Mönchengladbach-Wickrath

Mönchengladbach-Wickrath
Wappen der ehemaligen Gemeinde Wickrath

Wickrath ist ein Stadtbezirk von Mönchengladbach und war bis zur Gebietsreform eine eigenständige Gemeinde im Kreis Grevenbroich. 1975 wurde es im Zuge der Verschmelzung von Mönchengladbach und Rheydt eingemeindet.

Inhaltsverzeichnis

Gliederung

Zum Stadtbezirk Wickrath gehören die Stadtteile Wickrath-Mitte, Wickrath-West, Wickrathberg und Wanlo. Weitere Honschaften sind Wickrathhahn, Beckrath, Buchholz, Herrath.

Der Stadtbezirk Wickrath hat 17.672 Einwohner (Stand 1. Januar 2000). Davon wohnen 10.529 in Wickrath-Mitte und 3.609 in Wickrath-West. Wickrathberg hat 2.315 und Wanlo 1.219 Einwohner. Die Postleitzahl von Wickrath ist 41189. Bis zur Einführung der fünfstelligen Postleitzahlen war die Bezeichnung 4050 Mönchengladbach 4, vor der Gemeindereform lautete die Postleitzahl 4072.

Geschichte

  • Anfang des 12. Jahrhunderts wurde die Burg Wichinrod erstmalig erwähnt, obwohl sie älter ist. 1746 und 1772 wurde auf den Fundamenten der im 18. Jahrhundert abgerissenen Burg das Barockschloss Wickrath erbaut.
  • 1488 wurde aus dem Flecken Wickrath eine Stadtfreiheit. Dies wurde möglich, da Kaiser Maximilian I. Wickrath zur reichsunmittelbaren Herrschaft erhob und das Lehen an den Ritter Heinrich von Hompesch übergab. Wickrath gehörte zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis.
  • 1502 fiel Wickrath an die Herren von Quadt, die 1752 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde.
  • 1794 wurde Wickrath von Frankreich besetzt
  • 1815 kam es an das Königreich Preußen
  • 1816 kam die Gemeinde Wickrath an den Kreis Grevenbroich
  • 1855 Gründung der Wickrather Lederfabrik
  • 1919 war Wickrath ein Flecken im preußischen Regierungsbezirk Düsseldorf, hatte 6.447 Einwohner, ein Landgestüt, Textil- und Lederindustrie.
  • 1929 wurde die Gemeinde Wickrath ein Teil des Landkreises Grevenbroich-Neuß
  • 1934 wurde Wanlo in das „Amt Wickrath“ eingemeindet.
  • 1975 wurde die „Gemeinde Wickrath“ mit der Stadt Mönchengladbach und Rheydt zusammengelegt und verlor die Selbständigkeit.

Eingemeindung 1975

Gegen den heftigen Widerstand des Wickrather Stadtrates wurde die Gemeinde Wickrath 1975 in die neue Großstadt Mönchengladbach eingemeindet. Dabei änderte sich nicht nur die bisherige Postleitzahl (4072) und das KfZ-Kennzeichen (GV für Kreis Grevenbroich), sondern auch viele Straßennamen mussten geändert werden, da es bereits gleichnamige Straßen in Mönchengladbach oder Rheydt gab:

Vor 1975 Ab 1975
Hauptstraße Quadtstraße
Rheydter Straße Gelderner Straße
Odenkirchener Straße Hochstadenstraße
Fliethstraße Op de Fleet
Bismarckallee Trompeterallee
Im Winkel An der Lohmühle

Wickrather Wappen

Das Wickrather Wappen ist ein zusammengesetztes Wappen aus schwarzem Adler und drei aufgelegten Schilden, von denen die beiden unteren geneigt sind. Der obere Schild ist zweigeteilt. Die obere Hälfte ist Silber mit Hermelinschwänzen, und die untere Hälfte Grün. Der linke Schild zeigt ein silbernes, gezahntes Andreaskreuz auf rotem Grund. Der rechte Schild ist ebenfalls rot und wird durch zwei silberne Wechselzinnen-Balken gedrittelt.

