von Megiddo (בקעת־מגדו) befindet sich das klassische Schlachtfeld Kanaans (Richter 4,12-16)
- die griechische Wiedergabe von har mô'ed (hebräisch הר מועד), dem mythischen Versammlungsberg als Versammlungsort widergöttlicher Mächte und das dämonische Gegenstück zum Versammlungsberg der Götter (Jesaja 14,13)
- die griechische Wiedergabe von har (ham)maqdôn (hebräisch הר [ה]מקדון), Berg Alexander des Großen
- eine Zusammensetzung aus dem lateinischen arma (Waffen) und dem hebräischen gehenna (Hölle, גיא הנם), also „Kampf mit den Waffen der Hölle“ in Bezug auf Kapitel 7 des Buches Henoch, das auch von einem endzeitlichen Kampf berichtet.
Auslegungen
Wie schon die Namensdeutungen, sind auch die Auslegungen sehr unterschiedlich.
- Harmagedon ist eine tatsächliche Schlacht zwischen dem Israel der Endzeit und den „Königen aus dem Osten“ (Dispensationalismus).
- Harmagedon ist ein Kampf von Jesus Christus (gleichgesetzt mit dem Erzengel Michael) zusammen mit dem Engelheer gegen die Könige der Erde, das politische System (Zeugen Jehovas).
Moderne Rezeption
Während der Erwartung einer endzeitlichen Schlacht bei Harmagedon im Leben und in der Theologie der großen Kirchen keine Bedeutung zukommt, spielt sie für fast alle endzeitlich ausgerichtete christliche Gruppierungen und Künstler eine wesentliche Rolle. Durch das in diesen Sondergemeinschaften vorherrschende Bewusstsein der inneren Nichtzugehörigkeit zur vergänglichen Welt nimmt die Johannesoffenbarung, verstanden als Buch, dass den Untergang dieser Welt schildert, eine besondere Stellung ein[2]. In diesem Kontext wird auch das Motiv der letzten Schlacht bei Harmagedon gedeutet.
Dispensationalismus
Im amerikanischen Dispensationalismus hat sich eine eigentliche Harmagedon-Theologie entwickelt, zu deren Vertretern beispielsweise Hal Lindsey gehört und die schon unter Ronald Reagan einen Einfluss auf die amerikanische Politik hatte. Diese Theologie sieht im gegenwärtigen Zeitgeschehen Anzeichen für einen bevorstehenden endgültigen Kampf zwischen Gut und Böse.
Zeugen Jehovas
Für die Zeugen Jehovas bezeichnet Harmagedon die spezifische Schlacht, in der Jehova durch seinen Sohn Jesus Christus die Bösen und Andersgläubigen vernichten wird[3]. Sie findet vor dem Beginn des tausendjährigen Friedensreiches statt. Da nach dieser Schlacht Jehova überall Frieden und Ordnung herstellen wird, bildet sie für die Zeugen Jehovas den Höhepunkt der Johannesoffenbarung. Die Zeugen Jehovas werden bei der „Schlacht von Harmagedon“ nur passive Zuschauer sein.[4] Funktional tritt die Lehre von der Hinrichtungsschlacht von Harmagedon an die Stelle der traditionellen kirchlichen Drohbotschaft von einer ewigen Hölle[5].
Musik
Auf dem Debütalbum der christlichen Musikband Söhne Mannheims, „Zion“ (2000), befindet sich das Lied „Armageddon“[6]. Dem Lied zufolge hat die Endzeit mit ihren kriegerischen Ereignissen schon begonnen. Künstlerisch wird dies durch eine „aggressive, harte und pulsierende Musik“[7] zum Ausdruck gebracht. Das Lied warnt die Hörer, die der Nähe des Weltendes angemessenen Konsequenzen zu ziehen und zu Gott um Gnade zu beten.[8] „Der Kopf“ der Söhne Mannheims, Xavier Naidoo, sieht eine sehr enge Verbindung zwischen dem in Israel insbesondere in Jerusalem herrschenden Nahostkonflikt und den in der biblischen Literatur beschriebenen letzten Krieg bei Harmagedon.[9]
Siehe auch
Literatur
- Trimondi, Victor: Prophetie und Politik. Die Endzeit-Spekulationen der amerikanischen Doomsday-Autoren. in Krieg der Religionen. 2005, ISBN 377054188X
- LaRondelle, Hans. K: Harmagedon. Ende und neuer Anfang. 1991, ISBN 3815008174 (Siebenten-Tags-Adventisten - christologische Deutung)
- Lindsey, Hal: The Final Battle. 1995 (Dispensationalismus)
- Sizer, Stephen: Christian Zionism: Road-Map to Armageddon?, 2004, ISBN 0830853685
- LaHaye, Tim: Harmageddon. Band 11 der Serie Die letzten Tage der Erde. (Schilderung der Endzeit aus Sicht des Dispensationalismus in Romanform)
- Thiede, Werner: Ein süßes und doch schwerverdauliches Büchlein. Zur Auslegung der Johannes-Offenbarung in christlichen Sondergemeinschaften in: Kerygma und Dogma 42. Jg., 1995, 213-242
Weblinks
- Swomley, John M.: Armageddon theology a worry for the rest of us, Human Quest, July/Aug 2002
- Hal Lindsey (b. 1929) The Father of Apocalyptic Christian Zionism
- Der 11. September 2001, Jerusalem und die Apokalyptik
- Entsprechender Fachartikel in: Michaela Bauks / Klaus Koenen (Hgg.), Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), 2007ff.
Anmerkungen
- ↑ Bruce M. Metzger, A Textual Commentary On The Greek New Testament, 2. Auflage, Stuttgart 1994, S. 681.
- ↑ Dies ist religionssoziologisch geradezu eine Grundvoraussetzung zur Bildung und Existenzerhaltung dieser Gemeinschaften. Thiede, Büchlein 215.
- ↑ Thiede, Büchlein 224 u.226f., dort auch Zitate aus Publikationen der Zeugen Jehovas.
- ↑ Hans Krech, Matthias Kleiminger (Hrsg.): Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen. 6. Aufl. Gütersloh 2006, S. 395.
- ↑ Das Motiv der Hölle spielt folgerichtig in der Endzeitlehre der Zeugen Jehovas eine untergeordnete Rolle. Vgl. Thiede, Büchlein 227f.
- ↑ Der Liedtext befindet sich sowohl im Booklet als auch in den meisten Internetquellen nur verkürzt (z.B. [1]). Bei Michael Ganster, Christlich spirituelle Inhalte in zeitgenössischer Popmusik am Beispiel Xavier Naidoos und ihre Rezeption bei Jugendlichen, Konstanz 2003, 81-86 ist der gesamte Text einschließlich des am Lied angehängten Audiokommentars aufgeführt.
- ↑ Ganster, Popmusik 39.
- ↑ Vgl. Ganster, Popmusik 41
- ↑ Vgl. das Interview bei Ganster, Popmusik 115.
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