Sportjargon

Sportjargon

Sportjargon ist die im Bereich des Sports entstandene Gruppensprache.

Bereits das Wort „Sport“ kann man als aus dem Sportjargon stammend ansehen. Mit der Turnbewegung des 19. Jahrhunderts, die ihre Betätigung zunächst Turnen, Gymnastik oder Leibesübungen nannte, kam der Begriff als englisches Fremdwort soweit in europäischen Gebrauch, dass er längst Bestandteil auch der deutschen Sprache ist.

Nahezu jede Sportart entwickelte ihre eigenen, aus anderen Lebensbereichen oder Sprachen entlehnten bildhaften Begrifflichkeiten, die dem Außenstehenden nicht immer sogleich verständlich sind. Andererseits sind aus dem Jargon der Sportler zahlreiche Begriffe und Redewendungen in die Umgangssprache eingeflossen und vermögen diese neu zu akzentuieren und zu bereichern.

Inhaltsverzeichnis

Fußball

  • 12. Mann – im Fußball eine Bezeichnung für die Zuschauer eines Spiels
  • 23. Mann – Bezeichnung für den Schiedsrichter
  • 3. Halbzeit – Ausschreitungen vor und/oder nach einem Fußballspiel
  • Bananenflanke – Zuspiel des Balles über eine größere Entfernung, bei dem der Ball eine schiefe, quasi bananenförmige Flugbahn zurücklegt
  • Bolzen – Fußball spielen, in engeren Sinne: hart aufs Tor schießen
  • Bolzplatz – öffentlicher, frei benutzbarer Fußballplatz
  • Booken – (Norddeutschland) = "Bolzen", "Booker" für "Bolzplatz"
  • Bombe – gezielter Fernschuss
  • Blutgrätsche – besonders aggressive Form der Grätsche, bei der eine Verletzung des Gegenspielers in kauf genommen wird. Im engeren Sinne eine Grätsche auf den Spieler, nicht auf den Ball
  • danteln (Bairisch); gaberln – (Österreichisch) – im Fußball: den Ball mit den erlaubten Körperteilen in der Luft halten
  • durchtanken – ein Spieler schafft es, mehrere Abwehrspieler durch eine gelungene Einzelaktion hinter sich zu lassen
  • Eisenbahnerschmäh – (Österreichisch) – Dribbeln mit gleichzeitigem Hakenschlagen
  • Elfer – Kurzform von Elfmeter, siehe Strafstoß
  • Fackeln – oder auch "die Fackel rausholen", im Ruhrgebiet umgangssprachlich für den Torschuss ("da muss er endlich die Fackel rausholen!")
  • Fliegenfänger – Bezeichnung für einen Torwart, der Probleme beim Fangen von hohen Bällen hat
  • Flügelzange – Außenstürmer, die von beiden Außenseiten Druck auf die Verteidigung ausüben[1]
  • Gelbsperre – Befristetes Spielverbot für einen Spieler, der eine bestimmte Anzahl gelber Karten bekommen hat (auch Gelb-Rot-Sperre und Rotsperre)
  • Granate – gezielter Fernschuss
  • Gurkenpass – schlechter Pass[1]

  • Gurkerl – (Österreichisch) – Ein zwischen den Beinen des Gegners durchgeschossener Ball (als besonders demütigend gilt im Amateurfußball das „angekündigte Gurkerl“)
  • Kerze – im Fußball ein unkontrolliert mehr oder weniger senkrecht nach oben geschossener Ball
  • Kreuzeck – eines der beiden oberen Ecken eines Fußballtores („Schuss ins Kreuzeck“)
  • Lattenkreuz – dto. (die Stelle, wo sich Latte und Pfosten kreuzen)
  • Leo – Ausruf eines Spielers, der den Mitspielern signalisiert, dass diese den Ball durchlassen sollen.
  • Rasenschach – stark an Sicherheit vor Ballverlust orientiertes Spielverhalten
  • Räume zustellen – taktische Variante der verteidigenden Mannschaft, mögliche Abspielstationen geschickt zu versperren
  • Schwalbe – der Versuch, ein Foul vorzutäuschen, siehe: Schwalbe (Fußball)
  • Sechzehner – der Strafraum, also die Zone, die 16,4592 m (=18 yards) vor dem Tor beginnt
  • Ultras – besondere, ursprünglich aus Italien stammende Fankultur im Fußball (zum Teil später auch in anderen Massensportarten)
  • Torschützenliste – Rangliste der Spieler mit den meisten Toren
  • Tragl schießen – (Bayrisch) den Ball nicht treffen und damit in die Verpflichtung geraten, dem Rest der Mannschaft einen Kasten Bier (= "Tragl") auszugeben
  • tunneln oder Beinschuss – im Fußball der durch die Beine des Gegners gespielte Ball
  • verzinkter Schuss – gezielter Fernschuss mit hoher Geschwindigkeit
  • Viererkette aus vier Abwehrspielern bestehende taktische Formation
  • Wuchtel – (Österreichisch) – Der (geschossene) Ball (im übertragenen Sinn daher auch: pointierte, witzige Bemerkung)

