Robert B. Parker

Robert B. Parker
Robert B. Parker

Robert Brown Parker (* 17. September 1932 in Springfield, Massachusetts; † 18. Januar 2010 in Cambridge, Massachusetts[1]) war ein US-amerikanischer Schriftsteller. Bekannt wurde er für seine Krimifigur Spenser, einen Bostoner Privatdetektiv in der literarischen Tradition der „Hard-boiled“-Detektive von Chandler und Hammett.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Nach einem B.A.-Abschluss am Colby College in Waterville, Maine, diente Robert Brown Parker zwei Jahre im Koreakrieg, bevor er 1957 an der Northeastern University in Boston seinen M.A. in amerikanischer Literatur erwarb. Nach fünf Jahren schriftstellerischer Jobs in der Wirtschaft und in der Werbung wechselte er wieder an die Universität. 1971 promovierte er an der Universität Boston mit einer Dissertation über die „Schwarze Serie“ in der amerikanischen Kriminalliteratur (The Violent Hero, Wilderness Heritage and Urban Reality: A Study of the Private Eye in the Novels of Dashiell Hammett, Raymond Chandler, and Ross Macdonald).

Im Jahr 1973 veröffentlichte er seinen ersten eigenen Kriminalroman in der Tradition seiner literarischen Vorbilder mit dem Privatdetektiv Spenser (Spenser und das gestohlene Manuskript). 1976 wurde er ordentlicher Professor an der Bostoner Universität, gab seine Tätigkeit aber bereits drei Jahre später auf, um sich nur noch dem Schreiben zu widmen. Von 1973 bis zu seinem Tod erschien fast jährlich ein neuer Spenser-Roman.

1997 begann er parallel zu der Spenser-Serie zwei Serien um den Polizisten Jesse Stone und um die weibliche Privatdetektivin Sunny Randall, die im jährlichen Wechsel erschienen.

Parker erlag im im Alter von 77 Jahren in seinem Haus in Cambridge einem Herzanfall. Er starb an seinem Schreibtisch sitzend, während er gerade an einem neuen „Spenser“-Roman schrieb.[2]

Auszeichnungen

Spenser

Parkers Held Spenser ist ein ehemaliger Schwergewichts-Profiboxer und kann auch auf eine kurze Polizeikarriere zurückblicken. Seit dem Ausscheiden aus dem Polizeidienst schlägt er sich als Privatdetektiv in Parkers Heimatstadt Boston durch. Wie seine literarischen Vorgänger Philip Marlowe, Sam Spade und Lew Archer ist Spenser ein Einzelkämpfer, der sich, zur Not auch mit großer Härte, durchzusetzen vermag. Spenser ist – wie er von Parker geschildert wird – tatsächlich unabhängig. Seine Autonomie bildet neben den Beziehungen zu dem Auftragsmörder Hawk, der ihm von Zeit zu Zeit hilft, und zu seiner großen Liebe Susan Silverman das literarische Grundmotiv der Serie. Spensers sanftere Seiten sind seine Vorliebe fürs Kochen und für Schöne Literatur.

Die Schilderung der Beziehungen zwischen Spenser, Hawk und Silverman ist Parkers Hauptanliegen. Abseits von moralischer Floskelhaftigkeit ist der Auftragsmörder Hawk Spensers wahrhaft bester Freund. Die absolute, bedingungslose Beziehung zwischen den beiden Männern bildet ein zentrales Motiv der Serie. Über Susan Silverman, die Spenser im zweiten Buch der Serie kennen- und lieben lernte, führte Parker schon bald Motive aus Psychoanalyse und Psychotherapie in die Serie ein. Spenser ist trotz aller Ernsthaftigkeit humorvoll, schlagfertig, manchmal fatalistisch und nie langweilig.

