Super-Erde

Super-Erde

Super-Erde ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für einen großen extrasolaren terrestrischen Planeten. Es ist zu beachten, dass sich die Bezeichnung lediglich nach der Masse richtet, jedoch keine Aussagen zur Oberflächenbeschaffenheit oder Bewohnbarkeit des Planeten macht. Dem geläufigsten Maßstab zufolge muss dieser mindestens so schwer wie die Erde, aber leichter als der Planet Uranus sein, dementsprechend die 1- bis 14-fache Erdmasse aufweisen. Andere gängige Definitionen setzen die 1- bis 10- bzw. 5- bis 10-fache Erdmasse voraus.[1][2] Des Weiteren wird der Planet allgemein durch den von ihm umkreisten Stern ausreichend bestrahlt, da er als kalter Planet dieser Größe in dieser Systemanordnung nur wenig Gas verlieren und zu einem Gasplaneten werden würde.[3]

Es gab vereinzelte Entdeckungen von Super-Erden seit der Entdeckung von Gliese 876 d durch ein von Eugenio Rivera geleitetes Team. Das Sonnensystem enthält keine vergleichbaren Planeten, der größte terrestrische Planet des Sonnensystems ist die Erde; alle größeren Planeten haben mehr als 14 Erdmassen.

Verschiedene andere Planeten, wie zum Beispiel Mu Arae d, wurden aufgrund von Computersimulationen als Super-Erden vorgeschlagen, wobei sich diese Vermutungen jedoch als falsch herausstellten.

Inhaltsverzeichnis

Nachweis

Aufgrund mangelnder Genauigkeit der Messverfahren konnte bei den meisten extrasolaren Planeten, welche in die Gruppe der Super-Erden eingeordnet wurden, bisher keine erdähnliche Natur zweifelsfrei nachgewiesen werden. Bei Planeten mit Massen von weniger als etwa 14 Erdmassen ist es schwierig zu entscheiden, wann eine eventuell vorhandene dichte Gashülle nicht mehr als dichte Atmosphäre, sondern als Gasmantel um einen festen Kern gewertet wird (Gasplanet). Um zu entscheiden, ob es sich um einen Gesteinsplaneten oder um einen so genannten heißen Neptun handelt, ist es erforderlich, die mittlere Dichte des Objekts möglichst genau zu bestimmen. Dies ist sehr schwierig, da es sich bei der bekannten Planetenmasse aufgrund der vernachlässigten und oft unbekannten Inklination meist nur um die Untergrenze der möglichen Masse handelt.

Der erste zweifelsfrei nachgewiesene extrasolare Gesteinsplanet ist der Anfang 2009 entdeckte Planet CoRoT-Exo-7 b. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass viele weitere der aufgelisteten "Super-Erden" eine terrestrische Struktur besitzen.

Entdeckungen

siehe auch Liste der Super-Erden

Erste Super-Erde

Die ersten Super-Erden wurden von Wolszczan und Frail um den Pulsar PSR B1257+12 im Jahre 1991 gefunden. Die Pulse des Sterns kamen mit regelmäßigen Verzögerungen an, was die Wissenschaftler darauf hinwies, dass er von zwei Trabanten begleitet wird. Die zwei äußeren Planeten von insgesamt vier entdeckten Trabanten des Systems besitzen ungefähr 4 Erdmassen, also zu klein für Gasplaneten.

