Mysliborz

Mysliborz
Myślibórz
Wappen von Myślibórz
Myślibórz (Polen)
DEC
Myślibórz
Myślibórz
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Landkreis: Myślibórz
Fläche: 15,04 km²
Geographische Lage: 52° 56′ N, 14° 52′ O52.93333333333314.8666666666677Koordinaten: 52° 56′ 0″ N, 14° 52′ 0″ O
Einwohner: 11.754 (30. Juni 2008[1])
Postleitzahl: 74-300
Telefonvorwahl: (+48) 95
Kfz-Kennzeichen: ZMY
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 23 Myślibórz ↔ Sarbinowo
DK 26 Krajnik Dolny ↔ Renice
DW 128 Rów ↔ Ławy
Nächster int. Flughafen: Posen
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 27 Ortsteile
Fläche: 328,33 km²
Einwohner: 20.756 (30. Juni 2008[1])
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Leszek Wierucki
Adresse: Rynek im. Jana Pawła II 1
74-300 Myślibórz
Webpräsenz: www.mysliborz.pl

Myślibórz (deutsch Soldin) ist eine polnische Kreisstadt im Südwesten der Woiwodschaft Westpommern.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Die Stadt liegt am Südufer des Soldiner Sees, Teil eines etwa 50 km² großen Seengebietes, am Ausfluss der Mietzel, einem Nebenfluss der Oder in der Neumark. Die Bahnlinie Stargard SzczecińskiKüstrin verläuft ebenso wie die Fernverkehrsstraße 3 von Stettin nach Gorzów Wielkopolski (Landsberg a.d.Warthe) durch die Stadt. Gorzów Wielkopolski ist 40 Kilometer, der Grenzübergang nach Schwedt/Oder 44 Kilometer entfernt.

Geschichte

Dort, wo später Soldin entstand, siedelten im 10. Jahrhundert Slawen, die am Seeufer eine Holzburg errichteten, die mit einem Wall und durch einen Graben geschützt wurde. Sie hatte bis in das 13. Jahrhundert Bestand, verfiel dann jedoch. Der Dominikanerorden erbaute 1228 eine Durchgangsstation für Wandermönche, und der Templerorden erwarb 1234 die Soldiner Burg. Sie verkauften die Burg bereits 27 Jahre später an die brandenburgischen Markgrafen Johann I. und Otto III. samt 300 Hufen Land am Fluss Mietzel.

1270 wurde Soldin die Propstei Zantoch übereignet, und im Jahr darauf wird erstmals eine Stadt Soldin urkundlich erwähnt. Nachdem die Dominikaner 1275 ein Kloster erbauten, hatte Soldin so an Bedeutung gewonnen, dass es zur Hauptstadt der Neumark wurde. An seinem Oberhof, dem u. a. die Gerichtsbarkeit von Bärwalde und Berlinchen unterstand, wurde nach dem straussbergischen Recht geurteilt.[2] In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts musste die Stadt Rückschläge hinnehmen. Zuerst kam 1311 eine Hungersnot über die Stadt, der ein Drittel der Einwohner zum Opfer fiel. Danach geriet die Stadt in die Auseinandersetzungen um den „Falschen Waldemar“, in deren Folge die Burg zerstört wurde. Die 1352 erteilten Marktrechte halfen, den Niedergang zu stoppen, denn von da an waren die durchreisenden Händler gezwungen, ihre Waren in der Stadt anzubieten. Von 1355 an wurden regelmäßig Jahrmärkte abgehalten.

1402 kam Soldin mit der gesamten Neumark in das Eigentum des Deutschen Ordens. Bei einem Hussitenüberfall im Jahre 1433 wurde Soldin zerstört. 1455 wurde die Neumark von dem brandenburgischen Kurfürst Friedrich II. zurückgekauft. Am 21. Januar 1466 hinterließ Soldin einen Markstein in der Geschichte. An diesem Tag schlossen Brandenburg und Pommern einen Vertrag über die brandenburgische Lehnshoheit über Pommern.

Das 16. Jahrhundert brachte der Stadt wenig Gutes. Als sich 1535 die Neumark von Brandenburg abspaltete, wurde der markgräfliche Hof von Soldin nach Küstrin verlegt. Vier Jahre später wurde die Stadt von einem Großfeuer vernichtet. Das Dominikanerkloster wurde im Zuge der Reformation geschlossen. Auch der Dreißigjährige Krieg hinterließ seine Spuren, 1627 nahmen 2.500 kaiserliche Soldaten Quartier und richteten erhebliche Verwüstungen an. Zu dieser Zeit lebten etwa 2.300 Menschen in der Stadt. Sie mussten erleben, wie 1655 ihre Stadt erneut einem Brand zum Opfer fiel. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts konnte Soldin mit Hilfe des preußischen Königs wieder aufgebaut werden. Eine preußische Garnison wurde in die Stadt verlegt, und 1772 stellte Friedrich II. 50.000 Taler zum Bau neuer Wohnhäuser zur Verfügung. Zum Ende des 18. Jahrhunderts hatte Soldin 2.700 Einwohner, die meisten waren Tuchmacher, Schuhmacher oder Ackerbürger.

