Sabril

Sabril
Strukturformel
Enantiomere von Vigabratin


(S)-Vigabatrin (oben) und (R)-Vigabatrin (unten)

Allgemeines
Freiname Vigabatrin
Andere Namen

(RS)-4-Aminohex-5-ensäure

Summenformel C6H11NO2
CAS-Nummer 60643-86-9
PubChem 5665
ATC-Code

N03AG04

DrugBank DB01080
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Antiepileptikum

Fertigpräparate

Sabril® (D)

Eigenschaften
Molare Masse 129,16 g·mol−1
Schmelzpunkt

209 °C [1]

Löslichkeit

gut löslich in Wasser [1]

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung [2]

Xi
Reizend
R- und S-Sätze R: 36/37/38
S: 26-36
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Vigabatrin (Handelsname Sabril®) ist ein krampfunterdrückender Arzneistoff, der in der Behandlung von Epilepsien eingesetzt wird. Chemisch ist es strukturell ganz ähnlich aufgebaut wie die Überträgersubstanz Gamma-Aminobuttersäure (GABA). Aufgrund des Nebenwirkungsprofils ist seine Anwendung aber auf einzelne spezielle Formen der Epilepsie beziehungsweise sonst therapieresistente Fälle eingeschränkt.

Inhaltsverzeichnis

Wirkmechanismus

Als strukturanaloge Substanz zu GABA hemmt Vigabatrin das GABA-abbauende Enzym GABA-Transaminase. Dadurch wird die Konzentration des hemmend wirkenden Neurotransmitters erhöht. Da die Hemmung irreversibel ist, hält dieser Effekt auch nach Absetzen des Medikaments an, bis neue Enzyme zum Abbau der GABA von den Nervenzellen bereitgestellt werden.

Anwendungsgebiete

Wegen der ungünstigen Nebenwirkungen wird Vigabatrin als Mittel der ersten Wahl nur noch beim West-Syndrom bei solchen Kindern eingesetzt, bei denen dieses als symptomatische Epilepsie im Rahmen einer tuberösen Sklerose auftritt, weil es sich hier als besonders wirksam erwiesen hat. Ansonsten kann es bei herdförmigen Epilepsien – auch solchen mit sekundärer Generalisierung – angewendet werden, wenn die Mittel der ersten Wahl nicht zu einer Anfallsfreiheit geführt haben.

Das Medikament wird oral eingenommen und hat eine Halbwertszeit von 5 bis 8 Stunden bei Jugendlichen bzw. 12 bis 13 Stunden bei Erwachsenen.

Nebenwirkungen

Dosisabhängig treten Müdigkeit bis hin zur Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Verschwommensehen, Nystagmus und Gleichgewichtsstörungen auf. Dosisunabhängig allergisch kann es bei Kindern zu Erregungszuständen, bei Erwachsenen zu Depression oder Psychosen kommen. Diese Veränderungen treten meist in den ersten Monaten der Therapie auf und sind umkehrbar. Bei chronischer Einnahme kann es zu Gewichtszunahme und zur Verschlimmerung von generalisierten Epilepsien wie Absencen und myoklonischen Anfällen kommen. In bis zu 40 % der behandelten Erwachsenen wurden beidseitige Gesichtsfeldausfälle beobachtet, die zwar nur in etwa 5 % symptomatisch waren, aber wahrscheinlich nicht rückgängig zu machen sind. Sie treten unabhängig von der Dosis, der Dauer der Therapie, dem Lebensalter, der Dauer der Epilepsie und der antiepileptischen Begleitmedikation auf. Zwar kommt es nur selten zu einem wirklich beeinträchtigenden „Tunnelsehen“, dennoch hat diese Nebenwirkung dazu geführt, Vigabatrin nach anfänglich breiterer Anwendung nur noch in ausgesuchten, wohlabgewogenen Fällen einzusetzen.

Stereoisomerie

Vigabatrin ist chiral, enthält also ein Stereozentrum. Es gibt somit zwei Enantiomere, die (R)-Form und die (S)-Form, von denen nur das (S)-Enantiomere pharmakologisch aktiv ist.[3] Die Handelspräparate enthalten den Arzneistoff als Racemat (1:1-Gemisch der Enantiomere).

Herstellung

Für Vigabatrin sind in der Literatur mehrstufige Synthesen , ausgehend von Malonsäurediethylester und 1,4-Dichlor-2-buten, beschrieben. [4]

Quellen

  1. a b The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 1715−1716, ISBN 978-0-911910-00-1.
  2. Vigrabatrin bei sigma-aldrich
  3. K. D. Hägele, P. J. Schechter: Kinetics of the enantiomers of vigabatrin after an oral dose of the racemate or the active S-enantiomer, Clinical Pharmacology and Therapy 40 (1986) 581–586.
  4. Axel Kleemann, Jürgen Engel, Bernd Kutscher und Dietmar Reichert: Pharmaceutical Substances, 4. Auflage (2000), 2 Bände erschienen im Thieme-Verlag Stuttgart, ISBN 978-1-58890-031-9; seit 2003 online mit halbjährlichen Ergänzungen und Aktualisierungen.
Gesundheitshinweis
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