Weitere entdeckte Super-Erden

Die erste Super-Erde um einen Hauptreihenstern wurde durch ein von Eugenio Rivera geleiteten Team im Jahr 2005 entdeckt. Der Planet umkreist Gliese 876 und wurde als Gliese 876 d bezeichnet (zwei Jupiter-große Planeten waren zuvor im selben System entdeckt worden). Er hat Schätzungen zufolge minimum knapp 6 Erdmassen und eine sehr kurze Umlaufzeit von nur zwei Tagen. Durch die große Nähe von Gliese 876 d zu seinem Stern hat seine Oberfläche eine Temperatur von 650 Kelvin. [4]

Zwei weitere Super-Erden wurden im Jahr 2006 entdeckt: OGLE-2005-BLG-390Lb mit minimum 5,4 Erdmassen, welcher mit der Microlensingmethode entdeckt wurde, und HD 69830 b mit wenigstens 10 Erdmassen.[1] Beide Exoplaneten umkreisen jeweils einen Hauptreihenstern, einen so genannten Roten Zwerg.

Im Juni 2008 gab David P. Bennett die Entdeckung des bislang kleinsten Exoplaneten, MOA-2007-BLG-192-Lb, bei einer Tagung der amerikanischen astronomischen Gesellschaft bekannt.[5] [6] Diese Super-Erde hat nur 3,3 mal so viel Masse wie die Erde und umkreist einen Braunen Zwerg im Sternbild Schütze. Der etwa 300 Lichtjahre entfernte Planet besteht vermutlich zum größten Teil aus Eis und Gestein und wurde durch den Microlensing-Effekt aufgespürt.

In demselben Monat teilte die ESO mit, gleich drei Super-Erden um den sonnenähnlichen Stern HD 40307 im Sternbild Maler gefunden zu haben. Der kleinste Planet des 42 Lichtjahre entfernten Sterns hat minimum nur rund 4 Erdmassen. Außerdem verkündete dasselbe Forscherteam die Entdeckung eines mindestens 7,5 Erdmassen schweren Exoplaneten um den Stern HD 181433. [7]

Anfang Februar 2009 gab die Thüringer Landessternwarte die Entdeckung eines extrasolaren Gesteinsplaneten namens CoRoT-Exo-7 b bekannt. Der nur 1,75 Erdradien große Planet wurde im Januar mit Hilfe des Weltraumteleskops CoRoT durch die Transitmethode entdeckt. Bei der Entdeckung handelt es sich um den ersten nachgewiesenen terrestrischen Exoplaneten und damit um die erste zweifelsfreie Super-Erde. Mit einer Umlaufzeit von nur etwa 20 Stunden bricht der Planet einen weiteren Rekord. Aufgrund seiner geringen Masse von etwa 6 - 11 Erdmassen und seiner Nähe zum Mutterstern ist es nahezu unmöglich, dass es sich um einen Gas- oder Eisriesen handelt. Damit muss es sich um einen erdähnlichen Planeten handeln. [8][9]

Ebenfalls im Januar entdeckt wurde die Super-Erde HD 7924 b mit einer Minimalmasse von etwa 9 Erdmassen.

Im April 2009 gab Michel Mayor des Genfer Observatoriums die Entdeckung des Planeten Gliese 581 e bekannt. Mit der nur etwa 1,9-fachen Erdmasse ist er der bislang masseärmste Exoplanet und bereits vierte Begleiter von Gliese 581. Es ist außerdem sehr wahrscheinlich, dass es sich bei Gliese 581 e um einen Gesteinsplaneten handelt; er ist nach dem Nachweis der erdähnlichen Struktur von CoRoT-Exo-7 b der beste Kandidat für einen terrestrischen Planeten. [10]

Erste Super-Erde in der Bewohnbaren Zone

Im April 2007 verkündete ein Team geleitet von Stephane Udry (ansässig in der Schweiz) die Entdeckung von zwei neuen Super-Erden um Gliese 581[11], beide in der bewohnbaren Zone, in der flüssiges Wasser existieren könnte. Gliese 581 c, der 5 Erdmassen besitzt und 0,073 AE oder 11 Millionen Kilometer von Gliese 581 entfernt ist, befindet sich am „warmen“ Rand der bewohnbaren Zone um Gliese 581, mit einer geschätzten Durchschnittstemperatur (ohne atmosphärische Effekte) von −3 °C bei einer Venus-ähnlichen Albedo und 40 °C bei einer erdähnlichen. Er ist der erste erdähnliche Exoplanet mit lebensfreundlichen Temperaturen.