Am industriellen Aufschwung des 19.Jahrhunderts hatte Soldin zunächst wenig Anteil, denn die modernen Verkehrswege verliefen abseits der Stadt. Erst 1848 war die Chaussee nach Küstrin fertiggestellt, und erst 40 Jahre später erfolgte der Anschluss an die Bahnlinie Stargard–Küstrin. Allerdings gewann Soldin an Bedeutung, als 1837 der Verwaltungssitz des Landkreises in die Stadt verlegt wurde. Vor allem unter der Ägide des Königlich Geheimen Rats und Landrats Dr. Karl Krummacher gelang es, wichtige Zentralitätsfunktionen für die junge Kreisstadt zu gewinnen. 1898 wurde ein Elektrizitätswerk errichtet, und ein Jahr später wurde die öffentliche Wasserleitung verlegt. 1912 wurde eine weitere Eisenbahnverbindung nach Landsberg geschaffen. Dem Ersten Weltkrieg fielen 170 Soldaten aus Soldin zum Opfer. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges hatte die Stadt 6.284 Einwohner. Nach Kriegsende kam die Stadt unter polnische Verwaltung und wurde in Myślibórz umbenannt, die deutsche Bevölkerung wurde fast vollständig vertrieben.

Neuenburger Tor um 1900
Marktplatz und Stiftskirche

Städtepartnerschaften

Sehenswürdigkeiten

  • Die Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer ist eine dreischiffe, backsteingotische Hallenkirche aus dem 14. Jahrhundert. Die untere Hälfte des wuchtigen Frontturms mit hohem Nadelhelm ist frühgotisch und wurde im 13. Jahrhundert aus Feldsteinen gemauert
  • Das klassizistische Rathaus von 1772 auf dem Marktplatz
  • Das ehemalige gotische Dominikanerkloster
  • Gertraudenkapelle aus dem 15. Jahrhundert
  • Die seit der Reformation profanierte gotische Heiliggeistkapelle aus dem 14. Jahrhundert beherbergt das Regionalmuseum der Soldiner Seenplatte (Muzeum Pojezierza Myśliborskiego).
  • Reste der mittelalterlichen Stadtmauer mit Neuenburger und Pyritzer Stadttor sowie dem Pulverturm aus dem 13./14. Jahrhundert.

Trivia

Der heute durch soziale Probleme bekannte Soldiner Kiez im Berliner Stadtteil Gesundbrunnen wurde nach dieser Stadt benannt. Quer durch ihn verläuft die Soldiner Straße.

Gemeinde

Die Stadt- und Landgemeinde gliedert sich in den namensgebenden Hauptort, die Stadt Myślibórz, sowie 26 weitere Ortsteile (kursiv = ehemalige deutsche Namen):

Czółnów (Zollen), Dalsze (Woltersdorf), Dąbrowa (Eichwerder), Derczewo (Dertzow), Głazów (Glasow), Golenice (Schildberg), Gryżyno (Griesenfelde), Kierzków (Kerkow), Kolonia Myśliborzyce, Kruszwin (Simonsdorf), Listomie (Wilhelmsburg), Ławy (Brügge), Myśliborzyce (Mietzelfelde), Nawrocko (Liebenfelde), Otanów (Wuthenow), Pniów (Pinnow), Prądnik (Hauswerder), Pszczelnik (Kuhdamm), Renice (Rehnitz), Rościn (Rostin), Rów (Rufen), Sitno (Hohenziethen), Sulimierz (Adamsdorf), Wierzbnica (Werblitz), Wierzbówek (Gut Werblitz) und Zgoda (Louisenthal)

Söhne und Töchter der Stadt

  • Johann Caspar Hindersin (* 1667; † 1738) – preußischer Baumeister
  • August Piepenhagen (* 2. August 1791; † 27. September 1868) – Landschaftsmaler
  • Daniel Lessmann (* 18. Januar 1794; † 2. September 1831) – Historiker und Dichter
  • Heino Schmieden (* 15. Mai 1835; † 7. September 1913) – Architekt
  • Martin Gensichen (* 10. November 1842 in Dertzow, heute Derczewo; † 1927) – lutherischer Theologe
  • Max Fesca (* 31. März 1846; † 31. Oktober 1917) – Bodenkundler und Pflanzenbauwissenschaftler
  • Albert Vater (* 17. März 1859; † 7. Februar 1923), Politiker
  • Konrad Schliephacke (* 2. Mai 1879; † 3. April 1940) – Politiker (Nationalsozialistische Freiheitspartei)
  • Fritz Leese (* 6. März 1909; † 19. Oktober 2004) – Puppenspieler und Figurentheaterleiter
  • Wolfgang E. Struck (* 16. Februar 1920; † 14. Februar 1989) – Regisseur und Intendant
  • Hildegard Grunert (* 20. Juni 1920) – Malerin und Keramikerin
  • Otto Höhne (* 30. Juli 1926) – deutscher Sportfunktionär
  • Gisela Kallenbach (* 28. März 1944) – Europaabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen

Verweise

Siehe auch

Weblinks

Fußnoten

  1. a b Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Jun 2008
  2. Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 102.
  3. http://www.mysliborz.pl/

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