Phrasierungsbogen

Phrasierungsbogen

Der Phrasierungsbogen ist ein graphisches Element der Notation von Musik, der Anfang und Ende einer größeren musikalischen Sinneinheit markiert.

Geschichte

Zur Kennzeichnung einer musikalischen Phrase verwenden Komponisten seit dem Ende des 18. Jahrhunderts – vorher wurde das Empfinden für die Phrasen bei den Interpreten vorausgesetzt – Hinweise zur Phrasierung, vor allem Vortragszeichen wie Atemzeichen, Fermaten, Legatobögen, Staccatopunkte oder Pausen. In den 1880er-Jahren entwickelte Hugo Riemann in seiner Phrasierungslehre den Phrasierungsbogen, mit dem gekennzeichnet werden kann, welche Töne zu einem formalen Sinnzusammenhang gehören (analog einem grammatischen Satz). Beim Vortrag kann dann der musikalische Abschnitt z. B. durch Artikulation, Zu- und Abnahme von Lautstärke oder Agogik ausgedrückt („phrasiert“) werden.

Notation

Riemann verwendete zunächst eine eckige Klammer zur theoretischen Demonstration; bald wurde aber auch bei der Herausgabe von Werken ein Artikulations- und Haltebögen übergeordneter, aber graphisch gleicher Bogen hinzugefügt. Daher kann der Phrasierungsbogen leicht verwechselt werden mit

  • dem Haltebogen, der Noten gleicher Tonhöhe zu einem einzigen Ton verbindet, und
  • dem Binde- oder Legatobogen, der bezeichnet, dass die verbundenen Noten legato, also sehr dicht aneinander zu spielen sind. Die Verwechslung mit dem Bindebogen ist besonders gegeben, wenn dieser über die gesamte Phrase führt.

Das folgende Beispiel zeigt die drei Arten von Bögen: die Haltebögen (1) dienen der Überbindung von Notenwerten, die Legatobögen (2) dienen als Spielanweisung. Der übergeordnete Phrasierungsbogen (3) markiert die musikalische Phrase, die ihrerseits Spielanweisungen wie Legato und Tenuto enthält.

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Literatur

  • Hugo Riemann: Musikalische Dynamik und Agogik: Lehrbuch der musikalischen Phrasierung. Hamburg 1884.

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