Augarten

Augarten
Palais Augarten
Porzellanmanufaktur
Eine Karte des Augartens

Der Augarten ist ein 52,2 ha großer, öffentlicher Park mit der ältesten barocken Gartenanlage Wiens und befindet sich in der Leopoldstadt, dem zweiten Wiener Gemeindebezirk.

Nördlich grenzt der Augarten an den Nordwestbahnhof und südlich an das Karmeliterviertel, nach Nordwesten und Nordosten bildet die Parkmauer die Grenze zum 20. Wiener Gemeindebezirk, der Brigittenau. Der Augarten bildet mit den umliegenden Straßenzügen das Augartenviertel, einen zehn Zählsprengel umfassenden Zählbezirk der Leopoldstadt.

Die Gartenanlage im französischen Stil bietet neben einem gepflegten Parterregarten mit aufwändigen Blumenlandschaften auch ein weitläufiges, von schattigen Alleen aus Kastanien, Rüstern, Linden, Eschen und Ahornbäumen durchzogenes Gebiet, das für die Bevölkerung und für touristische Besucher einen idealen Raum zur Erholung, aber auch zur sportlichen Betätigung abgibt. Wie in fast allen Bundesgärten in Wien ist der Zugang in der Nacht allerdings nicht möglich, da die fünf Parktore geschlossen werden (vom Einbruch der Dunkelheit bis zum frühen Morgen - die saisonabhängigen Uhrzeiten hängen in Form von Metallschildern an den Toren aus).

Der Augarten beherbergt darüber hinaus verschiedenste Einrichtungen wie zum Beispiel die Wiener Sängerknaben im Augartenpalais, die Porzellanmanufaktur Augarten im Schloss Augarten, den Augarten Contemporary, das Filmarchiv Austria, ein Altersheim, eine Schule, ein Kinderfreibad und nicht zuletzt mehrere Sportplätze.

Wer sich bei all diesem Angebot zwischendurch laben möchte, dem stehen neben mehreren Trinkwasserbrunnen auch zwei gastronomische Betriebe zur Verfügung, einer im Parterre an der unteren Parkmauer, einer direkt beim Atelier Augarten.

Die barocke Gartenanlage, das Palais und der erhaltene Teil der ursprünglichen Augartenmauer aus dem frühen 18. Jahrhundert stehen seit dem Jahr 2000 unter Denkmalschutz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kupferstich vom Eingang des Augartens um 1782. Links im Hintergrund sind der Kahlenberg und der Leopoldsberg zu sehen.
Ein Kupferstich des Augartens im Mai 1783
Augarten um 1830

Im Jahr 1614 ließ Kaiser Matthias in der Wolfsau, einem Teil des damaligen kaiserlichen Jagdgebietes, der dazumals noch eine unberührte Aulandschaft war, ein kleines Jagdschloss erbauen. Um 1650 entstand unter Ferdinand III., der zu diesem Zweck den Auteil am Tabor hinzu kaufte, nächst dem Jagdschloss eine (verglichen mit den späteren Ausmaßen des Augartens kleine) Gartenanlage in holländischem Stil, und das Jagdschloss wurde erweitert. In den 1660er-Jahren erwarb Leopold I. aus Privatbesitz die angrenzenden trautsonschen Gärten und es entstand ein barocker Lustpark an deren Stelle. Das trautsonsche Gartenpalais ließ Leopold I. um 1677 zu einem kleinen Schloss umbauen, welchem er den Namen „Kaiserliche Favorita“ verlieh. Später hat sich der Name „Alte Favorita“ für das kaiserliche Lustschloss etabliert. 1683 war nicht nur für Wien im allgemeinen, sondern auch für den Augarten ein schwarzes Jahr: Im Zuge der zweiten Wiener Türkenbelagerung wurde die gesamte Anlage zerstört. Von den Gebäuden blieben lediglich Teile der Mauern stehen. Erst 1705 wurden die Gartenanlage und das Schloss unter Kaiser Joseph I. wieder hergestellt. Der damals errichtete Gartensaal ist heute Firmensitz der Augarten-Porzellanmanufaktur, der zweitältesten Porzellanmanufaktur Europas. Wenige Jahre später, im Jahr 1712, beauftragte der neue Regent Karl VI. den Gartenarchitekten Jean Trehet, der auch die Gartenanlagen des Schönbrunner Schlosses und des Belvedere realisierte, eine neue, aufwändigere Gartenanlage in französischem Stil anzulegen. Der heutige Augarten entspricht in seiner Form weitgehend dieser Anlage.

