Schloss Hof

Schloss Hof
Schloss Hof

Schloss Hof ist das größte der Marchfeldschlösser; es befindet sich im Ort Schloßhof (Gemeinde Engelhartstetten) in Niederösterreich, an der March, die die Grenze zur Slowakei bildet, und ist weithin sichtbar auf einer Geländekante der Flussterrasse angelegt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schloss Hof, Prinz Eugen spricht mit seinem Verwalter (Bild von Franz Wacik, 1913)
Ehrenhofseite des Schlosses (Bernardo Bellotto, 1758/61)

Die im 12. und 13. Jahrhundert erwähnte „Veste Hof“ war im Besitz der Eckartsauer, die bis 1507 das Privileg auf den Schutz der Furt über die March besaßen, danach war sie im Besitz der Pollheimer. In der Mitte des 16. Jahrhunderts erwarb Eustachius Pranckh von Rickersdorf das Anwesen. Aufgrund laufender Schäden durch Überschwemmungen verlegte sein Sohn Friedrich von Pranckh die Burg 1620 auf den „Hofberg“.

Prinz Eugen erwarb 1725 die Burg und den Markt Hof. Er ließ die Burg von Johann Lucas von Hildebrandt wesentlich zu einem Barockschloss erweitern, um es als Sommerschloss zu benutzen. Wie im Schloss Belvedere in Wien erhielten auch hier die Kaisersteinbrucher Meister, unter Leitung von Hofsteinmetzmeister Elias Hügel, große Aufträge für das Innere des Gebäudes, aber vor allem in den Gartenanlagen.

Vererbt wurde es von Prinz Eugen an seine Nichte, Anna Viktoria von Savoyen, die es aber im Zuge ihrer Scheidung von Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen an diesen verlor. Von ihm erwarb es Maria Theresia im Jahr 1755, und Joseph II. erweiterte es 1772 noch um ein Stockwerk.

Im April 1766 heiratete in der Kapelle von Schloss Hof Erzherzogin Marie Christine, Lieblingstochter Maria Theresias, den Wettiner Albert Kasimir von Sachsen-Teschen.

Unter Franz Joseph wurde das Schloss der k.u.k. Armee als Ausbildungslager übergeben. Das Mobiliar wurde in Wien in verschiedenen Depots untergebracht.

Während des Zweiten Weltkrieges war hier die deutsche Wehrmacht, sowie in der anschließenden Besatzungszeit die Rote Armee untergebracht.

Schloss Hof spiegelt mit sehr vielen originalen Einrichtungsgegenständen den Prunk der damaligen Zeit wider. Es wurde im Zuge der Vorbereitung der Landesausstellung im Jahr 1986 wieder renoviert. So wurden viele Einrichtungsgegenstände, die in verschiedenen Depots in Österreich lagerten oder auch in ausländischen Botschaften ihren Dienst versahen, in das Schloss zurückgeholt. Eine erweiterte Renovierung erfolgte als Vorbereitung zur Durchführung von Gipfeltreffen anlässlich der EU-Ratspräsidentschaft im Jahr 2006. Die Orangerie im Meierhof wurde revitalisiert und Anfang Mai 2007 eröffnet. Auch für die kommenden Jahre ist eine weitere Renovierung noch nicht restaurierter Teile des Schlosses sowie des letzten Teils des Gartens geplant.

Regelmäßige Veranstaltungen

Großes Barockfest: Jeden Sommer findet das 'Große Barockfest' statt. Hier wird das Zeitalter des Barocks wiederbelebt mit Menuetttänzen und Feuerwerken. Gäste dürfen nur in barocker Verkleidung erscheinen.[1]

Barockgarten

Eine der beiden Sphingen

Auf dem 50 ha großen Areal befindet sich auch ein großer Barockgarten mit vielen Pavillons, Brunnen und Statuen. Kaiserstein aus Kaisersteinbruch ist hier in vielfältiger Form verarbeitet, wie so oft als Stufenstein der großen Freitreppe, bei den Brunnenanlagen, aber auch als Bildhauerstein, wie bei den beiden Sphingen auf dem Podest. Wenn der Kaiserstein direkt vom Steinbruch kommt, also noch "bruchfeucht" ist, lässt er sich wunderbar bearbeiten. Lorenzo Mattielli hatte diese Qualität schon bei den Fassadenreliefs beim Stadtpalais des Prinzen Eugen kennengelernt.

