Politikberater

Politikberater

Der Ausdruck Politikberatung steht ursprünglich für den Wissenstransfer aus der Wissenschaft in die politische Praxis. Die klassische Definition stellte Jürgen Habermas in den 1960er Jahren auf:

„Politikberatung hat die Aufgabe, einerseits Forschungsergebnisse aus dem Horizont leitender Interessen, die das Situationsverständnis der Handelnden bestimmen, zu interpretieren, und andererseits Projekte zu bewerten, und solche Programme anzuregen und zu wählen, die den Forschungsprozess in die Richtung praktischer Fragen lenken.“

Zunehmend etabliert sich Politikberatung neben der ursprünglichen Definition als Sammelbegriff für ein breiteres Spektrum an Beratungsleistungen. Man unterscheidet dabei grundsätzlich zwischen zwei Formen der Politikberatung:

  • Politikfeldberatung: Englisch policy advice; erfolgt vor allem durch Wissenschaftler, zunehmend aber auch durch Unternehmensberater und Lobbyisten. Die wissenschaftliche Politikberatung übernimmt dabei eine doppelte Vermittlungsfunktion. Zum einen vermittelt Politikberatung zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Zum anderen schlägt sie (z. B. in Denkfabriken) die Brücke zwischen Wissenschaft und politischer Praxis.
  • Kommunikative Politikberatung: Englisch political consulting; hierbei geht es vor allem darum, Politiker bei Kampagnen und Wahlkämpfen sowie anderen Aspekten der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit zu beraten. (Tätigkeit von Politikberatungsagenturen (Vgl. Schuster)).

Politikberatung lässt sich anhand von vier Kriterien (Beratungsgegenstand, Theorie/Praxis, Beratungszeitpunkt, Auftragserteilung) unterscheiden (Vgl. Schuster).

Zu den professionellen Dienstleistungen im politischen Feld zählt auch Public Affairs.

Ein großer Teil der Politikberatung wird von Wissenschaftlern in unterschiedlichsten Gremien, in Think Tanks sowie Stiftungen geleistet. Diese wissenschaftliche Politikberatung ist seit dem Aufsatz von Habermas immer wieder Gegenstand hitziger Debatten gewesen. Den jüngsten Beitrag zu dieser Debatte hat die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften geliefert. Sie hat Leitlinien guter Politikberatung erarbeitet und veröffentlicht. Einen guten Überblick zum Thema wissenschaftliche Politikberatung aber auch zu anderen Formen der Politikberatung bietet das Handbuch Politikberatung.

Literatur

  • Cassel, Susanne (2001): Politikberatung und Politikerberatung. ISBN 3258062773.
  • Busch-Janser, Florian et.al. (Hg.) (2007): Politikberatung als Beruf. ISBN 9783938456309.
  • Althaus, Marco (Hg.) (2002): Kampagne! ISBN 9783825852924. sowie (2004) Kampagne 2! ISBN 9783825859954.
  • Dagger, Steffen et.al. (Hg.) (2004): Politikberatung in Deutschland, Praxis und Perspektiven, VS-Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. Onlineausgabe
  • Dagger, Steffen; Kambeck, Michael (Hg.) (2007): Politikberatung und Lobbying in Brüssel, VS-Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. Onlineausgabe
  • Dagger, Steffen (2009): Mitarbeiter im Deutschen Bundestag: Politikmanager, Öffentlichkeitsarbeiter und Berater, Ibidem, Stuttgart
  • Falk, Svenja/ Römmele, Andrea/ Rehfeld, Dieter/ Thunert, Martin (Hrsg.)(2007): Handbuch Politikberatung, Wiesbaden.
  • Habermas, Jürgen (1968/2003): Verwissenschaftlichte Politik und öffentliche Meinung. In: Technik und Wissenschaft als Ideologie, Frankfurt/Main, S. 120-145
  • Hellmann, Gunther (Hg.) (2007): Forschung und Beratung in der Wissensgesellschaft. Das Feld der internationalen Beziehungen und der Außenpolitik, Baden-Baden.
  • Schuster, Christian H. (2005): Politikberatungsagenturen in Deutschland. Erschienen in der Reihe J+K Wissen. Diplomarbeit. Berlin, München: poli-c-books
  • Volkswille und Sachverstand. Themenheft der Schweizer Monatshefte, Ausgabe Januar/Februar 2007.

Weblinks


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