Nagorno-Karabachische Republik

Nagorno-Karabachische Republik
Լեռնային Ղարաբաղի Հանրապետություն

Republik Bergkarabach

Flagge der Republik Bergkarabach
Wappen der Republik Bergkarabach
Flagge Wappen
De‑facto‑Regime, Gebiet
ist völkerrechtlich Teil von
Aserbaidschan
Amtssprache Armenisch
Hauptstadt Stepanakert (aserbaidschanisch: Xankəndi)
Regierungsform semipräsidentielle Republik
Oberhaupt Präsident Bako Sahakjan
Regierungschef Premierminister Arajik Harutjunjan
Fläche 4.400 km²
Einwohnerzahl 150.000
Bevölkerungsdichte 114 (2005) Einwohner pro km²
Währung 1 Dram = 100 Luma
1 € = 472,54 AMD
100 AMD = 0,21162 €
(Stand: 28. Juli 2008)
Gründung 2. September 1991
Nationalhymne Ազատ ու անկախ Արցախ
Asat u ankach Arzach
Freies und unabhängiges Arzach
Zeitzone UTC +4

Die Republik Bergkarabach (armenisch Լեռնային Ղարաբաղի Հանրապետություն/Lernayin Gharabaghi Hanrapetut’yun, aserbaidschanisch Dağlıq Qarabağ Respublikası; engl. Nagorno-Karabakh Republic) ist ein stabilisiertes De-facto-Regime in Bergkarabach, das von der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannt wird. Die Vereinten Nationen und der Europarat betrachten das Gebiet Bergkarabach als integralen Bestandteil Aserbaidschans. Die Unabhängigkeit wurde am 2. September 1991 erklärt.

Inhaltsverzeichnis

Status

Bergkarabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan. Der Weltsicherheitsrat verabschiedete 1993 vier Resolutionen bezüglich der Bergkarabach-Frage, die den Abzug der armenischen Truppen aus den besetzten aserbaidschanischen Bezirken forderten[1]. Der Europarat hat die „Separation von 15,25 % des aserbaidschanischen Staatsgebietes“ (Bergkarabach und Nachbarbezirke) durch die armenischen Militäreinheiten Bergkarabachs zuletzt in einer Resolution vom Januar 2005 als „rechtswidrig“ gerügt [2]. Am 14. März 2008 verabschiedete die UN-Vollversammlung eine Resolution zum Konflikt um Bergkarabach, in der sie von Armenien einen „sofortigen und vollständigen Abzug der Truppen aus den besetzten aserbaidschanischen Gebieten“ fordert.[3]

Geographie

Lage

Das Gebiet Bergkarabach liegt im Südwesten von Aserbaidschan und ist umgeben von den sieben großen aserbaidschanischen Bezirken, die sich heutzutage ebenfalls unter armenischer Kontrolle befinden. Seit dem Waffenstillstand vom Mai 1994 grenzt die nicht anerkannte Republik Bergkarabach durch die anderen sieben okkupierten Bezirke außerhalb von Bergkarabach im Süden an den Iran und im Westen an Armenien (siehe die Karte rechts).

Relief

Die höchsten Erhebungen sind der Mrav (3.340 Meter) und der Kirs (2.725 Meter). Die größte Wasserfläche stellt der Sarsang Stausee dar. Wichtige Flüsse sind der Terter und der Khachen.

Bevölkerung

Sprachen

Nachdem seit der Unabhängigkeitserklärung im Jahre 1991 Armenisch de facto die alleinige Amtssprache in der Republik Bergkarabach war, ist sie dies seit Inkrafttreten der Verfassung der Republik Bergkarabach im Dezember 2007 auch de jure. Die Verfassung garantiert allerdings in Artikel 15 den Gebrauch aller Sprachen, die in der Bevölkerung verbreitet sind.

Bildung

In Stepanakert gibt es die Universität von Bergkarabach mit etwa 5.000 immatrikulierten Studenten (Stand 2007).[4]

Politik

Verfassung

Am 10. Dezember 2006 fand ein Referendum über einen Verfassungsentwurf statt. Der Entwurf wurde mit überwältigender Mehrheit angenommen.[5]

Parlament

Das Einkammerparlament der Republik Bergkarabach, die Nationalversammlung, besteht aus 33 für fünf Jahre gewählten Abgeordneten. 22 Mitglieder der Nationalversammlung werden in den jeweiligen Wahlkreisen unter Anwendung des relativen Mehrheitswahlrechts gewählt. Die restlichen elf werden in landesweiter Verhältniswahl gewählt.

Auswärtige Beziehungen

Um den Konflikt mit Aserbaidschan nicht zusätzlich anzuheizen, hat Armenien die Republik Bergkarabach bisher nicht offiziell anerkannt, behält sich dies aber im Falle des Scheiterns der Verhandlungen vor. Die Vereinigten Staaten erkennen die Republik Bergkarabach nicht an, zahlen aber neben Armenien als einziger Staat der Welt Entwicklungshilfe. So gewährten die USA beispielsweise einen Kredit für die Wiederinstandsetzung der Bierbrauerei „Adana“. Für das Jahr 2006 haben die USA der Republik Bergkarabach Entwicklungshilfe in Höhe bis zu fünf Millionen Dollar versprochen.[6]

Das Außenministerium der Republik Bergkarabach unterhält Büros in folgenden Staaten:

Verwaltungsgliederung

Die Republik Bergkarabach gliedert sich in folgende Provinzen: Martuni, Hadrut, Schuschi, Askeran, Mardakert und Schaumjan. Des Weiteren gibt es noch die Provinz Kaschatach, die aus den westlichen, an Armenien grenzenden Gebieten besteht. Die Provinz Schaumjan ist größtenteils unter aserbaidschanischer Kontrolle.

