NO-22

NO-22
Jan Mayen
Basisdaten
Land: Norwegen
Verwaltung: exterritoriales Gebiet
Forschungsstation: Olonkinbyen
Einwohner: 18
Geographische Lage: 71° 3′ N, 8° 14′ W71.046388888889-8.23027777777787Koordinaten: 71° 3′ N, 8° 14′ W
Fläche: 373 km²
höchste Erhebung: Beerenberg (2.277 m)
Entdeckung: 1607, durch Henry Hudson
Offizielle Website: http://www.jan-mayen.no
Beerenberg
Lagekarte Globus
Topographie von Jan Mayen

Jan Mayen ist eine 373 km² große Insel ca. 650 km nordöstlich von Island in der Grönlandsee und ist politisch gesehen ein exterritoriales Gebiet Norwegens. Die Länge der Küstenlinie beträgt etwa 124 km. Benannt ist die Insel nach dem niederländischen Walfang-Kapitän Jan Jacobs May van Schellinkhout.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Klima

Das Klima der Insel ist – vom Golfstrom etwas gemildert – überwiegend arktisch, das ganze Jahr über sind häufig starke Winde und Stürme zu beobachten, im Winter ist Jan Mayen von Pack- und Treibeis umgeben. Der kälteste Monat Februar weist eine Mitteltemperatur von −5 °C auf, der mildeste Monat ist der August mit einer Mitteltemperatur von 6 °C. Das Jahresmittel der Temperatur liegt bei 0 °C. Die beobachteten Temperaturextreme liegen bei –28 °C und +16 °C. Die Jahressumme des Niederschlags beträgt im vieljährigen Mittel etwa 630 mm. An ca. 230 Tagen fällt mehr als 0,1 mm Niederschlag.

Fauna und Flora

Die Fauna ist geprägt durch zahlreiche Vogelarten, Walrosse und Polarfüchse. Gelegentlich sind Eisbären anzutreffen. Die sehr spärliche Tundrenvegetation besteht weitgehend aus einzelnen Flechten und Moosen.

Beerenberg

Der nördlichste über dem Meeresspiegel gelegene Vulkan der Welt, der Beerenberg (2277 m), zeigte 1970 und 1984/85 nach langer Ruhezeit wieder Aktivitäten. Der früheste dokumentierte Ausbruch erfolgte im Jahr 1616. Die im Südwesten der Insel gelegene Sør-Jan-Gruppe mit ihren Aschekegeln und Lavadomen ist vermutlich seit etwa 10.000 Jahren erloschen.

114,2 km² der Fläche Jan Mayens, oder ein knappes Drittel, ist vergletschert. Hierbei handelt es sich ausschließlich um die Eiskappe des Beerenbergs, die in 20 einzelne Gletscherströme untergliedert werden kann. Der größte Gletscher ist der Søbreen mit einer Fläche von 15,0 km² und einer Länge von 8,7 km.

Geschichte

Henry Hudson entdeckte die Insel 1607 während seiner ersten von vier Fahrten durch das Nordpolarmeer, um eine kürzere Seeverbindung nach China (Nordostpassage) zu finden. Die Insel bekam ihren Namen 1614 nach dem niederländischen Walfangkapitän Jan Jacobs May van Schellinkhout. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Insel nur gelegentlich von Robbenjägern besucht. Eine schweizerisch-deutsche Polarfahrt unter Carl Vogt, Heinrich Hasselhorst und Georg Berna besuchte Jan Mayen im Jahre 1861. Ein Ölgemälde der Südküste von Hasselhorst befindet sich im Historischen Museum in Frankfurt am Main. Auf Anregung von Carl Weyprecht wurde 1882/83 eine österreichisch-ungarische Forschungsstation eingerichtet. Am 27. Februar 1930 wurde Jan Mayen Teil des norwegischen Königreichs. Die Verwaltung der Insel erfolgt über die Hauptstadt Oslo mittels eines Gouverneurs auf der weiter nördlich gelegenen Inselgruppe Spitzbergen.

1921 wurde die erste meteorologische Station errichtet, die seither mit kurzen Unterbrechungen betrieben wird. Derzeit (Winter 2004/05) ist die Station mit 18 Personen besetzt, deren Zukunft ungewiss ist, da aus Kosteneinsparungsgründen über eine Schließung diskutiert wird.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Jan Mayen mehrmals von deutschen Flugzeugen der Wettererkundungsstaffeln (WEKUSTA) überflogen, wobei zwei Maschinen bei schlechtem Wetter und Nebel mit den Erhebungen auf der Insel kollidierten und abstürzten. Eine deutsche Unternehmung am 28./29. Oktober 1940, mit den zu Wetterbeobachtungsschiffen umgebauten Fischereifahrzeugen „Fritz Homann" (WBS 3; Baujahr 1930) und „Hinrich Freese" (WBS 4; 1930) sowie zwei Schwimmerflugzeugen Heinkel He 115 S4+FL und S4+EL, einen Stützpunkt zu errichten, schlug infolge unzureichender Vorbereitung und Ausrüstung wie auch die sehr ungünstigen Wetter- und Seeverhältnisse zu dieser Jahreszeit fehl. Beide Flugzeuge gingen verloren, die Besatzungen wurden gerettet und mit den genannten Fischereifahrzeugen nach Trondheim zurückgebracht. Jan Mayen selbst ist nicht in Besitz genommen worden und verblieb unter norwegischer Oberhoheit. Die Station wurde von der norwegischen Besatzung 1940 teilweise zerstört und auf britische Veranlassung verlassen. 1941 wurde die Station mit Hilfe von Soldaten wieder errichtet, um während des Krieges in Bereitschaft sein zu können. Nach Ende des Krieges nutzten die Norweger eine 1943 errichtete amerikanische Radio- und Peilstation Atlantic City im Norden der Insel.

Norwegen unterhält auf der Insel eine Wetterstation und die bemannte „Long Range Navigation“ (Loran-C)-Basis, dazu eine 1585 m lange Landepiste für Flugzeuge. Unter bestimmten Wetterbedingungen induziert der Beerenberg „Kármán Wind“ genannte Leewellen, welche bei einer Wellenlänge von bis zu 15 Kilometern auf der Leeseite bis in eine Entfernung von mehreren hundert Kilometern spürbar sind. Diese können den Flugverkehr gefährden, so kam es hier beispielsweise 1991 fast zu einem Absturz einer C-130, bedingt durch einen plötzlichen „Karman Shift“ während des Starts.

Bei der Loran-C-Basis liegt auch die Wohnsiedlung Olonkinbyen, in der die Besatzung beider Stationen lebt. Als Sendeantenne verwendet die Loran-C-Station einen 190 Meter hohen, abgespannten Stahlfachwerkturm (geographische Koordinaten: 70°54'51.478" nördliche Breite, 8°43'56.525" westliche Länge).

Heute gibt es Rundfunk- und Wetterstationen auf der Insel.[1]

Weitere Bilder

Einzelnachweise

  1. Weltatlas und Länderlexikon, Tandem-Verlag GmbH

Literatur

  • Rolf Stange: Jan Mayen. Natur und Geschichte des Außenpostens im Nordatlantik, Eigenverlag Rolf Stange (www.spitzbergen.de), ISBN 3-937903-04-6
  • Andreas Umbreit: Spitzbergen mit Franz-Joseph-Land und Jan Mayen, Conrad Stein Verlag 7. Aufl. 2004 ISBN 3-89392-282-2

Weblinks


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