Nanban

Nanban
Namban-Handelsschiffe kommen in Japan an. Gemälde aus dem 16.Jahrhundert

Die Epoche des Namban-Handels (jap. 南蛮貿易時代 namban-bōeki-jidai, dt. Südliche Barbaren – Handelsperiode) in der japanischen Geschichte erstreckt sich von der Ankunft der ersten Europäer in Japan im Jahre 1543 bis zu deren nahezu vollständigen Vertreibung von den japanischen Inseln unter den Sakoku-Gesetzen im Jahre 1650. Sie fällt damit in das Ende der Sengoku-Zeit, die Azuchi-Momoyama-Zeit (1568–1600) und die beginnende Edo-Zeit (ab 1600).

Inhaltsverzeichnis

Wortherkunft

Namban (南蛮, wörtl. südlicher Barbar, Südbarbar) ist eine aus dem Chinesischen übernommene japanische Bezeichnung für Menschen aus Südostasien. Man folgte damit der chinesischen Weltsicht, die den eigenen Staat als Zentrum der Welt und Kultur nahm, und den umliegenden „barbarischen“ Völkern eine der Himmelsrichtung entsprechende Sammelbezeichnung zuwies. In Japan gewann das Wort jedoch mit der Ankunft der ersten Europäer eine neue Bedeutung. 1543 wurden portugiesische Kaufleute auf einem in Seenot geratenen Schiff auf die südliche Insel Tanegashima verschlagen. Dies gilt als Beginn direkter Kontakte. Mit der Anlandung des Jesuiten Francisco Xavier, der im August 1549 Kagoshima im Süden Kyushus erreichte, setzte dann der kontinuierliche euro-japanische Austausch ein. Den überwiegend portugiesischen Missionaren der Societas Jesu folgten Kaufleute, meist aus Makao, später auch Franziskaner aus den Philippinen. Das Wort Namban war aus Sicht der Japaner für diese Neuankömmlinge angemessen, da sie aus dem Süden kamen und ihre Manieren wenig kultiviert wirkten.

Kulturelle Begegnung

Japanische Erzählungen von Europäern

Südbarbaren ( Namban) auf einem japanischen Wandschirm aus dem frühen 17. Jahrhundert. Besonders die Hosen und langen Nasen fanden das Interesse der Maler. Der "capitão" wird von einem schwarzen Sklaven begleitet.

Die Japaner waren zuerst eher abgestoßen von den Manieren der Neuankömmlinge. Ein zeitgenössischer japanischer Bericht beschreibt dies so:

Sie aßen mit ihren Fingern anstatt mit Stäbchen, wie wir sie benutzen. Sie zeigen ihre Gefühle ohne jede Selbstkontrolle. Sie können die Bedeutung von Schriftzeichen nicht verstehen.“ (nach Boxer, Christian century).

Bald jedoch übernahmen die Japaner einige Technologien und kulturelle Praktiken der Besucher, so auf militärischem Gebiet die Arkebuse und den Kürass europäischen Stils, mit dem Bau europäischer Schiffe, der Einführung des Christentums, in der dekorativen Kunst sowie in der Sprache mit der Integration westlichen Vokabulars. Viele Ausländer wurden von japanischen Herrschern freundlich aufgenommen und ihre Fähigkeiten waren manchmal zu einem so hohen Grad anerkannt, dass sie in den Rang eines Samurai befördert wurden (siehe William Adams, dem ein Lehen auf der Halbinsel Miura, südlich von Edo gegeben wurde).

Europäische Berichte von Japan

Die Europäer der Renaissance waren voller Bewunderung für das Land. Japan wurde als Land mit immensem Reichtum an Edelmetallen gesehen, dies vor allem wegen Marco Polos Erzählungen von vergoldeten Tempeln und Palästen, aber auch wegen des für ein Land vulkanischen Ursprungs charakteristischen Reichtums oberflächlichen Erzlagerstätten, die in einer Zeit vor der Entstehung eines Bergbaus in großen Tiefen besonders wichtig waren. Japan wurde in dieser Zeit ein wichtiger Exporteur von Kupfer und Silber.