Nach neueren Computermodellen einiger Wissenschaftler ist Gliese 581 c jedoch möglicherweise zu heiß um flüssiges Wasser zu beherbergen. Danach würde der Exoplanet eher der Venus ähneln und Kohlendioxid und Methan die Atmosphäre durch einen Treibhauseffekt auf über 100 °C erwärmen, sodass kein Wasser in flüssiger Form zu erwarten sei.

Dagegen ist Gliese 581 d, der bisher am äußeren Rand oder außerhalb der habitablen Zone vermutet wurde, nach Präzision der Bahndaten im April 2009 jedoch komfortabel in jener liegt, nunmehr ein ernsthafter Kandidat für flüssiges Wasser. [10]

Eigenschaften

Künstlerische Darstellung von Gliese 876 d

Durch ihre höhere Masse besitzen Super-Erden von der Erde abweichende physikalische Eigenschaften. In einer Studie über Gliese 876 d durch ein von Diana Valencia geleiteten Team[1] stellte sich heraus, dass es möglich ist aus dem durch die Transitmethode gemessenen Radius zu folgern ob es sich bei dem entdeckten Planeten um eine Super-Erde handelt. Für Gliese 876 reichen die Kalkulationen von 9.200 km (1,4 Erdradien) für einen felsigen Planeten mit großem Eisenkern bis 12.500 km (2,0 Erdradien) für einen wässerigen und eisigen Planeten. Mit dieser Spannweite an Radien könnte die Super-Erde Gliese 876 d eine Oberflächengravitation zwischen 1.9g und 3.3g besitzen. Hohe Oberflächengravitation (allgemein höher als Neptun- und Saturn-große Planeten und in bestimmten Fällen größer als Jupiter-große Planeten) ist eine herausragende Eigenschaft von Super-Erden.

Weitere theoretische Arbeiten von Valencia und anderen kamen zu dem Ergebnis, dass Super-Erden geologisch aktiver als die Erde sind, mit stärkerer Plattentektonik unter größeren Belastungen. Faktisch ergaben ihre Modelle, dass die Erde selbst ein „grenzwertiger“ Fall und gerade groß genug ist, um Plattentektonik auszubilden.[12]

Siehe auch

Quellen

  1. a b c Valencia et al., Radius and structure models of the first super-earth planet, September 2006, published in The Astrophysical Journal, February 2007
  2. Canada's orbiting telescope tracks mystery 'super Earth', Hamilton Spectator, Peter N. Spotts, 28. April 2007 (englisch)
  3. Planetary Radii across Five Orders of Magnitude in Mass and Stellar Insolation: Application to Transits, Fortney et al., April 2007
  4. 7.5 M Planet orbiting the nearby star GJj 876 Rivera et al., 2005
  5. Oasis, Online Abstract Submission and Invitation System - Program Planner
  6. [0806.0025] A Low-Mass Planet with a Possible Sub-Stellar-Mass Host in Microlensing Event MOA-2007-BLG-192
  7. ESO Science Release No. 19/08: June 16, 2008 A Trio of Super-Earths
  8. TLS-Tautenburg: "Venustransit" bei Corot-Exo-7, 3.Februar 2009
  9. Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt: CoRoT entdeckt extrasolaren Gesteinsplaneten, 3.Februar 2009
  10. a b Gesteinsplanet entdeckt, Wasserwelt vermutet, 21. April 2009
  11. Udry et al.: The HARPS search for southern extra-solar planets, XI. An habitable super-Earth (5 M) in a 3-planet system. In: Astronomy and Astrophysics. preprint, 2007, S. preprint
  12. CfA Press Release Release No.: 2008-02 January 09, 2008 Earth: A Borderline Planet for Life?

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