Nordic-Walking

Nordic-Walking

Nordic Walking ist eine Ausdauersportart, bei der Gehen durch den Einsatz von zwei Stöcken im Rhythmus der Schritte unterstützt wird.

Die Anfänge dieses Sports liegen in den 1930er Jahren. Schon damals wurde im deutschsprachigen Raum unter dem Namen Stockgang oder Stocklauf schnelles Gehen von Langläufern im Sommer und Herbst in das Training integriert, um die Kondition zu verbessern und so schon im Winter in höhere Trainingsintensitäten einzusteigen.

1992 wurde in der amerikanischen Fachliteratur das Pole Walking (Pole = Skistock) vorgestellt. Darunter verstand man Walking mit modifizierten Skistöcken zur Unterstützung der typischen Langlauf-Armbewegung. In Studien von Stoughton, Larkin und Karavan 1992 und Hendrickson 1993 wurden Ausdauereffekte, Trainingsreize und psychologische Profile von Walking mit Stöcken untersucht. Ein Effekt dieser Studienergebnisse war, dass das Nordic Walking als Ausdauersportart propagiert wurde. Da es keinen typischen Walking-Stock gab und die Technik des Nordic Walking nicht weiter entwickelt wurde, ebbte das Interesse bald ab.

Während einer Messe 1997 wurde dann der Stock vom Erfinder des Nordic Walkings Marko Kantaneva vorgestellt. Aus seiner Diplomarbeit und der Kooperation mit der Firma Exel wurde dort dem Publikum diese Sportart präsentiert. Man gewann den Messepreis und somit viel Presseaufmerksamkeit, und bereits 1998 stieg der Verkauf der Stöcke rasant an. Zur Verbreitung und Vermarktung der Sportart wurden verschiedene Verbände gegründet.

Inhaltsverzeichnis

Allgemein

Der Einsatz von Stöcken macht aus Walking ein Training, bei dem zusätzlich die Muskulatur des Oberkörpers beansprucht wird. Nordic Walking ist für ambitionierte Sportler ebenso geeignet wie für untrainierte Menschen. Die Gelenke werden jedoch, entgegen vielen Behauptungen, mehr belastet als beim normalem Spazieren.[1] Nach einer Studie von Sportmedizinern des Krankenhauses für Sportverletzte in Hellersen ist der Sauerstoffverbrauch (und daraus folgernd die Ausdauerbelastung) beim Nordic Walking mit korrekter Ausführung ca. 5% höher, als beim konventionellen Walking, wenn dieses ohne zusätzliche Oberkörperbewegungen durchgeführt wird.[2].

Bewegungsablauf

Walking ist eine Sportart mit zyklischem Bewegungsablauf. Der rechte Stock hat immer dann Bodenberührung, wenn die linke Ferse aufsetzt, der linke Stock, wenn die rechte Ferse aufsetzt. Die Stöcke werden nah am Körper geführt. Der jeweilige Stock wird schräg nach hinten eingesetzt; der Stockeinsatz sollte immer unterhalb des Körperschwerpunktes, also in der Schrittstellung auf der vertikalen Körperachse erfolgen. Es gibt Trainingsarten, bei denen die Hand ständig geöffnet und geschlossen wird.

Ausrüstung

Nordic-Walking-Stöcke bestehen aus leichten Materialien wie Carbon, Carbon-Glasfaser-Mischung oder Aluminium. Carbon dämpft besser als Aluminium und ist stabiler. Ein abnehmbarer Gummischutz auf den Stockspitzen absorbiert zusätzlich Schläge und mindert Geräusche auf Asphalt. Handschlaufen verhindern ein Abrutschen der Stöcke.

Ein zu kurzer oder zu langer Stock ist bei einer funktionalen Bewegungsausführung hinderlich. Für die Länge der Stöcke kann folgende Faustformel empfohlen werden: Körpergröße (in cm) x 0,66 = Stocklänge. Es empfiehlt sich, im Zweifel eine etwas kürzere Stocklänge als berechnet auszuwählen, damit es nicht zu Ausweichbewegungen in den Schultergelenken kommt. Viele Stöcke lassen sich in der Länge durch Teleskoprohre verstellen.

Die Anforderungen an einen Laufschuh und einen Walking-Schuh sind ähnlich. Im Vergleich zum Jogging-Schuh ist im Walking-Schuh der Fersenbereich und die gesamte Sohle stärker abgerundet und soll so für ein flüssiges Abrollen sorgen.

Nordic Walking als Trendsport

Nordic Walking wird von einigen Betreibern anderer Ausdauersportarten kritisiert, die in der ansteigenden Verbreitung des Nordic Walkings einen von den Zubehörherstellern ausgelösten Hype sehen. Zusätzlicher Kritikpunkt ist die Wahrnehmung, die Mehrzahl der Nordic Walking ausübenden Menschen würde die Technik nicht beherrschen und nur "mit schleifenden Stöcken" spazieren gehen oder den Sport mit einer zu niedrigen Intensität ausführen.

Neben dieser Kritik wird allerdings gerade von medizinischer Seite positiv bemerkt, dass sich viele Menschen so wenigstens überhaupt bewegen.

Quellen

  1. Thomas Jöllenbeck, Daniel Leyser, Claudia Classen, Melanie Mull, Christian Grüneberg: Nordic Walking – Eine Feldstudie über den Mythos Gelenkentlastung.. In: Freiwald, J., Jöllenbeck, T., Olivier, N. (Hrsg.): Prävention und Rehabilitation. Symposiumsbericht Bad Sassendorf 2006, Strauß, Köln, 2007, 399-405.
  2. Dr. Volker Höltke, M. Steuer, H. Jöns, S. Krakor, T. Steinacker, E. Jakob: Vergleich von Walking und Nordic-Walking im moderaten Intensitätsbereich Hamburg und Hellersen 2005

Literatur

  • Alexander Wörle: Nordic Walking Lehrbuch DSV nordic aktiv, ISBN 978-3-938963-14-2
  • Petra Mommert-Jauch & Petra Regelin: "Nordic Walking - aber richtig!", ISBN 3405167205
  • Harald Lange: Optimales Walking. Der Weg zu einem stimmigen Trainingskonzept und seine Anwendung in der Praxis, Balingen: Spitta, ISBN 3934211968
  • Ulrich Pramann, Bernd Schäufle: Nordic Walking für Einsteiger, ISBN 3517068624
  • Andreas Wilhelm, Christian Neureuther, Rosi Mittermaier: Nordic Walking Praxisbuch, ISBN 3426643413
  • Dr. Thomas Jöllenbeck, Prof. Dr. Christian Grüneberg: Gesund durch Nordic Walking – Prävention oder Mythos? Physiotherapie, 2008, 2, 23-26 PDF-Datei

Weblinks


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