Stumpfwald

Stumpfwald
Stumpfwald innerhalb des Pfälzerwaldes

Der Stumpfwald ist Teil des nördlichen Pfälzerwaldes in Rheinland-Pfalz. Er erstreckt sich von Nordost nach Südwest auf der Gemarkung der Gemeinden Ramsen (Donnersbergkreis) im Osten und Enkenbach-Alsenborn (Landkreis Kaiserslautern) im Westen. Den Namen gegeben hat der Wald dem Stumpfwaldgericht, einer alten Gerichtsstätte, und der musealen Stumpfwaldbahn.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die gebirgige und von Taleinschnitten durchzogene Waldfläche auf einer mittleren Höhe von knapp 400 m ü. NN besitzt eine Ausdehnung von etwa 1500 Hektar. Im Stumpfwald verläuft der obere Eisbach mit dem Bockbach als stärkstem Zufluss.

Für den Kraftverkehr erschlossen ist das Gebiet durch die Landesstraße 395, die am Eisbach aufwärts von Ramsen nach Enkenbach führt. Direkt am Südrand verläuft die Autobahn 6 (MannheimSaarbrücken), mit etwas Abstand im Norden die Autobahn 63 (KaiserslauternMainz). Die ursprünglich parallel zur Landesstraße verlaufende Eistalbahn von Grünstadt nach Enkenbach-Alsenborn wurde nach Stilllegung für den Abschnitt Grünstadt–Eiswoog wieder reaktiviert und dient vor allem dem Ausflugsverkehr.

Geschichte

Name

Das Gebiet wurde bereits im Jahr 765 und noch im Jahr 1330 in erhaltenen Urkunden als „Stamp“ bezeichnet, in den Jahren 1357, 1494 und 1596 als „Stampf“. Das Wort bezeichnete Geländestellen, an denen es nötig war, wegen der recht steilen Hänge mit stampfenden Schritten zu gehen. In Unkenntnis des Wortursprungs erfolgte später die Umwandlung in den Namen Stumpfwald.[1]

Rechtliche Entwicklung

Stumpfwaldgericht bei Alsenborn

Die Beholzungsrechte des Waldes wurden bereits 1390 im Stumpfwaldweistum festgeschrieben.[2] Sie überdauerten nicht nur das Spätmittelalter, sondern auch größere Herrschaftswechsel in den folgenden Jahrhunderten. So erfolgte nach der Französischen Revolution ab 1797 die Zuordnung zum Staatsgebiet Frankreichs, nach Napoleons endgültiger Niederlage ab 1816 zum Königreich Bayern. Sogar bis in die heutige Zeit gelten die Rechte fort.

Insbesondere die Einwohner der Neunmärker – neun Gemeinden, deren Gemarkungen nacheinander an den Eisbach angrenzen – durften sich im Stumpfwald mit Bauholz versorgen. Es waren dies Mertesheim, Grünstadt, Asselheim, Mühlheim, Albsheim, Heidesheim, Colgenstein, Obrigheim und Obersülzen. Weitere Rechteinhaber waren die Einwohner von Ramsen, Hettenleidelheim, Eisenberg und Stauf, weil diese Gemeinden zum Kloster Ramsen bzw. zur Herrschaft Stauf gehörten, die sich das Eigentum am Stumpfwald teilten. Einwohner von Wattenheim hatten nur dann Beholzungsrecht, wenn sie ein „Hornviehgespann“ ihr Eigen nennen konnten.[2]

Der französische Staat, das Königreich Bayern und die Bundesrepublik Deutschland versuchten immer wieder vergeblich, das Eigentum am Stumpfwald zu erlangen. Zuletzt 1989 obsiegte in einem Rechtsstreit der nach dem Zweiten Weltkrieg gegründete Zweckverband der am Stumpfwald berechtigten Gemeinden (Neunmärkerei) und erstritt vom Bundesland Rheinland-Pfalz die Herausgabe von Walderträgen in Höhe von 420.000 DM. Als auch die Gemeinde Wattenheim ihren Anteil hieran einforderte, wollten die Neunmärker zunächst gerichtlich geklärt wissen, ob die Waldbewirtschaftung mit Traktoren statt mit Zugtieren überhaupt unter das alte Weistum falle. 1990 wurde ein Vergleich geschlossen, der die Wattenheimer an dem Ertrag beteiligte, jedoch die Frage Zugtier/Zugmaschine offen ließ.[2]

Sehenswürdigkeiten

Stumpfwaldbahn am Bahnhof Eiswoog

Sehenswürdigkeiten im Stumpfwald sind die museale Stumpfwaldbahn, drei Brückenbauwerke der regionalen Eistalbahn, der Eiswoog-Stausee und das Stumpfwaldgericht.

Literatur

  • Hans Feßmeyer: Der Stumpfwald bei Ramsen. 1. Auflage. Ramsen 1956 (2., erw. Auflage, bearb. und komm. von Manfred Stumpf. Ramsen 1999).
  • Dorothee Rüttger-Mickley: Die „Neunmärker“ und der „Stumpfwald“. Kein Holzrecht ohne „mene“ oder Altes Recht in neuer Zeit. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Bad Dürkheim. Band 10, 1992, S. 269–271.

Einzelnachweise

  1. Hans Feßmeyer: Der Stumpfwald bei Ramsen. Ramsen 1956
  2. a b c Roland Happersberger: Gut Holz – passé. In: Die Rheinpfalz am Sonntag, Ludwigshafen, 14. September 2008

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