Haupttor-Inschrift

Nach der Öffnung des Wiener Praters für die Öffentlichkeit im Jahre 1766 wurde auch der Augarten am 1. Mai 1775 von Joseph II. der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Anlässlich dieses Ereignisses wurden auch Nachtigallen ausgesetzt und deren Jagd unter Strafe gestellt. Der Eingang wurde damals noch von Militär bewacht und im Gelände selbst waren Invalide zur Wahrung der Ordnung gegenwärtig. Noch heute ist die Inschrift „Allen Menschen gewidmeter Erlustigungs-Ort von Ihrem Schaetzer“ auf dem ebenfalls 1775 von Isidor Canevale errichteten Hauptportal des Augartens zu lesen, das direkt zum Schloss Augarten (dem Firmensitz der Porzellanmanufaktur) führt. Um diesem Leitspruch gerecht zu werden beherbergte der Augarten damals neben dem Eingang auch ein Gebäude mit Speisesälen, Erfrischungsräumen, Tanzsälen und Billardzimmer, für das der Traiteur Ignaz Jahn verantwortlich war.

Hochwassermarke

Beim verheerenden Hochwasser, das in der Nacht vom 28. Februar auf den 1. März 1830 die nahe der Donau gelegenen Gebiete Wiens heimsuchte, wurde der gesamte Augarten 1,75 Meter hoch überflutet. Zwei Gedenktafeln, eine davon an der Innenseite des Hauptportals und eine beim Tor nächst der Castellezgasse angebracht, erinnern noch heute an dieses Ereignis. Von 1860 bis 1870 fand die Regulierung des Donaustroms und somit die Abtrennung des Augartens von der Donau statt. Aus dem vormaligen Augebiet wurde damit eine Kulturlandschaft, die nicht mehr durch regelmäßige Hochwässer bedroht ist.

Zwischen 1934 und 1936 wohnte der damalige Bundeskanzler Kurt Schuschnigg im Palais Augarten. Bis zum Zweiten Weltkrieg verlief die Geschichte des Augartens dann relativ ruhig. Gegen Ende des Krieges sollte sich das aber ändern, denn die Kriegsstrategen von Adolf Hitler hatten den Augarten aufgrund seiner geographischen Lage als idealen Standort für die Errichtung von Flaktürmen zum Schutz der Wiener Innenstadt auserkoren. Im Sommer 1944 wurde mit dem Bau von zwei der Wiener Flaktürme (einem Gefechtsturm mit einer Höhe von 55 Metern und einem Leitturm mit einer Höhe von 51 Metern) begonnen, die durch ihre bizarre Erscheinung inmitten des Gartens mittlerweile zu einem Charakteristikum des Augartens geworden sind. Der Bau der Wiener Flaktürme mit den einhergehenden destruktiven Erscheinungen (Verlegung von 16 Eisenbahngeleisen, Errichtung umfangreicher Barackensiedlungen für die Bauarbeiter usw.) setzte dem Augarten alleine schon sehr arg zu, doch darüber hinaus wurden während des Krieges auch noch hunderte Kubikmeter Schutt deponiert, fuhren Panzerfahrzeuge kreuz und quer durch die Gartenanlage und es wurden Massengräber angelegt, in denen viele hundert Kriegsopfer beigesetzt worden sein sollen.

Ende der 1960er-Jahre wurde versucht, einen der beiden Flaktürme zu sprengen. Der Turm wurde zwar erheblich beschädigt - die Risse sind noch gut zu sehen - blieb jedoch stehen. Bis auf die de facto unzerstörbaren Türme ist von den Kriegstagen aber heute nichts mehr zu sehen, der Augarten präsentiert sich vielmehr als ausgesprochen attraktiver, friedlicher Park.

Kulturelle Bedeutung

Am 26. Mai 1782 fand im Gartensaal des Schloss Augarten das erste der sogenannten Morgenkonzerte unter der Leitung von Wolfgang Amadeus Mozart statt, das Haus bot aber auch Raum für zahlreiche andere Feste und Konzerte. Die Morgenkonzerte wurden eine Zeit lang von Mozart selbst dirigiert, danach wechselten sich verschiedene Dirigenten ab, bis 1795 dem berühmten Violinisten Ignaz Schuppanzigh die Leitung der Konzerte übertragen wurde. Auch Ludwig van Beethoven ließ mehrere seiner Werke unter der Leitung von Schuppanzigh im Augarten aufführen.

