Nagelfluh

Nagelfluh
Konglomerat in Aspendos (Türkei)
calcitisches Konglomerat aus Bulgarien
Konglomerat am Speer in den Schweizer Voralpen
Konglomerat aus Bulgarien (gesägte Oberfläche)

Konglomerat (lateinisch conglomerare „zusammenballen“) bezeichnet in der Geologie ein klastisches Sedimentgestein aus mindestens 50 % gerundeten Komponenten (Kies oder Geröll). Sind die Bestandteile scharfkantig, spricht man hingegen von einer Brekzie (oder auch Breccie). Konglomerate sind eng mit dem Sandstein verwandt und mit diesem häufig vergesellschaftet.

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften

Die Korngröße übersteigt 2 mm; die Einzelkörner sind in einem feineren, ausgehärteten Bindemittel (meist Sandstein oder Kalkstein) eingebettet. Konglomerate werden entweder durch Flüsse hoher Transportleistung abgelagert, oder sie bilden sich an Erosionsküsten (Strandkonglomerate).

Die Einzelkörner der Konglomerate können aus allen möglichen Gesteinsarten bestehen, die im Herkunftsgebiet vorhanden sind. Angereichert haben sich aber vor allem widerständige Gesteine (z. B. Quarzit).

Im Alpenvorland ist das Bindemittel Kalk weit verbreitet, aber auch Dolomite oder kieselige Bindemittel sind möglich.

Vorkommen

Nagelfluh am Hochhäderich, dem westlichsten Gipfel der Nagelfluhkette
Grauwackekonglomerat aus dem Harz

Allgemein

Konglomerate sind weltweit verbreitet. Man trifft sie prinzipiell in den gleichen Situationen wie Sandsteine an. Auf Grund der notwendigen hohen Transportenergie, die für die Ablagerung von Konglomeraten benötigt wird, sind sie aber deutlich seltener als Sandsteine. Auch treten Konglomerate in relativ ruhigen Ablagerungsgebieten (z. B. im Meer bei größerer Entfernung von der Küste oder in den Tiefländern der Kontinente) nicht auf. Sie sind daher bei marinen Ablagerungen oft ein Indiz für Küstennähe oder auf Festländern ein Beleg für Gebirgsbildungsphasen.

In Mitteleuropa

Konglomerate findet man am gesamten Alpenrand sowie an den Flüssen des Alpenvorlandes, u. a. in Deutschland auch in der Nord-Eifel (Nideggen, Trias), im Thüringer Wald (Eisenach, Perm) oder im Harz.

Die im nördlichen Alpenvorland vorkommenden, geologisch jungen Konglomerate werden als Nagelfluh bezeichnet, z. B. in der Nagelfluhkette im Oberallgäu. Sie gehören geologisch meist zur Molasse, es sind jedoch auch jüngere Nagelfluh-Vorkommen bekannt (Teufelskeller bei Baden). Nagelfluh erinnert an Beton: In einer verbackenen Masse sind abgerundete Gesteinsbrocken eingeschlossen, die im Verwitterungsprozess langsam an die Oberfläche gelangen und abbröckeln.

In einigen geologischen Zonen der Österreichischen Zentralalpen sind Konglomerate hohen Alters aufgeschlossen, etwa der Konglomeratgneis am Ostrand des Tauernfensters an der penninisch-austroalpinen Deckengrenze.[1]

Natursteinsorte

Brannenburger Nagelfluh (Brannenburg, Bayern)

Literatur

  1. Z. B. auf der Baukarlscharte im Gasteinertal. In: Anton Ernst Lafenthaler: Gastein im Bild. Geologie. (5. April 2006)

Siehe auch

  • Speer – Europas höchster Nagelfluh-Berg

Weblinks

  • Holzer Konglomerat - Zeugnisse des Steinkohlenbergbaus im Saarkohlewald. Universität des Saarlandes (5. April 2006)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Nagelflüh — (Nagelflue, Nagelfelsen, Breccia helvetica), Conglomerat aus Trümmern verschiedener Felsarten (Kalkstein, Sandstein), welche mit einem sandsteinartigen, der Molasse ähnlichen od. sandig mergeligen od. kalkigen Bindemittel verbunden sind. Die… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Nagelfluh — (Nagelflue, Gompholith), ein polygenes Konglomerat von Kalksteinen, Sandsteinen, Quarziten, Graniten etc., aus dem an den Felswänden die rundlichen Geschiebe wie Nagelköpfe hervorragen; daher der Name. S. Tertiärformation …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Nagelfluh — Nagelfluh, ein Konglomerat (s.d.) der Tertiärformation, aus abgerundeten Geschieben der in der Nähe befindlichen Gebirgsarten mit kalkigem Bindemittel bestehend …   Lexikon der gesamten Technik

  • Nagelfluh — (Nagelflue), Nagelstein, der Tertiärformation angehöriges Konglomeratgestein der nördl. und nordwestl. Alpenvorberge, bestehend aus Rollstücken verschiedener, meist jurassischer Kalksteine (Kalk N.), die durch kalkiges Zement verkittet sind und… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Nagelfluh — Sf (Gesteinsart, Felswand) per. Wortschatz fach. (18. Jh.) Stammwort. Schweizer Wort für eine Felswand aus der die eingesprengten Kiesel wie Nagelköpfe hervorstehen; zu Fluh Wand und Nagel. In hochsprachlichen Texten seit dem 18. Jh. deutsch s.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Nagelfluh — Na|gel|fluh 〈f. 7u; Geol.〉 aus der Oberfläche von Felsen nagelförmig herausragendes Gesteinskonglomerat * * * Nagelfluh   die, , Geologie: stark verkittetes Konglomerat im (schweizerischen) Alpenvorland, nagelkopfähnlich hervorwitternd; Teil der… …   Universal-Lexikon

  • Nagelfluh-Gratwanderung — Rindalphorn, einer der Gipfel der Nagelfluhkette Die Nagelfluh Gratwanderung ist eine in der Literatur beschriebene Wanderung über acht Gipfel in der Nagelfluhkette in den Allgäuer Alpen. Sie führt vom 1834 Meter hohen Hochgrat, dem höchsten… …   Deutsch Wikipedia

  • nagelfluh — na·gel·fluh …   English syllables

  • Nagelfluh — Na|gel|fluh (Geologie ein Gestein) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • nagelfluh — ˈnägəlˌflü noun ( s) Etymology: German, from nagel nail (from Old High German nagal) + German dialect (Switzerland) fluh cliff, mass of rock, from Old High German fluoh cliff more at nail, please …   Useful english dictionary

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”