Schloss Lichtenau

Schloss Lichtenau

Das Schloss Lichtenau ist eine Schlossanlage in Oberösterreich und liegt im Ortsteil Lichtenau der Gemeinde Haslach im Mühlviertel. Eine Burg wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts erbaut, im 17. Jahrhundert in ein Schloss umgebaut und brannte im Zweiten Weltkrieg nieder. Seit 1965 wird das Schloss wieder aufgebaut und befindet sich heute in Privatbesitz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Es wird vermutet, dass die Burg um 1217 als Fluchtburg erbaut wurde und den Rosenbergern gehörte. Die erstmalige, urkundliche Erwähnung erfolgte 1293, als der damalige Besitzer Sifrit der Hugenberger verstarb. Lichtenau war damals ein Lehen der Rosenberger. Nach Sifrit folgte sein gleichnamiger Sohn und später sein Enkel. 1399 kam die Burg an Elisabeth Anhanger, einer verwitwete Jörger. Ihr Sohn, Hans Jörger, erbte die Burg, wohnte jedoch nicht hier. Von Bernhard Jörger ging die Burg vor 1426 an die Familie Oeder über.

Ab 1483 waren die Wallseer die Lehnsherren der Burg und sie belehnten Marx Oeder mit Lichtenau. Durch Heirat kam sie vor 1555 in den Besitz der Familie Herleinsperger, in deren Besitz es bis 1624 blieb. Um 1594, in der Zeit der Türkeneinfälle, wurde die Burg als Bollwerk für das obere Mühlviertel bestimmt. Unter den Herleinsperger wurde die Burg Anfang des 17. Jahrhunderte in ein befestigtes Renaissanceschloss umgebaut. Elisabeth Herleinsperger heiratete 1608 Dietmar Schifer von Dachsberg, in dessen Besitz die Burg nach 1624 kam. 1661 kam das Schloss durch Heirat als Mitgift an den Grafen Johann Secundus von Sprinzenstein, 1728 wiederum durch Heirat an den Grafen Philipp von Welsberg. Zur Herrschaft gehörten damals rund 150 Untertanen.

Georg Fölser, ein Haslacher Textilkaufmann, kaufte das Schloss 1831. 1885 diente das Schloss wieder als Heiratsgut und kam so an den Textil-Industriellen Heinrich Vonwiller. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde wieder Umbauten vorgenommen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss von sowjetrussischen Soldaten besetzt und ein Brand am 8. September 1945 vernichtete weite Teile des Schlosses, das dadurch zur Ruine wurde. Mitte der 1960er Jahre erwarb Rüdiger Ernst Vonwiller das Schloss, indem er seine Geschwister auszahlte. Ab 1969 ließ er das Schloss wieder bewohnbar machen, jedoch der schwer beschädigte Nord- und Osttrakt wurde abgetragen. Im Jahr 2001 wurde das Schloss verkauft. Der neue Besitzer führte eine Generalsanierung durch und dient heute als Zweitwohnsitz.

Bau

Das Schloss liegt oberhalb der Großen Mühl am südlichen Ortsrand von Lichtenau. Es wird von einem Landschaftspark mit vielen alten Bäumen umgeben. Die heutige Anlage besteht aus mehreren Gebäuden, die um einen trapezförmigen Innenhof stehen. Am besten ist der Eingangsflügel mit dem Torbau im Norden erhalten. Auf eine einstige Zugbrücke weisen die Rollenlöcher im Portal hin, der Wassergraben ist heute längst verschwunden. Von der Straße her wird das Schloss durch eine mehrteilige, schmiedeeiserne Toranlage betreten, die auch in den Park führt. Eine einfache Mauer bildet den Ostteil, das Gebäude an dieser Stelle wurde abgerissen.

Im Süden steht das fast quadratische, turmartige Haupthaus. Das Erdgeschoß beherbergt eine Renaissancehalle mit einem Stichkappentonnengewölbe auf einem mächtigen Mittelpfeiler. Ein Kamin in diesem Raum ist mit 1556 datiert, die Türrahmen sind noch älter. Die beiden Obergeschoße des Haupthauses wurden 1945 zerstört, bei der Renovierung folgte die weitgehende Wiederherstellung. Hofseitig besitzt das Haupthaus einen Laubengang. Im Westen befindet sich die Kapelle, die die gesamte Westfront einnimmt. Die Kapelle, zu der ein Renaissanceportal führt, stammt aus der Zeit um 1600. Die Decke ist reich verziert und mit rippenartigen Stuckbändern geschmückt. Sehenswert in der Kapelle ist ein großes Barockkruzifix.

Im Vorhof steht ein Brunnen mit einem sechseckigen Becken. An der Seite sind die Wappen der Oeder und Herleinsperger angebracht. Westlich des Schlosses steht der ehemalige Meierhof, der im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts errichtet wurde.

Siehe auch

Literatur

  • Oskar Hille: Burgen und Schlösser von Oberösterreich, Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 2. Auflage 1992, ISBN 3850683230

Weblinks

48.58916666666714.0363888888897Koordinaten: 48° 35′ 21″ N, 14° 2′ 11″ O


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