Japan wurde auch als eine verfeinerte Feudalgesellschaft mit einer hohen Kultur und einer hoch entwickelten Technologie gesehen. Es war damals stärker bevölkert und urbanisiert als jedes Land im Westen. Im 16. Jahrhundert hatte Japan 26 Millionen Einwohner – gegenüber 16 Millionen in Frankreich und 4,5 Millionen in England. Es hatte buddhistische „Universitäten“, die größer als jede vergleichbare Einrichtung im Westen, wie etwa die Universität von Salamanca oder die Universität Coimbra, waren. Wichtige europäische Beobachter aus dieser Zeit scheinen darin übereinzustimmen, dass die Japaner „nicht nur alle östlichen Volker übertreffen, sondern auch die Europäer“ (Alessandro Valignano, 1584, Historia del Principio y Progreso de la Compañía de Jesús en las Indias Orientales).

Der Samurai Hasekura Tsunenaga in Rom 1615, Sammlung Borghese, Rom.

Frühe europäische Besucher waren erstaunt über die Qualität des japanischen Handwerks und der Metallschmiedekunst. Dies resultiert aus der Tatsache, dass Japan selbst relativ arm an in Europa häufigen Ressourcen, besonders Eisenerz, ist. Daher waren die Japaner extrem sparsam mit ihren wenigen Ressourcen. Das Wenige, das sie hatten, nutzten sie jedoch mit der Fähigkeit von Experten. Kupfer und Stahl aus Japan waren die besten der Welt, die Waffen die schärfsten, die Qualität des Papiers unerreicht. Die Japaner putzten ihre Nase mit Papiertaschentüchern aus Washi, als die meisten Menschen der westlichen Welt noch ihren Ärmel oder die Finger benutzten. Als der Samurai Hasekura Tsunenaga im Jahre 1615 Saint-Tropez in Frankreich besuchte, waren die Schärfe seines Schwertes und seine Papiertaschentücher eine Sensation:

Sie berühren die Nahrung niemals mit ihren Fingern, sondern benutzen statt dessen zwei kleine Stäbchen, die sie mit drei Fingern halten. Sie putzen ihre Nase mit weichem, seidigen Papier von der Größe einer Hand, das sie niemals zweimal benutzten und das sie nach dem Gebrauch auf den Boden werfen, und sie waren erstaunt, dass sich unsere Leute um sie herum darin zu übertreffen suchten, diese aufzuheben. Ihre Schwerter schneiden so gut, daß sie weiches Papier schneiden können, wenn man es nur auf die Schneide legt und darauf bläst.“ (Relations of Mme de St-Troppez, Oktober 1615, Bibliotheque Inguimbertine, Carpentras).

Die japanische Militärmacht wurde auch anerkannt: Ein spanisches königliches Dekret von 1609 befahl spanischen Kommandeuren im Pazifik ausdrücklich „nicht die Reputation unserer Waffen und unseres Staates gegen japanische Soldaten aufs Spiel zu setzen“ (Giving up the gun, Noel Perrin). Truppen japanischer Samurai kamen später auf den Gewürzinseln in Südostasien im Kampf der Holländer gegen die Engländer zum Einsatz.

Handel

Eine portugiesische Karacke in Nagasaki, 17. Jh.

Bald nach den ersten Kontakten im Jahre 1543 trafen erste portugiesische Schiffe in Japan ein. Seit etwa 1515 gab es bereits eine Handelsroute zwischen Portugal und Goa, der aus jährlich drei bis vier Karacken bestand, die Lissabon mit Silber verließen, um in Indien Baumwolle und Gewürze zu kaufen. Von diesen Karacken fuhr nur eine nach China, um im Austausch gegen portugiesisches Silber chinesische Seide zu kaufen.

Die Ladung der ersten portugiesischen Schiffe, gewöhnlich etwa vier kleinere Schiffe pro Jahr, bestand daher nahezu ausschließlich aus chinesischen Waren (Seide, Porzellan). Die Japaner waren sehr begierig, solche Güter zu erwerben, war doch ihre Ausfuhr aus China nach Japan durch den chinesischen Kaiser als Strafe für die Überfälle der Wokou-Piraten verboten worden. Die Portugiesen ergriffen daher die Gelegenheit, als Zwischenhändler zu dienen.

