- Münsterländer Schneechaos am 1. Adventswochenende 2005
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Das Münsterländer Schneechaos am 1. Adventswochenende 2005 war ein Wetterereignis, welches das Münsterland, Tecklenburger Land, Ruhrgebiet, Osnabrücker Land, das Bergische Land und das südliche Emsland am 26. und 27. November 2005 traf und mehrere Tage andauerte. Auch der Osten der Niederlande war betroffen.
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Ausgelöst wurde es durch für diese Regionen ungewöhnlich hohe Schneefälle von bis über 50 cm. Die Einstufung als Unwetter bei Schneefall mit mehr als 10 cm Neuschnee in sechs bzw. mehr als 15 cm in zwölf Stunden wurde hier weit übertroffen.
Die Benennung Münsterländer Schneechaos geht auf den deutschen Wetterdienst (DWD) zurück.[1]
Vor Beginn des Schneefalls
Am 24. November war ein kräftiges Hoch mit nasskalter Luft wetterbestimmend im norddeutschen Raum. Währenddessen bildete sich im Nordmeer das Tief Thorsten. Es lenkte kalte und sehr nasse polare Meeresluft nach Deutschland. Im Verlaufe des 25. November erreichte dieses Tief Sturmtiefstärke.
Der Schneefall
Freitag morgen gegen 6 Uhr begannen vereinzelte Schneefälle im norddeutschen Raum, die teilweise aber noch sehr schwach und örtlich begrenzt waren. Im Verlauf des Morgens begann es im besagten Raum stark zu schneien. Bis zur Mittagszeit fiel bis zu 20 cm Schnee, was den Verkehr stark beeinträchtigte. Bis zum Abend hielten die Schneefälle mit unverminderter Stärke an. Die Nacht zum Samstag den 26. November hindurch ließ der Schneefall gebietsweise etwas nach. Erst am Mittag bis zum frühen Abend setzten die Schneefälle flächendeckend aus.
Örtlich waren bis über 50 cm extrem nasser Schnee gefallen, der durch seine Nässe gleichzeitig sehr schwer war und gut haftete.
Baumschäden
Die ungewöhnlich große Menge klebrigen Schnees führte bei vielen Bäumen und Sträuchern zu erheblichen Schäden durch Schneebruch. Neben den immergrünen Pflanzen waren besonders die Eichen betroffen, weil sie zu der Zeit zum größten Teil noch voll belaubt waren. Viele dicke Äste brachen ab, Baumkronen fielen zu Boden, und auch ganze Baumstämme zerbrachen. Oft waren auch dünne Bäume bis zum Boden gebogen und konnten sich später nicht wieder vollständig aufrichten, so dass sie noch nach Jahren Zeugen des Ereignisses sind.
Verkehrsbeeinträchtigungen
Die extreme Schneehöhe führte zu starken Behinderungen im Straßenverkehr. Besonders im Osnabrücker und Tecklenburger Land machte sich dies aufgrund der bergigen Region unangenehm bemerkbar. Auf Steilstrecken wie etwa der Bundesstraße 219 bei Dörenthe versperrten Lkw, die liegengeblieben waren, die Passstraße an den Dörenther Klippen.
Außerdem brach der Öffentliche Nahverkehr zusammen. Die Züge und Busse fuhren aufgrund der Schneehöhe mit großer Verspätung oder gar nicht mehr. Auf der A 1 staute sich der Verkehr in beiden Richtungen. Auch auf den Autobahnen A 3, A 4, A 5, A 30, A 31, A 33 und A 45 war ein Vorwärtskommen nicht möglich. Die eingeschlossenen Autofahrer mussten teilweise mehrere Stunden auf Befreiung aus ihrer Lage warten und wurden vom Roten Kreuz mit Decken und heißen Getränken versorgt. Zahlreiche Pendler verbrachten die Nacht in Notunterkünften, weil ihr Heimatort nicht mit dem Auto oder Zug zu erreichen war. So wurde beispielsweise in Münster der Luftschutzbunker unter dem Hauptbahnhof als Notunterkunft geöffnet.
Schon bis Freitagabend ereigneten sich 1.200 Unfälle. Rechnet man die Unfälle vom Samstag hinzu, so beläuft sich der Sachschaden auf 3,16 Millionen Euro.
Auch auf dem Flughafen Münster/Osnabrück kam es zu großen Verspätungen. Der Flugverkehr konnte nicht mehr aufrecht erhalten werden.
Insgesamt fielen in der Region 31 Zugverbindungen ganz aus und 260 Züge hatten zusammen 117 Stunden Verspätung.
Stromausfall
Einige Strommasten konnten das Gewicht des schweren Schnees auf den Leitungen nicht mehr tragen. Vielerorts knickten sie um oder brachen wie Streichhölzer. Auch auf Stromleitungen gefallene Äste führten zu Leitungsbrüchen und Kurzschlüssen und unterbrachen so die Stromversorgung. In über 20 Gemeinden des Gebietes fiel der Strom aus. Für die Kreise Steinfurt und Borken wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Selbst vier Tage nach Ende des Schneefalls waren noch nicht alle Orte wieder an das Stromnetz angeschlossen. Durch die Bundeswehr und das Technische Hilfswerk wurde teilweise eine provisorische Stromversorgung eingerichtet. Besonders hart wurden im Münsterland die Gemeinden Ochtrup, Vreden und Schöppingen sowie im Emsland die Gemeinde Spelle getroffen.
Die Reparatur der Stromleitungen und die Räumung der Straßen von abgebrochenen Ästen zog sich teilweise noch Wochen hin. Die Gesamtschäden werden mit 100 Millionen Euro beziffert.
Gebäudeschäden
Durch die ungewöhnlich hohe Schneelast kam es auch vereinzelt zu Gebäudeschäden. Besonders Gewerbehallen mit Flachdächern oder geringer Dachneigung waren betroffen, aber auch der Rheiner Zoo[2]. Teilweise brachen Dachkonstruktionen zusammen, andere wurden mit Hilfe der Feuerwehren von den Schneemassen befreit. Ab dem Samstagnachmittag kam es bei einsetzendem Tauwetter auch vermehrt zu Dachlawinen. Weil Schneefanggitter im Münsterland praktisch nirgendwo vorhanden sind, rutschten oft Schneebretter ungehindert von Dächern und beschädigten Dachrinnen oder tieferliegende Dächer.
U16-Fußballländerspiel Deutschland – Niederlande
Zufällig fand am Freitag, zu Beginn des Schneesturms, in Rheine ein Länderspiel der U16 gegen die Niederlande statt.[3] Etwa 5000 Zuschauer, vorwiegend ganze Schulklassen aus dem Kreis Steinfurt, waren im Stadion. Noch vor der Halbzeitpause setzte das Schneetreiben verstärkt ein und fast alle Zuschauer verließen fluchtartig die Sportstätte. Etwa 30 Schüler mussten wegen Unterkühlung notärztlich versorgt werden. [4] Das Spiel selbst endete regulär nach 90 Minuten mit 2:1.
Einzelnachweise
- ↑ T. Deutschländer, B. Wichura: Das Münsterländer Schneechaos am 1. Adventswochenende 2005. In: Deutscher Wetterdienst: Klimastatusbericht 2005. S. 163–167
- ↑ Zeitungsbericht Voliere brach unter Schneelast ein
- ↑ Zeitungsbericht vom U16-Fussballspiel Deutschland - Niederlande in Rheine
- ↑ Zeitungsbericht Viel Arbeit für die Notärztin
Weblinks
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