Schlesische Aufstände

Schlesische Aufstände

Die Aufstände in Oberschlesien waren drei bewaffnete Konflikte, die zwischen 1919 und 1921 im zum Deutschen Reich gehörenden Oberschlesien stattfanden. Erklärtes Ziel der polnischen Aufständischen war es, Oberschlesien an die Zweite Polnische Republik anzuschließen. Entgegen ihren Erwartungen erfolgte jedoch keine offene militärische Unterstützung durch den polnischen Staat, der sich im Polnisch-Sowjetischen Krieg befand.

Inhaltsverzeichnis

Erster Aufstand

Der Erste Aufstand brach in der Nacht vom 16. auf den 17. August 1919 aus und wurde von Alfons Zgrzebniok angeführt. Der Aufstand wurde durch die POW (Polnische Militär-Organisation) (Polska Organizacja Wojskowa Górnego Śląska) ausgelöst[1][2] und durch die Schwarze Reichswehr am 26. August 1919 niedergeschlagen. Seine Ursache war die Verhaftung der POW-Führung. Die Aufständischen erreichten aber die Amnestierung der Gefangenen.

Zweiter Aufstand

Der Zweite Aufstand, ebenfalls von Alfons Zgrzebniok angeführt, brach in der Nacht vom 19. auf den 20. August aus und dauerte bis zum 25. August 1920. Seine Ursache war eine große Manifestation gegen den Polnisch-Sowjetischen Krieg am 17. August 1920, in deren Verlauf es zur Demolierung der Räume des polnischen Plebiszitkommissariats und Plünderungen polnischer Geschäfte durch prodeutsche Demonstranten kam sowie die Erschießung von zehn Bergleuten vor der Zeche Myslowitz durch den Grenzschutz Ost. Die Kämpfe wurden auf Betreiben der Internationalen Kommission beendet, nachdem den propolnischen Kräften der Zugang zur vorläufigen Verwaltung und zu Sicherheitskräften zugesichert wurde.

Dritter Aufstand

Die angespannte Sicherheitslage, Terror und Gegenterror in Oberschlesien vor und während des Plebiszits am 20. März 1921 kosteten auf beiden Seiten ca. 3000 Menschen das Leben. Aber auch nach der Volksabstimmung (Stimmenverhältnis: 700.605 für Deutschland, 479.359 für Polen) besserte sich die Lage kaum. Die Spannungen mündeten in den Dritten Aufstand, der in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1921 ausbrach und bis zum 5. Juli 1921 dauerte. Die polnische Regierung stellte unmissverständlich klar, dass sie den Aufstand missbilligte und berief Korfanty vom Plebiszitkommissarposten ab[3].

Der dritte Aufstand wurde von Oberst Graf Maciej Mielżyński angeführt. Die unmittelbare Ursache war die Ablehnung des britisch–italienischen Gebietaufteilungsvorschlags (Percival-de Marinis Linie) durch die propolnische Seite, der drei Viertel Oberschlesiens, darunter alle Industriezentren, bei Deutschland belassen wollte. Zahlreiche polnische Freiwillige, „die nicht in Schlesien beheimatet waren“, beteiligten sich [2]. Damit begann die Besetzung des Teils Oberschlesiens, der nach Korfantys Vorstellungen an Polen abgetreten werden sollte. Lediglich die italienischen Truppen hinderten die Aufständischen am Vormarsch, die französischen Verbände schritten nicht ein. Deutsche Freikorps schlossen sich daraufhin im Selbstschutz Oberschlesien (SSOS) zusammen und begannen mit der Gegenwehr. Die größte Schlacht des Aufstandes fand in der Gegend um den St. Annaberg vom 21. bis 27. Mai 1921 statt, deren Höhepunkt der Sturm auf den Annaberg durch den SSOS mit der Besetzung des Berges am 21. Mai 1921 bildete. Der Aufstand selbst endete am 5. Juli 1921 mit einem Waffenstillstandsabkommen, das auf Druck der Alliierten zustande kam. Korfanty beugte sich diesem Druck, wollte den Aufstand nur als eine militärische Manifestation sehen und befahl die Beendigung der Kämpfe. Dafür wurde er von der militärischen Aufstandsführung, u. a. durch Oberst Mielżyński, scharf kritisiert. Korfanty setzte sich dennoch durch und konnte den 1922 in Genf unterzeichneten Teilungsvorschlag (2/3 Deutschland, 1/3 Polen) als eigenen Erfolg feiern. Beim Deutschen Reich verblieb der zwar flächen- und bevölkerungsmäßig größere, vor allem jedoch eher agrarisch strukturierte Teil des Abstimmungsgebiets. Große industrielle Komplexe gingen an Polen.

Quellen

  1. Heinrich Jaenecke: Polen. Träumer Helden Opfer, S. 79, STERN-Bücher im Verlag Gruner & Jahr , Hamburg 1981, ISBN 3-570-00825-8.
  2. a b Hans Roos Geschichte der polnischen Nation 1918-1978, S.91, Kohlhammer, Stuttgart Berlin Köln Mainz 1979, ISBN 3-17-004932-1
  3. Aus der Korfantys Rede vom 3. Mai 1921: „Rząd polski odwołał mnie ze stanowiska komisarza plebiscytowego, ponieważ nie byłem w stanie zapobiec puczowi.“ (Die Polnische Regierung rief mich von dem Plebiszitkommissarposten ab, weil ich nicht in der Lage war den Putsch zu verhindern) Quelle: Sigmund Karski „Albert (Wojciech) Korfanty. Eine Biographie“

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Emanuelssegen — Dieser Artikel beschreibt die polnische Stadt Katowice, für die tschechische Gemeinde Katovice siehe dort. Kattowitz …   Deutsch Wikipedia

  • Katowice — Dieser Artikel beschreibt die polnische Stadt Katowice, für die tschechische Gemeinde Katovice siehe dort. Kattowitz …   Deutsch Wikipedia

  • Stalinogrod — Dieser Artikel beschreibt die polnische Stadt Katowice, für die tschechische Gemeinde Katovice siehe dort. Kattowitz …   Deutsch Wikipedia

  • Stalinogród — Dieser Artikel beschreibt die polnische Stadt Katowice, für die tschechische Gemeinde Katovice siehe dort. Kattowitz …   Deutsch Wikipedia

  • Kattowitz — Kattowitz …   Deutsch Wikipedia

  • Gleiwitz — Gliwice …   Deutsch Wikipedia

  • Gieschewald — Vornehmes Wohnhaus in Giszowiec Giszowiec (deutsch: Gieschewald) gehört zu den östlichen Stadtteilen von Kattowitz in der Woiwodschaft Schlesien in Polen. Die 1907 gegründete Kolonie hat etwa 18.600 Einwohner und eine Fläche von 12 km².… …   Deutsch Wikipedia

  • Giszowiec — Vornehmes Wohnhaus in Giszowiec Giszowiec (deutsch: Gieschewald) gehört zu den östlichen Stadtteilen von Kattowitz in der Woiwodschaft Schlesien in Polen. Die 1907 gegründete Kolonie hat etwa 18.600 Einwohner und eine Fläche von 12 km².… …   Deutsch Wikipedia

  • Olsa-Gebiet — Tschechische Karte mit der Grenze des Herzogtums und Demarkationslinien zwischen Tschechoslowakei und Polen Polnische Karte von „Zaolzie“ mit …   Deutsch Wikipedia

  • Labedy — Łabędy …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”