Nach dem Erwerb von Macao im Jahr 1557 und ihrer formellen Anerkennung als Handelspartner durch die Chinesen begann die portugiesische Krone den Japanhandel zu regulieren, indem sie die jährliche „Kapitänschaft“ nach Japan an den höchsten Bieter versteigerte. Damit wurden dieser einen Karacke, die jedes Jahr nach Japan fuhr, im Prinzip exklusive Handelsrechte verliehen. Diese Karacken waren nach damaligem Maßstab sehr große Schiffe mit meist zwischen 1000 und 1500 Tonnen; dies war etwa die doppelte oder dreifache Größe einer großen Galeone oder Dschunke.

Dieser Handel setzte sich mit wenigen Unterbrechungen bis 1638 fort, als er von japanischer Seite aus dem Grund verboten wurde, dass die Schiffe christliche Priester nach Japan schmuggelten. Eigene kommerzielle Interessen dürften jedoch auch eine wichtige Rolle bei dieser Entscheidung gespielt haben.

Dem lukrativen portugiesischen Handel erwuchs zudem zunehmende Konkurrenz durch chinesische Schmuggler, von den vom Shogun lizenzierten japanischen Rotsiegel-Schiffen (etwa zehn Schiffe pro Jahr, seit etwa 1592), von spanischen Schiffen von Manila (ab etwa 1600, etwa ein Schiff pro Jahr), den Holländern (ab 1609), den Engländern (ab 1613, etwa ein Schiff pro Jahr).

Ankunft der Niederländer

Die ersten Niederländer wurden im Jahr 1600 an Bord des nahezu manövrierunfähigen Schiffes „Liefde“ an die Ostküste Kyushus getrieben. Der Navigator des Schiffs war der Engländer William Adams, der wegen seiner Kenntnisse im Schiffbau und der Nautik das Wohlwollen von Tokugawa Ieyasu, dem Begründer und ersten Shōgun der Tokugawa-Dynastie, fand und als Miura Anjin naturalisiert wurde. Die Japaner bezeichneten die Holländer als Kōmō-jin (紅毛人, Rothaarige, Rotschöpfe).

1605 wurden zwei Mitglieder der Mannschaft der Liefde von Ieyasu nach Pattani gesandt, um holländische Händler nach Japan einzuladen. Das Oberhaupt des holländischen Handelspostens Pattani, Victor Sprinckel, verweigerte dieses Anliegen mit der Begründung, dass er mit der portugiesischen Konkurrenz in Südostasien zu beschäftigt sei. 1609 traf jedoch der Holländer Jacques Specx mit zwei Schiffen in Hirado im Nordwesten der Insel Kyushu ein und erlangte dank der Vermittlung von Adams Handelsprivilegien von Ieyasu.

Die Holländer betrieben Piraterie und Seekrieg, um die portugiesische und spanische Seefahrt im Pazifik zu schwächen. Weiterhin waren die protestantischen Holländer rein an Handel interessiert, während sich die katholischen Portugiesen und Spanier durch ihre Missionstätigkeiten in Japan unbeliebt machten. Am Ende waren die Holländer die einzigen aus dem Westen, denen nach 1638 und für die nächste zwei Jahrhunderte ein Zugang zu Japan über die kleine Enklave auf der Insel Dejima verblieb.

Technologischer und kultureller Austausch

Namban-Gewehre

Japanische Arkebusen und Pistolen der Edo-Zeit.

Portugiesische Feuerwaffen waren eines der vielen Dinge, an denen die Japaner interessiert waren. Die ersten Europäer, die Japan erreichten, waren drei Portugiesen, darunter Fernão Mendes Pinto, die auf einem chinesischen Schiff auf der Insel Tanegashima südlich von Kyūshū strandeten. Sie hatten Arkebusen und Munition bei sich. Zu dieser Zeit befand sich Japan mitten in einem langjährigen Bürgerkrieg, der Sengoku-Zeit. Die Japaner waren zwar bereits mit dem in China erfundenen Schießpulver vertraut und sie benutzten zu diesem Zeitpunkt bereits seit rund 270 Jahren einfache chinesische Handfeuerwaffen und Kanonenrohre, genannt Teppō (鉄砲, wörtl. Eisenkanone). Die portugiesischen Gewehre waren jedoch leichter und technisch fortgeschrittener. Sie besaßen Luntenschlösser, und es war einfacher, mit ihnen zu zielen.

Innerhalb eines Jahres gelang es japanischen Waffenschmieden, die Gewehre zu kopieren und in Massenproduktion zu fertigen, historischen Quellen zufolge rund 20.000 Stück. Diese Gewehre waren in ihrer Materialqualität und Ausführung den Vorbildern ebenbürtig, oft sogar besser.

