Office of Military Government for Germany (U.S.)

Office of Military Government for Germany (U.S.)

Das Office of Military Government for Germany (U.S.) (OMGUS) war die höchste Verwaltungseinrichtung der US-amerikanischen Besatzungszone Deutschlands und des US-amerikanischen Sektors von Berlin in den ersten vier Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Hauptsitz von OMGUS war Berlin, zusätzlich gab es auch Außenstellen in Frankfurt am Main.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

USGCC

OMGUS ersetzte ab dem 29. September 1945 das US Group Control Council (USGCC) der US-Armee, welches bereits im August 1944 in London geschaffen worden war, als Kern einer künftigen amerikanischen Militärregierung. Seine Personalstärke belief sich auf 5.000 Personen. USGCC hatte Vorstellungen und Pläne für das besiegte Deutschland entwickelt, die sich als nicht praktikabel erwiesen. Es war davon ausgegangen, dass die Rolle einer amerikanischen Militärregierung darauf beschränkt werden könne, fortbestehende deutsche Ministerien und Zentralbehörden funktionsfähig zu übernehmen und diese zu überwachen. Inzwischen war es aber zu einer vollständigen Auflösung der deutschen Verwaltung gekommen.

Übergang der Verantwortung auf eine Militärbehörde

General Lucius D. Clay übernahm die Aufgabe, eine amerikanische Militärregierung aus der Befehlsstruktur der amerikanischen Armee herauszulösen und eine geeignete Organisation aufzubauen, die die Bezeichnung OMGUS erhielt. Der US-Armee stand die Demobilisierung bevor. Die Militärverwaltung Deutschlands, die in der Kampfphase vom September 1944 bis zum Mai 1945 unter Dwight D. Eisenhower geschaffen worden war und von der Abteilung G-5 des Supreme Headquarters, Allied Expeditionary Force (SHAEF/G-5) geführt wurde, sollte von einer fest etablierten Militärregierung abgelöst werden, die die politischen Ziele der amerikanischen Regierung umsetzen sollte. Im Juni 1945 wurde das Oberkommando der regulären US-Truppen von der Leitung der örtlichen Detachements für „Civil Affairs“ und „Military Governement Operations“ befreit, im November 1945 verloren diese Detachements auch das unmittelbare Weisungsrecht an die deutschen Behörden, einen Monat später das Weisungsrecht in den Regierungsbezirken. Clay beabsichtigte, die amerikanischen Weisungsbefugnisse unterhalb der Länderebene stark zurückzunehmen. Daher sollten möglichst früh deutsche Länderregierungen installiert werden, die die Verwaltungsaufgaben unternehmen sollten. Parallel zum Aufbau der OMGUS-Behörde mussten daher die Länder politisch neu organisiert werden.

Die wesentlichen Aufgaben dieser Militärbehörde

Zu den Aufgaben der OMGUS-Mitarbeiter gehörte auch die Entnazifizierung, und damit die Neueinsetzung durch den Nationalsozialismus unbelasteter Deutscher in sämtliche Positionen des öffentlichen Lebens. Ein weiterer Schwerpunkt war die Beschaffung detaillierter Informationen über die Verstrickungen der deutschen Wirtschaft in die NS-Herrschaft. Diese umfangreiche Dokumentation (auch „OMGUS-Akten“ genannt) diente bei den Nürnberger Prozessen als Beweismaterial. In einem Abschlußbericht empfahl OMGUS unter anderem die Auflösung der drei deutschen Großbanken (Deutsche Bank, Dresdner Bank und Commerzbank) sowie der I.G. Farben.

„Umerziehung“; US Army (1947)

Unter dem Militärgouverneur General Lucius D. Clay wechselte die Richtlinie der amerikanischen Besatzungspolitik von der Direktive JCS 1067 (dem Fraternisierungsverbot für amerikanische Soldaten, der wirtschaftlichen Demontage und der Umerziehung der Bevölkerung) ab 1947 zur Direktive JCS 1779. Der „besiegte Feindstaat“ Deutschland sollte nicht zum reinen Agrarstaat degradiert werden, wie es US-Finanzminister Morgenthau 1945 formuliert hatte, sondern im Zeichen des sich anbahnenden Kalten Krieges gegen die Sowjetunion zu einem westlich orientierten demokratischen Bündnispartner aufgebaut werden: Re-Orientation statt Re-Education. OMGUS führte bis September 1949 über 70 Umfragen in der amerikanischen Besatzungszone durch, mit welchen die Einstellung der deutschen Bevölkerung zu den Besatzern, zur Entnazifizierung sowie zur Demokratie geprüft werden sollte. Allmählich wurde dabei der Schwerpunkt immer weiter in Richtung Antikommunismus verlagert.

Die Behörde wurde am 5. Dezember 1949 offiziell aufgelöst; weiterbestehende Aufgaben übernahm von da an der U.S. Hohe Kommissar für Deutschland (HICOG).

Das OMGUS-Projekt

1950 wurden die Akten der Militärregierung (ca. 3200 lfd. Meter in 18 Schiffsladungen) in die USA verschifft; sie lagern heute als Bestand „Record Group 260“ im Washington National Records Center in Suitland/Maryland. Nach Ablauf der generellen amerikanischen Sperrfrist von 30 Jahren wurden die Akten zwischen 1976 bis 1983 in Zusammenarbeit mit den amerikanischen Archiven für Zwecke der historischen Forschung erneut aufgearbeitet und im Umfang von über sechs Millionen Blatt auf ca. 100.000 Mikrofiches verfilmt. An diesem Gemeinschaftsprojekt waren neben dem Bundesarchiv auch das Institut für Zeitgeschichte beteiligt.

Das darauf basierende OMGUS-Handbuch gilt als wichtige Forschungsquelle zur frühen Zeitgeschichte Nachkriegsdeutschlands.

Literatur

  • Conrad F. Latour, Thilo Vogelsang: Okkupation und Wiederaufbau. Die Tätigkeit der Militärregierung in der amerikanischen Besatzungszone Deutschlands 1944–1947. Stuttgart 1982, ISBN 3-421-01622-4
  • Christoph Weisz (Hrsg.): OMGUS-Handbuch. Die amerikanische Militärregierung in Deutschland 1945–1949. München 1994, ISBN 3-486-55821-8
  • Christopher Simpson: War Crimes of the Deutsche Bank and the Dresdner Bank: The Omgus Report. New York 2002, ISBN 0-841-91407-9
  • Hans Magnus Enzensberger (Hrsg.): OMGUS. Ermittlungen gegen I. G. Farbenindustrie AG. Übersetzt und bearbeitet von der Dokumentationsstelle zur NS-Sozialpolitik Hamburg. Nördlingen 1986, ISBN 3-891-90019-8
  • Hans Magnus Enzensberger (Hrsg.): OMGUS. Ermittlungen gegen die Deutsche Bank. Übersetzt und bearbeitet von der Dokumentationsstelle zur NS-Politik Hamburg. Nördlingen 1985.
  • Hans Magnus Enzensberger (Hrsg.): OMGUS. Ermittlungen gegen die Dresdner Bank. Übersetzt und bearbeitet von der Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts. Nördlingen 1986.

Siehe auch

Weblinks


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