Städte

Wirtschaft

Anfang der 1990er-Jahre brach die Wirtschaft zusammen. Die Gründe waren das Ende des Wirtschaftssystems der UdSSR, weit schlimmer aber war der Krieg um Bergkarabach, in dessen Verlauf weite Teile des Landes zerstört wurden.
Seit dem Abschluss des Waffenstillstandes 1994 wird die Wirtschaft in erster Linie von drei Faktoren belastet:

  • den geschlossenen Grenzen zu Aserbaidschan,
  • fehlender Entwicklungshilfe (nur von Armenien und in geringem Ausmaß von den Vereinigten Staaten),
  • auch in Folge dessen kaum Investitionen von ausländischen Firmen.
Die Skulptur Wir sind unsere Berge ist für die Armenier ein Wahrzeichen von Bergkarabach

Beim Wiederaufbau des Landes spielt die armenische Diaspora eine zentrale Rolle. Beispielsweise begann 1995 der Bau einer neuen Fernstraße vom armenischen Goris nach Stepanakert, wodurch sich die Reisezeit von knapp drei Stunden auf 60 bis 80 Minuten verkürzte. 1999 wurde die Straße, die von strategischer Bedeutung (wirtschaftlich und militärisch) ist, fertiggestellt. Den größten Teil der Kosten (rund 10 Millionen US-Dollar) übernahm die halbstaatliche Allarmenische Stiftung, die weltweit um Spenden aus der Diaspora geworben hatte. 1999 begann der Bau einer weiteren Fernstraße, die von Norden nach Süden verläuft. Sie sollte noch 2006 fertiggestellt werden.

Seit 2000 ist ein bescheidener, aber spürbarer Wirtschaftsaufschwung in Gang gekommen. Im Februar 2002 nahm die libanesische Firma Karabach Telekom den Betrieb auf. 2005 betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach offiziellen Angaben 51,4 Milliarden Dram (rund 114 Millionen US-Dollar), fast doppelt so viel wie 2001. Der wichtigste Sektor ist nach wie vor die Landwirtschaft, die 2005 rund 40 Prozent des BIP erwirtschaftete, womit sie im Vergleich zum Vorjahr um 5,6 Prozent wuchs. Gut 20 Prozent steuerte die Bauindustrie bei, die allerdings im Vergleich zum Vorjahr um rund 38 Prozent wuchs. Trotz dieses Baubooms ist die Arbeitslosigkeit jedoch nach wie vor das größte Problem. Der Außenhandel, der über Armenien als Zwischenstation abgewickelt wird, wuchs 2005 um 15 Prozent.[7] In der ersten Hälfte des Jahres 2007 nahm die Republik Bergkarabach nach Angaben des Statistikamtes etwa 16,67 Millionen US-Dollar an Steuereinnahmen ein.[8]

Die Republik Bergkarabach befindet sich in einer Wirtschafts- und Währungsunion mit Armenien. Der armenische Dram ist gesetzliches Zahlungsmittel. Es gibt seit 2005 auch den Karabach-Dram, der gegen den armenischen Dram in Verhältnis eins zu eins getauscht werden kann. Allerdings befinden sich in Bergkarabach selbst praktisch keine dieser Noten und Münzen im Umlauf. Es scheint sich eher um eine Einnahmequelle des Staates zu handeln, denn im Internet sind Karabach-Dram-Noten und -Münzen zu erstehen. Geld und auch Briefmarken aus nicht anerkannten Staaten sind eine Seltenheit und daher unter Sammlern begehrt.

Tourismus

Verstärkt wird versucht, den Tourismus zu beleben. Im Jahr 2005 kamen etwa 4000 Touristen in die Republik Bergkarabach.[9]. Hervorzuheben ist das Projekt Janapar, welches sich um die Erstellung eines Netzes von Wanderwegen kümmert.

Kultur

Feiertage

Nationalfeiertag ist der Unabhängigkeitstag am 2. September. Dieser geht auf die Unabhängigkeitserklärung von 1991 zurück. Weitere Feiertage sind der 10. Dezember und der 9. Mai.

Fußnoten

  1. http://www.state.gov/p/eur/rls/or/13508.htm
  2. http://assembly.coe.int/Documents/AdoptedText/TA05/ERES1416.htm
  3. http://www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=25986&Cr=general&Cr1=assembly
  4. Artikel Studieren in einem nicht anerkannten Staat auf der Homepage des Deutschlandfunks
  5. Text der Verfassung (auf Englisch)
  6. Artikel bei regnum.ru auf Russisch
  7. Artikel bei regnum.ru auf Russisch
  8. Artikel Berg Karabach: Die Steuereinnahmen wachsen bei GUS - News
  9. Artikel More than War: Tourism Business Building To Show Another Side of Karabakh bei huliq.com auf Englisch

Weblinks


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