Die Gewehre spielten eine entscheidende Rolle in der Vereinigung Japans unter Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu, wie auch in der Schlacht von Nagashino und im Imjin-Krieg, der Invasion Koreas 1592 und 1597.

Namban-Schiffe

Ein japanisches Rotsiegel-Schiff (1634) mit westlichen Rahsegeln und Lateinsegeln, Steuerruder und Heckform. Die Schiffe waren meist mit 6 bis 8 Kanonen bewaffnet.
Die 1613 in Japan gebaute Galeone San Juan Bautista, in Ishinomaki (Replik).

Die Schiffe der Südlichen Barbaren waren auch ziemlich einflussreich auf den japanischen Schiffbau und regten viele japanische Auslandsunternehmungen an. Das Bakufu errichtete ein System von lizenzierten Handelsschiffen („Rotsiegel-Schiffe“), die Ost- und Südostasien bereisten. Diese Schiffe übernahmen viele Elemente des westlichen Schiffsdesigns, so Besegelung, Steuerruder am Heck und die Aufstellung der Kanonen. Sie brachten viele japanische Händler und Abenteurer in südostasiatische Häfen, die in lokaler Hinsicht oft ziemlich einflussreich wurden, so z.B. der Abenteurer Yamada Nagamasa in Siam, oder sie wurden später bekannte japanische Volksgestalten wie Tenjiku Tokubei.

Am Ende des 17. Jahrhunderts baute das Bakufu mehrere Schiffe in rein westlicher Bauart, gewöhnlich mit Hilfe ausländischer Fachleute, so die Galeone San Juan Bautista, die auf Gesandtschaften nach Neuspanien (Mexiko) zwei mal den Pazifik überquerte.

Katholizismus in Japan

Ein japanischer Votivaltar, Namban-Stil. Ende des 16. Jh., Guimet-Museum.

Mit der Ankunft von Francisco de Xavier y Jassu, einem der Gründer der Societas Jesu und Pionier der Ostindien Mission, im Jahre 1549 setzt die Begegnung Japans mit dem Christentum ein. Besonders in den südwestlichen Regionen des Archipels entwickelt sich der Katholizismus zunehmend zu einer religiösen Kraft. Den Briefen der Missionare zufolge gab es gegen Ende des 16. Jahrhunderts etwa 200.000 Konvertiten, hauptsächlich auf der Insel Kyūshū . Nagasaki, wo die Jesuiten sogar die Jurisdiktion erlangt hatten, entwickelt sich nach und nach zu einem wichtigen Stützpunkt der Kirche.

Die erste Reaktion des Kampaku Toyotomi Hideyoshi erfolgte 1587, als er das Verbot des Christentums verkündete und die Ausweisung der Padres anordnete. Dieses Datum gilt als Beginn der Phase der Unterdrückung des Christentums. Hideyoshis Anordnung wurde jedoch, wie die meisten der nachfolgenden Erlasse, nicht konsequent umgesetzt. Bis zur endgültigen Ausweisung der Südbarbaren im Jahre 1639 wirkten weiter westliche Missionare im Lande, allerdings unter immer schwierigeren Bedingungen.

Hideyoshi hatte geschrieben dass:

1. Japan ein Land der Götter ist und es ein verwerfliches und teuflisches Ding ist, dass die Padres hier herkommen und ein teuflisches Gesetz predigen …
2. Es ein bisher nicht gesehenes unerhörtes Ereignis ist, dass die Padres nach Japan kommen und Menschen zu ihrem Glauben konvertieren und zu diesem Zweck Shinto-Schreine und buddhistische Tempel zerstören... den Pöbel dazu aufzustacheln, solche Ungeheuerlichkeiten zu begehen, verdient schwere Bestrafung.“ (nach Boxer, The Christian century in Japan)

Eine Kooperation mit den Portugiesen brachte den kriegführenden Regionalfürsten (Daimyo) wichtige Vorteile. Wer sich taufen ließ, konnte am lukrativen Handel der alljährlich aus Makao eintreffenden portugiesischen Schiffe teilhaben. Seide, Arzneimittel und viele andere unentbehrliche Importwaren erzielten einen hohen Gewinn, der den Ankauf großer Mengen an Arkebusen möglich machte, der inzwischen entscheidenden Waffe auf den Schlachtfeldern des Landes. Zugleich entwickelte sich das Christentum zu einem Gegenpol gegen die starken buddhistischen Klöster, die zu dieser Zeit eigene Armeen bewaffneter Mönche aufstellten und einen erheblichen Machtfaktor darstellten.