Er gliedert sich in sieben Terrassen, von denen bis auf eine alle restauriert wurden. Der Garten ist europaweit einer der wenigen, die im Laufe der Zeit von ihrem Aufbau her nicht verändert wurden. Der Park ist zwar im Lauf der Zeit verwildert, wurde aber in den letzten Jahren nach alten Plänen, historischen Aufzeichnungen und großräumigen archäologischen Grabungen, bei denen die Originalfundamente Lukas von Hildebrandts gefunden wurden, rekonstruiert. Das war möglich, da die Pläne des Gartens, die lange verschollen waren, im Jahr 2005 in Tirol wieder auftauchten. Die Beete werden auch soweit wie möglich mit den Originalpflanzen der damaligen Zeit bepflanzt. Sowohl bei der Frühjahrs- als auch bei der Sommerbepflanzung werden die genauen prozentuellen Farbanteile wie damals beibehalten.

Gartenbeschreibung

Der Barockgarten besteht aus sieben Terrassen, die sanft nach Osten zur March hin abfallen. Von wem der Gartenentwurf stammt, ist nicht eindeutig gesichert. Das Konzept der abfallenden Terrassen wird Lucas von Hildebrandt und die Gestaltung des Gartens dem Fontainier Dominique Girard zugeschrieben. Die Ausführung lag in den Händen des Garteninspektors Anton Zinner sowie des Feldingenieurs Ludwig Seibb. Als Quellen für die Gartengestaltung dienen die drei Gemälde Canalettos von Schloss Hof aus der Zeit um 1760: Die Ehrenhofseite, die Gartenansicht und die Ansicht von Norden, alle im Kunsthistorischen Museum in Wien.

Die Bezeichnungen 1a bis 7c beziehen sich auf die nachfolgende Beschreibung der Terrassen

Weiters sind vier Pläne des Gartens bekannt:

  • Der Windpässingerplan, entstanden um 1727, im Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Er stammt von Johann Georg Windpässinger und zeigt die ersten drei Terrassen und den Meierhof. Bemerkenswert ist die detailgenaue Darstellung der Broderieparterre.
  • Der Albertina-Plan aus der Zeit nach 1775 in der Grafischen Sammlung Albertina. Dieser Plan zeigt alle sieben Terrassen. Obwohl er in der zweiten und dritten Terrasse keine Details darstellt, ist er für die weiteren Terrassen fünf, sechs und sieben von besonderer Bedeutung.
  • Der Gruberplan aus der Zeit um 1825 ebenfalls in der Grafischen Sammlung Albertina. Er ist im Wesentlichen mit dem Albertina-Plan vergleichbar, zeigt jedoch bereits Reduktionen bei den aufwendigen Treillagen auf der 5. Terrasse.
  • Der Zinnerplan wurde erst 2005 in einem Archiv in Innsbruck entdeckt und zeigt außer einer genauen Darstellung der Broderieparterre auch die Pavillons der Treillagen auf der fünften Terrasse.

Die erste Terrasse

Wiedererstellung Neptunbrunnen

Eine Allee führte vom Schloss Niederweiden zum Haupteingang und dem Vorhof des Schlosses. Die Brücke, die den befestigten Graben mit Mauer überspannte, und das Tor sind gänzlich verschwunden.

Seitlich stehen zwei parallele Stallungsbauten (1a). In der Geländestufe zur zweiten Terrasse befand sich der Neptunbrunnen (1b), wie er am Gemälde der Ehrenhofseite von Canaletto zu sehen ist. Er ist jedoch im 19. Jahrhundert zugeschüttet worden, und nur die beiden seitlichen Rampen blieben erhalten. Während der Arbeiten zur Revitalisierung des Gartens wurden in den Jahren 2004–2006 die Fundamente freigelegt und die Brunnenfassung nach den originalen Plänen rekonstruiert. Der Figurenschmuck, vor allem die Neptunstatue, blieb jedoch verschollen.

Die zweite Terrasse

Rekonstruktion der 2. bis 4. Terrasse

Durch den Anbau der seitlichen Flügel (2a) unter Lucas von Hildebrandt an das ursprüngliche Castell entstand der Ehrenhof. Die seitlichen Broderieparterre (2b), links und rechts vom Schloss, sind durch Wiesen ersetzt.

