Stollenanlage Saphir

Stollenanlage Saphir

Der Hardtkopf ist ein stark bewaldeter Berg von 363,8 m Höhe in der Gemeinde Elbenberg im nordhessischen Landkreis Kassel. Der Berg ist Teil des Habichtswalds und liegt im Naturpark Habichtswald. Am Nordhang des Bergs liegt das Schloss Elberberg, im ehemals Elberberg genannten Oberdorf der 1967 durch Zusammenschluss mit dem benachbarten Elben geschaffenen Gemeinde Elbenberg. Der Berg erstreckt sich von Elbenberg in südsüdöstlicher Richtung, entlang dem linken (östlichen) Ufer der Elbe.

Felsenkeller

Im Jahre 1852 ließen die örtlichen Grundherren und Besitzer des Schlosses Elberberg, die Herren von Buttlar, die an der Elbe gelegene Hardtmühle von einer Sägemühle in eine Brauerei umbauen. Um das Bier sicher und kühl zu lagern, ließen sie in der Nähe, am Bachufer der Elbe, einen Felsenkeller in den Westhang des Hardtkopfs sprengen. Das vorgelagerte Portal mit Plattform und Balustrade und eine in der Nähe angelegte Kegelbahn waren Ort vieler Feste und Feiern der Familie von Buttlar und der Dorfbevölkerung.

Heute dient der Felsenkeller dem örtlichen Sportverein als Lagerraum. Er liegt direkt am Sportplatz, der auf dem Erdaushub des im Zweiten Weltkrieg in der Hardtkopf getriebenen Stollenssystems gebaut wurde.

Großstollenanlage „Saphir“

Im Zweiten Weltkrieg, als ab Herbst 1943 mit der so genannten U-Verlagerung kriegswichtiger Fabriken in unterirdische Anlagen begonnen wurde, begann die Organisation Todt mit dem Bau einer Großstollenanlage neben dem alten Felsenkeller. Wie alle neuen Stollenanlagen erhielt auch diese als Decknamen eine geologische Bezeichnung: „Saphir“. Geplant war die bombensichere Auslagerung von Teilen der Fabrikationsanlage für Flugzeugmotoren der Kasseler Firma Henschel bzw. deren Tochterfirma Henschel Flugmotorenbau GmbH aus Altenbauna. Bauausführende Firmen waren die Unternehmen Richter und Cronibus aus Kassel, und die Bergwerksgesellschaft Hibernia stellte die notwendigen Bergleute. Die Hauptarbeit wurde von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen aus Osteuropa, zumeist Russen, durchgeführt, die in einem Barackenlager am rechten Ufer der Elbe am Weg nach Altendorf untergebracht waren. Ab September 1944 mussten auch deutsch-jüdische Frauen aus dem Frauenlager im Tonloch dort mitarbeiten. Bis zum Einmarsch amerikanischer Truppen im Dorf am 31. März 1945 wurden Stollen von einer Gesamtlänge von fast 1000 m und einer Sohlenfläche von 4160 m² angelegt. Der Aushub wurde zwischen Berg und Bach angeschüttet und ergab die Grundlage für den heutigen Sportplatz. Die Stollenanlage wurde nie fertig gestellt, und Motoren wurden nie produziert.

Die Stollen und die bis zu fünf Meter hohen Gewölbekammern sind zum Großteil erhalten, stehen aber teilweise unter bis zu 30 cm Wasser. Produktionsanlagen oder Teile davon sind nicht mehr vorhanden, selbst wenn sie einmal dort gewesen sein sollten. Noch bis in die späten 1970er Jahre krochen Kinder und Jugendliche durch eingesackte Öffnungen im Hang in die Gänge, spielten dort und fuhren sogar mit Fahrrädern darin umher. Während der Schleyer-Entführung im Herbst 1977 wurden die Stollen von Polizeikräften durchsucht, weil sie als potenzielles Versteck infrage kamen. Wenig später wurden die Eingänge zugebaggert und der Zugang durch den Felsenkeller zugemauert. Der einzige Zugang heute führt durch ein wuchtiges Portal und eine kleine, sicher verriegelte Metallluke. Das System ist nicht öffentlich zugänglich; die Schlüssel hat das Bundesvermögensamt. Fledermäuse haben allerdings Wege in den Berg gefunden und leben heute in den alten Stollen.

1988 wurden im Zuge des Ortsjubiläums historische Hinweistafeln aufgestellt, so auch am Felsenkeller und am Tonloch.


51.22679.20787Koordinaten: 51° 13′ 36,12″ N, 9° 12′ 28,08″ O


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