Radsport

  • Affenkotelett, Affenwurst – andere Bezeichnung für eine Banane als Zwischenmahlzeit für Radfahrer
  • Autobahn – im Mountainbikesport sehr breiter und aus der Sicht vieler Biker wenig attraktiver Waldweg (Forstautobahnen)
  • Berghärte – ungefähres Maß für die Fähigkeiten eines Fahrers bei Bergetappen
  • explodieren – plötzlicher Leistungseinbruch durch körperliche Erschöpfung
  • Hungerast – plötzlicher Leistungseinbruch durch mangelnde regelmäßige Zufuhr von Nahrung, insbesondere Kohlenhydrate
  • Körner – Energiereserven
  • MaiskolbenZahnkranzpaket mit Ritzeln, die sich jeweils nur um einen Zahn unterscheiden, z. B. 13-14-15-16-17-18-19 Zähne. Maiskolben (oder Maiskolbenkassetten) werden häufig bei Zeitfahren verwendet.
  • Rettungsring – Traditionell ein besonders großes Ritzel, das bei Radrennen nur montiert wird, wenn im Etappenverlauf extreme Steigungen zu bewältigen sind. In jüngerer Zeit auch das dritte, ganz innen liegende Kettenblatt mit wenigen Zähnen (20...28).
  • Sauerstoffschuld – Zustand, der durch Überschreiten der aeroben Schwelle verursacht wird

Schach

  • Gaul – Bezeichnung für die Figur des Springers, ebenso Hüpfer oder Pferd
  • Tante – Bezeichnung für die Figur Dame

Synonyme für Ball

Ei, Kirsche, Kugel, Leder, Pille, Pocke, Pluntze

Sonstige Begriffe und Wendungen

  • 3. Halbzeit – gemütliches Beisammensein der Spieler, gelegentlich auch mit erweitertem Personenkreis, nach einem Ballspiel, das in zwei Halbzeiten ausgetragen wurde
  • Abflug – unfreiwilliges Verlassen der Rennstrecke, meist in Kurven, im Motorsport
  • abkochen – Gewicht verlieren durch Wasserverlust
  • am Ball bleiben – abgeleitet von Ballsportarten in der Bedeutung beharrlich sein, dabei bleiben, nicht aufgeben
  • Autobahn – im (vor allem alpinen) Skisport: sehr breit angelegte und nicht zu steile Skipiste
  • blau sein – an den Grenzen der körperlichen Leistungsfähigkeit angelangt sein, siehe Zyanose
  • Bogenlampe – ein als Heber ausgeführter Wurf beim Handball
  • Brett – Begriff aus dem Skisport, siehe auch Surfbrett
  • Gaul – im Pferdesport abfällige Bezeichnung für ein Pferd
  • jemanden nass machen – beim Schwimmen: schneller als ein Konkurrent schwimmen, allgemein: einen Konkurrenten hinter sich lassen
  • KittelreißerJudo- oder Karatekämpfer
  • Pfeife – abwertend für Schiedsrichter
  • Pflicht und Kür, siehe Eiskunstlauf
  • platzen – beim Gewichtheben: Scheitern bei allen drei Versuchen, ein Gewicht zur Hochstrecke zu bringen
  • Regenbogen – im Basketball: Wurf mit hoher Flugkurve
  • Schiri – kurz für Schiedsrichter
  • Slam Dunk – ein Korberfolg im Basketball, bei dem der Spieler, den Ball nicht wirft, sondern in den Korb „stopft“ (von engl. to dunk = „eintunken“)
  • Sportskanone – sehr sportlicher, durchtrainierter Mensch
  • vorbeisemmeln – neben den Ball treten oder beim Schuss das Tor verfehlen
  • zweites Standbein – zusätzliche Einnahmequelle, vgl. Standbein

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Sportjargon – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b Duden-Newsletter vom 11. Juni 2010: „Während uns Begriffe wie Gurkenpass (für einen schlechten Pass) und Flügelzange (für Außenstürmer, die Druck auf die Verteidigung ausüben) noch recht geläufig sind, sieht das mit dem österreichischen und schweizerischen Fußballjargon schon anders. In Österreich werden z. B. die Ausdrücke Eiergoalie für einen schlechten Tormann sowie Jausengegner für einen schlechten Gegner verwendet. Mit einem Dribblanski ist ein technisch versierter Spieler/Dribbler gemeint und der Outwachler steht für den Schiedsrichterassistenten bzw. den Linienrichter. Der Knödelreiter bezeichnet einen Stoß mit dem Knie gegen den Oberschenkel und mit Insultierung ist eine Schiedsrichterbeleidigung gemeint. Die Schweizer können beispielsweise mit Begriffen wie Assist für eine Torvorlage oder Füdlipass für einen Fehlpass aufwarten. Daneben gibt es den Bänkleinwärmer als scherzhafte Bezeichnung für einen Ersatz-/Auswechselspieler, das Mätchli für ein Trainings- oder Freizeitspiel, die Tschütteler für Fußballspieler generell – und die Nationalmannschaft wird in der Schweiz schlicht und einfach die Nati genannt.“

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