Die dritte Terrasse

Wiedererstellung der 3. Terrasse

Drei Treppen (3a) führen auf die dritte Terrasse. Im Jahr 2004 wurde der Asphalt, der die Wege bedeckte, abgetragen und mit der Anlage der Broderieparterre (3b) begonnen. Im Frühjahr 2005 wurden die Parterre entsprechend den Vorlagen das erste Mal bepflanzt. Zur farblichen Gestaltung dient neben dem Grün der Buchsrabatten und Rasenfelder roter Ziegelsplitt, weißer Marmorkies und schwarzer Kohlebruch. Die Mitte der Terrasse ziert der Najadebrunnen (3c).

Die vierte Terrasse

Die 4. Terrasse

In der Hauptachse führen zwei halbrunde Treppenarme hinab auf die nächste Terrasse, die man durch ein schmiedeeisernes Tor betritt. Die Treppenläufe umschließen eine Brunnengrotte (4a) mit Statuen der Flussgötter Donau und March. Die hohe Mauer der 3. Terrasse, die in zwei seitliche Bastionen mündet, wurde ursprünglich teilweise durch Spalierobstbäume verdeckt.

Die fünfte Terrasse

Wiedererstellung der 5. Terrasse

Drei Treppen führten auf die fünfte Terrasse. Die breite Mitteltreppe (5a) mit seitlich zwei Sphingen ist noch erhalten. Auf den schneckenförmigen Treppenenden befanden sich Vasen, die später im Kammergarten von Schloss Schönbrunn aufgestellt wurden und 2008 durch Kopien dieser Vasen ersetzt werden sollen. Von den beiden seitlichen Treppen (5b) sind nur die Rampen geblieben und die Figuren der vier Jahreszeiten am Treppenantritt. 1991 wurden vom Bundesdenkmalamt Bodengrabungen durchgeführt, welche die Anlage der Wege, Parterre und Fundamente, so wie man sie vom Plan her kennt, zu Tage förderten. Anschließend wurde wieder eine Humusschicht aufgebracht und mit der Anpflanzung der Alleen begonnen. 2005 wurde die Terrasse wieder symmetrisch angelegt und besteht ausgehend von der Mittelachse aus einem schmalen bepflanzten Rasenstreifen (5c) (plate-bande), einem Rasenparterre (5d) umrandet mit von Buchs eingefassten Blumenrabatten (parterre de broderie mêlée de massifes de gazon) und einer geschnittenen Allee. Ursprünglich befand sich hier noch eine Treillage (5e), das ist ein überwachsener Laubengang aus Holzlattenwerk mit Pavillons, Kiosken und Portalen.

Die sechste Terrasse

Wiedererstellung der 6. Terrasse

In der Mittelachse befand sich die große Kaskade (6a). Heute ist das obere Becken zwar noch erhalten, aber mit Schotter gefüllt. Die vier Reliefs, welche die heute nackte Wand zierten, sind verschwunden. Das Wasser stürzte über fünf Schalen in das untere Becken, dessen Form im Rasen nachgebildet ist. Vom Figurenschmuck sind die seitlichen Allegorien Prinz Eugens Staatskunst (6b) und Prinz Eugens Kriegsruhm (6c) sowie ein Teil der Neptun-Thetis-Gruppe erhalten geblieben. Ebenso die beiden seitlichen Treppen (6d), jedoch der Figurenschmuck, die Putengruppen der vier Erdteile und Elemente, fehlen. Der Erdteil Amerika und das Element Wasser befinden sich heute im Oberen Belvedere. Die Terrasse ist seit 2006 wieder symmetrisch mit einem Rasenparterre mit Blumeneinfassung (6e), einer geschnittenen Allee und einer geschnittenen Hecke bepflanzt (6f).

