Mysterienkulte

Mysterienkulte

Als Mysterienkult oder Mysterienreligion wird ein Kult oder eine Religion bezeichnet, deren religiöse Lehren und Riten vor Außenstehenden geheim gehalten wurden. Die Aufnahme in eine solche Kultgemeinschaft erfolgt gewöhnlich durch spezielle Initiationsriten.

Das Wort Mysterium geht auf das griechische mysterion und dieses wiederum auf myein, „schließen“, zurück. Für Nichtinitiierte war der Mysterienkult „geschlossen“. Die initiierten Mitglieder wurden Mysten genannt.

Sachlich ist eine Definition schwierig, weil die Mysterienkulte ihr Geheimnis weitgehend gewahrt haben. Ihre Mythen und Riten können meist nur mit einem großen Ungewissheitsfaktor und vielen Mutmaßungen anhand antiker Schriften und archäologischer Funde rekonstruiert werden.

Inhaltsverzeichnis

Mysterienkulte der antiken Welt

Die bekanntesten Mysterienkulte der antiken Welt sind die Mysterien von Eleusis, die samothrakischen Mysterien, der Dionysoskult, der Kult des Liber Pater in Rom und in Süditalien, der Mithraskult, der Kybele- und Attiskult, der Isis- und Osiriskult. Einige dieser Kulte stammen offensichtlich aus dem Orient; ob sie alle orientalischen Ursprungs sind, wie manchmal behauptet wird, ist jedoch unsicher. Die eleusinischen Mysterien, die samothrakischen Mysterien und der Dionysoskult gelten weithin eher als nationalgriechisch.

Große Teile der griechischen und später der römischen Bevölkerung waren Anhänger von Mysterienkulten. Der übliche Ahnenkult (d. h. die fiktive Abstammung von antiken Göttern) reichte nicht mehr aus. In den Mysterienkulten waren die verehrten Gottheiten nicht von Geburt an göttlich; sie hatten wie ein Mensch Schmerz und Tod erfahren und diesen dann überwunden. Dadurch waren sie dem Menschen näher als die Götter der alten Polisreligion.

Gemeinsame Merkmale

Zum allgemeinen Wesen der Mysterienkulte gehören, schlagwortartig gesagt, der sterbende und auferstehende Gott, der Mutterkult, die Wiedergeburt zu irgend einer Art von Unsterblichkeit. Man hat diese drei Phänomene in ein System gebracht, indem man den Mysteriengott als einen mit den Jahreszeiten sterbenden und auferstehenden Vegetationsgott erklärt hat. Der Vegetationsgott ist natürlich mit der Mutter Erde eng verbunden, weniger einleuchtend dagegen ist die Auffassung, dass im Kreislauf des Daseins die Verheißung eines ewigen Lebens im Jenseits erkennbar sein soll. Gewiss ist jedenfalls, dass der sterbende und auferstehende Gott und die Große Mutter das im Kreise laufende Leben irgendwie geschaffen und in Gang gebracht haben.

Siehe auch

Literatur

  • Walter Burkert: Antike Mysterien, Funktionen und Gehalt („Ancient mystery cults“). Beck, München 2003, ISBN 3-406-34259-0.
  • Mircea Eliade: Geschichte der religiösen Ideen („Histoire des croyances et des idées religieuses“). Herder, Freiburg 2002, ISBN 3-451-05274-1.
  • Thorsten Fleck: Isis, Sarapis, Mithras und die Ausbreitung des Christentums im 3. Jahrhundert. In: Klaus-Peter Johne u.a. (Hrsg.): Deleto paene imperio Romano. Transformationsprozesse des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert und ihre Rezeption in der Neuzeit. Steiner, Stuttgart 2006, ISBN 3-515-08941-1, S. 289–314.
  • Marion Giebel: Das Geheimnis der Mysterien. Antike Kulte in Griechenland, Rom und Ägypten. Patmos-Verlag, Düsseldorf 2003, ISBN 3-491-69106-0.
  • Gerd Gropp (Hrsg.): Zarathustra und die Mithras-Mysterien. Katalog der Sonderausstellung des Iran Museum im Museum Rade, Reinbek bei Hamburg (31. März–27. Juni 1993). Edition Temmen, Bremen 1993, ISBN 3-86108-500-3.
  • Hans Kloft: Mysterienkulte der Antike. Götter, Menschen, Rituale. 3. durchges. Auflage, Beck, München 2006, ISBN 3-406-44606-X (Beck'sche Reihe; 2106).

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