NSDD

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Der Nationalsozialistische Deutsche Dozentenbund, auch „NS-Dozentenbund“ oder kurz „NSDDB“ genannt, war eine Parteigliederung der NSDAP. Er war im Juli 1935 aus dem Nationalsozialistischen Lehrerbund hervorgegangen. Errichtet wurde er auf Grund einer Anordnung des Führer-Stellvertreters Rudolf Heß. Zweck waren die Einflussnahme auf die Universitäten und die politische Kontrolle der Hochschullehrerschaft. Insbesondere auf Berufungen beziehungsweise Stellenbesetzungen wurde massiv Einfluss ausgeübt. Die Vertreibung jüdischer Wissenschaftler von den Universitäten wurde maßgeblich von den Aktivisten des Dozentenbundes betrieben.

1938 gehörte etwa ein Viertel der deutschen Hochschullehrerschaft dem Dozentenbund an. Vor allem in den geisteswissenschaftlichen Fakultäten war der Anteil der Dozentenbundmitglieder relativ hoch. Führungskräfte beim Dozentenbund waren allerdings auffällig oft Angehörige (oder Absolventen) der medizinischen Fakultäten.

Wie sämtliche nationalsozialistische Organisationen war der NSDDB nach dem Führerprinzip ausgerichtet. „Reichsdozentenführer“ war vom Entstehen der Institution bis Juni 1944 der Chirurg Walter Schultze, oft „Bubi“ Schultze genannt. Wegen Verfehlungen zu Ungunsten eines Parteigenossen wurde er 1944 durch das NS-Parteigericht seines Amtes enthoben und durch „ReichsstudentenführerGustav Adolf Scheel ersetzt. Scheel war ebenfalls Mediziner.

Schultze machte nach Amtsantritt 1935 deutlich, in welcher Hinsicht er sein Amt zu führen beabsichtigte. Zunächst ließ er alle Parteigenossen unter den Hochschullehrern erfassen. Für leitende Positionen, gab er allerdings zu erkennen, genüge das Parteiabzeichen am Revers alleine nicht, dazu müsse man auch imstande sein, „Opposition an die Wand zu drücken“. Neben der parteilichen Gesinnung, dem erkennbaren Willen und der Befähigung, die Jugend im nationalsozialistischen Geist zu erziehen, sollte vor allem die „Rassenfrage“ ein maßgeblicher Faktor im Hochschulwesen werden. Am 23. November 1941 erklärte Schultze bei seiner Einweihungsrede für die Reichsuniversität Straßburg das „Ausmerzen“ alles „Undeutschen“ aus der „Gedankenwelt unseres Volkes“ zur Zielsetzung der Hochschule.

Die Wirksamkeit des Dozentenbundes wurde einerseits eingeschränkt durch das für den Nationalsozialismus typische Ämterchaos, die ungenaue Abgrenzung der Amtssprengel und -kompetenzen. So kam es am häufigsten zu Konflikten mit dem Amt Rosenberg, das die Hochschulpolitik gleichermaßen als sein Hoheitsgebiet beanspruchte. Bündnispartner des NSDDB war in diesen Konflikten oft die Dienststelle Heß.

Andererseits war die Wirkung des NSDDB durch das oft geringe Ansehen ihrer Führer an den Universitäten beschränkt. Viele standen im Ruf, mangelnde wissenschaftliche Reputation und Kompetenz durch parteidienlichen Übereifer kompensieren zu wollen.

Eine besondere Art der wissenschaftlichen Fortbildung war die so genannte „Lagerarbeit“, die an die Stelle der Kongresse alten Stils treten sollte und die geistige Gleichschaltung der Teilnehmer bezweckte.[1]

Literatur

  • Wolfgang Benz, Hermann Graml und Hermann Weiß (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. 3. Aufl., DTV, München 1988, ISBN 3-608-91805-1.
  • Helmut Heiber: Universität unterm Hakenkreuz. Saur, München u.a. 1991–1994, T. I: ISBN 3-598-22629-2; T. II, 1+2: ISBN 3-598-22628-4.

Einzelnachweise

  1. Vgl. zu den altertumswissenschaftlichen Fachlagern Volker Losemann: Nationalsozialismus und Antike. Studien zur Entwicklung des Faches Alte Geschichte 1933–1945. Hoffmann und Campe, Hamburg 1977 (Reihe Historische Perspektiven 7), ISBN 3-455-09219-5, S. 94–107, 226–229. Siehe dazu auch bei Hans Drexler, der sich auf solchen Lagern 1941 und 1942 besonders engagierte.

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