NSRL

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Flagge des NSRL

Der Nationalsozialistische Reichsbund für Leibesübungen (NSRL) war die Dachorganisation des Sports in Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Eine Vorgängerorganisation des DRL war der Deutsche Reichsausschuss für Leibesübungen (DRA oder, seltener, DRAfL) unter Führung von Theodor Lewald (Vorsitzender) und Carl Diem (Generalsekretär). Der DRA war 1917 aus dem Deutschen Reichsausschuss für Olympische Spiele (DRAfOS) hervorgegangen und verstand sich als Dachverband des Sports für Deutschland, umfasste aber längst nicht alle Verbände und Sportarten. Insbesondere die Vereine und Verbände des Arbeitersports waren ihm nicht beigetreten.

Nach der Machtübernahme der NSDAP 1933 wurden nicht nur Parteien und Gewerkschaften aufgelöst und verboten, sondern auch alle Sportverbände mit oppositioneller politischer (z. B. sozialdemokratischer, kommunistischer oder kirchlicher) Ausrichtung. Insbesondere betraf dies die Arbeitersport-Vereine und -Verbände noch im ersten Halbjahr 1933, sofern sie nicht einem Verbot durch Selbstauflösung zuvorkamen. Die national-konservativen und bürgerlichen Verbände bestanden nominell noch bis ins Folgejahr weiter, bis sie in die Einheitsorganisation des Reichsbundes für Leibesübungen eingegliedert wurden.

Am 12. April 1933 beugte sich der DRA-Vorsitzende Theodor Lewald – von den neuen Machthabern als „Halbjude“ gebrandmarkt – den Forderungen nach seinem Rücktritt. Von der Wahl eines neuen Ersten Vorsitzenden wurde nach Aufforderung durch Reichsinnenminister Wilhelm Frick abgesehen. Zu weiterführenden Verhandlungen mit der Reichsregierung hinsichtlich der Neuorganisation des Sports wurde stattdessen eine Dreierkomission gebildet. Am 28. April 1933 wurde der SA-Gruppenführer Hans von Tschammer und Osten, bisher im Sport völlig unbekannt, als Reichskommissar für Turnen und Sport eingesetzt. Er löste am 5. Mai 1933 (offiziell am 10. Mai) den bürgerlichen DRA auf.

Am 19. Juli wurde von Tschammer zum Reichssportführer ernannt und ihm das gesamte deutsche Sportwesen unterstellt.

Geschichte des DRL

Am 27. Juli 1934 wurde der Deutsche Reichsbund für Leibesübungen gegründet. Nach und nach verloren fast alle Sportfachverbände ihre Eigenständigkeit und wurden als „Fachämter“ in den DRL überführt.

Durch Erlass Adolf Hitlers vom 21. Dezember 1938 wurde der DRL unter Umbenennung in Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen (NSRL) zu einem „von der NSDAP betreuten Verband erhoben“. Diese Umschreibung bedeutete, dass der NSRL der NSDAP unterstellt wurde. Sein Sitz war das Haus des Deutschen Sports auf dem Reichssportfeld in Berlin.

Mit Gesetz Nr. 5 der amerikanischen Militärregierung vom 31. Mai 1945 wurde die NSDAP mit allen ihren Einrichtungen und Organisationen aufgelöst, und damit auch der NS-Reichsbund für Leibesübungen. Die in ihm aufgegangenen Organisationen gründeten sich in der Folgezeit neu.

Führung

An der Spitze des DRL stand der Reichssportführer. Ab 1934 waren alle Reichssportführer zugleich Präsidenten des Deutschen Olympischen Ausschusses.

Gliederung

Fachliche Gliederung

  • Fachamt 1: Geräteturnen, Gymnastik und Sommerspiele (1)
  • Fachamt 2: Fußball, Rugby, Kricket (2)
  • Fachamt 3: Leichtathletik
  • Fachamt 4: Handball/Basketball
  • Fachamt 5: Schwimmen
  • Fachamt 6: Schwerathletik
  • Fachamt 7: Boxen
  • Fachamt 8: Fechten
  • Fachamt 9: Hockey
  • Fachamt 10: Tennis
  • Fachamt 11: Rudern
  • Fachamt 12: Kanusport
  • Fachamt 13: Eis- und Rollsport
  • Fachamt 14: Schilauf (2)
  • Fachamt 15: Radfahren

Außer diesen Fachgebieten wurden innerhalb des Reichsbundes einige andere durch weiterhin bestehende Fachverbände betreut:

(1) Zu den Sommerspielen zählten die Turnspiele Schlagball, Faustball, Korbball, Schleuderball, Ringtennis – (2) Original-Schreibweise!