Andere Einflüsse der Namban

Nambandō, ein Kürass westlichen Stils, 16. Jh.

Die Namban hatten auch verschiedene andere Einflüsse:

  • Nambandō (南蛮胴) bezeichnet einen japanischen Kürass, der den gesamten Rumpf in einem Stück bedeckt; dieses aus Europa importierte Design bot einen besseren Schutz gegen Feuerwaffen als die dafür völlig ungeeigneten traditionellen Rüstungen der Samurai.
  • Nambambijutsu (南蛮美術) beschreibt japanische Kunst mit Namban-Themen oder westlichen Einflüssen in der Gestaltung.
  • Nambanga (南蛮画) bezeichnet die zahlreichen bildlichen Darstellungen, die von den neuen Ausländern entstanden und definierte einen völlig neuen Stil in der japanischen Kunst (Beispiele: [1] und[2])
  • Nambannuri (南蛮塗り) bezeichnet Lackgegenstände, die in portugiesischem Stil verziert sind. Diese waren vom späten 16. Jh. an sehr beliebt. (Beispiele:[3]).
  • Nambangashi (南蛮菓子) ist eine Art Kuchen, die von portugiesischen und spanischen Rezepten abstammen, besonders der beliebte Kasutera (カステラ), benannt nach Kastilien. Diese Kuchen der Namban, oft noch immer mit Darstellungen der Barbaren des 16. Jahrhunderts auf der Verpackung, werden heute in vielen japanischen Supermärkten verkauft.
  • Nambanji (南蛮寺, Südbarbaren-Tempel) war die erste christliche Kirche in Kyoto. Mit Unterstützung von Oda Nobunaga erbaute der Jesuitenpater Gnecchi-Soldo Organtino die Kirche im Jahre 1576. Elf Jahre später (1587) ließ Hideyoshi Toyotomi Nambanji zerstören. Die Glocke wird als Nambanji-no-kane (Glocke des Südbarbaren-Tempels) im Shunkoin-Tempel in Kyoto aufbewahrt.
  • Namban-ryū geka (南蛮流外科) , japanische "Chirurgie im Stile der Südbarbaren", die einige Wundpflaster sowie die Verwendung von Palmöl, Schweinefett, Tabak usw. von den Portugiesen übernommen hatte. Infolge der seit Ende des 16. Jh. zunehmend schärferen Christenverfolgungen blieb es allerdings bei diesem Stand. Mitte des 17. Jahrhunderts flossen diese westlichen Elemente dann in die neu aufgekommene Chirurgie im Stile der Rotschöpfe (紅毛流外科, kōmō-ryūgeka), d.h. der Holländer ein.

Der Niedergang des Namban-Austausches

Nachdem das Land 1603 unter Tokugawa Ieyasu befriedet und vereint war, betrieb das Shogunat zunehmend eine Politik der Abschottung gegenüber den "Südlichen Barbaren". Der Hauptgrund war, dass vor allem die Daimyo des Südens vom Handel profitierten, die schon in vorherigen Epochen nur schwer von der Zentralregierung zu kontrollieren waren. Das Tokugawa-Shogunat wollte verhindern, dass das frisch geeinte Reich wieder auseinanderdriftete. Außerdem hatte das Shogunat von William Adams und anderen von den Kolonialbestrebungen der Spanier und Portugiesen in Amerika und Asien erfahren. Die Abschottung war auch als Maßnahme zur Sicherung der Unabhängigkeit Japans gedacht.

Dritter Grund war die fortschreitende Christianisierung, Japan war Schätzungen zufolge bereits zu einem Drittel christianisiert, zumindest was die Daimyo angeht. Besonders spanische und portugiesische Jesuiten waren sehr erfolgreich gewesen. Im Bürgerkrieg war das Christentum ein willkommenes Mittel, um einen Gegenpol zu den starken buddhistischen Klöstern aufzubauen. Mittlerweile war die Macht der Klöster jedoch mit Gewalt gebrochen, und der nun fest vom Shogunat kontrollierte Buddhismus wurde nun ein Mittel zur Gegenwehr gegen das Christentum. Getaufte Japaner mussten dem Christentum abschwören oder wurden mit drakonischen Maßnahmen verfolgt.

