Nagelbett

Nagelbett
Fingernägel eines Menschen
Zehennägel eines Menschen

Als Nagel (lat. Unguis) wird bei Primaten eine gewölbte, durchscheinende Keratinplatte auf der Oberseite der Finger- oder Zehenspitze bezeichnet, die einerseits dem Schutz der Fingerkuppen, andererseits der Unterstützung der Greiffunktion dient.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung und Funktion

Anatomische Darstellung des Nagels[1][2]

Die Nägel (auch als Nagelplatten bezeichnet) sind Abkömmlinge der Epidermis, die nur bei Primaten in der hier dargestellten Form vorkommen. Sie bilden sich an der Nagelwurzel aus Hornplatten. Die Nagelwurzel liegt am Grunde der Nageltasche. Das Epithel, das in der Nageltasche doral der Nagelplatte aufliegt wird als Eponychium bezeichnet, das welchem der Nagel von palmar her aufliegt als Hyponychium. Unter dem Hyponychium liegt das Nagelbett (bindegewebig), das fest mit dem Periost der Endphalanx verwachsen ist. Im Bereich der Nagelwurzel wird das Hyponychium zur Matrix (bildet die Substanz der Nagelplatte – der entsprechende Bereich ist auch als Lunula erkennbar). Die Entsprechungen in der Tierwelt werden als Klauen, Hufe oder Krallen bezeichnet. Seitlich werden die Nägel von einer Hautfalte, dem sogenannten „Nagelwall“ umgeben.[1] Nägel bestehen aus 100 bis 150 unregelmäßig übereinander geschichteten Lagen von Hornzellen und sind normalerweise zwischen 0,05 (Nagel eines Babys) und 0,75 mm stark. Als Perionychium oder Perionyx bezeichnet man den, am Nagelwall dorsal der Nagelplatte direkt aufliegenden, sichtbaren Hautanteil.

Mechanisch betrachtet stellen die Nägel ein Widerlager für die sensiblen Fingerbeeren (beim Tier „Tastballen“) dar. Sie liegen dem Nagelbett (Matrix bzw. Matrixepithel) auf und sind mit diesem ausreichend fest verbunden, um sie als wirksames Kratz-, Ritz- und Zupfwerkzeug einsetzen zu können. Wie wichtig der Nagel für diese Funktionen ist, wird auch an der vorhandenen dichten sensiblen Innervierung erkennbar.

Sind die Fingernägel stark nach oben gewölbt und dabei insgesamt eher rund als länglich, so spricht man von „Uhrenglasfingernägeln“. Bei der Nagelpflege wird das Eponychium bis zum Rand des Nagelwalles zurückgeschoben.[1]

Nagelbildung und -wachstum

Die verschiedenen Nägel wachsen unterschiedlich schnell. Während menschliche Zehennägel nur etwa 1 mm pro Monat wachsen, benötigen Fingernägel im Schnitt für die gleiche Strecke nur eine Woche. Ursache für das Nagelwachstum sind Verhornungsprozesse tief hinter dem Nagelfalz. Das verhornte Keratin wird dabei langsam nach vorne geschoben.

Nagelwall

Der Nagelwall ist der Abschnitt der Haut, der die Finger- und Zehennägel an der Seite und an der Wurzel umfasst. Diese Hauterhebung bedeckt den nicht sichtbaren Teil des Nagels und gibt diesem Halt. Der Nagelwall dient auch als Schutz vor schmerzhaften Einrissen.

Krankheiten und Schädigungen

Als Merkregel gilt: Betrifft eine Störung die Nagelmatrix, so wächst die Nagelläsion aus. Betrifft sie das Nagelbett, handelt es sich um eine ortsbeständige Läsion.

Grübchenbildung an den Fingernägeln bei Psoriasis

Finger- und Zehennägel können von einer Reihe von Krankheiten geschädigt werden. Eines der mit am häufigsten und fast nur von Frauen geschilderten Probleme betrifft die zu weichen und brüchigen Nägel: Die Gründe für dieses Symptom sind, soweit bekannt, noch nicht wissenschaftlich erforscht. Jedoch ist anzunehmen, dass durch chemische Nagellackentferner die Brüchigkeit begünstigt bzw. hervorgerufen wird. Auch eine erbliche Veranlagung kann für die Brüchigkeit verantwortlich sein.

Brüchige und splitternde Nägel können Anzeichen für einen Mangel an Biotin (Vitamin H) sein. Biotin ist essentiell für die Bildung der Hornsubstanz Keratin und trägt somit wesentlich zum gesunden Wachstum von Haut, Haaren und Fingernägeln bei.

Durch Haut- oder Nagelverletzungen (unter anderem) kann es zu einem Befall durch Nagelpilz (Nagelmykose) kommen, wovon Farbe und Form der Nägel beeinträchtigt werden. Eine Behandlung etwa an den nur langsam wachsenden Fußnägeln ist langwierig. Viele systemische Erkrankungen hinterlassen auch Symptome an den Nägeln, so zum Beispiel die Psoriasis (Schuppenflechte). Sie hinterlässt als charakteristische Veränderungen Tüpfelnägel und Ölflecke und im Extremfall Krümelnägel als Zeichen einer vollständigen Nageldystrophie.

