Sorbisches Schulsystem

Sorbisches Schulsystem
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Verteilung der sorbischen Mittelschulen in der Oberlausitz.
B-Schulen in Brandenburg (1954/55)
A- und B-Schulen in Sachsen (1954/55)

Zu sorbischen Schulen zählen die Bildungseinrichtungen, in denen die sorbische Sprache neben der deutschen zur Lehrvermittlung verwandt wird.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Sorbischen Unterricht gibt es, seitdem es Schulen in der Lausitz gibt. Ab dem Mittelalter übernahmen vor allem Geistliche den Unterricht in sorbischer Sprache. Den ersten geregelten und offiziellen sorbischen Unterricht gab es in Sachsen. Zur Zeit des Kaiserreiches und des Nationalsozialismus war die sorbische Sprache in den Schulen verboten, ab 1937 sogar jegliche Veröffentlichungen in sorbischer Sprache. Trotzdem gab es einige Lehrer und Intellektuelle, die ihre Schüler in der sorbischen Sprache unterrichteten, so z. B. unterrichtete Fryco Rocha von 1891–1915 die Kinder in Tauer auf Wendisch. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden erstmals in der gesamten Lausitz sorbische Schulen eingerichtet. Dabei unterschied man Schulen des Typs A und des Typs B, heute gibt es diese strikte Einteilung nicht mehr. Typ-A-Schulen hielten den Unterricht auf Sorbisch ab und die Typ-B-Schulen lehrten Sorbisch als 1. Fremdsprache. In den Jahren von 1954 bis 1955 existierten in der Niederlausitz 22 Schulen des Typs B und eine niedersorbische Oberschule (heute Gymnasium). In der Oberlausitz gab es zu diesem Zeitpunkt 73 B-Schulen, 11 Schulen des Typs A und eine obersorbische Oberschule (wiederum heute auch Gymnasium). Es war sogar geplant, einige B-Schulen in A-Schulen umzuwandeln, dies scheiterte jedoch am Mangel von Lehrern und Räumlichkeiten.

Die DDR sprach damals davon, dass „die Lausitz zweisprachig wird“. Man versuchte der sorbischen Sprache einen höheren Stellenwert im Alltag und vor allem in der regionalen Wirtschaft (beispielsweise im Kraftwerk Schwarze Pumpe) zu geben. Nachdem sich die DDR-Regierung dann jedoch dafür aussprach, dass „die Lausitz sozialistisch wird“, wurde der Sorbischunterricht an vielen Schulen eingestellt.

Problematik zur Errichtung eines sorbischen Schulsystems

In den 1950er Jahren, also in der Anfangsphase des entstehenden Schulsystems, gab es große Proteste bei der alteingesessenen deutschen Bevölkerung und Flüchtlingen aus dem Osten, da sie ihre Kinder auch in dem Ort zu einer deutschen Schule schicken wollten, in dem sie wohnten, und nicht in eine weiter entfernte. Auch Sorben und Wenden waren in Ansätzen gegen den sorbisch-wendischen Unterricht. Sie wollten, dass ihre Kinder ordentliches Deutsch lernten, damit sie in ihrer Zukunft keine Schwierigkeiten in der Arbeitswelt bekämen.

Probleme:

  • Sorbisch hatte einen niedrigen Stellenwert in der Niederlausitz und in der Oberlausitzer Heide
  • Lehrermangel
  • Mangel an Räumlichkeiten
  • Kaum Bereitschaft bei der deutschen Bevölkerung, ihre Kinder zumindest in eine B-Schule zu schicken
  • Angst vor dem schlechten Erlernen der deutschen Sprache
  • Kinder, die Sorbisch lernten, hatten mehr Unterrichtstunden in der Woche (oft auch am Nachmittag)
  • In der Niederlausitz gab es außerdem das Problem, dass meistens Obersorben die wendischen Kinder unterrichteten.

Zahlen zur Entwicklung des sorbischen Schulsystems

× 1945 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955
Anzahl zweisprachiger Grundschulen 14 24 39 68 69 78 70 72 72 81 95
Sorbische Schulen 9 9 11 11

1951: In diesem Jahr wurden kleinere Dorfschulen zusammengelegt.

× 1945 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955
Anzahl zweisprachiger Lehrer ca.75 82 112 142 188 211 244 258 271 290 290

1945: Diese Zahl entstand im November 1945. Durch die Entnazifizierung wurden auch viele sorbische "Altlehrer" aus dem Schuldienst entlassen.

Schüleranzahl 1956/57 1957/58 1959/60
Bautzen 9.569 10.049 11.326
Kamenz 764 799 1.004
Niesky 768 833 827
Hoyerswerda 2.955 2.944 3.320
Weißwasser 1.381 1.171 1.420
Cottbus-Stadt 309 277 1.739
Cottbus-Land 1.638 1.804 1.949
Calau 32 25 850
Forst 74 74
Guben 106 332
Lübben 92
Gesamte Lausitz 17.688 18.308 22.435

Siehe auch: Liste der Orte mit sorbischen Schulen 1954/1955

Heute

Logo des Witaj-Konzepts

Heute gibt es noch 4 Mittelschulen mit Sorbisch als Lehrvermittlungssprache in Bautzen, Räckelwitz, Ralbitz und in Radibor, 2 Gymnasien, das Niedersorbische Gymnasium in Cottbus und das Sorbische Gymnasium in Bautzen, sowie noch 25 Grundschulen, in denen Sorbisch obligatorisches Unterrichtsfach ist. Daneben gibt es das Witaj-Projekt, das sorbischen und deutschen Kindern die sorbische Sprache schon im Kindergarten nahebringen soll.

Zukunft

Sorbische Mittelschule in Panschwitz-Kuckau.

Ein negativer Faktor ist vor allem die Schließung sorbischer Kultur- und Jugendeinrichtungen im sorbisch-katholischen Kerngebiet (Städtedreieck: Bautzen-Kamenz-Hoyerswerda). Schüler müssen somit in fernere sorbische Schulen oder in deutsche Schulen, die näher liegen, gehen.

Im Jahre 2003 schloss die sorbische Mittelschule in Crostwitz, die sich vor allem für die sorbische Sprache und für den Ausbau des sorbischen Wortschatzes bei den Schülern eingesetzt hatte. Trotz Protesten und Unterschriftensammlungen, die von Sorben und Nicht-Sorben unterstützt wurden, konnte die Schule nicht gehalten werden.

Die sorbische Mittelschule in der Ortschaft Panschwitz-Kuckau wurde zum Ende des Schuljahres 2006/2007 geschlossen.

Der 18. Februar 2008 war der erste Unterrichtstag im Sorbischen Schul- und Begegnungszentrum Bautzen. Das Gebäude auf der List-Straße in Bautzen wurde komplett saniert. Im Sorbischen Schul- und Begegnungszentrum arbeiten nun Grundschule, Mittelschule und Gymnasium unter einem Dach.

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  • Der Niedersorben Wendisch, Domowina-Verlag ISBN 3-7420-1886-8
  • Die Sorbenpolitik der DDR 1949–1970, Pech ISBN 3-7420-1807-8

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