Niendorfer Marktkirche

Niendorfer Marktkirche
Die Kirche am Niendorfer Markt

Die evangelisch-lutherische Niendorfer Marktkirche in Hamburg-Niendorf ist neben der Gnadenkirche im Karolinenviertel der einzige sakrale Zentralbau im Hamburger Stadtgebiet.

Inhaltsverzeichnis

Die Geschichte der Kirche

Das kleine Niendorf gehörte zur Grafschaft Holstein-Pinneberg, bis diese 1640 dem unter dänischer Verwaltung stehenden Herzogtum Holstein angegliedert wurde. Um die Anerkennung der Reichsstadt Hamburg und die Hoheitsrechte der Gebiete im Norden der Hansestadt gab es bald einen langen Streit mit dem dänischen Königshaus, der in den Jahren 1768/1769 unter der Herrschaft Christian VII. schließlich zum so genannten Gottorper Vergleich führte. Dieses Vertragswerk sah unter anderem vor, dass das benachbarte Eppendorf kirchlich zu Hamburg gehören, Niendorf und einige weitere Dörfer jedoch in dänischem Besitz bleiben sollten. Durch die Trennung waren die Kirchspiele rund um Niendorf von ihrer Stammkirche St. Johannis in Eppendorf abgeschnitten und aus diesem Grunde wurde ein Neubau notwendig.

Die Niendorfer Kirche

Die Kirche im Winter

Für den Bau der Niendorfer Kirche verpflichtete man den Architekten Heinrich Schmidt, der das neue Gebäude nach den Vorbildern − und damals möglicherweise noch vorhandenen Plänen − von Cay Doses Rellinger Kirche und der Kirche in Brande-Hörnerkirchen entwarf. Die achteckige, von 1769 bis 1770 geschaffene Niendorfer Marktkirche entspricht dem Idealbild eines evangelischen Gotteshauses des 18. Jahrhunderts, in dem die Gläubigen von überall eine gleich gute Sicht zur beherrschenden Kanzel haben. Die Kirche wurde in Backstein ausgeführt und die Wände mit großen, doppelten Bogenfenstern durchbrochen, was dem Innenraum eine besondere Großzügigkeit verlieh. Das kuppelartige Mansarddach bekrönte Schmidt mit einem laternenförmigen Dachreiter. Die Kirche war bereits 1770 so weit fertiggestellt, dass sie geweiht werden konnte. Erster Pastor war Johann Christoph Friedrich Rist (1735-1807), der aus einer alten Hamburger Pastorenfamilie stammte. Sein Sohn, Johann Georg Rist, beschrieb den Bau in seinen Lebenserinnerungen: "Die Kirche, auf dem höchsten Punkt der Gegend gelegen, bildet ein Achteck und bietet mit dem viereckigen, regelmäßigen Kirchhofe, seinen Linden und der umgebenden Mauer von Feldsteinen für die Gegend ringsum einen freundlichen Gesichtspunkt. (...) Das Pfarrhaus war fertig geworden, räumlich und nett, unter demselben Dach das Landhaus mit Kuh- und Pferdestall; einige Koppeln guten Landes und einige Wiesen waren dem Pfarrer angewiesen."

Bick auf den Hochaltar mit Kanzel und Orgel, sowie dem schwebenden Taufengel

Die Ausstattung

Über dem Hauptportal und über der Kanzel erinnern kleine goldene Monogramme an den dänischen König Christian VII., den Initiator des Neubaus – und damit auch an die Umstände, die zum Bau der spätbarocken Kirche geführt haben. Der Innenraum ist ganz in rosa und grauen Tönen gehalten, die Deckenschale in Ocker, und wird von einer hölzernen Empore umlaufen. Den Mittelpunkt des saalartigen Raumes bildet der festliche, von einer Orgel bekrönte Kanzelaltar, der bildlich die drei Hauptelemente einer evangelischen Kirche darstellen soll: Sakrament, Wort und Musik. Vor dem Altar schwebt ein hölzerner Engel, der in seinen Händen das Taufgefäß hält und für die Taufe herab gelassen werden kann. Der Kirchensaal ist weitgehend im Originalzustand erhalten, die Orgel wurde letztmalig 1995 unter Verwendung des alten Prospektes erneuert. Bis zu seiner Berufung zum neuen Landeskirchenmusikdirektor im Juni 2008 war Hans-Jürgen Wulf Kantor und Organist an dieser Kirche. Nachfolgerin ist Gudrun Fliegner.

Die Niendorfer Kirche gehört zu den wenigen barocken Bauten im Hamburger Stadtgebiet und ist im Sommer an Nachmittagen auch außerhalb der Gottesdienste für Besucher zugänglich.

Das Mausoleum Heymann auf dem Niendorfer Friedhof

Der Friedhof

Direkt an der Kirche beginnt der Alte Niendorfer Friedhof. Auf dem rund fünf Hektar großen Gelände finden sich neben einem alten Baumbestand auch viele Familiengruften und kunstvolle Grabmale aus den vergangenen Jahrhunderten. Auch ein Mausoleum in den Formen der Neorenaissance ist hier vorhanden.

Literatur

  • F. Grundmann, T. Helms: Wenn Steine predigen - Hamburgs Kirchen vom Mittelalter zur Gegenwart, Medien Verlag Schubert, 1993
  • R. Hootz (Hrsg.): Bildhandbuch der Kunstdenkmäler Hamburg & Schleswig-Holstein, Deutscher Kunstverlag, 1981
  • Johann Georg Rist: Aus seinen Lebenserinnerungen, Hamburg 1913

Weblinks

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