Das bekannteste Ereignis der Christenverfolgung ereignete sich im Jahr 1597, als eine schiffbrüchige spanische Galeone einige Franziskaner nach Japan brachte. Diese wurden beim sogenannten Martyrium der 26 Heiligen von Japan am 5. Februar in Nagasaki gekreuzigt, insgesamt 6 Franziskaner, 17 ihrer japanischen Neophyten und (irrtümlich) 3 japanische Jesuiten-Laienbrüder. Es scheint, dass diese Entscheidung Hideyoshis der Ermutigung seitens der Jesuiten folgte, den rivalisierenden Orden auszuschalten. Gründe mögen auch die spanische Prahlerei gewesen sein, dass der katholischen Missionierung gewöhnlich die militärische Eroberung folge, sowie Hideyoshis persönlicher Wunsch, sich die Ladung des Schiffes anzueignen. Obwohl in der Folge mehr als hundert Kirchen in Japan zerstört wurden, blieben die Jesuiten in Japan.

Der entscheidende Schlag kam 1614 mit Tokugawa Ieyasus striktem Verbot des Christentums, das zu Untergrundaktivitäten der Jesuiten und ihrer Beteiligung an Toyotomi Hideyoris Revolte bei der Belagerung von Osaka führte. Nach Tokugawas Tod im Jahre 1616 wurde die Verfolgung der Christen verstärkt. Etwa 2.000 Christen (darunter 70 Europäer) wurden gefoltert und getötet. Die restlichen 200.000-300.000 gingen in den Untergrund.

Den Anstoß zur endgültigen Ausweisung der im Lande verbliebenen Iberer gab ein Aufstand der überwiegend christlichen Landbevölkerung im Raum Amakusa-Shimabara auf der Insel Kyushu im Jahre 1637. Ausgelöst durch ökonomische Probleme gewannen die Kämpfe jedoch bald auch starke religiöse Züge. Nur mit größter Mühe konnten die Regierungstruppen die in der Festung Hara verschanzten Auständischen niederringen. Die Niederländische Ostindien Kompanie leistete ihren Beitrag und ließ auf Anforderung der japanischen Machthaber die Festung beschießen. Die offenkundige Wirkungslosigkeit ihrer Schiffskanonen im Festungskampf lösten in den folgenden Jahrzehnten intensive japanische Studien zur Nutzung von Mörsern aus.

1639 wurden alle Ausländer, mit Ausnahme der Chinesen und der Niederländer, des Landes verwiesen. Kurz darauf zwang man die Ostindien Kompanie zur Verlegung ihrer Niederlassung von Hirado auf die künstliche Insel Dejima in der Bucht von Nagasaki. Stadt und Hafen unterstanden inzwischen der direkten Kontrolle der Regierung. Auch die Chinesen, die zunächst noch relativ frei in Nagasaki agierten, wurden in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts auf eine eigens für sie eingerichteten Niederlassung beschränkt.

In der japanischen Geschichtsschreibung bezeichnete man die nun folgende Periode lange als Zeitalter des Landesabschlusses (sakoku). Inzwischen werden aber auch die die vielfältigen Kontakte und Handelsbeziehungen zum Ausland deutlicher wahrgenommen. Von einer prinzipiell fremdenfeindlichen Politik kann eigentlich erst im 19. Jahrhundert die Rede sein, als Japan sich mehr und mehr bedroht fühlte. Insgesamt gilt die Edo-Zeit als Zeitalter des Friedens und des langsamen Fortschritts. Japan wurde zudem nie kolonialisiert. Erst um die Mitte des 19. Jahrhundert verfügen die westlichen „Barbaren“ dank der industriellen Revolution über ausreichende Druckmittel, um das Land zur stärkeren Öffnung zu zwingen. Als wichtigstes Ereignis gilt hier die Ankunft amerikanischer Schiffe unter Commodore Matthew Perry.