Alle vier Bestandteile versinnbildlichen Familien, die im Besitz der Herrschaft Wickrath waren. Bis 1310 gehörte sie als geldrisches Lehen den Grafen von Are-Hochstaden. Ihren Namen andeutend, führten diese den Adler (Aar) im Wappen. 1335 belehnte der geldrische Graf den Herrn von Broichhausen mit Wickrath. Dessen Wappen unterscheidet sich vom silber-grünen Schild im Wickrather Wappen nur durch fünf Steckkreuze im grünen Feld. Auf dem rechten Adlerfang liegt das Wappen der Hompeschs; 1488 wurden sie mit Wickrath durch den Kaiser belehnt, d. h. die bisher geldrische Herrschaft Wickrath wurde reichsunmittelbar und somit ein eigenständiges Territorium. Die Herren von Hompesch wurden demzufolge Reichsfreiherren zu Wickrath. Von 1502 bis zur Übernahme Wickraths durch die Franzosen 1796 waren die Herren von Quadt im Lehensbesitz der Reichsfreiherrschaft Wickrath. Ihr Wechselzinnen-Wappen liegt auf dem linken Fang des Adlers. Das Gesamtwappen Wickraths ist nicht ohne Reiz; es fällt besonders auf, dass es nicht die übliche Schildform hat, sondern ein Adler-Wappen ist. Dieser Adler ist der der Ares und darf nicht fehlgedeutet werden als preußischer oder als Reichsadler, etwa wegen der ehemaligen Reichsunmittelbarkeit Wickraths; seit 1909 war es den Gemeinden untersagt, diese Adler in ihren Wappen zu führen.

Das Wickrather Wappen wurde 1926 entworfen, kurz bevor die Bürgermeisterei zum Amt erklärt wurde (1927). Sein Schöpfer war Professor Otto Hupp.

Wirtschaft und Infrastruktur

Landwirtschaft

Der Verein „Rheinisches Pferdestammbuch“ ist im Ostflügel von Schloss Wickrath untergebracht. Er hat sich zum Ziel gesetzt, Schloss Wickrath als Zentrum der rheinischen Pferdezucht wiederzubeleben. Bereits von 1892 bis zum Jahre 1911 hatte das Rheinische Pferdestammbuch seinen Sitz im Schloss Wickrath. Ferner war in der Schlossanlage bis 1957 das Landgestüt Warendorf, 1826 als „Königlich-Preußisch-Rheinisch-Westfälisches Landgestüt“ gegründet, untergebracht. Der Verein „Rheinisches Pferdestammbuch“ hat rund 5000 Mitglieder und betreut 8.000 Zuchtpferde aus 50 verschiedenen Pferderassen.

Verkehr

Der Ort Wickrath wird von der Autobahn A61 tangiert. Es gibt insgesamt drei Autobahnanschlussstellen, MG-Wickrath, MG-Wickrathberg, MG-Wanlo. Die Anschlussstelle Wickrath führt sowohl in den Ortskern, sowie in das Gewerbegebiet MG-Wickrath. Im Südosten von Wickrath liegt das Autobahnkreuz Wanlo. Hier kreuzen sich die A61 (Venlo-Koblenz) mit der A46 (Düsseldorf-Neuss-Heinsberg)

Wickrath ist durch den Haltepunkt Wickrath, der auf der Bahnstrecke Aachen–Mönchengladbach liegt, an den Schienenpersonennahverkehr angebunden. Der Haltepunkt wird stündlich von der Rhein-Niers-Bahn bedient.

Früher befand sich an Stelle des Haltepunkts ein Bahnhof, das Empfangsgebäude ist noch erhalten. Die ehemaligen Gleisanlagen und Gebäude zur Güterverladung wurden Anfang der 2000er Jahre zurückgebaut, an ihrer Stelle befindet sich heute ein Supermarkt. In Richtung Rheydt blieben jedoch zunächst drei Ausweichgleise des Bahnhofs erhalten. Der Bahnhof war bis Ende 2007 mit Formsignalen ausgerüstet, die ebenso wie die Weichen und ein Bahnübergang von den mechanischen Stellwerken Wf und Ws bedient wurden. Seit Anschluss des Streckenabschnitts an das ESTW Grevenbroich 2 sind die Stellwerke außer Funktion und die Formsignale durch Ks-Signale ersetzt. Da außerdem sämtliche Weichen des Bahnhofs entfernt wurden, handelt es sich seitdem um einen Haltepunkt. Lediglich ein Teilstück eines Ausweichgleises am nördlichen Bahnhofsende blieb als Stumpfgleis erhalten, dieses gehört jedoch jetzt zum Bahnhof Rheydt Gbf.

Anfang 2008 wurden Pläne des VRR, der Deutschen Bahn und des nordrhein-westfälischen Verkehrsministeriums bekannt, den Haltepunkt umzubenennen. Sein neuer Name wird Mönchengladbach-Wickrath lauten. Der Haltepunkt Wickrath erhält 2009 einen neuen Außenbahnsteig, der bisherige Mittelbahnsteig wird außer Betrieb gesetzt.