Die siebente Terrasse

Rekonstruktion der 7. Terrasse
Wiedererstellung der 7. Terrasse

Durch die kleine Kaskade (7a) überwand das Wasser die Stufe zur siebenten Terrasse. Heute sind nur noch die spangenförmigen Rampen im Gelände vorhanden. Das verbliebene Mauerwerk wurde zum Schutz vor weiterer Verwitterung mit Erdreich bedeckt. Durch eine Längs- und Querachse ist die Terrasse in vier Felder geteilt. Im Kreuzungspunkt befindet sich eine Fontäne (7b), die nur als Bodensenke erhalten geblieben war und die 2007 wiederhergestellt wurde. Ursprünglich schoss die Fontäne aus dem Maul eines Seeungeheuers, das sich in der Villa Erhard in Bad Deutsch-Altenburg befand, jedoch 2003 nach Frankreich verkauft wurde. Durch das Marchtor (7c) am unteren Ende des Gartens verließ man wieder den Garten. Die Schmiedeeisenarbeiten stammen von Georg Oegg und Christian Kremer. Für die Wasserversorgung und den Betrieb der Fontänen wurden in nahen Groißenbrunn Speicherbecken angelegt.

Meierhof

Kamelzucht auf dem Gelände von Schloss Hof
Revitalisierung des Meierhofs

Auch der barocke Gutshof, einer der größten Meierhöfe in Europa, wurde wieder renoviert und für die Öffentlichkeit zugängig gemacht. Im Meierhof wurden Werkstätten eingerichtet, anhand derer die Besucher das barocke Leben kennenlernen können (Drechslerei, Töpferei, Korbflechterei, Gärtnerei, Schnapsbrennerei). Die Orangerie zählt zu den größten und auch ältesten (1729/30) barocken Bauten dieses Typus in Europa. Zudem besitzt sie die einzige erhaltene und wieder in Funktion gesetzte unterirdische Warmluftheizung.

Außerdem befinden sich damalige Haustierrassen in den Stallungen und auf den Weiden des Hofes. Beteiligungen an Zuchtprogrammen sollen ein Aussterben mancher Rassen, wie der früher in der Monarchie vorkommenden Noniuspferde, verhindern. Auf den Weiden weiden Lipizzaner, Noriker-Pferde, Brillenschafe und Kamele, sowie einige der weltweit letzten österreich-ungarischen weißen Esel.

Brücke über die March

Schloßhof lag an der Straßenverbindung zwischen Wien und Preßburg, um 1873 (Aufnahmeblatt der Landesaufnahme)

Bereits zu Zeiten Maria Theresias bestand eine Brücke über die March. Die das erste Mal 1771 aufgebaute Brücke bestand aus gemauerten Bogen links und rechts des Flusses. Die direkte Konstruktion über der March bestand aus Holz. Diese wurde aber 1809 durch einen Eisstoß weggeschwemmt. Von Graf Pallfy wurde sie 1813 wiederhergestellt. Im Jahr 1866 wurde sie im Zuge des Deutschen Krieges gesprengt. Nach baldigen Aufbau wurde sie aber 1880 wieder durch einen Eisstoß weggerissen und nicht mehr aufgebaut. Danach bestand noch eine Fähre. Die Brückenbögen am österreichischen Ufer sind in der Landschaft noch sichtbar.[2]

Im Jahr 2010 wurde beschlossen, wieder eine Fahrradbrücke zu errichten, um das Schloss damit in das Radwegenetz über Devínska Nová Ves weiter nach Bratislava einzubinden. Durch bürokratische Hürden wurde der Baubeginn jedoch verzögert. Nach erfolgtem Spatenstich im September 2011 soll sie jedoch im April 2012 fertiggestellt werden. Finanziert wird das Projekt zum größten Teil durch die Europäische Union, während die Slowakei und Niederösterreich nur einen geringen Beitrag leisten müssen.[3]

Verwaltung

Verwaltet wird das Schloss, das sich in Bundesbesitz befindet, von der „Marchfeldschlösser Revitalisierungs- und Betriebsgesellschaft m.b.H.“. Diese war von 2002 bis 2006 eine Tochter der Schönbrunner Tiergarten Gesellschaft m.b.H.. Ab 2007 ist die Betriebsgesellschaft wieder im direkten Eigentum der Republik. Das Gebäude selbst fällt in die Kompetenz der Burghauptmannschaft Österreich.

Zu den Marchfeldschlössern gehört noch Schloss Niederweiden und Schloss Eckartsau.

Fotogalerie

Einzelnachweise

  1. Schloss Hof, Großes Barockfest
  2. Maria Theresia Brucke abgerufen am 22. August 2010
  3. Neue Brücke zwischen Slowakei und NÖ auf ORF vom 26. September 2011

Weblinks

 Commons: Schloss Hof – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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