Gebrauch des Wortes Namban

Der Begriff Namban verschwand erst während der Meiji-Restauration aus dem Sprachgebrauch, als Japan beschloss, sich radikal dem Westen zuzuwenden, um ihm besser widerstehen zu können. Daher hörte man auf, den Westen als generell unzivilisiert und „barbarisch“ anzusehen. Worte wie Yofu (洋風, Ozean-Stil) und Obeifu (欧米風, europäisch-amerikanischer Stil) ersetzten Namban in den meisten Anwendungsfällen.

Dennoch war das Prinzip der Verwestlichung Wakon-Yōsai (和魂洋才, wörtl. japanischer Geist – westliches Talent), das impliziert, dass, der japanische Geist dem europäischen immer noch überlegen sei, obwohl man die Technologie vom Westen übernahm. Vielleicht aber nicht mehr in einem Ausmaß, das die Verwendung des Wortes „Barbar" rechtfertigt. Heute wird das Wort Namban nur noch im historischen Kontext verwendet und hat eine „romantische“ und „liebevolle“ Nebenbedeutung. Es kann auch manchmal scherzhaft in bezug auf westliche Menschen und ihre Zivilisation verwendet werden.

In der japanischen Küche wird Namban für einen bestimmten Stil der Zubereitung und die Gerichte verwendet. Diese Namban-Speisen sind keine amerikanischen oder europäischen Gerichte, sondern eine eigenartige Ansammlung von Gerichten, die Currypulver und Essig statt Sojasauce oder Miso als Würze verwenden. Manche dieser Gerichte erinnern an die südostasiatische Küche, sind aber so stark an den japanische Geschmacksnoten wie Ramen angepasst, dass sie als eigenständige Gerichte behandelt werden sollten.

Zeitlinie

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- Erste Erwähnung von Rotsiegel-Schiffen.
- William Adams erreicht im April Japan.
- Olivier van Noort trifft im Dezember eine japanische Dschunke mit 110 Tonnen Größe auf den Philippinen
  • 1602 - Holländische Kriegsschiffe attackieren die portugiesische Karacke Santa Catarina in der Nähe von Malaca.
  • 1603 - Wahl von Edo als Sitz des Bakufu, Errichtung englischer Handelsposten in Bantam, Java.
  • 1604 - Erstes bekanntes Rot-Siegel- Zertifikat.
  • 1605 - Zwei von William Adams's Schiffsgenossen werden von Tokugawa Ieyasu nach Pattani geschickt, um holländische Händler einzuladen.
  • 1609 - Die Holländer eröffnen einen Handelsposten in Hirado.
  • 1612 - Yamada Nagamasa siedelt sich im Ayutthaya in Siam an.
  • 1613 - England eröffnet eine Faktorei in Hirado;
- Hasekura Tsunenaga startet zu einer diplomatischen Mission nach Amerika und Europa Er kehrt 1620 zurück.
  • 1614 - Ausweisung aller Jesuiten aus Japan, Verbot des Christentums.
- William Adams beginnt sich im Rotsiegel-Handel nach Südostasien zu engagieren.
- Yamada Nagamasa segelt von Siam nach Japan. In seiner Begleitung befindet sich ein Botschafter des siamesischen Königs Songtham. Er kehrt 1626 nach Siam zurück;
- Verbot des Handels mit den spanischen Philippinen.
  • 1624 - Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Spanien,
- japanische Jesuiten beginnen Missionierung in Siam.
  • 1628 - Zerstörung von Takagi Sakuemons Rotsiegel-Schiff in Ayutthaya, Siam, durch eine spanische Flotte. Der portugiesische Handel in Japan wird zur Vergeltung für drei Jahre verboten.
  • 1632 - Tod von Tokugawa Hidetada.
  • 1634 - Reise von Yamada Yahei von Japan nach Indochina und Siam.
  • 1637 - Shimabara-Aufstand christlicher Bauern.
  • 1638 - Endgültiges Verbot des Handels mit den Portugiesen.
  • 1641 - Die holländische Handelsniederlassung zieht von Hirado nach Nagasaki um.

Quellen

  • Noel Perrin, David R. Godine (Hrsg.): Giving Up the Gun. Boston, ISBN 0-87923-773-2
  • Mitsuo Kure: Samurai. Tuttle publishing, Tokyo, ISBN 0-8048-3287-0
  • Christopher Howe: The Origins of Japanese Trade Supremacy. Development and Technology in Asia from 1540 to the Pacific War. The University of Chicago Press, ISBN 0-226-35485-7

Weblinks


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