Verletzungen am Nagelbett, zum Beispiel durch Einklemmen in einer Tür oder Ähnliches, bleiben meist ein Leben lang sichtbar. Schädigungen durch übermäßige Nutzung oder Belastung (beispielsweise die Fußnägel eines Marathonläufers) wachsen, wenn genügend Zeit gegeben ist, wieder aus. Bei nicht genügend Zeit für eine Ausheilung wird die Nagelwurzel dauerhaft irreparabel geschädigt und der Nagel fällt ab.

Weiße Flecken

Weit verbreitet ist der Mythos, weiße Stellen oder Flecken auf Fingernägeln (Leukonychia punctata) seien Zeichen einer Eiweißmangelerscheinung oder durch einen Calcium- oder Magnesiummangel bedingt. Tatsächlich handelt es sich bei den weißen Flecken um eine mangelnde Verschmelzung der Nagelplatten, die aufgrund der veränderten Lichtreflexion (ähnlich wie bei der Lunula) milchig-weiß erscheinen. Die unversehrte Nageloberfläche dagegen reflektiert durch ihre annähernd glatte Struktur das Licht gebündelter, wodurch die Nägel leicht spiegelnd wirken. Die mangelnde Verschmelzung hat viele verschiedene Ursachen, beispielsweise wird sie von einem Stoß, oder aber auch von Krankheiten oder Medikamenten verursacht.[3]

Niednagel am Daumen

Niednagel

Ein Niednagel (nach niederl. nijdnagel „Neidnagel“; nach dem Volksglauben, ein Niednagel entstünde, wenn man von einem neidischen Blick getroffen wird) ist ein abgelöster, aber noch fest sitzender schmaler Hautstreifen zur Seite der Nägel. Dieser kann schmerzhaft einreißen und vereinzelt auch Entzündungen verursachen. Um dies zu verhindern, sollte man den Niednagel möglichst nahe am Ansatz abschneiden.

Nagelkauen

Ein beim Menschen häufiger Ausdruck von Nervosität ist das Abkauen der überstehenden Teile der Fingernägel und der Nagelhaut (Eponychium), siehe Onychophagie.

Fingernagelprobe

In der Rettungsmedizin ist die Fingernagelprobe eine Methode zur orientierenden Feststellung der peripheren Durchblutungssituation, welche einen groben Rückschluss auf die Kreislaufsituation zulässt, insbesondere bei wenig Zeit für die Untersuchung eines jeden Verletzten, etwa bei Katastrophen und Unfällen. Dabei wird der Nagel kurz ins Nagelbett gedrückt, so dass sich dieses weiß färbt. Ist die Zeit bis zur Wiedereinfärbung länger als eine Sekunde, liegt eine Mangeldurchblutung vor. Jedoch können vorausgegangene Nagelverletzungen dieses Ergebnis verfälschen.

Als Fingernagelprobe werden auch Materialprüfungen bezeichnet. Entweder wird der Nagel in das Material eingedrückt und dann auf Verformungen oder Ähnliches geachtet oder der Prüfer fährt mit dem Nagel über die Oberfläche, um anhand eines Vergleichnormals die Rautiefe zu bestimmen.

Pflege

Die Pflege der Finger- und Fußnägel bezeichnet man als Maniküre und Pediküre. Regelmäßiges Säubern, Schneiden und Feilen der Fingernägel mit geeignetem Werkzeugen beugt Erkrankungen vor. Jedoch sollte man beim Feilen der Nägel darauf achten, dass man immer in eine Richtung feilt, um ein Ausfransen des Nagels zu verhindern.

Gesellschaft und Kultur

Durch lange Fingernägel wurde in China zur Zeit der Qing-Dynastie zum Ausdruck gebracht, dass der Träger keiner körperlichen Arbeit nachgehen musste, und sie symbolisierten so die Zugehörigkeit zu der oberen Bevölkerungsschicht.

Siehe auch

Literatur

  • Hansotto Zaun, Dorothee Dill-Müller: Krankhafte Veränderungen des Nagels. Spitta, 2004, ISBN 3-934211-69-0. 

Einzelnachweise

  1. a b c R. Bertolini, e.a.: Systematische Anatomie des Menschen. Fischer, 1982, ISBN 3-347-00375-5, S. 586–587. 
  2. Ian J. Alexander: Der Fuß. Untersuchung und Diagnostik. Springer, 1990 (Originaltitel: The foot, übersetzt von Arnd Herz), ISBN 3-540-53820-8, S. 19ff. 
  3. Drösser: Weiße Flecken auf den Fingernägeln signalisieren Kalziummangel. In: Die Zeit. Nr. 12, 1999. 

Weblinks

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