Mitte der 1980er Jahre entstand dann die recht erfolgreiche Fernsehserie Spenser (Originaltitel: „Spenser - For Hire“) mit Robert Urich in der Rolle des Privatdetektivs. Der 2002 verstorbene Schauspieler verkörperte Spenser außerdem in vier weiteren Fernsehfilmen in den 1990er Jahren. Als Ableger entstand 1989 die Fernsehserie Hawk (Originaltitel A Man Called Hawk), in der Avery Brooks den Titelhelden verkörperte. Parker schrieb für diese Serie die Drehbücher zu allen 13 Episoden.[3]

Parker und Chandler

Robert Parker war nicht nur was das Genre betrifft ein Nachfolger von Raymond Chandler, er setzte dessen Werk auch „offiziell“ (autorisiert durch Chandlers Nachlassverwalter) fort: Aus den Aufzeichnungen von Chandler über eine nicht vollendete Philip-Marlowe-Geschichte machte er 1989 den Roman Einsame Klasse (engl. Poodle Springs). Und der 1991 erschienene Roman Tote träumen nicht war eine Fortsetzung des Chandler-Klassikers Der große Schlaf (verfilmt als: Tote schlafen fest).

Werke

Die Spenser-Romane

  • 1973 The Godwulf Manuscript
    • Die Schnauze voll Gerechtigkeit, dt. von Angelika Haug; Bern, München, Wien: Scherz 1976
    • auch als: Spenser und das gestohlene Manuskript, gleiche Übersetzung. Ullstein, Frankfurt/M. / Berlin / Wien 1984, ISBN 3-548-10236-0
  • 1974 God Save the Child
    • Kevins Weg ins andere Leben, dt. von Eike Arnold. Ullstein, Frankfurt/M. / Berlin / Wien 1976, ISBN 3-548-01760-6
  • 1975 Mortal Stakes
    • Endspiel gegen den Tod, dt. von Ursula Goldschmidt. Ullstein, Frankfurt/M. / Berlin / Wien 1976, ISBN 3-548-01765-7
  • 1977 Promised Land
    • Leichte Beute für Profis, dt. von Martin Lewitt. Ullstein, Frankfurt/M. / Berlin / Wien 1977, ISBN 3-548-01848-3
    • auch als: Auf eigene Rechnung, überarbeitete Übersetzung. Rowohlt, Reinbek 1998, ISBN 3-499-43311-7
  • 1978 The Judas Goat
    • Kopfpreis für neun Mörder, dt. von Monika Wittek. Ullstein, Frankfurt/M. / Berlin / Wien 1980, ISBN 3-548-10057-0
  • 1980 Looking for Rachel Wallace
    • Bodyguard für eine Bombe, dt. von Ute Tanner. Ullstein, Frankfurt/M. / Berlin / Wien 1981, ISBN 3-548-10103-8
  • 1981 Early Autumn
    • Finale im Herbst; dt. von Malte Krutzsch. Ullstein, Frankfurt/M. / Berlin / Wien 1981, ISBN 3-548-10142-9
  • 1981 A Savage Place
    • Licht auf Dunkelmänner, dt. von Sigrid Keller. Ullstein, Frankfurt/M. / Berlin / Wien 1983, ISBN 3-548-10193-3
  • 1982 Ceremony
    • Einen Dollar für die Unschuld, dt. von Ute Tanner. Ullstein, Frankfurt/M. / Berlin / Wien 1983, ISBN 3-548-10208-5
  • 1983 The Widening Gyre
    • Spenser und der Kandidat, dt. von Klaus Kamberger. Ullstein, Frankfurt/M. / Berlin / Wien 1984, ISBN 3-548-10263-8
  • 1984 Valediction
    • Spensers Abschied, dt. von Klaus Kamberger. Ullstein, Frankfurt/M. / Berlin / Wien 1985, ISBN 3-548-10300-6
  • 1985 A Catskill Eagle
    • Spenser auf der Flucht; dt. von Klaus Kamberger. Ullstein, Frankfurt/M. / Berlin / Wien 1986, ISBN 3-548-10401-0
  • 1986 Taming a Sea Horse
    • Wer zähmt April Kyle? dt. von Klaus Kamberger. Ullstein, Frankfurt/M. / Berlin 1987, ISBN 3-548-10480-0
  • 1987 Pale Kings and Princes
    • Bleiche Schatten im Schnee, dt. von Klaus Kamberger. Ullstein, Frankfurt/M. / Berlin 1988, ISBN 3-548-10541-6
  • 1988 Crimson Joy
    • Tödliches Rot, dt. von Klaus Kamberger. Ullstein, Frankfurt/M. / Berlin 1988, ISBN 3-548-10616-1
  • 1989 Playmates
    • Spiessgesellen, dt. von Hans. M. Herzog. Ullstein, Frankfurt/M. / Berlin 1988, ISBN 3-548-10652-8
  • 1990 Stardust
  • 1991 Pastime
    • Keine Schonzeit für Spenser, dt. von Hans H. Harbort. Goldmann, München 1992, ISBN 3-442-41520-9
  • 1992 Double Deuce
  • 1993 Paper Doll
  • 1994 Walking Shadow
    • Die unsichtbaren Killer, dt. von Jürgen Bürger. Rowohlt, Reinbek 1995, ISBN 3-499-43178-5
  • 1995 Thin Air
  • 1996 Chance
    • Letzte Chance in Las Vegas, dt. von Heidi Zerning. Rowohlt, Reinbek 1997, ISBN 3-499-43280-3
  • 1997 Small Vices
  • 1998 Sudden Mischief
  • 1999 Hush Money
    • Der Preis des Schweigens, dt. von Robert Brack. Rowohlt, Reinbek 2000, ISBN 3-499-22815-7
  • 2000 Hugger Mugger
  • 2001 Potshot
  • 2002 Widow’s Walk
    • Die blonde Witwe, dt. von Emanuel Bergmann und Tanja Mushenko. Pendragon, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-86532-037-7
  • 2003 Back Story
  • 2004 Bad Business
  • 2005 Cold Service
  • 2005 School Days
  • 2006 Hundred-Dollar Baby
  • 2007 Now and Then
  • 2008 Rough Weather
  • 2009 The Professional
  • 2010 Painted Ladies

