Pferdebahn Prag-Lana

Pferdebahn Prag-Lana

Die Pferdebahn Prag – Lana war nach der Pferdeeisenbahn Budweis–Linz–Gmunden die zweite öffentliche Pferdeeisenbahnstrecke auf dem europäischen Festland. Sie wurde 1830 in Betrieb genommen und ab 1855 schrittweise durch den Dampfeisenbahnbetrieb der Buschtěhrader Eisenbahn ersetzt. 1869 rollte die letzte Pferdebahn.

Geschichte

1825 wurde in Prag ein Aktien-Verein für den Betrieb einer Pferdebahn zwischen Prag und Pilsen gegründet. Vorrangiger Zweck dieser Bahn sollte der Transport von Holz aus dem Kladnoer und Lanaer Wald nach Prag und als Grubenholz zu den Kohlenbergwerken bei Kladno und Buschtiehrad sein. Daneben konnte auch der Sandstein von Doksy auf diesem Wege nach Prag transportiert werden.

Am 30. Juli 1827 erteilte Kaiser Franz I. dem Verein das Privileg zum Betrieb. Der erste 25 km lange Teilabschnitt, der zwischen dem Piseker Tor in Prag und der Ortschaft Weiche/Vejhybka bei Maßhaupt (heute Kladno-Výhybka) angelegt worden war, nahm im März 1830 den Betrieb auf. Schon 1831 musste der Betrieb wieder eingestellt werden, weil sich die Gleisanlagen verzogen hatten und die Trasse unbefahrbar wurde. Der Verein ging dadurch Pleite und löste sich 1832 auf, das Privileg erwarb Karl Egon II. von Fürstenberg. Der schloss mit dem Prager Holzhändler Schimann einen Vertrag über die Wiederherstellung und Verlängerung der Trasse und sicherte ihm als Gegenleistung über 20 Jahre jährlich den Kauf von 16.000 bis 20.000 Klaftern Holz einschließlich der Auslieferung über die Bahn als Ausgleich für die Baukosten zu.

Als einen der Projektanten gewann Kaspar Maria von Sternberg den französischen Ingenieur Joachim Barrande, der die vorliegende Pläne untersuchte und überarbeitete. Dabei sollte die Bahn über Lana und den Pürglitzer Wald künftig auch Sternbergs Steinkohlenbergwerke bei Radnitz mit Pilsen und Prag verbinden. Auch über die Möglichkeit einer Weiterführung nach Budweis zum Anschluss an die dortige Pferdeeisenbahn nach Linz wurde nachgedacht.

Bahndamm östlich von Bahnhof Kamenné Žehrovice

Nach Fertigstellung des zweiten Abschnittes nahm die über Katschitz (Kačice) und Rinholetz (Rynholec) bis zum Lanaer Hirschgarten verlängerte und reparierte Bahn am 14. September 1837 den Betrieb wieder auf. Das ursprüngliche Projekt einer Weiterführung nach Pilsen wurde jedoch fallengelassen.

Mit der Gründung der Buschtěhrader Eisenbahngesellschaft (BEB) im Jahre 1855 kam das Ende der Pferdeeisenbahn. Für den Schienentransport wurde fortan die leistungsfähigere Dampfkraft verwendet und dabei die Pferdebahntrasse zwischen Kladno und Vejhybka (Kladno-Výhybka) übernommen und ausgebaut. 1863 erhielt die BEB auch die Konzession zum Umbau des Teilstückes zwischen Prag und Vejhybka auf Dampfbetrieb, der 1867 noch die für den Streckenabschnitt Vejhybka–Lana folgte. Dabei wurde der Trassenverlauf teilweise neu konzipiert.

Als Relikte der alten Pferdebahn sind noch heute Brücken und Dämme erhalten.

Literatur

  • Otakar Kirsch: Historie koněspřežné železnice Praha-Lány. In: Stochov. Ed. V.Březina -Stochov 2004, pp. 365 - 371.
  • Elmar Oberegger: Die österreichischen Pferde-Eisenbahnen. -Sattledt 2007(Veröffentlichungen des Info-Büros für österr. Eisenbahngeschichte 1).

Weblinks


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