Gebietliche Gliederung

Sie entsprach der der NSDAP. Wo die Erfordernisse des praktischen Sportbetriebs es sinnvoll erscheinen ließen, wurden mehrere Gaue der NSDAP zu Sportbereichen zusammengeschlossen.

  • Sportbereich 1: Ostpreußen
  • Sportbereich 2: Pommern
  • Sportbereich 3: Berlin-Brandenburg
  • Sportbereich 4: Schlesien
  • Sportbereich 5: Sachsen
  • Sportbereich 6: Mitte (1)
  • Sportbereich 7: Nordmark (2)
  • Sportbereich 8: Niedersachsen
  • Sportbereich 9: Westfalen
  • Sportbereich 10: Niederrhein
  • Sportbereich 11: Mittelrhein
  • Sportbereich 12: Hessen
  • Sportbereich 13: Südwest (3)
  • Sportbereich 14: Baden
  • Sportbereich 14a: Elsaß
  • Sportbereich 15: Württemberg-Hohenzollern
  • Sportbereich 16: Bayern
  • Sportbereich 17: Ostmark (4)
  • Sportbereich 18: Sudetenland
  • Sportbereich 19: Danzig-Westpreußen
  • Gau Wartheland

(1) Thüringen, Anhalt und die Provinz Sachsen. – (2) Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg. – (3) Pfalz und (ab 1935) das Saargebiet. – (4) Österreich ab 1938.

Verteilung der Mitglieder

Der Nationalsozialistische Reichsbund für Leibesübungen zählte am 1. Januar 1937 45.096 Vereine mit 3.582.776 aktiven Mitgliedern (517.992 weibliche/3.064.784 männliche). Am 1. April 1939 wurden 44.622 Vereine mit 3.668.206 aktiven Mitgliedern (davon 526.084 weibliche) gezählt, die folgende Sportarten betrieben:

Sportart Vereine/Abteilungen Ausübende gesamt davon weiblich
1. Geräteturnen 12.773 662.567 234.190
2. Fußball 10.928 483.302 0
2. Rugby 52 1925 0
2. Cricket 6 88 0
3. Leichtathletik 7366 268.183 58.817
4. Handball 4774 152.943 14.229
4. Basketball 156 3396 522
5. Schwimmen 2643 129.142 41.482
6. Gewichtheben 809 12.777 0
6. Ringen 748 15.263 0
6. Jiu-Jitsu 220 7957 68
7. Boxen 872 17.904 0
8. Fechten 548 9088 2505
9. Hockey 411 20.446 5748
10. Tennis 1840 79.932 40.361
11. Rudern 757 49.942 11.433
12. Kanu 1155 45.652 8183
13. Eislauf 369 13.944 4907
13. Rollschuh 142 4409 2364
14. Skilauf 2099 88.395 26.793
15. Radfahren 2951 61.131 5093
16. Segeln 460 19.069 832
17. Bergsteigen 510 168.450 28.536
18. Wandern 2961 198.346 30.683
19. Kegeln 1049 50.325 2848
20. Schießen 14.310 418.404 2730
21. Golf 59 3953 1401
22. Bobsport 21 311 29
22. Schlittensport 67 2197 682
23. Tischtennis 777 15.810 3937
24. Billard 246 5046 67

Die Nummern entsprechen den Fachämtern und Fachverbänden.

Veranstaltungen

Meisterschaften in den einzelnen Sportarten wurden von den Fachämtern und Fachverbänden durchgeführt. Der Reichsbund für Leibesübungen veranstaltete übergreifend:

Namen von Trophäen

Fußball: Der heutige DFB-Pokal, 1935 gestiftet, wurde 1935 bis 1943 als Tschammer-Pokal (benannt nach dem Reichssportführer) umkämpft. Der Amateur-Länderpokal, 1909 als Kronprinzenpokal gestiftet, wurde 1935 bis 1942 als Reichsbundpokal ausgespielt,

Literatur und Quellen

  • Dieter Steinhöfer, Hans von Tschammer und Osten; Reichssportführer im Dritten Reich, Berlin/München/Frankfurt a. M. 1973, ISBN 3870399457 bzw. ISBN 978-3870399450
  • Schlag nach! Wissenswerte Tatsachen aus allen Gebieten. Bibliographisches Institut, Leipzig, 1. Aufl. 1938
  • Schlag nach! Wissenswerte Tatsachen aus allen Gebieten. Bibliographisches Institut, Leipzig, 3. Aufl. 1941

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