Die Jesse-Stone-Romane

  • 1997 Night Passage
  • 1998 Trouble in Paradise
  • 2001 Death In Paradise
  • 2003 Stone Cold
  • 2006 Sea Change
  • 2007 Blue Screen[4]
  • 2007 High Profile
  • 2008 Stranger In Paradise
  • 2009 Night and Day
  • 2010 Split Image

Die Sunny-Randall-Romane

  • 1999 Family Honor
  • 2000 Perish Twice
  • 2002 Shrink Rap
  • 2004 Melancholy Baby
  • 2006 Blue Screen
  • 2007 Spare Change

Die Philip-Marlowe-Romane

  • 1989 Poodle Springs
  • 1991 Perchance to Dream
    • Tote träumen nicht (autorisierte Fortsetzung von Raymond Chandlers Der grosse Schlaf), dt. von Wulf Bergner. Knaus, München 1991, ISBN 3-8135-1144-8

Die Virgil-Cole-und-Everett-Hitch-Romane

  • 2005 Appaloosa
  • 2008 Resolution
  • 2009 Brimstone
  • 2010 Blue-Eyed Devil

Andere Romane

  • 1979 Wilderness
    • Wildnis, dt. von Ute Tanner. Ullstein, Frankfurt/M. / Berlin / Wien 1984, ISBN 3-548-10275-1
  • 1980 Love and Glory
    • Eine Art Verlangen, dt. von Klaus Kamberger. Goldmann, München 1995, ISBN 3-442-41423-7
  • 1994 All Our Yesterdays
  • 2001 Gunman’s Rhapsody
  • 2004 Double Play
  • 2007 Edenville Owls
  • 2008 The Boxer and the Spy

Sachbücher

  • 1974 Sports Illustrated Training with Weights (mit John R. Marsh)
  • 1982 Three Weeks in Spring (mit Joan H. Parker)
  • 1990 A Year At The Races (mit Joan H. Parker)

Siehe auch: Liste der Krimi-Autoren

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Boston Globe: Mystery novelist Robert Parker dies at 77, abgerufen am 19. Januar 2010
  2. Spenser – For Hire: Autor Robert B. Parker gestorben. auf serienjunkies.de, abgerufen am 24. Januar 2010
  3. Stab der Serie A Man Called Hawk bei imdb.com, abgerufen am 30. April 2009
  4. epguides.com

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