Naphtali Ben Dov Beer

Naphtali Ben Dov Beer
Cerf Beer

Herz Cerf Beer von Medelsheim, ursprüngl. Naphtali Ben Dov Beer (franz. auch Cerfbeer), (* 1726 in Medelsheim; † 7. Dezember 1793 in Straßburg) war ein bedeutender Hofjude und ein früher Vorkämpfer für die jüdische Emanzipation.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Cerf Beer wurde im damals zur Reichsgrafschaft Blieskastel (heute Saarland) gehörenden Medelsheim geboren. Über seine Kindheit ist nichts bekannt. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass er eine gute Bildung erfuhr, da er im Geschäftsleben großes Geschick und Gewandtheit bewies.

Am 3. September 1748 heiratete er in Straßburg die Jüdin Julia Weyl, aus deren Ehe acht Kinder hervorgingen. 1783 heiratete er Hannah Ratisbonne, die wie er verwitwet war. Seine Stiefsöhne aus dieser Ehe, Théodore und Alphonse Ratisbonne erlangten später nach ihrer Konvertierung zum katholischen Glauben als Ordensgründer Bedeutung.

Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution wurde der mittlerweile zurückgezogen lebende und alte Cerf Beer im Frühjahr 1793 vorübergehend verhaftet. Noch im selben Jahr starb er und wurde auf dem heute noch existierenden jüdischen Friedhof in Rosenwiller beerdigt.

Er unterhielt ein weites Verwandtschaftsnetzwerk, in dem sich auch andere bekannte Persönlichkeiten finden. Er war mit der Kaufmannsfamilie Seligmann verwandt. Zwei Söhne Cerf Beers waren angesehene Bankiers in Straßburg und der Opernkomponist Giacomo Meyerbeer war sein Neffe.[1]

Unternehmer

Aus den spärlich überlieferten Akten geht hervor, dass sich Cerf Beer schon recht früh als Pächter mehrerer Eisenwerke engagierte. So ist bekannt, dass er Pachtverträge mit Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken schloss. Er profitierte dabei von den Aktivitäten seines Vaters, der bereits als Händler tätig war und den Grundstock seines Geschäftes legte. In den Jahren nach 1746 gelangte Cerf Beer zu großem Reichtum. Er verdankte dies besonders seiner Rolle als Armeelieferant. So ist belegt, dass er um 1767 der französischen Kavallerie Futter in die Garnison Straßburg lieferte. Ludwig XVI. verlieh ihm den offiziellen Titel eines Directeur général des fourages militaires. Er wurde zudem von dem für Juden üblichen Leibzoll befreit.[2]

Er trat als Finanzier der Fürsten und ihrer Höfe, insbesondere aber des französischen Königs, auf. In diesem Zusammenhang tauchte sein Name in der Halsbandaffäre auf. Er erwarb besonders in Straßburg aber auch in Paris umfangreichen Grund- und Immobilienbesitz, was Juden nicht ohne weiteres erlaubt war.

Philanthrop

Cerf Beer wird stets als gottesfürchtig und charakterfest beschrieben. Eine Verbesserung der Situation der Juden war ihm ein großes Anliegen. So verlangte er eine Repräsentation der Juden bei den Generalständen. Für seine Verdienste um seine Glaubensgenossen wurde ihm als erstem der Titel Syndic général de la nation juive verliehen.

Im Zusammenhang mit der andauernden Diskriminierung und einer Hetzkampagne gegen die Elsässer Juden wandte sich Cerf Beer an Moses Mendelssohn, der wiederum seinen Freund Christian Wilhelm Dohm zur Veröffentlichung seiner Schrift Über die bürgerliche Verbesserung der Juden veranlasste.[3]

Er kaufte mit erheblichen Mitteln die elsässischen Juden vom Leibzoll frei. Er finanzierte in Paris einen Friedhof für deutsche Juden und stiftete 175.000 Livres für das Talmudstudium der jüdischen Jugend und für arme heiratswillige Mädchen.[4]

Einzelnachweise

  1. Lillig: Cerf Beer, S. 175
  2. Prevost: Cerfbeer, S. 54
  3. Graetz: Jüdische Aufklärung, S. 318
  4. Lillig: Cerf Beer, S. 175

Literatur

  • Mordechai Breuer/Michael Graetz (Hg.): Deutsch-Jüdische Geschichte in der Neuzeit, Bd. 1: 1600-1780, München 2000
  • Karl Lillig: Cerf Beer von Medelsheim (1726-1793), in: Saarheimat 24 (1980), S. 171-176
  • M. Prevost: Cerfbeer, in: Dictionnaire de Biographie francaise, Bd. 8, Paris 1959, S. 54f.

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