In den Jahren 1820 bis 1847 fanden im Gartensaal des Schlosses die vielbesuchten 1.-Mai-Konzerte statt, in deren Rahmen vorwiegend Kompositionen von Johann Strauß (Vater) dargebracht wurden. Nicht zuletzt fand auch Franz Schubert im Augarten einen angemessenen Ort für die Aufführung seiner Werke. Bereits im späten 18. Jahrhundert soll er dort Konzerte gegeben haben, und bei den Feiern anlässlich des Wiener Kongresses diente seine Musik zur Belustigung des Volkes, das sich im Augarten einfand.

Von 1998–2007 beheimatete die Wiese vor dem Gefechtsturm jeweils in den Sommermonaten Juli und August ein Freiluft-Kino unter dem Namen Kino unter Sternen. Seit 2008 läuft im südlichsten Teil des Augartens (dem Augartenspitz) als indirekter Nachfolger das Kino wie noch nie, ein Projekt des Filmarchivs Austria.[1] Im Rahmen dieser Veranstaltung werden typischerweise internationale Filme abseits des Hollywood-Mainstreams gezeigt, überwiegend in Originalfassung.

Einrichtungen im Augarten

  • Seit 1948 sind die Wiener Sängerknaben im Palais Augarten angesiedelt. Neben einem Gymnasium mit Internat ausschließlich für die Sängerknaben sind im Palais noch ein Kindergarten und eine private Volksschule mit Öffentlichkeitsrecht untergebracht, die auch musikbegeisterten Kindern beider Geschlechter offen stehen. Derzeit planen die Sängerknaben den Bau einer umstrittenen Konzerthalle im Augarten.[2]
  • Die Porzellanmanufaktur Augarten hat ihren Firmensitz im ehemaligen Gartensaal des Schlosses Augarten. Hier wird bis heute in Handarbeit hochwertiges Porzellan angefertigt.
  • Das Atelier des Künstlers Gustinus Ambrosi ist seit 1955 im Bereich des Englischen Gartens etabliert. Neben einem Skulpturengarten findet sich hier auch das Gustinus Ambrosi Museum. Das ehemalige Wohnhaus und Atelier des Künstlers Gustinus Ambrosi stellen heute den Augarten Contemporary dar, die Dependance des Belvedere für zeitgenössische Kunst.
  • Das Filmarchiv Austria ist seit 1997 in den Wirtschaftsgebäuden des Palais Augarten zu Hause.
  • Das Haus Augarten, ein im Jahr 1975 eröffnetes Seniorenheim. Direkt daran angebaut ist das Café Haus Augarten.
  • Der Lauder Chabad Campus, erbaut im Jahr 1998. In diesem sind eine Krabbelstube, ein Kindergarten, eine Volksschule, eine Mittelschule und ein Hort untergebracht. Darüber hinaus verfügt der Campus über eine eigene pädagogische Akademie und eine Synagoge.
  • ein Flaktürme-Paar, die Flaktürme Augarten
  • Vier Bundesspielplätze, die vor allem von Schülern intensiv genutzt werden, zumal viele Wiener Schulen über keine eigenen Sportanlagen verfügen und den Turnunterricht daher im Augarten abhalten.
  • Ein gemeindeeigenes Familienfreibad
  • Eine kleine Kirche, die Pfarre Muttergottes.
  • Zahlreiche Kinderspielplätze.
  • Ein Fußballkäfig.
  • Mehrere frei benutzbare Tischtennis-Tische.
  • Zwei Hundezonen.
  • Etliche gärtnerisch genutzte Flächen, die zur Heranzucht der für die Gartengestaltung benötigten Pflanzen dienen.

Fotogalerie

Einzelnachweise

  1. Kino wie noch nie
  2. Bericht in der Wiener Zeitung

Literatur

  • Franz Weller: Die kaiserlichen Burgen und Schlösser in Wort und Bild Aufgrund von Quellenwerken dargestellt Hofburg zu Wien über Augarten, Belvedere, Prater ...Gödöllő, Ischl ...bis über Miramar sind alle kaiserlichen Schlösser erklärt dagelegt. k.k. Hof-Buchdruckerei, Wien (1880). ISBN 0003221717

Weblinks

 Commons: Augarten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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