Naalbinding

Naalbinding
nadelgebundene Fausthandschuhe

Nadelbinden ist eine Technik zur Herstellung von textilen Flächengebilden mit Hilfe eines Fadens und einer Nadel. Beim Nadelbinden wird der Faden spiralförmigen in Schlingenketten gelegt. Diese werden, wie beim Nähen, durch einen systematisch geführten Verbindungsstich miteinander verbunden, wobei jeweils der gesamte Fadenvorrat durch Schlingen gezogen wird. Das Gewirk wird mit einer systematischen Fadenführung weiter aufgebaut und bildet je nach Fadenstärke und Stichvarianten ein unterschiedlich dichtes Gewirk.

Weitere Bezeichnungen für diese Technik sind: Nadelbindung, Nalbinding, Naalbinding, Nålbinding, Nailbinding, Nalbindung, Schlingentechnik oder auch Schlingennähtechnik.

Inhaltsverzeichnis

Technik

Die Grundlage der zahlreichen Stichvarianten ist der vom Nähen bekannte Knopflochstich oder auch Schlingenstich, was das Nadelbinden eher dem Sticken, Nähen oder dem Knüpfen von Fischernetzen vergleichbar macht. Im Gegensatz zum Stricken und Häkeln wird beim Nadelbinden jeweils der gesamte Fadenvorrat durch die Schlingen geführt. Nadelgebundene Gewirke erscheinen oberflächlich in Struktur und Aussehen gestrickten oder gehäkelten Gestricken ähnlich. Der größte Vorteil gegenüber gestrickten Textilien ist, dass nadelgebundene Gewirke beim Reissen des Fadens keine Laufmaschen bilden und sich nicht auflösen.

Die Nadeln, mit der Nadelbindearbeiten gegenwärtig hergestellt werden, sind in der Regel flach, aus Holz und haben eine Länge von 8 bis 12 cm. Daneben sind Nadeln aus Bein, wie Geweih, Horn oder Knochen historisch belegt. Ebenfalls eignen sich vergleichbare Metall- oder Plastiknadeln. Als Garn eignet sich jedes gebräuchliche Handarbeitsgarn, besonders gut jedoch Wolle, wegen ihrer Filzeigenschaft.

Anleitung

Textilkundler entwickelten verschiedene Möglichkeiten zur Erstellung von Musterbriefen und Arbeitsanleitungen. Eine leicht verständliche Möglichkeit zur Beschreibung des Fadenverlaufs im Gewebe veröffentlichte der dänische Textilkundler Egon Hansen im Jahre 1990:

Der Faden läuft zunächst nach links in die rückwärtigen Schlingen. Ein U (under) steht dabei dafür, dass der Faden mit der Nadel unter den nächstliegenden Faden geführt wird, ein O (over) dafür, dass der Faden über den nächstliegenden Faden geführt wird. An der Stelle, wo der Faden die Richtung von links nach rechts wechselt, wird das Zeichen " / " in die Formel eingesetzt. Eine komplette Formel kann dann z. B. so aussehen: UO/UOO. Hansen hängt die Bezeichnung für den Verbindungsstich mit der Vorreihe an die Formel an. Wird von vorn (frontal) in den Schlaufenbogen der Vorreihe gestochen erscheint ein F, wird von hinten (backwards) eingestochen ein B, die angefügte Zahl gibt die Anzahl der Schlaufenbögen an.
Beispiel: UO/UOO F1

Geschichte

Nadelgebundene Textilien sind waren in nahezu allen Kulturen der Welt verbreitet. Der älteste Fund einer Nadelbindearbeit stammt aus der Jungsteinzeit. In Deutschland wurden nadelgebundene Textilien bis etwa 1550 noch in nennenswertem Umfang hergestellt, also noch etwa 300 Jahre nach der Verbreitung des Strickens. Allerdings verschwand das Nadelbinden danach fast völlig. Es gibt historische Funde von nadelgebundenen Handschuhen, Socken, Mützen, Milchsieben aus Tierhaar, daneben existieren ebenfalls einige Funde von jacken- und hemdähnlichen Textilien in Nadelbindetechnik.

Ein Dokumentarfilm des Institut für den Wissenschaftlichen Film in Göttingen zeigt den 90-jährigen Altbauern A. Meyer aus Schleswig-Holstein, der das Nadelbinden noch in der Neuzeit beherrschte. Er hatte diese Technik von seinem 1820 geborenen Großvater gelernt. In einer wissenschaftlich von Arnold Lühning kommentierten Filmaufzeichnung wird gezeigt, wie der alte Mann aus Wollgarn einen Handschuh in Nadelbindung anfertigt.

Siehe auch

Literatur

  • Egon Hansen: Nalebinding. In: P. Walton, J. P. Wild: Textiles in Northern Archaeology: NESAT III Textile Symposium in York 6-9 May 1987. Archetype Publications, London 1990.

Weblinks


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