Sehenswürdigkeiten

verbliebener Stumpf des Wasserturms
  • Schloss Wickrath mit Schlosspark als Teil der Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas
  • Schlossbad Niederrhein (ehemals: Wickrather Schlossbad) an der Wickrathberger Straße. Der Neubau wurde im Februar 2008 eröffnet und soll als Spaßbad Badegäste aus der ganzen Region anziehen.
  • Jüdischer Friedhof an der Roßweide. Hier findet sich auch das Grabmal der Gretel Spier, das um 1936/37 von dem Bildhauer Leopold Fleischhacker geschaffen wurde.
  • Schlossmühle Wickrath ehemalige Lohmühle an der Hochstadenstraße/Schlosspark. Heutzutage als Wohnraum genutzt.
  • Wickrather Lederfabrik Industriedenkmal, 1999 als Wohn-und Geschäftshausanlage umgewidmet, unter Beibehalt der architektonischen Eigenheiten sowie der historischen Straßenfront.
  • Wickrather Wasserturm; Der 1912 erbaute 55 Meter hohe Turm war bis 1979 in Betrieb und ist eine weithin sichtbare Landmarke. Seitdem steht er ungenutzt. 2006 wurde die Turmhaube mit dem Wasserbehälter entfernt. [1]

Veranstaltungen

Seit 2002 wird alljährlich das Schlossparkturnier unter Beteiligung internationaler Reitsportpersönlichkeiten im Wickrather Schloss durchgeführt.

Persönlichkeiten

Bekannte Wickrather

Bürgermeister

  • 1800 – 1809 Franz Schaumburg (bis 1814 als Maire)
  • 1816 – 1856 Wilhelm Valentin Denhard
  • 1856 – 1883 Hugo Naegelée
  • 1884 – 1919 Wilhelm Kloeters
  • 1919 – März 1945 Karl Dißmann
  • 1945 – Januar 1946 Franz Otten
  • 1946 – April 1946 Gottfried Corsten
  • 1946 – Oktober 1947 Josef Sommer
  • 1947 – Oktober 1948 Karl Dißmann
  • 1948 – November 1950 Hermann Schagen
  • 1950 – November 1951 Willi Dörges
  • 1951 – Oktober 1952 Heinrich Gerhards
  • 1952 – November 1954 Willi Dörges
  • 1954 – April 1961 Heinrich Sattelmeyer
  • 1961 – September 1968 Gustav Karsch
  • 1968 – Dezember 1969 Theodor Müller
  • 1969 – April 1970 Heinz Trauten
  • 1970 – Dezember 1974 Konrad Bäumer

Gemeindedirektoren

  • 1946 – März 1948 Matthias Raaf
  • 1948 – August 1950 Karl Dißmann
  • 1950 – Februar 1963 Karl Eßer
  • 1963 – Dezember 1974 Wolfgang Krane

Bezirksverwaltungsstellenleiter/in

  • 1. Januar 1975 – Februar 2004 Hans-Josef Pisters (auch Standesbeamter)
  • März 2004 bis April 2005 Annemarie Beiten-Abrahams
  • seit 8. April 2005 Michael Oehlers

Vereine in Wickrath

Wickrather Schützengesellschaft von 1967 eV „St. Antonius“

ist sei 2006 Mitglied im „Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften“

„Bezirksverband Mönchengladbach–Rheydt–Korschenbroich“

Literatur

  • Joseph Husmann, Theodor Trippel: Geschichte der ehemaligen Herrlichkeit bezw. Reichsgrafschaft und der Pfarre Wickrath Teil 1+2, 1909+1911 (Nur noch antiquarisch)
  • Wolfgang Löhr: Rheinische Kunststätten Mönchengladbach - Wickrath. 2. Auflage 1980.
  • Wolfgang Löhr: Rheinischer Städteatlas - Wickrath. Landschaftsverband Rheinland 2. Auflage 1998. (Nur noch antiquarisch)
  • Wickrath in alten Ansichten - Herausgeber. Heimat- und Verkehrsverein Wickrath (1982). (Nur noch antiquarisch)
  • Michael Marx: Geschichte der ehemaligen Herrlichkeit bezw. Reichsgrafschaft und der Pfarre Wickrath Teil 3 1900-1974. Heimat- und Verkehrsverein Wickrath (1996) (Nur noch antiquarisch)
  • Wilhelm Kuhlen: Streifzüge durch die Geschichte der Herrschaft Wickrath. Heimat- und Verkehrsverein Wickrath (1988). (Nur noch antiquarisch)
  • arl-Heinz Schumacher: Schloß Wickrath. Eine niederrheinische Schloßanlage in alten und neuen Bildern. Heimat- und Verkehrsverein Wickrath (2003), ISBN 3-00-012882-4.

Quellennachweise

  1. Westdeutsche Zeitung - Lokales - Mönchengladbach - Mönchengladbach aktuell - Wasserturm: Haube ab – das war’s schon

Weblinks

51.1338888888896.41138888888897Koordinaten: 51° 8′ N, 6° 25′ O


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